The taming of a shrewed board, Teil 6

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christof Hartge
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The taming of a shrewed board, Teil 6

Beitrag von Christof Hartge »


6. Die zweite Hirnholzkante /zugleich Ablängen des Brettes

Wenn die zweite Hirnholzkante abgerichtet wird, gilt es besondere Aufmerksamkeit walten zu lassen. Denn das jetzt eingehaltene Maß ist als endgültig zu betrachten. Holz läßt sich wunderbar in der Breite verleimen, aber nicht in der Länge.
Man muß sich auch darüber Gedanken machen in welcher Hinsicht die Länge genau sein soll. Ich unterscheide zwischen dem absoluten und dem relativen Maß. Absolut soll dieses Brett 67 cm lang werde. Relativ steht dieses Brett vielleicht in Beziehung zu anderen Brettern. Das ist dann der Fall wenn es sich um das gegenüberliegende Brett einer Rahmenkonstruktion handelt, oder die gegenüberliegende Seite eines gezinkten Kastens. Wenn man sich das vor Augen führt wird sofort klar, daß es oft viel wichtiger ist, daß bestimmte Bretter gleichlang sind, während es in zweiter Linie wichtig ist, wie lang genau sie sind.

Das hier gezeigte Brett wird ein Boden werden, also ist diese Unterscheidung hier in diesem Fall nicht so wichtig, meistens ist es anders. Also, das Brett soll 67 cm lang werden:



Wenn man erst mal glatte Oberflächen hat, steige ich auf mein Taschenmesser als Anreißwerkzeug um. Bleistiftstriche sind viel zu ungenau.
Neben den ersten richtigen Strich setzte ich einen zweiten, parallelen Strich, an dem werde ich mit der Säge entlang sägen. Es ist also ein Sicherheitsabstand eingebaut. Wie groß man den wählt hängt davon ab, wieviel man seiner Säge an Genauigkeit zutraut, bzw. , wieviel Zeit man auf das Hirnholzhobeln verwenden möchte. Wer sich da nicht sicher ist gibt halt 2 mm dazu, ich lasse einen halben Millimeter stehen. Der ist nachher schnell weg:




Christof Hartge
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Re: The taming of a shrewed board, Teil 6

Beitrag von Christof Hartge »


Wenn ich genau sägen will dann sehe ich zu, daß ich mir selber eine Sägeführung säge. Mal halte ich die Säge recht steil:



So ist es einfach die Vertikale einzuhalten. Dann ziehe ich den Schnitt flach am Riß herunter:



So wird die Horizontale genau. Die Säge muß durch die Flanken des bisherigen Schnittes geführt werden.



So sah es kurz vor Vollendung des Schnittes aus.


Christof Hartge
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Re: The taming of a shrewed board, Teil 6

Beitrag von Christof Hartge »


So sieht die erste Prüfung nach dem Sägen längs aus:



und so quer



Das Brett kommt auf die Hobelbank. Das nun folgende Verfahren ist genauso wie bei der ersten Hirnseite. Nur muß man auf den Längenriß zusätzlich achten. Der ist aber eigentlich eine Hilfe weil damit ein rechter Winkel schon mal vorgegeben ist. Auf jeden Fall: Wenn man gut gesägt hatte, ist jetzt nicht mehr viel zu tun.

Auch Hirnholz hat seine Schönheit. Schaut mal hier, da ist ist der Huppel in der Mitte schon glatt, rechts und links ist die Fläche noch sägerauh.



Übrigens, wer nicht hören will muß fühlen. Man soll eben nicht bei Hinholz über die Kante hobeln. Wer es dennoch tut, wie ich, dem droht folgendes:



Ist aber nicht schlimm. Sowas läßt sich im weiteren Bearbeitungsprozess meist leicht zum Verschwinden bringen. Am besten man läßt es jetzt erstmal in Ruhe.

Ansonsten gilt: auch diese Hirnholzkante ist jetzt rechtwinklig und auf genau 67 cm zugeschnitten.




Christof Hartge
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Nein, hier ist das richtige

Beitrag von Christof Hartge »




Arnd

Re: The taming of a shrewed board, Teil 6

Beitrag von Arnd »

[In Antwort auf #98843]
Hallo Christof,

auch von mir ein herzliches Danke für deine tollen Beiträge, - ich konnte viel lernen.

