Hobelbank abhobeln

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Shortentaler

Hobelbank abhobeln

Beitrag von Shortentaler »


Hallo Leute!
Bin heute zufällig über diese Seite gestolpert (Danke an www.dha.de). Bin wirklich begeistert. Auch ich beschäftige mich seit Jahren mit Holz. Vom Kinderspielzeug bin ich dann schließlich bei der Möbelrestauration gelandet. Dabei finde ich es enorm wichtig die alten Techniken und Geräte zu kennen.
Nun aber zu meiner eigentlichen Frage:
Wie kann ich am Besten meine Hobelbank (richtig alt und schwer aus Buche wahrscheinlich) abrichten. Sie ist in der Mitte durch den Vorbesitzer etwas "bauchig" geworden. Ich besitze selber nur einen schlechten Elektrohobel. Mit meiner Rauhbank traue ich mich nicht richtig dran!
Danke und Gruß,
Shortentaler

Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Hobelbank abhobeln

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Shortentaler,

Sei willkommen

Ich rede vielleicht jetzt völligen Blödsinn, aber ich würde es so anstellen:

soll das Biest für die nächsten Jahrhunderte auf dem gleichen Fleck bleiben würde ich gar nicht erst ermitteln wollen ob der Untergrund eben ist und gleich zum nächsten Schritt übergehen.
mittels einer geraden (Alu (?)-Setzlatte mit eingebauter oder mit Klebeband draufbefestigter Wasserwaage) über die Oberfläche fluchten, mal längs, quer, auch diagonal, so findest Du leicht den tiefsten Punkt des Bauches (indem Du von der drübergelegten Latte aus auf den tiefsten Punkt runtermisst. Angenommen es sind 17 mm. Diese fiktiven 17 mm reisse ich dann vom Auflagepunkt an der Aussenkante wo die Setzlatte auflag nach unten zu an und übertrage sie rundum in der Waagerechten bis ich hoffentlich wieder exakt auf den Ausgangspunkt in Deckung komme.
Nun entferne ich alle etwaigen Schrauben oder Nagelreste aus der bauchigen Oberfläche des guten aber heruntergekommenen Stückes und gebe meinem Schrupphobel nochmals den letzten Schliff. Ärmel hoch und los gehts rund um die Oberfläche wobei ich den Hobel immer diagonal über die Fläche ziehe (sagte ich schon dass ich Werkzeuge lieber ziehe als stosse? Ich finde es persönlich sanfter und effizienter, selbst bei europäischen Hobeln (Gewohnheitssache natürlich). Ich behalte den Riss der rund um die Hobelbank geht immer im Auge und arbeite alles Material bis auf einen knappen mm darüber ab. Nun auf gewohnte Weise weiter von grob auf fein, (von Doppel auf Putzhobel, Rauhbank ist gewisslich sinnvoll, warum die Scheue?
Falls Du bis hierher durchgehalten hast bist Du ein Dickkopf nach meinem Geschmack, andernfalls hast Du schon längst 2 Kumpel eingespannt und in der nächsten Zimmerei die eine 80-er Messerwelle -Abrichthobelmaschine hat den Meister belabert ob Du Deine Platte mal drüberschieben kannst.

Jetzt werden wieder alle sagen ein Menschenleben ist für so Spielchen zu kurz und ich werd sagen ok aber während meine Kurzen sich eine James Blond-Macho-Video zu Leibe geführt haben habe ich 1 m Zypressenstamm (30cm Durchm.) mit Dieters Temagori aufgeschlitzt und bin rechtschaffen stolz darauf. Die Schnittfläche ist bolzeben, jawoll meine Herren.
Zugegeben meine Holde ist grade auf Reportage so hat mich keiner dazu angehalten ob ich nichts sinnvolleres zu tun habe als mit meinen Sägen zu spielen...

Halt uns bitte auf dem Laufenden wie Du nun Dein Hobelbankabrichtemanöver zu gutem Ende bringst. Ach ja du könntest auch noch eine fette Spanplatte drüberschrauben (nur um die grossartige Idee fruchtbaren Gehirnen vorwegzunehmen) oder rund rum Verschalen und einen kleinen Estrich ausgiessen (wird normalerweise von selbst ziemlich eben. Ich hö auf, hicks, die Rotweinflasch is eh alle.
Grüsse aus Athen,
Thomas

PS
Wir haben ein Sauwetter und ich höre bei Euch ist es super - Schweinerei - ich wander trotzdem nich wieder zurück ein. wer zuletzt lacht hat mehr vom Leben---

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Hobelbank abhobeln

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Shortentaler,
Noch ein paar Tips zusätzlich zusätzlich:

Hast du einen umlaufenden Riss nach Thomas Methode hinbekommen, dann hoble rundum eine 45 °Fase an die Kanten bis knapp an den Riss. Diese Fase teilt dir jederzeit den Fortschritt deiner Arbeit mit.

Viel hängt auch von der Frage ab, wie viel Erfahrung du mit der Handhobelei hast. Hast du schon mal andere Bretter abgerichtet oder brachtest du das bisher nicht? Wenn du noch nicht so viel Erfahrung hast würde ich erstmal auf der bauchigen Bank ein sägerauhes Brett aus Kiefe oder Eiche spannen und per Übung Anfängerfehler ausmerzen.

Buche ist nicht gerade angenehm zu hobeln, scharfe Eisen und relativ geringe Spanabnahme sind wichtig. Zunächst ist es nur wichtig, die Berge einzuebenen. Hier sind Schrupp-, Schlicht- und Doppelhobel in ihrem Element. Bring die Rauhbank erst zum Einsatz, wenn es mit den anderen nicht mehr weitergeht. Dann allerding ist sie ein Präzisionsinstrument.

