Seite 1 von 3
Rückschlag
Verfasst: Mo 15. Sep 2014, 21:27
von Rolf Richard
Pass auf Eure Finger auf!
Auf dem Oberfrästisch. In vier Regalböden sollen auf den Stirnseiten Nuten von 6 mm Stärke eingefräst werden. Da kommen später lose Federn rein. An sich kein Problem mit einem Scheibennutfräser und der richtigen Höheneinstellung.
Nutenfräsen mit dem SchlitzfräserZur besseren Darstellung ist der Fräserschutz entfernt. So schmeisst man die Fräse natürlich nicht an.
Sieben der acht Schnitte gehen gut, beim achten passierts!
Als der Scheibennutfräser das Brett berührt wird es mit grosser Wucht zurückgeschleudert. Es fliegt über die Werkbank, schmeisst einen 22/19er Gabelschlüssel 2 Meter weit durch die Werkstatt. ein Inbusschlüssel bekommt ebenfalls Flügel. Was war passiert?
So wird das Brett richtig angesetztMan sollte das Brett so ansetzen, dass es den Anschlag schon berührt, bevor die Schneiden des Fräsers ins Holz eindringen.
Falsches Ansetzen!Fehlerhafterweise habe ich das Brett falsch zugeführt. Es konnte sich nicht am Anschlag abstützen, wurde mir aus der Hand gerissen. Das bekam auch meine Hand zu spüren:
Die Brettkante reisst mir die Hand aufIch hoffe meine Lektion gelernt zu haben!
Nur so nebenbei - weil ich mich immer noch mit den Progrip-Schienen beschäftige:
Theoretisch kann man auch mit den Schienen und den als Zubehör erhältliche Anschläagen arbeiten, wenn man solche Einsetzfräsungen vornehmen muss:

Gruss
Rolf
Re: Rückschlag
Verfasst: Di 16. Sep 2014, 09:29
von Elmar
Hallo Rolf,
da hast Du aber Glück gehabt, dass diese Geschichte recht glimpflich für Dich ausgegangen ist
und Dein Schutzengel wohl ganz gut auf Draht war :-).
Als Beispiel für die enormen Kräfte, die beim Fräsen auftreten, mag das verlinkte Video sein,
auch wenn dies in die Kategorie "gefährlicher Unfug" gehört.
http://www.youtube.com/watch?v=yYqU03nEvBIGrüße
Elmar
Re: Rückschlag (Photo)
Verfasst: Di 16. Sep 2014, 18:03
von Rolf Richard
Elmar,
ja das war auch Glück dabei.
Gut, beim Oberfräsentisch steht man nicht dort wo, das Werkstück hingeschleudert wird. Das geht immer nach rechts und normalerweise verhindert der rechte Anschlag, dass das Teil wegfliegt. Wahrscheinlich war ich einfach nicht mehr konzentriert.
Schlimmer wird die Sache eigentlich noch dadurch, dass an meiner Werkzeugwand hinter der Fräse die passende Schutzvorrichtung hängt. Ein flacherer, aber sehr viel breiterer Anschlag, der in der Schiene für einen Queranschlag verankert wird.
Damit wäre nichts passiert!Ich geh jetzt erst mal in mich und suche Asche - für mein Haupt! Sowas Dummes!
Man könnte aus dem Ganzen auch eine Regel ableiten:
"Die Stärke des Anschlags vor den Fräsanschlag muss deutlich grösser sein als der Überstand der Fräserschneiden über den Fräsanschlag!"
Gruss
Rolf
Re: Rückschlag
Verfasst: Di 16. Sep 2014, 20:43
von RainerS
[
In Antwort auf #77679]
Hallo Rolf,
gut, dass es gimpflich ausgegangen ist und nicht allzuviel passiert ist.
Deine Schlussfolgerung, wie man das Werkstück beim Einsatzfräsen richtig zuführt, ist aber falsch.
Das Werkstück muss am vorderen Ende am Längsanschlag liegen und wird am hinteren Ende in den Fräser gedrückt. Dabei muss es hinten natürlich den ganzen Weg hindurch durch die Rückschlagsicherung gestützt werden.
