Schnittwinkel bei Hirnholzhobel
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Schnittwinkel bei Hirnholzhobel
Hallo Werkzeugliebhaber!
Warum haben eigentlich hölzerne Hirnholzhobel - man nennt sie Bestoßhobel - im Unterschied zum "normalen" lediglich eine Eisensohle bei annähernd gleichem Schnittwinkel, während Hirnholzhobel aus Metall einen ganz flachen Schnittwinkel habe?
Warum sie eine Eisensohle habe ist klar, damit die Sohle auf dem harten Hirnholz nicht so schnell verschleißt. Eigentlich würde mir ein flacher Schnittwinkel logischer erscheinen.
Übrigens, welchen Keilwinkel würdet Ihr denn am Messer eines hölzernen Bestoßhobels anschleifen?
Danke für die Antworten.
Gruß
Berthold
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Re: Schnittwinkel bei Hirnholzhobel
Ich fürchte Berthold, die einfache Antwort lautet, dass die Hersteller den Bestoßhobel nur auf Verschleißfestigkeit hin optimiert haben und die Frage des optimalen Schnittwinkels außer acht gelassen haben.
In alten Zeiten gab es in Europa den eisernen Vergatthobel mit flachem Anstellwinkel, der in etwa dieselben Aufgaben hatte, wie die modernen Flachwinkelhobel.
Es spräche nichts dagegen einen Flachwinkelhobel mit Holzkorpus zu bauen, der einen Anstellwinkel von 35 ° hätte, das wäre immer noch 2,5° flacher als der effektive Anstellwinkel von Lee-Nielsen oder Veritas. Dennoch bleibt bei den eisernen Hobeln der Vorteil des geringeren Verschleißes und die Möglichkeit durch Verändern des Fasenwinkels zugleich den Anstellwinkel zu verändern.
Da ich keinen Flachwinkelhobel besitze, würde ich gern einmal eine Begründung hören, warum der flache Winkel besser ist. Ich will's auch glauben.
Ich nehme fürs Hirnholz meinen Primus, der ganz gegen die Lehre nun auch noch 50° Anstellwinkel hat. Ist aber trotzdem ein prima Hirnholzhobel.
Viele Grüße, Christof.
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Re: Schnittwinkel bei Hirnholzhobel
Hallo Berthold,
genau die gleiche Frage habe ich vor ca. 2 Jahren einem Fachmann von Ulmia gestellt, weil ich nicht wusste, sollte ich mir einen Ulmia Hirnholzhobel mit 49° kaufen oder einen aus Metall mit 37,5°. Die Antwort des Ulmia Technikers war nicht besonders ergiebig. Im Endeffekt hat er gemeint, es wären unterschiedliche Philosophien. Heute habe ich den Hirnholzhobel von Ulmia und den Record Flachwinkelhobel von Dieter. Den Ulmia Hobel werde ich wieder verkaufen, weil ich damit nicht zurecht komme. Das steile Messer schabt mehr als es schneidet, um nicht zu sagen es reißt sogar fast. Ich komme mit dem flachen Winkel besser zurecht. Aber das beste Hirnholzbild bekomme ich immer noch mit einem scharfen Stechbeitel (siehe auch Schärfprojekt), weil man da mit dem flachsten Winkel überhaupt schneiden kann. Es ist dann echtes Schneiden und nicht Schaben.
Viele Grüße von
Edi
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Re: Schnittwinkel bei Hirnholzhobel
Hmmm,
jetzt mal abegsehen von den Flachwinkelhobeln: Auch der Ulmia 50° sollte Späne abheben können. Zumindest tut das mein Primus und das wird ja nun kein Wundertier sein. Auf welchem Holz hat's denn geschabt?
Viele Grüße, Christof.
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Re: Schnittwinkel bei Hirnholzhobel
Es war überstehendes Lärche Hirnholz bei einer Fingerzinkung. Ich behaupte nicht, dass es nicht Leute gibt, die mit dem Bestoßhobel umgehen können. Aber für mich ist ein flacher Winkel eben geeigneter. Wie Berthold kommt auch mir ein flacher Winkel logischer vor.
Viele Grüße, Edi
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Re: Schnittwinkel bei Hirnholzhobel
[In Antwort auf #95354]
also:
Ich habe einen Flachwinkelhobel (Record 60 1/2, Eisen mit der Fase nach oben eingebaut), der schneidet auf Hirnholz wunderschöne Späne. Das Eisen ist ein japanisches Samurai- Eisen, das ich auf etwa 30 Grad anschleife, das ergibt mit dem Bettungswinkel von 12 Grad dieses Hobels einen Schnittwinkel von ca. 42 Grad, also ziemlich normal.