Ergänze Thomas Wasserwaage durch eine zweite Latte mit parallelen Kanten. Parallel in wechselnden Abständen über die Bank gelegt zeigen sie eventuelle Verdrehungen der Oberfläche präzise an.

Viele Grüße, Christof.

Lars Moschke

Re: Hobelbank abhobeln

Beitrag von Lars Moschke »

[In Antwort auf #94913]
Hi Shortentaler,

schon wie Thomas und Christof beschrieben, musste Du die Bank erst einmal von seinen groben Unebenheiten mit genannten Techniken befreien. Solltest Du dann eine einigermassen plane Oberfläche erhalten, kommt der Zahnhobel zum Einsatz (falls Du keinen hast, jeder alte Krauter hat so etwas noch im Zeugschrank). Den Zahnhobel bewegst Du immer in diagonaler Richtung, kreuz und quer, bis die ganze Oberfläche eine gleichmässige Struktur erhält. Das genügt eigentlich. Man kann danach auch noch einmal darüberschleifen, ist aber nicht notwendig. Als letztes empfehle ich Dir, die Oberfläche nach dem "Zähnen" mit normalem Maschinen- oder Motorenöl zu behandel. Bringe das Öl so dick auf, dass es auf der Hobelbank steht, aber nicht herunterläuft. Lasse es einen ganzen Tag ziehen und Du wirst begeistert sein. Leimrückstände lassen sich beispielsweise so ganz leicht beseitigen, ohne wieder die Oberfläche der Hobelbank zu beschädigen.

Viel Spass, Lars Moschke

Oliver Montue
Beiträge: 124
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Warum...

Beitrag von Oliver Montue »


Hallo Lars,

warum bearbeitest Du die Platte mit dem Zahnhobel? Desweiteren wundert mich die Verwendung von Motoröl. Der klassische Rat ist die Verwendung von Leinölfirniss.
Ich will Dir da nicht widersprechen, würde aber gerne wissen, wo der Vorteil liegt.

Vielen Dank,
Oliver

Heiko Hahn

Re: Hobelbank anhobeln

Beitrag von Heiko Hahn »


Na so ein Zufall. Gestern meine gebrauchte Schreinerhobelbank abgeholt und schon den passenden Thread gefunden. Also, das Teil ist von "Herkules", vielleicht kennt jemand diese Firma und ein wenig älter und sieht der Ulmia ziemlich ähnlich. Material Rotbuche. Da das Teil ohne die Zangen gerade mal 1,25 m breut ist, werde ich es wohl in einer Schreinerei über den Hobel ziehen lassen und ca. 1 mm abnehmen.
Als Finish kommt dann ein Bio-Holzöl drüber - das mit dem Motoröl ist mir etwas zu suspekt....... ( ...und natürlich zu wenig Bio !)

Lars Moschke

Re: Hobelbank anhobeln

Beitrag von Lars Moschke »


Leinölfirnis oder Bio-Öl finde ich durchaus o.k., wenn nicht sogar besser. Ich fand nur die "Normalöl"-Variante am preiswertesten, da die Hobelbank doch einiges schluckt (kommt auch darauf an, wieviel man vorher abgetragen hat).

Lars

Thomas Dörr

Motoröl

Beitrag von Thomas Dörr »


Hallo,

das man die Hobelbank aus Schutzgründen einölt ist mir schon klar und das Leinöl dazu nicht gerade eine preiswerte Angelegenheit ist verstehe ich.

Nur könnte man an Stelle des Motoröls nicht auch Sonnenblumenöl oder derartiges nehmen. Es gibt ja Leute die schütten das in den Tank und meien etwas gutes für die Umwelt zu tun, da liegt es doch nahe Motoröl auf die Hobelbank zu schütten um Geld zu sparen ;-)).

Nein Scherz bei Seite geht das auch mit Sonnenblumenöl oder nicht ??

Mfg Thomas Dörr

Berthold Cremer
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Registriert: Mo 28. Mär 2016, 13:19
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Re: Motoröl

Beitrag von Berthold Cremer »


Also ehrlich, gesagt ekelt es mich bei dem Gedanken, die Hobelbank mit Motoröl zu behandeln.
Eine Hobelbank ist doch ein wertvolles Stück, an dem man jahrzehntelang arbeiten kann. Sollte einem das nicht ein paar Mark (Euro) wert sein???
Ich habe meine Hobelbank auch abgebeizt, mit Holzwurmmittel behandelt und dann mit heißem Leinöl behandelt. Ich habe etwa 2,5 Liter benötigt. Das ist doch noch zu bezahlen!!

Berthold

Hier noch zwei Fotos vorher und nachher:









Hatte die Hobelbank damals ganz auseinander genommen - auch die Platte. Das ist allerdings schon 15 Jahre her.

reinhold ege

Re: Motoröl

Beitrag von reinhold ege »


hallo,
Sonnenblumenöl bindet nicht ab, es bleibt sehr lange flüssig. Das gilt auch noch für andere Ölsorten, z.B. Olivenöl. Derartige Öle können am Werkstück Flecken hinterlassen, die man spätestens beim Beizen bemerkt.
Leinölfirniss (mit Trocknungsmitteln) ist hier schon das richtige, eventuell 1:1 verdünnt mit Terpentin oder Terpentinersatz, damit es besser einzieht.
gruss
reinhold

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