Ein letztes Mal: Hobelbank

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Martin
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Registriert: Fr 9. Okt 2020, 13:56

Ein letztes Mal: Hobelbank

Beitrag von Martin »


Hallo!
Könnte mir bitte irgendjemand ein Bild der Ulmia Modell Nr. 4 schicken. Ich glaube nämlich eine Hobelbank diesen Typs bei Dick gefunden zu haben, möchte mich aber mit Hilfe dieses Bildes vergewissern, ob sie es wirklich ist. Danke im Vorraus, auch für die vielen wertvollen Tipps, die ich bereits erhalten habe, Martin
mamamartin@gmx.de

Bernhard
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Ein letztes Mal: Hobelbank

Beitrag von Bernhard »


Hallo Martin,

meines Wissens ist die DICK-Bank eine Sonderanfertigung, entspricht etwa der Nr. 4, allerdings etwas verbessert (Platte in durchgehenden Längen verzahnt verleimt, das ist die normale Nr.4 glaube ich nicht), und kürzer und erheblich teurer. Ich habe meine Nr. 4 bei Dieter Schmid für deutlich weniger Geld erstanden.

Jetzt bin ich kein Profi und kein Fachmann für Hobelbänke. Aber: So richtig 100% bin ich mit meiner ULMIA nicht zufrieden. Die viel gerühmte Vorderzange ist mir zu wenig starr, das heisst, dass sie bei einseitiger Einspnnung alles andere als parallel spannt. Das hätte ich so extrem nicht erwartet. Halte ich für einen echten Schwachpunkt. Da kann ich nur sagen, sowas sollte man vorher ausprobieren können.

Dann hab ich noch ein Problem: Die ULMIA ist offensichtlich aus SEHR trockenem Holz gefertigt, so dass die Bank sich schon bei normaler Luftfeuchtigkeut von 40-50 % verzieht. Also nichts für den Keller!

Ich hoffe, das hilft etwas weiter. Bei Bedarf kann ich Dir noch das alte Bild aus dem Katalog von Dieter Schmid schicken.

Gruß,
Bernhard

PS: Ich hab damals auch sehr mit einer Hoffman-Bank geliebäugelt, habe dan aber auf den gute ULMIA-Ruf vertraut. Ob es die richtige Entscheidung war??



Oliver Montué

verzogene Hobelbank

Beitrag von Oliver Montué »


Hallo Bernhard,

soweit ich weiß, ist das Verziehen einer Hobelbank ein recht normales Verhalten und wird regelmäßig wieder auftreten, besonders beim Wechsel vom Heizen zum Nicht-Heizen. Deshalb ist es wohl periodisch notwendig die Bank mit der Rauhbank abzurichten und neu einzuölen. Aus diesem Grund (und natürlich auch wegen der Kosten und des Aufwandes) verwenden viele Selbstbauer Plattenmaterial.

Bis dann,
Oliver

Wolfgang Jordan
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Re: Ein letztes Mal: Hobelbank

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #93596]
Hallo Martin,

warum rufst du nicht einfach bei Dick an und fragst? Das sind nette Menschen dort, und wenn die Antwort positiv ist, kannst du gleich bestellen.

Gruß, Wolfgang

Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: verzogene Hobelbank

Beitrag von Bernhard »


Hallo Oliver,

vollkommen richtig. Und leider wohne ich in einer Ecke Deutschland, wo im Sommer tropisches Feuchtklima und im Winter dann Trockenheit herrscht. Ich habe mir deswegen auch kürzlich einen Luftentfeuchter (Sommer) und -befeuchter (Winter) zugelegt.

Ich habe aber das Gefühl, dass das Holz meiner Hobelbank bei der Herstellung ZU trocken war. Es geht auch weniger um ein Verwölben der Platte, das ist unkritisch. Kritsch ist aber, dass ab etwa 45-50% Luftfeuchte die Hinterzange klemmt und schwergängig wird. Und was mich noch mehr stört: Die beiden Stirnseiten der Hobelbank bestehen ja aus einer quer zur Längsrichtung angebrachten Friese (oder wie man dazu sagen will), d.h. diese müssten bei einen Querausdehnung der Bankplatte eine Längenausdehnung mitmachen, die natürlich deutlich geringer ausfällt. Im Ergebnis schließt dann die Vorderzange in der linken Ecke nicht mehr. Und das ist ärgerlich.

Falls das unklar ist, schaut Euch bitte mein Bild in ebay an, wo ich gerade eine (in diesen Kreisen hier nicht zu empfehlende!) Gehrungssäge verkaufe, Artikelnummer ist 2049348216, da ist genau diese Ecke der Hobelbank zu sehen. Vielleicht geht auch einfach der Link:
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?MfcISAPICommand=ViewItem&item=2049348216

Wie hoch ist denn normalerweise so die Luftfeuchtigkeit in einer Schreinerei? Hat da jemand einen Tipp?

