Unübliche Fragen zur Tischkreissäge (lang)
Verfasst: Mi 17. Aug 2016, 16:47
Hallo allerseits,
vielleicht erinnert sich der eine oder andere hier noch daran, mit welcher Einstellung ich vor Jahren meinen Einstieg hier hingelegt habe das Arbeitsgerät (also zunächst mal meine Werkbank) sollte möglichst nur aus Holz sein, die zur Realisierung eines Projekts nötigen Arbeitsgänge so weit wie möglich mit Handwerkzeug umgesetzt werden Ich sah mich als Hobbyschreiner, der vorhatte, die Holzbearbeitungstechniken vor allem mit handwerklichem Geschick zu erobern.
Diese Einstellung hat sich im Laufe der Jahre verändert. Mit ziemlichen Auswirkungen auf meinen Arbeistkeller: eine respektable Sammlung an Maschinen steht dort heute, und ich bin froh, all diese mechanische Hilfe zu haben, denn es hat sich herausgestellt, daß ich nicht dazu in der Lage wäre, all das nur von Hand zu bewerkstelligen, was ich so baue.
Das liegt daran, daß meine Erfahrung mir gezeigt hat, daß all die Arbeitstechniken ernsthaftes Training und konstantes Üben verlangen, wenn sie denn funktionieren sollen. Es ist zwar möglich, auch ganz ohne Training eine ziemlich perfekte Schwalbenschwanzverbindung zu bauen, aber das dauert eine ungeheure Zeit. Habe ich die oder nicht? Wenn ich jeden Tag eine Stunde Holzverbindungen "übe" und dann etwas bauen will, komme ich in einer vernünftigen Zeit auch zu einem Ende. Wenn ich aber drei Monate meinen Holzkeller nicht betrete und dann wieder etwas bauen soll, gehen mir die Techniken immer noch rasch und sicher von der Hand? Natürlich nicht.
Für mich war das der Hauptgrund, mich immer mehr den Maschinen anzunähern. In dieser Hinsicht mußte ich nicht so sehr wegen finanzieller Mittel Kompromisse eingehen, sondern weil mein Arbeitsraum den Transport von sicher und verläßlich arbeitenden Maschinen nicht erlaubt. Salopp ausgedrückt: mehr als etwa 150 kg am Stück sind nicht in meinen Keller zu schaffen. Ich weiß, besser damit bedient zu sein, für 2000 Euro eine 500 kg schwere Abrichte von 1960 einzukaufen. Die Stellungnahmen aller Experten hier sind diesbezüglich ja seit langem eindeutig: kaufe besser etwas Gebrauchtes, aber Gediegenes statt die neue China-Maschine (ganz kurz zusammengefaßt). Dennoch steht bei mir eine Hammer A 31, denn etwas Größeres wäre nicht die enge Treppe heruntergekommen.
So, ich spüre schon, wie sich die virtuelle Ungeduld breit macht :-) Worauf will der Dirk denn schon wieder hinaus, kann er nicht mal zur Sache kommen? Sofort. Diese Trendwende macht sich nämlich dadurch bemerkbar, das meine platzfressende Hobelbank ziemlich überflüssig geworden ist, während ich eine immer drängendere Notwendigkeit nach einer präzisen Tischkreissäge, möglichst neben einer Tischfräse, spüre. Denn die Präzision ist es, die mich seit Jahren verfolgtund an der ich regelmäßig scheitere mal der Zeit wegen, mal wegen der nur mittelmäßigen Maschinen. Ich weiß inzwischen recht gut, was ich gern mit Holz anstelle, aber die eingesetzten Mittel sind noch nicht adäquat.
Daher plane ich einen ziemlichen Umbau meines Arbeitsraumes. Mit Abrichte, Ständerbohrmaschine, einer Handfräse und einer kleinen Drechselmaschine fühle ich mich schon recht zufrieden. Die Maschinen, die mir inzwischen einfach zu ungenau arbeiten, sind eine Schleifmaschine und meine Bandsäge, die hier ja vor Jahren schon Thema war, vor allem, als ich ihren durchgebrannten Motor austauschen mußte. Diese beiden möchte ich also entfernen und dafür der Oberfräse ein vernünftiges Zuhause geben (also in einen Tisch einbauen) und endlich die Möglichkeit für präzises Sägen zu haben.
Ich habe in den letzten Tagen unter anderem stundenlang hier im Forum die Suchfunktion bemüht, um mir darüber klar zu werden, wonach genau ich euch befrage. Es geht mir weniger darum, herauszufinden, welches Modell einer Tischkreissäge welchem anderen vorzuziehen ist. Die Säge, die in meinen Keller paßt, wird wegen ihres Gewichtes sowieso nicht so genau arbeiten, wie Profis das brauchen. Mir ist klar, daß die empfohlenen "kleinen" Sägen (Festool CS 70, Mafell Erika 85 ) insofern schlecht zu meinem Profil passen, als ich häufig durchaus schwere Holzbohlen von bis zu 65 mm Stärke besäume und in Leisten schneide, und vor allem die Festool CS 70 scheint mir dafür einfach nicht stabil genug. Ebenso brauchen wir uns über alte Ulmias u. Ä. nicht zu unterhalten, denn die sind entweder zu schwer oder unauffindbar, für mich nicht zu beurteilen (Zustand!) oder transportierbar.
Meine Idee wäre momentan, eine Art Multifunktionstisch zu bauen (Stichwort Guido Henn), in / an dem Säge und Fräse unterkommen. Vielleicht würde sich dafür sogar eine einzubauende Handkreissäge eignen (Festool TS 75), aber ich liebäugele gerade wieder mit der Idee des Incra-Systems, das ja auch der Hausherr anbietet.
Nun scheint laut Dieter Schmid ( http://www.feinewerkzeuge.de/tablesawfence-more.html ) keine hier erhältliche Tischkreissäge perfekt zum Incra-System zu passen. Ich würde von all den Sägen, die er auflistet, am ehesten an die Holzkraft SC1 Genius denken, da sie vom Gewicht her gerade noch in meinen Keller passen würde. Wie genau eine im Prinzip "fertige" Tischkreissäge, eine zu bauende Frästisch-Erweiterung und Incra ineinandergreifen (können), ist mir momentan noch nicht klar. Ich weiß, daß Incra und Selbstbau anscheinend gut zusammen passen:
http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/md/read/id/60167/sbj/test-incra-starterset-teil1/
http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/md/read/id/109518/sbj/incra-fraestisch-mit-proxxon-kreissaege/
http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/md/read/id/99154/sbj/fraestisch-optimierung/
Vielleicht wäre es sinnvoller, gleich den Tisch für einen Einbau einer Handkreissäge mitzuplanen, die man unten anschraubt? Da sehe ich noch nicht klar. Vor allem kann ich nicht beurteilen, ob eine Handkreissäge, die man an einem Eigenbautisch festschraubt, nicht die Präzision des Incra-Systems obsolet macht, weil das Sägeblatt nicht gescheit in seiner Position bleibt.
Ich weiß, das Problem ist komplex. Deshalb ist auch der Text so lang (wenn auch nicht nur deshalb). Wie würdet ihr es lösen? Liege ich mit der Idee Incra ( http://www.feinewerkzeuge.de/tablesawcombo.html ), Holzkraft SC1 (oder Festool TS 75) + Guido-Henn-Frästisch ganz falsch? Wie ginge es besser?
Grüße von Dirk