Auf diese Weise ist der Schnittwinkel des Fräser beim Eintauchen sicherer, weil sich die Schneide nicht so gefährlich ins Holz graben kann.
Es gab im Nachbarforum letztens eine Diskussion darüber. Da wurden auch Links gepostet.
Siehe z.B. hier
http://ww3.bghm.de/Holz/Tischfr%C3%A4se_3.wmvoder hier:
http://file1.npage.de/002055/03/download/tsm-lehrgangsbegleitheft.pdfGrüße, Rainer
Re: Rückschlag
Verfasst: Mi 17. Sep 2014, 05:20
von Volker, der Handschuhschreiner
Hallo Rolf,
wenn etwas mit ca. 20.000 Umdrehungen pro Minute durch die Werkstatt fliegt ist das kein Pappenstiel: Deine Schutzengel müssen eine mehr als gute Reaktion gehabt haben!
Ein kleines (oder auch größeres) Dankgebet wäre vermutlich angebracht.
Zusätzlich, wie Du selbst (und auch an dem Beitrag von Rainer feststellen konntest), wäre es vermutlich nicht verkehrt, sich den Vorgang des Einsetzfräsens noch mal vorzunehmen und in allen Einzelheiten zerlegt durchzugehen um zu sehen, wo der Fehler lag bzw. wie man es sicher machen kann.
Der Hinweis auf den Eintrittswinkel des Fräsers und die Sicherung des Frässtücks von mindestens 2, besser 3 Seiten soll hier genügen.
Zum Schluß: Danke, daß Du den Mut hast, auch so ein größeres Malheur, was GottseiDank ohne größere Folgen abging, zu berichten, damit wir alle davon lernen und wo notwendig verbessern können!
Grüße von Volker, dem Handschuhschreiner.
Re: Rückschlag *MIT BILD*
Verfasst: Mi 17. Sep 2014, 08:42
von Guido Henn
Hallo Rolf und Rainer,
Rainer hat es ja schon angedeutet, dass das Einschwenken des Werkstücks nicht richtig ist. Allerdings ist die Erklärung nicht ganz korrekt, denn es liegt nicht am Schnittwinkel bzw. dem Fräser der sich ins Holz "eingraben" kann (das tut er nämlich auch sonst), sondern daran, dass sich das Werkstück nur so in der Vorwärtsbewegung befindet. Ich habe dazu mal eine Grafik angehängt, die das hoffentlich etwas verdeutlicht.
Vor allem bei den großen Fräsköpfen einer Tischfräse darf dies Regel auf keinen Fall vernachlässigt werden. Bei den kleinen Fräsern einer Oberfräse ist die Gefahr bzw. ein möglicher Rückschlag beim "falschen Einschwenken" deutlich geringer (aber steigt natürlich mit der Größe des Fräsers an!) und wenn du immer am Anschlag angelegen hättest, wäre wahrscheinlich auch nichts passiert.
Schöne Grüße
Guido

Re: Rückschlag (Photos)
Verfasst: Mi 17. Sep 2014, 20:00
von Rolf Richard
Danke für die Antworten auf die Aufklärung!
Ganz zufrieden bin ich damit allerdings nicht, denn es scheint das Problem nur bedingt zu lösen. Warum, das will ich mal erklären:
- Der Schlitzfräser hat einen Durchmesser von 47,6 mm, das die Frästiefe begrenzende Kugellager 33,5 mm. Ergo eine Nuttiefe von 7,05 mm.
- Das Kugellager steht geringfügig über den Längsanschlag vor, damit es seine Funktion erfüllen kann. Somit stehen die Fräserschneiden ca. 8mm über den Anschlag über. Damit ist er an der Vorderkante des Anschlags ein klein wenig unter 20 mm breit.
- Da die Nut nahe an die Kanten des Bretts heranreichen soll, müsste ich das Brett bei ca 30 mm linkks vom Fräsermittelpunkt an den Anschlag führen. Dann steht es mit > 15° schräg zum Anschlag bevor es die Schneiden berührt
- Bei einer Brettbreite von 270 mm steht somit die rechte vordere Ecke über 7-8 cm vom Längsanschlag entfernt, also weit weg von allen üblichen Rückschlagsicherungen.