Weiterhin frohes Schaffen!
Gruß,
Bernhard



Oliver Montué

Re: verzogene Hobelbank

Beitrag von Oliver Montué »


Hallo Bernhard,

wechselnde Luftfeuchtigkeit ist immer ein Problem. Besonders als Hobbyholzwerker, der für ein Projekt oft Monate benötigt, kann dies ein großes Problem sein, da Teile sich verziehen und dann nicht mehr passen. Mehrere Möglichkeiten dies einzudämmen gibt es:

- Projekt trocken zusammengesetzt lagern (falls man schon so weit ist)
- Holz mit Abstandshölzern (Lüftung) stapeln und Stapel beschweren
- Holz in Folie einwickeln bzw. in verschlossenen Plastiksäcken lagern
- Holz mit Schellack versiegeln (falls dies mit dem späteren Finish zusammenpasst)

Das Problem mit der Hobelbank bekommst Du damit natürlich nicht in den Griff. Holz schwindet in der Breite wesentlich mehr als in der Länge, deshalb Dein Problem mit der Vorderzange. Vielleicht läßt sich dieses Problem vermindern, indem Du ein Stück Kork am Ende des (zu kurzen) Querfrieses lösbar (Heißleim) aufklebst, so daß die Lücke verschwindet. Bei der Hinterzange weiß ich leider auch keinen Rat.

Jetzt wo Ulmia pleite ist, wird es schwer gute Gehrungssägen zu bekommen. Vielleicht willst Du Deine ja jetzt doch noch behalten ;-).

Bis dann,
Oliver

Christof hartge

Re: Ein letztes Mal: Hobelbank

Beitrag von Christof hartge »

[In Antwort auf #93597]
Hallo Bernhard, ich bin auch Besitzer einer 4, 2000 mmm lang. Eine leichte Wölbung der Platte ist normal, das macht meine auch über Sommer und Winter mit. Ursprünglich wollte ich meine Bank auch in den Keller stellen und bemerkte dann auch die klemmende Hinterzange. Jetzt steht sie in meinem Arbeitszimmer und es gibt keine weiteren Probleme.
Zur Vorderzange: Das ist ein wenig tricky: Laut Werksangabe soll die Zange zu nächst rechts anziehen und spannt dann über die ganze Länge gleichmäßig. Diese "Vorspannung" muß ab und zu nachgestellt werden: Erst muß die Schraube hinten links unter der Platte an der Vorderzange gelöst werden. Dann muß ein Plättchen von 1-2 mm (Pappe) rechts in die Vorderzange eingespannt werden, sodaß sie links anzieht. Schraube wieder nachziehen. Dann spannt die Zange wieder prima.
Viele Grüße, Christof.

Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Ein letztes Mal: Hobelbank

Beitrag von Bernhard »


Hallo Christof,

danke für den Tipp! Ich glaube, sowas hat mir Dieter Schmid auch schon mal empfohlen, ich hab es bis heute noch nicht gemacht, werde mich aber jetzt daran machen! Allerdings hab ich es noch nicht ganz begriffen: Wenn die Vorderzange zuerst rechts (also bei der Spindel) anziehen soll, dann muss ich die Beilage doch links einbringen, oder nicht? Dadurch entsteht doch auf der linken Seite ein Spalt (den ich bei meiner verzogenen Bank eh schon habe :-( ), d.h. rechts liegt die Zange eher an.

Und wenn ich die Vorspannung so einstelle, dass die Vorderzange rechts eher anzieht, dann ist es die Geschichte doch umso schlechter, wenn ich links aussen was einspannen will. Oder lieg ich da falsch?

Und übrigens: ich würde die Hobelbank ja am liebsten ins Wohnzimmer stellen, aber was glaubst Du, was mir meine Frau dann erzählen würde. Also komme ich wohl kaum daran vorbei, sie (die Hobelbank, nicht meine Frau!) weiter im Keller stehen zu lassen.

Beste Grüße,
Bernhard



Jörg Ed. Hartge
Beiträge: 270
Registriert: Do 14. Aug 2014, 06:02

Re: Die Hobelbank und ihre Eigenheiten

Beitrag von Jörg Ed. Hartge »

[In Antwort auf #93599]
Noch ein Versuch einer Antwort:

Zuerst was Grundsätzliches: Eine Hobelbank ist ein hilfreiches, feines und wunderschönes Gerät. Aber die Platte ist nun mal aus Holz und nicht aus Granit und der Spannmechanismus hat keine 250-kg-schwere Stahlguss-Präzisions-Schwalbenschwanzführung wie bei einer Zwei-Tonnen-Fräsmaschine. Trotzdem sind die ULMIA-Dinger in aller Regel mindestens obere Mittelklasse. Sie sind (bis auf manche modernen Typen mit Rund-Bankhaken) in klassischer Konstruktion ausgeführt, mit der zig Schreinergenerationen die tollsten Werkstücke hergestellt haben. Diese klassische Konstruktion der Platte besteht aus längsverleimten Kanthölzern mit besonders dicker vorgeleimter Bankhakenleiste und aussteifenden Querfriesen an beiden Seiten.

