Seite 1 von 3
Anfängerfrust beim Schärfen
Verfasst: So 27. Jun 2004, 18:19
von Gerhard
Hallo Forum,
ich versuche seit einigen Wochen mein Hobby auf die Füße zu stellen. Mit anderen Worten: Kreissäge, Fräse, Schleifmaschine (diverse) kenn ich, wozu waren nochmal Hobel und Stechbeitel gut?
Mittlerweile habe ich sowas wie eine Grundausstattung zusammen, zum Teil altes Werkzeug von meinem Vater.
Damit kommt auch das Problem mit dem Schleifen. Nach einiger Recherche im Netz, unter anderem woodworking.de, habe ich es mit Wassersteinen und Schleifführung probiert. Einem Schruppstein und einem 1000/6000´er King Kombi. Mit dem Schruppstein wollte ich die alten Stechbeitel und Hobelmesser abrichten, um sie dann neu zu schärfen (das wurde alles mal am Schleifbock freihändig ge-/verschliffen). Die neue Fase aufzubauen dauert schier ewig. Und die Spiegelseite ist einfach hoffnungslos.
Mache ich da was falsch ?
Gibt es da eine vertretbare "Abkürzung" ?
Ich will mit dem Werkzeug arbeiten, keine Schleifmeditation durchführen.
Bei einem Stechbeitel habe ich schlicht die Nerven verloren und mit Naßschleifpapier auf Glasplatte gearbeitet (lag eigentlich bereit um den Stein abzurichten). Ging zumindest schnell. Übersehe ich da einen gravierenden Nachteil, oder ist das ein gangbarer Weg?
Über freundliche Hinweise und eventuell auch "unsportliche" Tricks um zu einem schnellen und annehmbaren Ergebnis zu kommen würde ich mich freuen. So wie es im Moment läuft, stehe ich kurz davor, meinen Ausflug zu den traditionellen Werkzeugen wieder abzubrechen.
Ach so: Das Budget ist durch diverse Werkzeuganschaffungen (unter anderem besagte Wassersteine) schon etwas belastet. Die 500 Euro Schleifmaschine ist also leider keine Alternative.
Danke,
Gerhard
Re: Anfängerfrust beim Schärfen
Verfasst: So 27. Jun 2004, 18:29
von Christof Hartge
Hallo Gerhard,
nicht aufgeben, bitte, es läuft doch schon ganz gut!
Verdorbene Spiegelseiten auf dem Schruppstein abzurichten ist wirklich kein Vergnügen. Hast du schon mal überprüft ob der noch gerade ist ?
Ich denke auch, daß gröbstes Sandpapier (ruhig 80er) auf Glas die richtige Wahl ist, wenn du gründlich zur Sache mußt. Wenn die Fläche einmal stimmt geht dann der Aufbau Richtung Politur viel schneller.
Denke auch daran, daß du diese Arbeit nur einmal machen mußt. Später muß dann nur der neue Grat weg.
Bei schlimen Standardhobeleisen führt ein einfacher Weg auch über ein neues Hobeleisen. Bei Dieter gibt es eine große Auswahl.
Wenn die Eisen einmal in Ordnung sind, brauchst du bei Wassersteinen kaum länger als 3 Minuten, um sie scharf zu halten. Das ist doch schonmal eine Aussicht, oder?
Viele Grüße, Christof.
Jedem Seinen Weg *MIT BILD*
Verfasst: So 27. Jun 2004, 18:38
von Rolf Schmid
Hallo Gerhard,
Jeder muß bei dem Schärfen seines Werkzeuges seinen eigenen Weg finden.
Viele schwören auf das "scary sharpening" mit Schleifpapier, vom Verlieren der Nerven, kann also keine Rede sein.
Ich benutzt einen Satz Wasserstein #1000, #2000, #5000, #8000 und zum Finish einen #15000. Ich muß gestehen, dass ich aber ein "Schleiffetishist" bin. Mir macht das Schleifen Spaß hat fast einen Meditativen Charakter, der Weg ist das Ziel und am Schluß wartet die Spiegelblanke , rasiermesserscharfe Schneide.
Als Beginner würde ich dir das Benutzen einer Schleifführung empfehlen, die bentutze ich bei dünnen Schneiden auch selber. die Dicken Eisen ab 4mm schleife ich Freihand, die bieten aber auch genug Auflagefläche um ein "Verunden" der schneide zu Verhindern.
Zuallerst ist es aber notwendig eine gerade Kante an der schneide zu Erzeugen. da würde ich ruhig auf grobes Schleifpapier zurückgreifen. Die Abstufung der körnungen ob Papier oder Wassersteine sollte nicht zu groß sein, sonst schleifst Du wirklich ewig.
Tröste Dich, mein Weg zur Schärfe hat auch lange gedauert, vor allem Dingen nachdem ich mir zurest alle Wassersteine hohlgeschliffen hatte.... Bis ich das Gemerkt und wiederbehoben hatte, waren natürlich auch alle Schneiden rund. Hier ist ein Diamatstein hilfreich, um die Schneiden wieder gerade zu bekommen, weil er seine Form behält ->Dieter Schmid
Mit einer Glasplatte und Schleifpapier geht das aber auch.
Besagt Schleifmaschine z.B. Tormek macht das sicher alles einfacher....