Da erscheint mir die zuletzt gezeigte Methode mit der sehr breiten Leiste (260 mm) als Rückschlagsicherung besser. Sie verläuft konstruktionsbedingt rechtwinklig zum Längsanschlag, an ihr entlag wird das Werkstück parallel dazu zugeführt . Da das Werkstück dauernd Kontakt zur Leiste hat dürfte ein Rückschlag unmöglich sein.
Bilder dazu. Da die Maschine steht wurde die Fräserabdeckung entfernt, um bessere Sicht zu haben.
Die ursprüngliche Anordnung mit den üblichen AnschlägenDer Fräser steht am linken Endpunkt der gewünschten Nut. Schlägt das Werkstück am linken Anschlag an ist die Nut in voller Länge geschnitten.
So müsste das Werkstück den Empfehlungen nach positioniert werdenMir kommt der Ansatzwinkel viel zu gross vor. Wenn etwas schief geht, kann der Anschlag auch nicht mehr helfen.
Dieser Anschlag scheint sicherer
Das Werkstück kann parallel am Zusatzanschlag geführt werdenNur nebenbei: Die Fräse läuft nur mit 13-14.000 U/min. Das verhindert Brandspuren am Buchenholz zuverlässig. In etwa die gleieche Drehzahl wähle ich auch bei der handgeführten Fräse.
Gruss
Rolf
Re: Rückschlag (Photos)
Verfasst: Mi 17. Sep 2014, 21:59
von FelixK
Hallo Rolf,
aus den Zeichnungen von Guido entnehme ich das das Werkstück beim Einsetzen schon in jedem Fall am Anschlag anliegen muss.
Die von Guido skizzierte Variante mit falschem Einschwenken wird ja vermutlich auch nur ausgeführt weil der Anschlag nicht tief genug ist.
Also ist dein Anschlag schon der sinnvolle.
Grüße
Felix
Re: Rückschlag (Photos)
Verfasst: Do 18. Sep 2014, 10:10
von RainerS
Hallo Rolf,
ja, genauso wie du es im Bild mit dem breiteren Queranschlag als Rückschlagsicherung zeigst war die Skizze von Guido gemeint, wie auch meine Aussage von oben "Dabei muss es [Werksück] hinten natürlich den ganzen Weg [des Einschwenkens in den Fräser] hindurch durch die Rückschlagsicherung gestützt werden.".
Ich habe vor der Diskussion im Nachbarforum über das Einsetzfäsen genau wie du das Werkstück hinten am Anschlag anlegt und vorne eingeschwenkt. Eben weil eine schmale Rückschlagsicherung direkt an den Parallelanschlag geklemmt dazu geradezu aufordert (weil es dabei ja auch die einzige Möglichkeit ist, das Werkstück beim Eintauchen überhaupt abzustützen). Ist zum Glück nie etwas passiert und wahrscheinlich waren es auch nicht immer Situationen, die gleich brandgefährlich waren. Aber man kann's ja trotzdem auch richtig machen ;)
lg, Rainer
Re: Rückschlag (Photos)
Verfasst: Fr 19. Sep 2014, 13:40
von Rolf Richard
Hallo Rainer,
100% Zustimmung, man kanns auch richtig oder zumindestens richtiger machen.
Es scheint wirklich so, dass das Wichtigste bei dem Vorgang darin besteht, das Werkstück schon vor Eintritt der Schneiden ins Holz am Anschlag abzustützen. Genau das geht meiner Meinung nach mit den herkömmlichen schmalen Anschlägen, die der Rückschlagsicherung dienen, eigentlich nicht.
Es war ja so, dass mir 7 Nuten einwandfrei gelangen, weil das Werkstück immer von Anfang an an der Rückschlagsicherung anlag. Nur bei der letzten Nut habe ich Mist gebaut. Insegesamt scheint es mir auch vernünftiger, das Werkstück eben nicht schräg sondern möglichst parallel zum Längsanschlag zuzuführen, weil man so den Startpunkt des Schnittes einfach hinbekommt.
Egal wie, ich werde noch ein paar andere Anschläge anfertigen - für alle Fälle!
Gruss
Rolf