Noch einmal Zinnintarsien *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Berthold Cremer
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Noch einmal Zinnintarsien *MIT BILD*

Beitrag von Berthold Cremer »


Das mit dem Zinn im Holz hat mir keine Ruhe gelassen. Nun habe ich es probiert.
In eine Stück Holz, das ich als Birke bekommen habe (bin nicht sicher ob es wirklich Birke ist), habe ich eine Rille geschnitten. Die Rille habe ich schwalbenschanzförmig gemacht.
Dann habe ich flüssiges Zinn in die Rille gegossen. Das Holz ist dabei nicht verbrannt. Das Zinn stand dann etwa 2 Millimeter über dem Holz. Danach habe ich das Holz wieder in die Drechselmaschine eingespannt und das Zinn und das Holz plan gedrechselt. Es geht wunderbar. Das Zinn ergibt lange dünne Späne. Das Ergebnis kann man auf dem Foto sehen. Ich könnte mir übrigens auch vorstellen, dass man Zinn auch mit einem Hobel ganz vorsichtig bearbeiten kann.

Gelernt habe ich dabei aber auch. Man muss genügend Zinn verflüssigen, damit man die Rille in einem Guß machen kann, da man die Ansatzstücke sonst sieht. Außerdem sollte man darauf achten, die Wangen der Rille glatt zu machen, damit das Zinn schön mit dem Holz abschließt.

So eine Zinnintarsie kann ich mir gut bei gedrechselten Schmuckstücken vorstellen. Das kommt auf die unendliche List der Dinge, die ich auch mal machen möchte . . .

Gruß
Berthold


Detlef Fallisch
Beiträge: 418
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Re: Noch einmal Zinnintarsien

Beitrag von Detlef Fallisch »


Echt geil!!!
Detlef

Bernhard Kühnen

Re: Noch einmal Zinnintarsien

Beitrag von Bernhard Kühnen »


Nicht schlecht Berthold,

Gruß
Bernhard

Josef Hillebrand

Re: Noch einmal Zinnintarsien

Beitrag von Josef Hillebrand »

[In Antwort auf #97562]
Hallo Berthold

eine alte ornamentale Oberflächentechnik ist das "Zinnreifen". Dabei wird Zinn gegen ein rotierends Werkstück gedrückt. Da Zinn einen relativ niedrigen Schmelzpunkt hat, wird es durch die entstehende Wärme flüssig und verbindet sich mit dem Holz.
Diese Technik ist in einigen Büchern zum Thema Drechseln beschrieben.
Die Zinnlegierung soll ein bestimmtes Mischungsverhältnis haben.
Die Umlaufgeschwindigkeit, die Holzart und die Andruckgröße spielen dabei auch eine große Rolle.

Mfg Josef Hillebrand

Martin Krenzer
Beiträge: 116
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Noch einmal Zinnintarsien

Beitrag von Martin Krenzer »

[In Antwort auf #97562]
Hallo,
das sieht toll aus! Ich hatte auch schon mal in einem alten Drechselbuch vom "Zinnreifen" (s. Beitrag von Josef) gelesen. Leider war das Buch nur geliehen und ich komme da nicht mehr dran.
Damals hatte ich allerdings erst mit dem Drechseln angefangen und mir um solch exklusive Dinge keine Gedanken (oder besser: Kopien) gemacht. Kannst du Angaben zu dem Zinn machen? Handelt es sich um Lötzinn für Dachrinnen oder anderer Sanitär-Lot? Ist es reiner Zinn?

Mit bestem Dank für deine Antwort

Martin


Dietrich
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Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Noch einmal Zinnintarsien

Beitrag von Dietrich »


Hallo Berthold,

sieht aber richtig gut aus Dein Zinnreifen!

Und verbrannt ist auch nichts, was ist eigentlich wenn mal ein Tropfen danebengeht?

Gruß Dietrich


Dieter Macher

Re: Noch einmal Zinnintarsien & Glückwunsch

Beitrag von Dieter Macher »

[In Antwort auf #97562]
Hallo Berthold,

Meinen Glückwunsch zu Deiner ersten Zinnintarsia - sieht wirklich Klasse aus!