Ich habe außerdem einen Bestoßhobel von LN, der hat ebenfalls das Eisen mit der Fase nach oben eingebaut. Bettungswinkel 20 Grad, angeschliffener Keilwinkel ebenfalls ca. 30 Grad, Schnittwinkel also 50 Grad. Eisen: LN A2. Schneidet ebenfalls Hirnholz sehr gut.
Mein alter Stanley #4 (und seine größeren Brüder) haben das Eisen mit der Fase nach unten eingebaut. Schnittwinkel also mit 45 Grad vorgegeben. Auch die schneiden Hirnholz ohne Probleme.
Meine Primus- Hobel (die ich nur noch wenig benutze) können es auch.
Was ich damit sagen will: Ich glaube, dass die Bauweise des Hobels nur eine geringe Rolle spielt. Sicher haben Flachwinkel- Hobel den Vorteil der Eisenabstützung bis ganz dicht an die Schneide, und man kann durch einen kleinen Keilwinkel einen kleinen Schnittwinkel und damit einen wunderbar leichten Schnitt erreichen. Aber entscheidend ist m.E., dass das Eisen ganz einfach sehr scharf ist. Dann geht es bestimmt.
Nachsatz: Ich bin nach allen Erfahrungen mit Stecheisen und mit schräggeführten Putzhobeln überzeugt, dass auf Hirnholz am besten ein Hobel mit schräg eingebautetm Eisen arbeiten würde. Aber die sind selten, und ich habe keinen.
Friedrich
also:
Ich habe einen Flachwinkelhobel (Record 60 1/2, Eisen mit der Fase nach oben eingebaut), der schneidet auf Hirnholz wunderschöne Späne. Das Eisen ist ein japanisches Samurai- Eisen, das ich auf etwa 30 Grad anschleife, das ergibt mit dem Bettungswinkel von 12 Grad dieses Hobels einen Schnittwinkel von ca. 42 Grad, also ziemlich normal.
Ich habe außerdem einen Bestoßhobel von LN, der hat ebenfalls das Eisen mit der Fase nach oben eingebaut. Bettungswinkel 20 Grad, angeschliffener Keilwinkel ebenfalls ca. 30 Grad, Schnittwinkel also 50 Grad. Eisen: LN A2. Schneidet ebenfalls Hirnholz sehr gut.
Mein alter Stanley #4 (und seine größeren Brüder) haben das Eisen mit der Fase nach unten eingebaut. Schnittwinkel also mit 45 Grad vorgegeben. Auch die schneiden Hirnholz ohne Probleme.
Meine Primus- Hobel (die ich nur noch wenig benutze) können es auch.
Was ich damit sagen will: Ich glaube, dass die Bauweise des Hobels nur eine geringe Rolle spielt. Sicher haben Flachwinkel- Hobel den Vorteil der Eisenabstützung bis ganz dicht an die Schneide, und man kann durch einen kleinen Keilwinkel einen kleinen Schnittwinkel und damit einen wunderbar leichten Schnitt erreichen. Aber entscheidend ist m.E., dass das Eisen ganz einfach sehr scharf ist. Dann geht es bestimmt.
Nachsatz: Ich bin nach allen Erfahrungen mit Stecheisen und mit schräggeführten Putzhobeln überzeugt, dass auf Hirnholz am besten ein Hobel mit schräg eingebautetm Eisen arbeiten würde. Aber die sind selten, und ich habe keinen.
Friedrich
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- Beiträge: 1258
- Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50
Re: Schnittwinkel bei Hirnholzhobel
Also bleibt es dabei, dass der Vorteil der Flachwinkel-Hobel nicht so recht erwiesen ist. Die Sache mit dem geringen Keilwinkel leuchtet mir noch am meisten ein.
Ob ein schräg gebettetes Eisen wirklich von Vorteil ist? Bei stehenden Jahresringen auf jeden Fall, bei liegenden eher nicht. Aber vielleicht wäre es ein guter Kompromiss. Ohnehin muß man bei Hirnholz unter Umständen öfter Slalom fahren. Ein guter Hirnholzhobel sollte also handlich sein.
Und das Hobelmaul sollte verstellbar sein. Mit einem nahezu geschlossenen Hobelmaul vermeidet man Ausrisse. Das ist mein Hauptkritikpunkt an den Bestoßhobeln von Ulmia und ECE. Da stelle ich mir Edis Fingerzapfen, wo man dauert über die Kante fährt als nahezu unlösbare Aufgabe vor.
Viele Grüße, Christof.