Trocknen von Nußbaumholz

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Georg
Beiträge: 1254
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Trocknen von Nußbaumholz

Beitrag von Georg »


Durch einen glücklichen Zufall bin ich in den Besitz eines Nußbaumstammes (ca 45cm Durchm. 2,2m lang) gekommen. Ich möchte nun dieses Holz aufsägen und trocknen. Worauf muß ich besonders achten und ist es sinnvoll das Holz gleich in relativ dünne Bretter (ca. 3cm stark) aufzusägen oder sind größere Holzstärken besser? Soll das Holz vor dem Trocknen entrindet werden oder nicht? Frage über Fragen. In diesem kompetenten Forum werden diese aber mit Sicherheit ausgiebig beantwortet. Ich Freue mich jetzt schon auf zahlreiche Antworten.
Vielen Dank schon mal im Voraus.

Georg

Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Trocknen von Nußbaumholz

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Georg,

Also entrinden ist auf alle Faelle Deine erste Sorge. Lieber heute als morgen, lieber gestern als heute. Ein gutes altes Ziehmesser, Japan-Entrinder von Dick, Naegel, Zaehne, nimm was Du findest aber entrinden muss sein, denn zwischen Rinde und Holz sitzt die Gefahr.
Wenn Du nicht aus dem Vollen bildhauern willst und starke Dicken brauchst, wuerde ich empfehlen nun etwa 50mm Bohlen schneiden zu lassen (vielleicht nicht ganz einfach eine Moeglichkeit zum Aufschneiden zu finden bei 2,20 m Laenge, siehe hierzu auch fruehere Beitrage in diesem Forum). Die Dicke (der zu schneidenden Bohlen/Bretter) ist ein Thema bei dem vielleicht ein jeder nach seinen Erfahrungen handeln wird, duennere Bretter werfen sich in der Regel staerker, was mehr Verlust bedeutet allerdings brauchen dickere nunmal laenger zum trocknen. Rechne als Faustregel unter normalen Verhaeltnissen,d.h. regegeschuetzt und nicht unter Sonneneinstrahlung, jedoch ausserhalb einer Trockenkammer ca ein Jahr pro cm Holzdicke. Es kommt freilich auch auf den Stamm an den Du ergattert hast, ist das Holz soweit geradlinig, hat es riesige Aeste oder gar Drehwuechsigkeit, sowas muss insofern mitbedacht werden als Holz nunmal aus lebendigen Zellen unterschiedlicher Groesse und unterschiedlich grossen Wassergehalts besteht, dass heisst das zwangslaeufig Spannungen und Verformungen beim Trocknen entstehen. Bist Du bei aufgeschnittenen Brettern angekommen muessen diese in der gleichen Folge wie sie urspruenglich im Stamm waren gestapelt werden. Zwischen jedes Brett legst Du duenne Latten (entrindet)gleicher Staerke (mind. 25 mm)in einem gleichen Abstand ca alle 80-100cm etwa. Die Leisten sollten immer genau uebereinanderliegen, nicht versetzt, sowie in einem mehrstoeckigen Haus Mauern nach Moeglichkeit auf Mauern stehen. Gewaehrleiste bei Deinem Stapel einen Bodenabstand von mindestens ca 12cm, und richte ihn nach Moeglichkeit so aus das die Luft zwischen den Brettern und rundum zirkulieren kann.Wenn Du die Stirnseiten etwas vom Spalten bewahren moechtest kannst Du einen Streifen Wellblech einschlagen oder/und mit Bestreichen von Wachs oder Farbresten die Verdunstung stoppen, generell ist der durch zu schnelle Schwindung hervorgerufene Schaden eher zu fuerchten als der durch Angriff von holzhungrigen Biestern.
Frueher mal, in grauen Vorzeiten floessten die Holzfaeller das Holz in fliessendem Wasser. Das diente nicht nur dem Transport talabwaerts sondern auch dem Auswaschen von Proteinen und anderen Naehrstoffen was das Holz fuer Frassfeinde weniger interessant machte.
Und nun etwas was ich nie gemacht habe aber immer dachte ich sollte es mal tun: Photo machen vom Stamm, den geschichteten Brettern, dem spaeterem Werkstueck in verschiedenen Stadien und in besinnlicher Stunde den Werdegang zurueckverfolgen?

Viel Spass und viel Photos hier im Forum?
Thomas Jacobi

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Trocknen von Nußbaumholz

Beitrag von Dietrich »


Hallo Georg
was sollte man nach den Ausführungen von Thomas noch sagen ?
Hinzufügen möchte ich , oft kommt man mit 35 mm Dielenstärke aus , für alle Eventualitäten könntest Du Dir den Mitteldiel in 80 mm schneiden lassen .
Vorausgesetzt Du hast die Möglichkeit nach Trocknung diesen Diel in Leisten zu schneiden , die aber dann von besonders schöner Erscheinung sind.
Außerdem kann diese Art des Aufschneidens nicht im Gatter sondern nur auf einer Blockbandsäge erfolgen.

Gruß Dietrich

Alexander
Beiträge: 57
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Trocknen von Nußbaumholz

Beitrag von Alexander »


Hallo allerseits,
Eine kleine Anmerkung kann ich dazu auch noch machen:
Wir entrinden die Stämme erst unmittelbar vor dem Aufschneiden,da der entrindete Stamm wesentlich schneller reisst und Kiefer innerhalb weniger Tage verblauen kann.
Natürlich spielen ausser bei Kiefer ein paar Tage keine Rolle,aber auf seinen Sägewerker sollte man sich dann terminlich verlassen können.Man muss halt abwägen,
was mehr Probleme bereitet: Würmer oder tiefe Risse.
Also: am besten fällen, entrinden, schneiden innerhalb kurzer Zeit.
Aber bei wem klappt das schon so ?