Gruss Dieter Macher

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Noch einmal Zinnintarsien

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #97562]
hallo Berthold ,
gute Arbeit, Deine Zinn-Intarsie. Diese Technik wurde früher auch beim Bau von Dudelsäcken benutzt und ist zum Beispiel in dem Buch von Pavel Czip beschrieben.
Ich selbst habe es noch nicht gemacht.
Was ich versucht habe, ist das Zinnreifen, das in anderen Beiträgen angesprochen wurde. Lötzinn mit 50 % Bleianteil geht ganz gut. Man muss mit der Umdrehungsgeschwindigkeit und dem Andruck etwas experimentieren, auch die Art des Holzes spielt eine Rolle. Leider wurde bei meinen Stücken nach einiger Zeit das Metall dunkelgrau, so dass es nicht mehr schön aussah.

Die Technik ist übrigens in beiden Büchern von Steinert beschrieben.

viele Grüsse
reinhold

Franz Kessler
Beiträge: 2302
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Noch einmal Zinnintarsien

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Berthold!
Einfach Toll, sieht gut aus
Gruß Franz

Berthold Cremer
Beiträge: 726
Registriert: Mo 28. Mär 2016, 13:19
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Re: Noch einmal Zinnintarsien

Beitrag von Berthold Cremer »

[In Antwort auf #97562]
Hallo!
Es freut mich, daß meine Zinnexperimente so positiv aufgenommen werden. Da Interesse besteht, erzähle ich noch etwas dazu.

Zur Zeit habe ich gerade das "Handbuch Drechseln" von Gottfried Böckelmann geliehen. Dort gibt es zwei kurze Absätze über Zinnintarsien, bzw. Zinnreifen. Zum Zinnreifen schreibt Böckelmann, dass man den Schmelzpunkt des Zinn mit "kräftiger" Beimischung von Wismuth herabsetzen kann. (Mann nennt es wohl auch Bismut und kann es anscheinend auch ohne ‚h' schreiben.) Damit das Zinn nicht vergraut - Reinhold hatte es angesprochen - sollte noch 3 - 5 % Silber in die Legierung gegeben werden. Ich finde übrigens das grau hat auch seinen Reiz - es wirkt so antik.
Nun habe ich auch noch im großen Steinert nachgelesen und er schreibt von Blei in der Legierung. Wahrscheinlich hatte jeder Meister sein eigenes Kochrezept.
Beim Zinnreifen ist mir noch nicht ganz klar, wie das Zinn im Holz hält und ob das flüssige Zinn nicht wieder durch die Zentrifugalkraft herausgeschleudert wird.

Die Zinnintarsie - so wie ich sie gemacht, habe empfand ich als unkritisch. Nun muß ich sagen, daß ich relativ viel Erfahrung mit flüssigem Zinn habe, da ich in den vergangenen 25 Jahren schon recht viel gelötet habe - mit Flamme und Kolben. Ich habe noch ein paar dicke Zinnstangen von meine Urgroßvater, der Spenglermeister war, und davon habe ich für die Intarsie genommen. Ich kann also nichts über die Zusammensetzung des Zinns sagen.
Flüssiges Zinn hat eine recht hohe Oberflächenspannung, deshalb habe ich die Rille etwa 5 mm breit gemacht. Aus diesem Grund auch mein Hinweis mit den glatten Wange, denn das Zinn umfließt einzelne Holzfasern nicht. Vielleicht kann man das mit einer entsprechenden Legierung auch verbesseren.

Wenn ein paar Tropfen daneben gehen, ist das überhaupt kein Problem. Die kann man im kalten Zustand mit dem Messer abscheiden oder später abdrehen. Das ganze Stück sah nach dem Gießen ziemlich wild aus, aber man kann das alles prima abdrehen.
Noch ein Hinweis. Beim Schleifen muß man vorsichtig sein, der Zinnstaub verschmutzt das Holz sehr.
Übrigens schreibt Steinert auch, daß man leichte Fehlstellen beim Guß mit dem Lötkolben ausbessern kann.

Gruß
Berthold


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