Auswahl von Handhobel für den Anfänger
Auswahl von Handhobel für den Anfänger
Seit einiger Zeit befasse ich mich zum beruflichen Ausgleich mit Holzarbeiten. Durch verschiedene nicht immer positive Erfahrungen mit Maschinen und durch entsprechende Artikel im Netz möchte ich mich aber zukünftig etwas mehr mit echtem Handwerkzeug und ein paar kleineren Möbelprojekten befassen.
Deshalb habe ich in letzter Zeit möglichst alle Artikel gelesen und Informationen gesammelt, die sich mit Hobeln befassen. Aber nach dieser Lektüre bin fast so klug wie zuvor.
Zumindest eins ist sicher ich möchte mit mir Eisenhobeln zulegen. Aber auch da bin ich durch unterschiedliche Artikel verunsichert. Also ergeben sich für mich folgende Fragen:
1. Größe des Hobels
Welche Größe ist für den Anfänger am besten?
2. Mir wurde von einem Stanley oder Record Hobel abgeraten da dieser für einen Anfänger zu schwer einzustellen sei. Statt dessen wurde mir der teuere Clifton Hobel vorgeschlagen.
Das es sich hier alleine schon preislich und qualitätsmäßig um verschiedene Welten handelt ist mir klar. Aber ist der Clifton in der Handhabung wirklich so einfach?
3. Wenn man sich in der etwas billigeren Welt orientieren will wie ist der Unterschied zwischen den Stanley und Record Hobeln einzustufen und in welchen Verhältnis steht die Marke Kunz dazu?
4. Kennt irgendjemand einen vernünftigen Kurs zum Umgang mit Handhobeln?
Dies sind nun eine Menge Fragen. Trotzdem wäre ich froh wenn irgend jemand ein paar Tips für mich hätte.
Im Voraus vielen Dank und beste Grüße
Hans-Joachim
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- Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09
Re: Auswahl von Handhobel für den Anfänger
Hallo Hans Joachim,
erst einmal willkommen hier im Forum. Ich freue mich besonders, in Dir jemenden gefunden zu haben, der mit eisernen Hobeln arbeiten will und sich damit der qualifizierten Minderheit zugesellt. Die Mehrzahl der Leute hier hobelt mit Holzscheiten mit drangeklemmten Eisen und hält das für Hobel. --- War nurn Witz, vielleicht kein guter, man möge es mir verzeihen.
Ernsthaft zu Deinen Fragen:
1.: Hobelgröße: Wenn Du davon ausgehst, das Du nur Flächen glatthobeln willst, ist ein #4 sicher richtig. Willst Du aber auch (kleinere) Teile damit abrichten, dann ist ein #5 besser. Der gilt eigentlich als der universellere Hobel, ich hab auch mit so einem angefangen.
2.+ 3.: Stanley, Record, Kunz- Ich habe da keinen genauen Überblick. Meine Hobel sind alte Stanleys (die sind gut, alle erschreckend preiswert über ebay aus England / USA) und ein paar speziellere Lie- Nielsens (die sind hervorragend). Einen neuen Kunz, der bei mir gelandet war, habe ich in den Schrott getan (wirklich). Ich habe mal aus Versehen einen neueren Stanley über ebay gekauft, der war schrecklich. Die aktuellen Modelle aller drei genannten Marken haben Plastikgriffe, das finde ich schon schlimm, außerdem sind sie in der Regel sehr ungenau gefertigt (wie man hört, von Kunz weiss ich es). Auch die Qualtät der Eisen ist sicher nicht lobe den Herrn.
Am besten wäre es ganz sicher, Du würdest Dir einen alten Hobel zulegen, wenn Du Dir zutraust, ihn ein bißchen herzurichten (das musst Du mit den schlechteren neuen auch, die kann man auf gar keinen Fall wirklich benutzen, so wie sie aus der Schachtel kommen). Wenn nicht, dann kann ich Dir wirklich weder zu einem Stanley noch zu einem Record noch zu einem Kunz (zu dem wohl am wenigsten) raten. Gerade als Anfänger sollte man nicht auch noch mit dem Werkzeug kämpfen müssen. Unter dem Clifton gibt es da einfach nichts. Ich habe keinen, hatte aber mal einen in der Hand, er gefiel mir sehr gut.
