Gratleisten

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christian Aufreiter
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Gratleisten

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Holzwerker,

wenn ich eine Tischplatte oder eine Schranktüre (aus Leimholz) mit Gratleisten verstärken möchte, stehe ich vor dem "Problem", dass die Gratleisten auf zumindest einer Kante von Platte bzw. Türe sichtbar sind.
Ist das jetzt wirklich ein "Problem" oder sind sichtbare Gratleisten "geduldet"?

Wenn nicht, wie könnte man diese umgehen?

Herzlichen Dank für eure Hilfe!

Christian

Dieter Schmid
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Re: Gratleisten

Beitrag von Dieter Schmid »


der schlaue Tischler bringt Grat und Leiste vor dem Verleimen der Platte an.
Alternativ einfach ein Pfropfen in der Form des Grates.

Grüße
Dieter

Christian Aufreiter
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Re: Gratleisten

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Dieter,

danke für deine Antwort, ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob ich alles verstanden habe.
Du richtest alle Teile für die Leimholzplatte her, fügst sie trocken zusammen, spannst sie fest, sägst die Gratnut, bringst die Leiste an, leimst Leimholzplatte und Grat zusammen, fügst anschließend an den zwei Kanten, an denen die Gratleisten sichtbar sind, noch zwei weitere Leisten hinzu, um alles abzudecken.

Was du mit dem Propfen meinst, ist mir völlig unklar.

Inwieweit ist ein an einer Kante sichtbarer Grat bei einer Schranktüre ein "Schönheitsfehler"?
Inwieweit sind Gratleisten überhaupt notwendig?
Kann ich ruhigen Gewissens auch eine Platte mit zB 120 x 80 cm ohne Gratleiste verarbeiten?

Herzliche Grüße

Christian

Wolfgang Jordan
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Re: Gratleisten

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Christian,

ja, so ähnlich. Allerdings würde man den mittleren Teil der Platte, also alles außer den beiden äußeren Leisten/Brettern, fertig verleimen und dann Gratleiste und -nut anfertigen. Dann die Leiste einsetzen (nicht verleimen oder nur an einer Stelle) und die beiden äußeren Bretter anleimen.

Alternative: eine abgesetzte Gratleiste verwenden. Wenn die Leiste von der Seite der Türscharniere her eingeschoben wird, ist die Nut später praktisch unsichtbar. Bei einer Tischplatte würde man die auf einer Seite sichtbare Gratnut mit einer eingeleimten Leiste in Form der Nut (das wäre der erwähnte Pfropfen) verdecken.

Immer daran denken, daß die Nut etwas länger ist als die Gratleiste, damit die Platte bei einem eventuellen Schrumpfen nicht gesprengt wird.

Ich finde, daß eine Gratleiste sehr gut in ein Design eingearbeitet werden kann und ganz bestimmt kein Schönheitsfehler ist. Auch die in die Nut eingeleimte Leiste würde mich nicht stören. Eine freitragende Platte der Größe 120 x 80 cm muß auf jeden Fall Gratleisten bekommen, wenn sie nicht auf andere Weise (z. B. durch Hirnleisten) am Werfen gehindert wird.

Gruß, Wolfgang

Christian Aufreiter
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Re: Gratleisten

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Wolfgang,

danke für deine umfangreiche Hilfestellung!
Jetzt sind mir ein paar Lichter aufgegangen.

Ob die Leiste bei einer Schranktüre auf der "Scharnierseite" sichtbar ist, hängt vermutlich nicht zuletzt auch von der Konstruktion des Schrankes und der Art der Scharniere ab. Bei Topfscharnieren würde man die Gratleiste schon sehen.
Beim Tisch ist es vermutlich wirklich das Beste, die Gratnut als konstruktives Element sichtbar zu lassen.
Soll man Gratleisten grundsätzlich nicht einleimen? Auch nicht, wenn ich zB ein Regal mit eingegrateten Böden fertige?
Inwiefern ist ein Konus bei der Leiste sinnvoll?

Vielen Dank für eure Kommentare!

Christian

Wolfgang Jordan
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Re: Gratleisten

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Christian,

Gratleisten sind dazu da, um eine Platte (Tisch, Tür) gerade (eben) zu halten, aber nicht am Arbeiten zu hindern. Wenn man eine Gratleiste auf der ganzen Länge anleimt, sprengt sie entweder die Platte oder wird von ihr krummgezogen. Der Effekt ist schlimmer, als hätte man sie ganz weggelassen. Man leimst sie also nur an einer Stelle fest (wenn überhaupt). Bei einem Regal könnte man davonkommen, wenn die Bretter nicht zu breit sind. Aber dann braucht man auch keine Gratleisten.

Wenn man den Grat in der Länge etwas konisch hobelt, läßt sich die Leiste einfacher anpassen und einschieben. Sie zieht sich dann erst an ihrer richtigen Position fest. Meines Wissens gibt es keinen anderen Grund. Der Konus darf aber nur leicht sein, sonst kann sich die Leiste lockern, wenn die Platte sich ausdehnt.

Gruß, Wolfgang

Christian Aufreiter
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Re: Gratleisten

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Wolfgang,

danke für deine Erklärung!

Wenn ich also ein Regal mit eingegrateten Böden fertige (wie auf deiner Seite beschrieben), könnte ich - ohne Bedenken hinsichtlich Stabilität haben zu müssen - auch gar keinen Leim angeben?!

Herzliche Grüße

Christian

Wolfgang Jordan
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Re: Gratleisten

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Christian,

da habe ich nicht aufgepaßt. Bei so einem Regal läuft die Maserung von Seitenteil und Boden in der gleichen Richtung. Da ist das Verleimen kein Problem. Der Grat dient hier hauptsächlich dazu, das Regal zusammenzuhalten und zu verhindern, daß die Böden bei Belastung herausfallen. Die kannst du also ohne Bedenken verleimen.

Gruß, Wolfgang

Christof Hartge
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Re: Gratleisten

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #95225]
Hallo Christian,
Grateisten sind eine Konstruktion, die ich auch nocht nicht selbst angewandt habe. Aber Überall wo ich sie infreier Wildbahn angetroffen habe, waren sie von konstruktiver Schönheit. Darin ist sie der Zinkenverbin dung durchaus vergeleichbar.

Viele Grüße, Christof Hartge.

Christian Aufreiter
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Re: Gratleisten

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Wolfgang, hallo Christof,

auf jeden Fall einmal herzlichen Dank für eure Kommentare.
Ob man die Gratleisten als konstruktives Element akzeptiert, ist wohl eine Geschmacksfrage. Fremden werden sie vermutlich kaum auffallen und mir vorzustellen, wie sich die Gratleisten bei einer Schranktüre auf das Endergebnis auswirken, fällt mir schwer.

Herzliche Grüße

Christian



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