Bei einer Massivholzplatte ist die Breitendehnung und das Werfen mit wechselnder Luftfeuchte unvermeidlich. Das Werfen soll durch die Querfriese weitgehend verhindert werden. Ich hatte bisher keine Probleme damit - wie stark ist es bei Dir? Wenn es ein stabiler Zustand ist, hilft Abrichten. Der normale Klimawechsel sollte i. a. kein allzugroßes Problem sein.

Da die Längsdehnung der Querfriese wesentlich geringer ist, als die Breitendehnung der Platte, darf diese nicht auf der kompletten Länge der Friese mit der Platte verleimt sein. Selbst die Stirnseite der Bankhakenleiste ist zu breit dafür. ULMIA hat nach guter alter Schreinermanier die Banhhakenleiste nur am inneren Teil der Stirnseite fest mit dem Querfries verbunden, der Rest kann und soll auf einer eingelegten Feder in der Breite gleiten können. Dehnt sich die Platte aus, entsteht (gewollt) die von Dir bemerkte Lücke auf der linken Seite der Vorderzange. Rechts an der Hinterzange passiert im Übrigen das gleiche. Wenn nicht, wäre der rechte Querfries zu lang und das ist das vielleicht die Ursache für das Klemmen der Hinterzange.

Das ganze ist so ausgelegt, dass diese bei normaler Luftfeuchte (50%) schon vorhanden ist, damit auch bei sehr geringer Feuchte auf keinen Fall der umgekehrte Zustand eintritt: Ein Vorstehen des Frieses über die Bankhakenleiste wäre ein großes Problem. Aber beim Spannen normaler Werkstücke macht eine Lücke am Fries nichts aus. Im Übrigen kannst Du die Technik der einseitigen Verleimung bei jeder alten Tür in Rahmen-und-Füllungsbauweise einschließlich der Lücke (oder Vorstand) des Längsfrieses über das Querfries sehen.

Neben dem bereits gegebenen Hinweis, die Vorderzange nach Ulmia-Anweisung voranzustellen, beachte bitte eines: Sie ist dafür gemacht, relativ große Werkstücke schonend zu spannen. Mit kleine Werkstücken, die einseitig gefasst werden sollen, hat jede Vorderzange ein Problem. Die Ausgleichskräfte werden gigantisch, auch schwerste Ausführungen verkannten dabei irgendwann. Bei kleinen Teilen nimmt man besser einen Schraubstock (gab's von Ulmia als Zubehör) oder, wenn doch einseitig gespannt werden muss, hilft ein Beilageklötzchen auf der gegenüberliegenden Seite. Ansonsten lässt sich ein kleines Werkstück über der Spindel auch ohne Verkanten spannen.

Zu Deiner Frage nach der Luftfeuchte in einer Schreinerei: Du kannst davon ausgehen, dass die etwa genauso groß ist wie in normalen Wohnräumen, also meist zwischen 40% und 60%. Im Winter, wenn geheizt wird, kanns auch mal deutlich weniger werden. Sicher kannst Du die Schwankungsbreite mit Luftent- und -befeuchter einengen. Aber beim Befeuchten musst Du vorsichtig sein, da es vorwiegend im Winter nötig wird. Je nach Gebäudisolation treten in deinem Raum kühle Stellen an Fenstern, Außenwänden, Decken oder Fußböden auf. Ganz tückisch sind Hohlräume unter Dielenböden. An diesen Stellen kann der Taupunkt Deiner befeuchteten Luft unterschritten werden, was dann in einen Bauschaden münden könnte.

Ich hoffe, dass war jetzt nicht zu schulmeisterlich!

Grüsse und ein schönes (Bastel-) Wochenende!
Jörg

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Ein letztes Mal: Hobelbank

Beitrag von Christof Hartge »


Bernhard,
die technischen Details hast du in dem Beitrag von Jörg bekommen. Ich vermute, mal: Die Vorderzange zieht ohne Spannung zu stark rechts erst durch ein gewisses vorziehen der linke Seite entsteht das richtige Gleichgewicht aus Keilwirkung und Anpressdruck. Die Ingenieure unter uns mögen mich korrigieren, aber die Ursache für diese Konstruktion könnte die sein: Es ist wahrscheinlich sehr schwer eine Vorderzange zu konstruieren die genau parallel zieht, auch unter Druck und vielleicht auch gar nicht wünschenswert, weil die Arbeitsstücke (Holz!) keine parallele Oberfläche haben. Besser ist es dann eine Spannbacke zu haben, die den Anpressdruck über die ganze Fläche verlagern kann.

Zum Thema Standort der Hobelbank: Du könntest sagen: a)Schau mal, ein so teures Stück, geht im Keller kaputt. b) Die Hobelbank sieht klasse aus. c) Schau, es gibt doch noch diesen andern Raum (Arbeitszimmer, Bastelraum, Gästezimmer) in dem sich die Bank auch gut machen würde.
Mit diesen Argumenten habe ich das Ding nach oben gekriegt, vielleicht kannst du eines davon verwenden.

Viele Grüße, Christof

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