4. Ich kenne keinen Kurs, vielleicht weiss da jemand anders weiter. Es wäre ganz bestimmt hilfreich, wenn Dir zumindestens jemand hilft. Es geht ja nicht nur ums Hobeln, sondern auch darum, den Hobel zu schärfen. Es muss Dir klar sein: Das Schärfen musst Du auch können oder lernen, sonst wird es nichts. Vielleicht wohnst Du in der Nähe von einem, den Du hier erreichen kannst, und der Dir gern mal was zeigt? Mal so ins Blaue (in der Annahme, dass es wohl bei dem Angebot bleiben wird): Ich wohne in Extertal, in der Mitte zwischen Hannover und Bielefeld, wenn Du....
Ich wünsche dir Erfolg, und melde Dich wieder!
Friedrich
Re: Auswahl von Handhobel für den Anfänger
Hallo Hans-Joachim,
dank des momentan starken Euros kann man sich auch folgendes überlegen:
http://www.leevalley.com/wood/page.asp?page=45204&category=1,41182&ccurrency=2&SID=
Die Firma ist sehr angesehen und im Geschäfsgebahren absolut integer. Die Hobel sind sicherlich vom Preis-Leistungsverhältnis sehr attraktiv. Ich selber besitze leider keinen, sondern nur alte Stanley oder einen neuen Record Hobel. Dem habe ich ein Clifton-Eisen spendiert, die Sohle abgerichtet und Holzgriffe gefertigt. Ich bin damit jetzt sehr zufrieden, würde aber in Zukunft lieber gleich ein besseres Modell kaufen.
Ich rate Dir zu dem L-V #4 1/2 und die #6. Die Hobeleisen sind austauschbar zwischen diesen Modellen. Kaufe ein Ersatzeisen zu, das Du dann mit einem 'back-bevel' versehen kannst, wenn Du einen höheren Schneidwinkel benötigst. Solltest Du lieber in Deutschland kaufen wollen, würde ich Dir zu den Clifton Hobeln raten, die Du hier bei Dieter Schmid bekommst (auch eine integere Firma :-) ).
Sollte Dir der Preis für diese Hobel zu hoch sein (Du hast mein volles Verständnis), solltest Du lieber Holzhobel verwenden. Primus-Hobel von ECE haben auch Einstellschrauben, obwohl man sich auch an den Keil gewöhnen kann. Lediglich beim Putzen von schwierigen Oberflächen, ist die Feineinstellung sehr hilfreich, aber mit Geduld geht's auch ohne.
Wie schon erwähnt ist das Schärfen die Voraussetzung für erfolgreiches Hobeln. Dem Anfänger rate ich zu einer Schleifführung. Solltest Du Dir japanische Wassersteine zulegen wollen: Kaufe keine Kombisteine und keinen Schruppstein. Beginne mit Körnung 800. Schruppsteine werden zu schnell hohl und sind schwer abzurichten. Zum groben Schleifen verwende ich lieber Schleifpapier. Solltest Du sowieso bei Lee-Valley bestellen, order auch gleich die grüne Schleifpaste. Auf Leder oder Holz aufgetragen, ist sie sehr effektiv.
Bis dann,
Oliver
Re: Auswahl von Handhobel für den Anfänger
Hallo Hans-Joachim,
ich habe das Hobel bei der Volkshochschule gelernt, bei uns an der VHS gibt ein Tischlermeister regelmässig Kurse für Hobbytischler (Anfänger und Fortgeschrittene) in den Räümlichkeiten der örtlichen Berufsschule. Ich habe das hobeln von der Pieke auf gelernt. Zuerst stand das schärfen auf dem Programm, dann das hobeln mit allen Typen von Hobeln.
