Geschätzter Spezialistenkreis,
der Trotzkopf ist ein Käfer, der einen durch sein Tun, und vor allem dem Endergebnis seines Wirkens, recht überraschende Nachricht bringen kann.
Das kann eine gute oder schlechte Nachrichten sein, je nach dem, von wo aus man das sieht.
Bei mir ist eine, aber nicht die einzige Sichtweise auf die derzeitigen Ereignisse (, die Ergebnis des Wirkens des Trotzkopfkäfers sind), dass wir in den kommenden 4 Wochen die Dippelbaumdecke über der kompletten Wohnung, dem Archiv und dem Büro abreissen und durch eine neue Decke ersetzen müssen.
Dippelbäume sind halbierte Nadelholzstämme mit ca 30 cm Durchmesser, die dicht an dicht die oberste Geschoßdecke mitbilden. Ich habe es da mit 100 Halbstämmen zu tun, jeder fünf Meter lang.
Und die müssen raus, ab kommenden Montag.
Was tun, wohin mit dem Wohnungsinhalt? Und noch dazu so schnell, weil Gefahr in Verzug?
Ein komplettes Absiedeln kommt nicht in Frage, ist logistisch und finanziell nicht bewältigter.
Die derzeit angestrebte Alternative sind Bügel, die an eigenen oder den Bodenbalken der Pölzung am Boden aufsetzen, durch einen kleinen Klotz am Wegrutschen gehindert werden, und sich unter der Kehle an der Wand abstützen. Aus 5/8er gebastelt, und dann mit Schirmplatten belegt, zumindest oben, das kann ich dann leicht einbauen und in den weiteren räumen dann gleich ohne aufwand weiterverwenden. Denn zum Glück wird die Decke sequenziell verlegt.
Zuvor wird der Boden mit Papier ausgelegt und alles was bleibt (Schränke, Regale, Küchenmöbel, Klavier etc) in Baufolie gepackt, dann die zusätzlichen Pölzungen (2-3 Reihen) eingebracht, 2 Reihen stehen ja schon in der ganzen Wohnung. Und wenn das steht, wird die schutzkonstruktion eingebaut, und das müsste eigentlich recht flott gehen. vielleicht wäre sinnvoll, die wandbalken zuvor zu montieren, aber das ist eine Nebenfrage.
Auf der Skizze sieht man, wie das ungefähr aussehen soll.

Auf der Skizze ist nur Küche und Büro zu sehen, die anderen Räume sind leider nicht leer. Auch die Pölzungen sind nicht zu sehen, man muss sich da 4 bis 5 Reihen parallel zu den Fenstern vorstellen.
Naja.
Über Ideen und was ich bedenken sollte, wäre ich natürlich höchst erfreut, weil, so oft und so massiv kommt der Trotzkopf was ich so höre nicht vor. Zumindest haben die Leute von der Baufirma noch nie mit so einem Ausmaß zu tun gehabt und die komplette Decke rausnehmen müssen, sagen sie.
Und jetzt sag ich, es ist schon ein Glück, dass ich eine gut gerüstete Werkstatt hab, weil 180 lvm 5/8er Staffel mit der Hand so zurichten, dass das funkt, stell ich mir deutlich unlustiger vor. So scheint das aber bewältigter und weil das Forum auch ein Ort der Freude über seine Werkstatt ist, tu ich meine hiermit kund :-))
Ah ja, und was ist das jetzt mit dem Trotzkopf?
Also, hörts zu: Der Trotzkopf ist ein Käfer, dessen Larven sich durch Holz fressen, das zuvor vom Braunschimmelpilz vorverdaut wurde. Und der Braunschimmelpilz mag´s gern ein bissl feucht. Und bedauerlicherweise haben Vorbesitzer unseres Hauses (Fundament wahrscheinlich Ende 19. Anfang 20. Jh.) in einer Phase nach der Errichtung den Dachbodenbelag geändert und direkt in die Schüttung auf Polsterhölzern, Blindboden und Bodenbelag eine kleine Wohnung eingebaut. Vermutlich hat die vermutlich wasserintensive Bodenpflege, die man sich als Arbeitswochenendearbeit vorstellen kann, und die so fein schnell ging, weil das Wasser schwuppdiwupp verschwunden war, zum Teil zumindest, und das Aufwaschen so recht wenig Arbeit machte, weil mit viel Wasser gehts auch schnell. Darüber freute sich lange der Braunschimmelpilz. Und hat knapp ein Drittel der Dippelbäume verspeist, gefolgt von unserem Trotzkopf. Das führt dazu, dass ich Astansätze wie Kegel aus dem umgebenden Staub ziehen kann. Die nicht mehr gegebene Festigkeit des Holzes führte weiters dazu, dass manche Dippelbäume nur mehr vom Verputz oben gehalten werden.
Allerdings, wenn, bevor die Dachbodenziegel und die Beschüttung abgeräumt waren, die Ausgangssorge der Hausbock war, dann ist die Entdeckung des Trotzkopf im ersten Moment eine gute Nachricht. Bis man mehr weiss über den Trotzkopf, dann freut man sich eher, das es gut ist, wenn man eine gute Werkstatt hat.
Schöne Grüße aus Wien
Andreas