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In Antwort auf #98955]
Fuer Detlef und alle anderen, die es interessiert:
Zuerst einmal zu der DGS: Christoph hat es zutreffend wiedergegeben mit der DGS und den Dialekten, und es war nicht nur, sondern es ist in der Tat noch so, daß die Gehoerlosen in ganz Deutschland noch lange mit den unterschiedlichen Dialekten zu tun haben werden. Allzu weit moechte ich nicht ausholen, aber so vor 15 Jahren ungefaehr hatten sich die Linguistiker, speziell die von der Uni Hamburg um Prof. Prillwitz mal etwas eingehender mit der DGS ( Deutschen Gebaerdensprache beschaeftigt) , welche nach und nach die LBG ( lautsprachbegleitenden Gebaerden ) ersetzte, die bis dato restriktiv an den Deutschen Gehoerlosen-Schulen durchgepaukt wurde.
Es gibt nichts Schlimmeres, als Menschen etwas aufzwingen zu wollen, was sie von Natur aus ablehnen. Versucht man, einem Blinden das Malen beizubringen, wird er es verstaendlicherweise ablehnen, da er nun mal kein Feedback von seinen Pinselstrichen bekommt. So ist es auch mit den Gehoerlosen: Kein Feedback ueber das, was aus dem Munde kommt und man allgemeinhin als Sprache bezeichnen wuerde. Dafuer gibt es die viusuelle Sprache, die gaenzlich auf Lautsprache verzichtet, die DGS eben. Nach festen Regeln und mit einer eigenen Grammatik wird munter kommuniziert und etwaige Mißverstaendnisse werden schnell durch Gestik, Mimik, Mundbild und Einfallsreichtum ausgeglichen.
Nach langen, zaehen Kaempfen fuer die eigene Sprache und Kultur haben sie es geschafft, daß sie als eigenstaendige Sprache innerhalb der deutschen Sprachlandschaft Anerkennung gefunden hat, noch gar nicht so lange her, ich glaube 2002/03 und das ist gut so.
Das Bestreben der Linguistiker aus Hamburg ( und nicht nur von dort, es gibt noch die Frankfurter, die Aachener, die Magdeburger .......), geht dahin, allgemeingueltige Regeln und Gebaerden aufzustellen, so daß z.B. die Lehrer an den berufsbildenden Schulen, aber auch die ausbildenden Betriebe, Meister, Gesellen, schlicht jeder, der mit Gehoerlosen etwas zu tun hat, auch die richtigen Fachgebaerden benutzen kann, online ein tolles Nachschlagewerk vorfindet, und das nicht nur fuer das Holzhandwerk. Was hatte ich mich gefreut, daß das sogar der Zeitschrift "LIGNUM" einen kleinen Beitrag wert war.
Jetzt oute ich mich selbst als einer von "Denen", ja, ich bin gehoerlos, von klein an, habe eine tolle hoerende Frau an meiner Seite und eine kleine Tochter, die von mir das Wort " Hobel " in Gebaerdensprache beigebracht bekommen hatte. Saege und Hammer zu gebaerden, das ist absolut kein Problem fuer sie mit ihren 2 Jahren - und was war ich stolz, als eines von ihren ersten Woertern " Abi " war, so im zarten Alter von 1 Jahr oder noch frueher, fuer mich sah es so aus, als ob sie den wahren Zungenbrecher "Abrichtdicktenhobelmaschine" nachsprechen wollte. Hatte mir damals die schoene Hombak ADH gekauft. Vielleicht werde ich das Glueck haben, so wie Berthold, daß meine "Kleene" mal einen holzhandwerklichen Beruf ergreifen wird, so wie mit seinem Raphael, schoen waere es
Ach ja, wenn jemand weitere Fragen haben sollte, dann kann er mich gerne kontaktieren
Steff, der es schoen findet, keine Micky-Maeuse tragen zu muessen und dem Laerm ueberhaupt nichts anhaben kann