Grüsse, Alexander

Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Trocknen von Nußbaumholz

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo,

Risse finde ich viel schlimmer als Ungeziefer, denn letzteres geht "nur" ins Splintholz, welches man sowieso weg schneidet. Genau beim Kernholz hören die Fraßgänge auf. Das ist meine Erfahrung für Nussbaum, Eiche, Kiefer, Zirbel, Kirschbaum, Zwetschge, Lärche.

Viele Grüße von
Edi

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Trocknen von Nußbaumholz

Beitrag von Dietrich »


Hallo Edi

Das mit dem Ungeziefer ist ja richtig,aber ich würde nie das Splintholz beim Kirschbaum einfach wegschneiden.Dazu ist es doch viel zu schade,oder ?

Gruß Dietrich


Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Trocknen von Nußbaumholz *MIT BILD*

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo Dietrich,

es ist grundsätzlich Geschmackssache, aber ich habe noch nie ungezieferfreies Kirschbaumholz bekommen, so dass sich für mich die Frage nie stellte. Aber speziell bei Kirschbaum wird eigentlich das helle, gelbliche Splintholz nicht verwendet. Wenn man über Kirsche redet, meint man immer das dunklere Kernholz, welches meist einen rötlichen, manchmal auch einen gelblichen Stich hat. Bei Kirsche kommen auch manchmal im Kernholz grünliche Streifen vor, die man laut Spannagel ebenfalls rausschneiden sollte, aber diese finde ich wiederum interessant, sofern sie nicht zu aufdringlich sind. So habe ich einmal eine kleine Schublade aus einem einzigen (aufgetrennten) Kirschbaumbrett mit einem schwachen grünlichen Streifen in der Mitte hergestellt. Bei der Schublade läuft der Streifen einmal rings herum und es gefällt mir gut.
Wenn ich ein Möbelstück von einem Kernholzbaum plane, berücksichtige ich, dass ich viel mehr Schnittholz einkaufen muss als von einem Splintholz- oder Reifholzbaum. Das bedeutet, Kirsche ist für mich nicht z.B. doppelt so teuer (laut Preisliste) wie Ahorn, sondern vier- oder fünfmal so teuer. Übrigens war die Rinde bisher immer dran, wenn ich Kirsche (und andere) kaufte.
Dieser Beitrag ist auch gleich eine Antwort auf Christian's Observation mit den billigen Möbeln. In keiner Möbelfabrik wird bei billigen Möbeln Rücksicht darauf genommen, wie die einzelnen Holzteile zusammengefügt werden, ob Äste durchgesägt werden, wie die Jahrringe zusammenpassen. Splintholz und Markröhre werden ohne Rücksicht auf das spätere Aussehen verarbeitet (speziell bei Kiefer). Genau das alles kann man als Hobbyschreiner berücksichtigen und nach Geschmack und den klassischen Regeln Holzobjekte bauen.
Selbst bei Aufträgen an Schreinermeister ist man nicht auf der sicheren Seite. Eine Bekannte von mir hat sich von einem Schreinermeister für ihren Esstisch eine Kirschbaumplatte herstellen lassen. Sie besteht aus wunderschönem Kirschbaum Kernholz, aber in der Mitte hat er ein Brett mit einem auffälligen keilförmigen Stück Splintholz verarbeitet. Damit sieht der Tisch unmöglich aus.
Ich kaufte mir vor langer Zeit, als ich mich noch nicht so sehr mit Holz beschäftigte, Stühle aus Kiefer. Wieder das übliche: Kern und Splint wahllos zusammengebaut, mit Holzpaste geflickte Stellen, keine Rücksicht auf Äste, was bei einem Stuhl die Stabilität vermindert, und genau an einer Kante das Mark, welches man mit dem Fingernagel herauskratzen kann. Auf den Werbefotos sieht man das natürlich nicht, da werden nur die besseren Stücke gezeigt. Als ich dann vor einigen Jahren Kinderstühle aus Kiefer für meine Tochter baute, habe ich all das berücksichtigt (siehe Foto).

Viele Grüße von
Edi

manfred
Beiträge: 126
Registriert: Di 21. Jan 2014, 22:45

Re: Trocknen von Nußbaumholz

Beitrag von manfred »

[In Antwort auf #95327]
ich habe eine nußbaumwurzel mit einem stammdurchmesser von ca.50cm ausgegraben.
kann mir jemand trocknungs- und vorbereitungsvorschläge für die verwendung als
künftiges drechselholz machen?
ich bedanke mich für alle gutgemeinten ratschläge.

mfg manfred

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Trocknen von Nußbaumholz

Beitrag von reinhold »


hallo Manfred,
Wurzelholz trocknen - oh je !
Am besten ganz schnell aufsägen in geeignete Stücke, dann sofort (!) vordrechseln, dick einwachsen und in einem alten Schrank zugluftfrei trocknen.
Der Grund : bei Wurzelholz laufen die Maserungen oft durcheinander und das reisst immer.

Gruss
reinhold

manfred
Beiträge: 126
Registriert: Di 21. Jan 2014, 22:45

Re: Trocknen von Nußbaumholz

Beitrag von manfred »


hallo reinhard!
ich werde mein glück mit deinen vorschlägen versuchen.
habe heute die wurzel mit dem kärcher gründlich gereinigt und will demnächst
das stück in portionen aufteilen.hoffentlich erhalte ich daraus schöne maserstücke die irgendwann mal schöne schalen o.ä. ergeben.
danke für den tipp im voraus.

mfg manfred

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