Anbei ein Bildchen meiner Schleifstation (in der Küche!!)
Es gibt übrings auf dieser Seite auch ein ausführliches Schärfprojekt, da findest du sicher jede Menge zusätzliche informationen.
Gruesse
Rolf

Re: Anfängerfrust beim Schärfen
Verfasst: So 27. Jun 2004, 18:54
von Christian Aufreiter
[
In Antwort auf #101011]
Hallo, Gerhard,
bitte gib bloß nicht auf!
Auch ich habe mich beim Abrichten der Spiegelseite immer geplagt, bis ich eines Tages zu ziemlich groben Nassschleifpapier griff. Aus meiner Sicht ist das Bearbeiten der Spiegelseite auch mit grobem Schleifpapier kein Vergnügen, aber diese Anstrengung wird belohnt!
Nassschleifpapier bietet sicher einen relativ kostengünstigen Einstieg ins Schärfen und da du ja bereits eine Glasplatte hast, würde ich vorschlagen, dass du diese Variante für die gröberen Arbeiten beibehältst. Auch manche Profis schwören auf die Scray Sharp Method, also ist diese Technik auf jeden Fall anerkannt.
Investiere noch ein paar Stunden ins Schärfen und ein pfeifender Hobel wird es dir danken!
Christian
sieh ins Schärfprojekt
Verfasst: So 27. Jun 2004, 20:15
von Friedrich Kollenrott
[
In Antwort auf #101011]
Hallo Gerhard,
weil hier jeder dieses Problem hat oder hatte, haben wir Beiträge dazu im Schärfprojekt zusammengetragen:
http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/index.htmlIch wünsche viel Erfolg. Durchhalten, es lohnt sich!
Friedrich
Re: Anfängerfrust beim Schärfen
Verfasst: So 27. Jun 2004, 20:22
von Gerhard
Vielen Dank für die vielen ermutigenden Antworten.
Der Tip, die Lücke zwischen Papier und Wasserstein nicht zu groß werden zu lassen hört sich sehr vernünftig an.
Ich denke mal, ich werde den Schruppstein ("Suehiro") ausmustern. Der schleift sich - soweit ich sowas bisher beurteilen kann - relativ schnell "uneben" und ist im Abtrag seltsamerweise nicht mit Naßschleifpapier zu vergleichen.
Bisher habe ich Naßschleifpapier in der Körnung von 80 bis 160,dann kommt der Kombistein mit 1000 auf der gröberen Seite.
Könnt Ihr mir sagen, ob sich diese Körnungsangaben von Schleifpapier und Wassersteinen irgendwie vergleichen oder umrechnen lassen ?
Nochmal Danke für den Zuspruch,
Gerhard
Re: sieh ins Schärfprojekt *MIT BILD*
Verfasst: So 27. Jun 2004, 20:50
von Gerhard
Werde ich sicher nochmal und gründlich tun.
Ich hatte mich, auch was die Auswahl der Steine anging, erstmal eingelesen.
Irgendwie hat mich dann aber doch eine Art Praxisschock gepackt.
Ein wenig off Topic:
Eventuell sind ja die alten Stechbeitel ganz interessant, mit denen ich es zu tun habe, daher mal ein Bild von zwei Exemplaren (denen mit erhaltenem Herstellerlogo). Das ist Werkzeug, das im Saarland unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg gekauft wurde, also aus der Zeit der Wirtschaftsunion mit Frankreich stammt. Der schmale Beitel trägt die Marke "Matador", der breite "Goldenberg, l´outil qui dure"
Gerhard

anderer Weg?
Verfasst: So 27. Jun 2004, 21:38
von Stefan Picker
Hallo Gerhard!
Auch wenn vielleicht einige aus diesem Forum meinen Weg nicht nachvollziehen können, ist er vielleicht eine Alternative.
Ich habe meine stumpfen Beitel (und auf denen konnte man nach Köln reiten) bei einem Freund, der eine Kirchenorgelbaufirma hat, schärfen lassen.
Da ich zeitlich oft sehr eingeschränkt bin, hatte ich damals nicht die Möglichkeit, alle selber herzurichten. Daher kam die Profischärfmaschine von meinem Kupel genau richtig.
So muss ich nun nur noch nachschärfen, was ich aber dann doch selber von Hand mache.
Ich hoffe, das ich damit nicht den "Hand-Schärf-Experten" auf die Füsse getreten bin! ;-)
Gruss, Stefan
Re: anderer Weg?
Verfasst: So 27. Jun 2004, 22:53
von Friedrich Kollenrott
klar, wenn man Eisen erst mal mit Maschinenhilfe herrichten lassen kann, dann wäre man dumm das nicht zu tun. Ein gepflegtes Eisen optimal zu schärfen, das ist ein Genuss. Ein von irgendwelchen Pfuschern verhudeltes von Hand wieder brauchbar zu machen, ist eher eine Strafe.
Friedrich
Re: sieh ins Schärfprojekt
Verfasst: Mo 28. Jun 2004, 08:05
von Wolfgang Jordan
[
In Antwort auf #101022]
Hallo Gerhard,
wenn du mehr über die Hersteller deiner Werkzeuge wissen willst, dann schau doch mal auf meine Herstellerseite:
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/index.phtmlGruß, Wolfgang