Vielleicht gibt es ja auch bei Dir ein entsprechendes Angebot. Ich komme aus Papenburg/Emsland und hobel mit den guten alten Ulmia Holzhobeln.
Gruß
Markus
Re: Auswahl von Handhobel für den Anfänger
Hallo Oliver, Friedrich, Markus
zunächst einmal vielen Dank für Eure Informationen, die bringen mich schon viel weiter. Ist ja super wie man in diesem Forum schnell eine Antwort bekommt.
So da werde ich mich nun mal weiter um entsprechende Angebote bei verschiedenen Firmen bemühen und mich auch mal erkundigen wie das mit dem Zollformalitäten ist.
Nochmals vielen Dank und ich werde Euch informieren was ich dann gemacht habe.
In der Zwischenzeit werde ich mir wohl erst mal ein oder zwei japanische Sägen besorgen, denn irgendwie mach die Handarbeit doch etwas mehr Spaß.
Auch vielen Dank für das Angebot von Friedrich für die praktische Anleitung. Ich wohne aber in Waldbronn (BW) und dann wäre die Anreise doch ziemlich lang, aber man weiß ja nicht wohin es einen mal verschlägt. Ich würde mich dann sicher melden.
Danke Markus werde mich mal hier umsehen.
Beste Grüße
Hans-Joachim
Re: Auswahl von Handhobel für den Anfänger
Hallo Hans-Joachim,
ich kann mich der Meinung der anderen in soweit anschließen, daß es einfacher ist mit hochwertigen Hobeln zu arbeiten und diese weniger Einstellarbeiten,Tuning und Fachkenntnisse vorraussetzen.
Meiner Erfahrung nach kann man aber aus fast jedem schlechten Hobel ein funktionierendes Werkzeug machen und lernt so am besten auf was es beim Hobel ankommt.
Holzhobel kaufe ich auf dem Flohmarkt zu Preisen zwischen fünf und zehn Euro. An Metallhobel habe ich nur eine Stanley-rauhbank und zwei billige Eisenhobel von Westfalia für unter zehn Euro das Stück, deren Tuning ich im Artikel "Geiz ist doch geil" beschrieben habe.Ich möchte nicht die Qualität der Tophobel in Frage stellen sondern Alternativen nennen.Da es mir finanziell nich möglich ist Hobel für jenseits von 300 zu kaufen,möchte ich allen mit ähnlich kleinem Budget zeigen, daß das Arbeiten mit Holz nicht teuer sein muß.Ich bin aus Rheinhessen (Nähe Worms) kann dir gerne mal was zeigen.
Gruß Boris
Re: Auswahl von Handhobel für den Anfänger
Hallo Boris,
schaue mir gerne Deinen Beitrag an. Ich finde auch, dass ein Clifton an, wenn nicht über der Schmerzgrenze liegt. Vor allem wenn man gleich ein paar mehr Wekzeuge braucht.
Schaue gerne mal bei Dir vorbei. Vielleicht können wir mal was ausmachen.
Gruß
Hans-Joachim
Re: Auswahl von Handhobel für den Anfänger
Hallo Hans-Joachim,
ich besitze einen Record Nr. 4. Das war vor drei Jahren der für mich einzig erschwingliche Kompromiss aus Preis und Qualität. Allerdings muß man klar sagen, so wie das Ding aus dem Karton kommt kann man nicht viel damit anfangen.
Ich habe dann nach Anleitung aus verschiedenen Büchern (Leonard Lee "The complete guide to sharpening" und David Charlesworth "Furniture making techniques") angefangen den Hobel zu tunen.
Zunächst Läppen (Planschleifen) der Sohle und Feilen der Kontaktflächen von frog (Eisenauflage) und Hobelkörper, dann Bearbeitung des Hoblemaules. Prüfung der Seiten auf Rechtwinkligkeit (bestand bei mir zum Glück). Anschließend Feilen und Schleifen des Spanbrechers. Das war das größte Problem und scheint bei allen Record-Hobeln ein unumgänglicher Schritt zu sein. Ansonsten klemmen nämlich stets Hobelspäne zwischen Eisen und Spanbrecher ein und verstopfen das Maul.