Eine Frage: Hast du keine Angst, dass sich das breite Brett verwirft? Mir sagte ein Schreiner, dass man breite Bretter immer in der Mitte (mindestens) durchsägen und dann umgekehrt wieder aneinander leimen sollte.

Viele Grüße

Arnd

Christof Hartge
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Re: The taming of a shrewed board, Teil 6

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Arnd schau mal hier:


Das Füllungsbrett ist 49, 2 cm breit aus einem Stück und steht wie eine Eins in seiner Rahmenkonstruktion.

Ich habe den erwähnten Ratschlag auch nie verstanden. Wenn man das Holz in eine entsprechende Konstruktion einbaut kann man auch große Flächen am Stück verwenden. Auf diese Art und Weise ist es möglich die schönen Fladerungen der Seitenbretter zur Geltung zu bringen.
Anders ist es nur bei Mittelbrettern, da muß der Kern weggeschnitten werden.

Viele Grüße, Christof



Bernhard Dirr
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: The taming of a shrewed board, Teil 6

Beitrag von Bernhard Dirr »


Hallo Christof,

erst mal ein dickes Kompliment und ein herzliches Dankeschön für Deine Mühe, uns weniger versierten Holzwerkern ein Beispiel zu geben. Ganz ehrlich: Das ist buchreif! Danke!

Die Frage, ob und ab welcher Breite man ein Brett auftrennen sollte, beschäftigt mich auch. Im Grundsatz würde ich Dir mit Deiner Empfehlung zustimmen, mit einem kleinen Unterschied: Mittel- oder Mittenbretter stammen nach meinen Verständnis nicht aus dem Zentrum oder dem Herzen eines Baumes (Herzbretter), enthalten also nicht die Markröhre, die natürlich entfernt werden muss. Ein Mittenbrett ist m.E. das Brett NEBEN dem Herzbrett. Es hat die Eigenschaft, dass es sich beim Trocknen in erster Näherung V-förmig verzieht (und nicht so sehr rund wie die Seitenbretter). Ein derartiges Brett nicht aufzutrennen wäre zumindest enorme Verschwendung (wenn nicht sogar fast unmöglich): Beim Auftrennen erhält man nämlich zwei weitgehend gerade/ebene Stücke (mit fast stehenden Jahresringen), die ohne großen Dickenverlust weiterbearbeitet werden können. Anders wäre es, wenn ich ohne Auftrennen die V-Form einebnen müsste.
Sehe ich das falsch?

Und zum Abschluss muss ich es nochmal loswerden: Obwohl ich jede Menge Literatur habe - sowas wie Dein Beitrag hat mir schon lange gefehlt! (Und ausserdem: Wo sonst bekommt man so einen reizvollen Kontrast geboten, wenn im Vordergrund ein Fuchschwanz am Werke ist, und im Hintergrund die Werke der Weltliteratur diesem Schauspiel ihren Respekt zollen :-))

Gruß,
Bernhard


Philipp
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Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Mittelbretter

Beitrag von Philipp »


Hallo Christoph,

"Anders ist es nur bei Mittelbrettern, da muß der Kern weggeschnitten werden."

Hier sprichst du etwas an, das ich nicht ganz verstehe. Gerade ein Mittelbrett sollte sich doch so gut wie gar nicht werfen, da sich das Verziehen in beide Seiten ausgleicht. Somit sollte doch ein Brett aus der Mitte des Baumstamms besonders dafür geeignet sein, für große Bretter verwendet zu werden.

Was macht aber Mittelbretter so unattraktiv? Ist der Kern besonders labil?

Gruß, Philipp


Arnd

Re: The taming of a shrewed board, Teil 6

Beitrag von Arnd »

[In Antwort auf #98857]
Hallo Christof,

ah, ich verstehe. Die Spannungskräfte des Holzes werden von dem Rahmen aufgefangen.

Mit der Frage welches Brett aus dem Stamm wo verarbeitet werden kann hatte ich mich aus konstruktiver Sicht noch nicht wirklich befasst. Ich habe bislang nur nach der Optik geschaut und dann Leimholzbretter hergestellt. (Welche sich dann z.T. auch noch verzogen haben).

Wiewohl sich bei deinem Beispiel auch wieder zeigt, dass die Optik erst durch die Konstuktion richtig hervorgebracht wird.

Es gibt noch viel für mich zu lernen.

Viele Grüße

Arnd


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