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In Antwort auf #98629]
b) Die Kante gerade hobeln:
Wer mit seiner Rauhbank mal eine Weile auf einer Kante feine gerade Späne erzeugt, wird feststellen, daß sie das nicht lange tut. Nach 6-10 Stößen, spätestens wird die Späne wieder unterbrochen und eine Prüfung ergibt, dass der so überaus plane Hobel eine sanfte Dünung auf die Kante gehobelt hat. In der Regel zwei weite Wellen die ihre Scheitel jeweils kurz nach dem Anfang und kurz vor dem Ende haben. Das ist konstruktionsbedingt und hat nichts mit der jeweils besonderen Ausführung des Hobels zu tun. Jeder Hobel erzeugt einen Kreisbogen, weil das Messer etwas vorsteht und das Brett nach dem Messer etwas dünner ist als nach dem Messer. Der Radius des Kreisbogens wird bestimmt durch die Spanstärke und die Länge des Hobels. Hobelmaschinen haben deshalb versetzt angeordnete Hobeltische. Das ist nun bei einem Handhobel nicht gut möglich. Man muß dem Effekt vielmehr entgegen arbeiten.
Erstens, gebe ich Druck auf den Bug, schiebe und wechsele den Druck auf das Heck des Hobels. Am besten macht man die Augen zu - kein Scherz. Man muß sich eine gute Hobelbewegungg wie das Nachfahren einer Welle vorstellen: Am Anfang rein mit dem Bug, in der Mitte etwa gleiche Gewichtsverteilung und zum Ende hin nach oben herausfahren. Das gilt eigentlich für das Hobeln generell, aber für die Rauhbank eben besonders.
Zweitens, sollte man mit der Rauhbank, wenn es um Kanten geht, ganz entgegen ihrem Namen allerfeinste, durchgehende Späne erzeugen. Denn je dicker der San desto stärker wird der Kreisbogen ausfallen. Und das Messer muß rattenscharf sein. Deshalb schärfe ich es grundsätzlich vor dieser Operation. Mag ein Tick von mir sein, hilft aber vielleicht der Konzentration. Beim Einsetzten des Messers bitte auf genaue horizontale Fluchtung achten. Kleinste Abweichungen, die man sonst nicht spürt, werden sich jetzt bemerkbar machen:

Drittens, richte ich die Kante so gut als möglich mit dem Doppelhobel her. Und mache mit der Rauhbank nur noch 2-4 Stöße und bin fertig. Die Enden des Kreisbogens, die der Doppelhobel hinterlassen hatte, werden auf diese Weise aufgeschnitten und eine nahezu plane Fläche bleibt. Eine ganz, ganz leichte Höhlung ist für Leimfugen sogar wünschenswert, wenn bloß die Enden nicht offen sind.
Die Späne soll so aussehen:

Nicht ganz perfekt. Die Späne hat sich gerollt, ich konnte sie deshalb auch nicht komplett vor euch auslegen. Das beste Zeichen ist es, wenn sie gerade aus dem Kasten pfeift. Dazu gibt es ein tolles Bild in Spannagel "Der junge Schreiner". Aber mir genügt es für heute.
So, und jetzt zur Endkontrolle mit der Wasserwaage:

Wer sich in das Bild hinein zoomt, wird einen ganz feinen Lichtspalt entdecken. Der wäre gerade richtig zum fügen.
Und ein kleiner Test auf der Hobelbank. Ich lege das Brett auf seine Schmalseite:

Es liegt auf der ganzen Länge satt auf. Da ist kein Spalt.
und mal von der Seite gesehen:

Damit ist auch das geschafft, wenn erst Mal die erste Hirnseite gerichtet ist, ist der Rest nur noch Routine. Zum Schluß möchte ich noch Hinweise auf alternative Methoden gebe, mit denen ich keine großen Erfahrungen habe.