Schließlich das Schärfen des Eisens. Das mitgelieferte Eisen ist sicherlich von eher durchschnittlicher Qualität, lässt sich aber trotzdem mit etwas Liebe ganz gut hinbringen (für mich reichts). Es gibt allerdings auch für diesen Hobel noch Eisen aus Zweischichtenstahl, mit denen sicher ein schöneres Ergebnis möglich ist.
Für die ganzen Arbeitsgänge braucht man sicherlich einen guten Tag Zeit, aber es lohnt sich. Ich habe jetzt zusätzlich auf Empfehlung eines Schreiners hin mal die Hobelsohle mit einer alten, weißen Kerze gewachst. Anschließend lief der Hobel so schön über ein Stück Kirsche, daß er mir allen Ernstes beinahe aus der Hand gerutscht wäre.
Da der Clifton Hobel gut und gerne das Dreifache kostet halte ich einen Record Hobel für einen ganz guten Kompromiss für den Einstieg. Die Beschäftigung mit dem Werkzeug beim "Tuning" ist keinesfalls verlorene Zeit, sondern bringt Verständnis und Gefühl für das Werkzeug mit sich.
Wenn man David Charlesworth glauben darf (allerdings spielt der in einer etwas anderen Liga), dann erhält man bei allem, was sich unterhalb des Preisniveaus von Lie Nielsen abspielt eh nur einen mehr oder weniger brauchbaren Bausatz, aus dem sich mit etwas Arbeit ein Hobel machen lässt.
Allerdings würde ich heute nicht noch mal eine Nr. 4 als Einstiegsmodell nehmen, sondern eine Nr. 5, oder falls zu kriegen eine 5 1/2 (wird bei Record aber nicht mehr hergestellt), da man damit doch vielseitiger ist (s. Antwort von Friedrich Kollenrott).
Was auch immer für einen Hobel Du Dir zulegst, viel Spaß damit
Herzliche Grüße
Boris
Re: Auswahl von Handhobel für den Anfänger
[In Antwort auf #97560]
Hallo Hans-Joachim,
ich stehe auch vor der Beschaffung eines Hobels als Erstausstattung. Wie weit sind Deine Übelegungen gereift? Für welchen Hobel hast Du Dich evtl. schon entschieden?
Hast Du Dich mit einer Bestellung in USA beschäftigt? Weißt Du (oder ein anderer Forumsleser) wie's geht?
Freundliche Grüße
Jürgen Stephan
Hallo Hans-Joachim,
ich stehe auch vor der Beschaffung eines Hobels als Erstausstattung. Wie weit sind Deine Übelegungen gereift? Für welchen Hobel hast Du Dich evtl. schon entschieden?
Hast Du Dich mit einer Bestellung in USA beschäftigt? Weißt Du (oder ein anderer Forumsleser) wie's geht?
Freundliche Grüße
Jürgen Stephan
Re: Auswahl von Handhobel für den Anfänger
Hallo Stephan,
ich habe mir die Meinung man solle sich mit dem Hobel von Grund auf beschäftigen und mir deshalb einen alten Stanley in England ersteigert. Ist gerade auf dem Weg zu mir. Größe 41/2.
Habe im Kollegenkreis einen gleich gesinnten gefunden, der sich mit Läppen und Hobelmesser schleifen auskennt. Ich werde mir das alles von ihm zeigen lassen und dann das Teil entsprechend überholen. Mal sehen wie es geht. Einen Clifton oder Le Nielsen kann man sich ja immer noch bestellen wenn man nicht zurecht kommt und einen entsprechenden Sponsor gefunden hat.
Ich werde dich auf dem Laufenden halten wie es geklappt hat.
Gruß
Hans