Hallo
Als ich heute morgen Eine Kettensäge beim Nachbar hörte, wusste ich zugleich: Aha Nachbars Nussbaum wird gefällt, mit dem Foto ausgerüstet ging es dann zum Nachbarn.
Da war die Fällung schon im Gange, oben im Baum war der Hauptakteur Oliver dabei Äste abzusägen, er band ein Seil an den zu fällenden Ast, nahm eine gesicherte Stellung ein, d.h. er sicherte sich immer zweifach, nach dem Sichern nahm seine Partnerin Heike das Seil auf, führte es um einer am Stammfuß angebrachte Seilbremse, schritt zur Sicherheit einige Meter zurück und Oliver setzte zum Schnitt an, zuerst eine Fällkerbe und dann auf der Rückseite der Fällschnitt.
Dabei ließ er immer noch soviel Holz stehen, dass es zum langsamen Bruch kam und der Ablauf so von ihm noch kontrollierbar war.
Auf dem ersten Bild wird gerade die Kerbe geschnitten, oben das Seil, hinter Oliver die eine Seilsicherung, vor Oliver die zweite Sicherung zum Ast nach unten kann man gerade noch erkennen.
Bild 1

Brach der Ast ab, war es Heikes Aufgabe durch zügige Seilzugabe dafür zu sorgen, dass der Ast nach unten gehen kann, so wurde verhindert das Oliver beim Zurückschwingen das Astes in Gefahr kommt.
Auf den nächsten Bild diese Situation an einem anderen Ast.
Bild 2

So wurde Ast um Ast entfernt, wobei Oliver aber zwei Hauptäste stehen ließ, den Grund konnte man schnell ahnen, den das schwierigste Unterfangen war der starke Ast der über meine Hütte ragte.
Bild 3

Oliver änderte an diesem Ast die Vorgehensweise, er führte nun das Seil über beide noch stehenden Äste jeweils über kleine Rollen geführt und die Anordnung war so, dass das Seil schräg von oben kam.
Nun ging Oliver wieder daran das Seil am Ast zu befestigen, dann musste Heike mit Hilfe eines Flaschenzuges der an einem Nachbarbaum befestigt war, leichten Zug auf das Seil bringe, dann schnitt Oliver den Ast mit Kerbe und Fällschnitt an, dieses Mal aber nur leicht und Heike fing mit Hilfe zweier Helfer an den Zug zu erhöhen bis der Ast anfing zu brechen und durch den anstehenden Zug schräg nach oben weggezogen wurde.
Man erkennt auf dem Bild den Ast der dem Seilzug folgt, Oliver musste dabei seinen Standort so wählen, dass er nicht in Gefahr kommen konnte.
Bild 4

Bei einem der letzten Äste war die Situation nochmals schwieriger, der Ast ging nach unten weg, so ungünstig, dass es nicht möglich war beim Seil anhängen eine Hebelwirkung zu erzeugen, so ging Oliver hin sägte den Ast mit Fällkerbe und Fällschnitt leicht an, nahm ein Seil und baute damit eine Verbindung, so das beim Trennen des Astes beide Teile eng miteinander verbunden blieben.
Dieses war wohl der gefährlichste Augenblick bei der ganzen Fällaktion, ein starker böiger Wind machte das ganze noch arg schwieriger, man konnte Oliver ansehen wie er versuchte seinen Standort so zu wählen, das er nicht in Gefahr kommt und nach einigen Abwägungen schnitt er dann den Ast durch.
Es ging gut, nach dem Heike Zug auf das Seil brachte und die Seilbrücke entlastete. öffnete Oliver das Seil und der Ast wurde nach unten gelassen.
Bild 5

Nach dem alle Äste unten waren, nahm Oliver eine Pause, was mich überhaupt nicht wunderte, das was er bisher geleistet hatte war sehr beachtlich.
Mich wunderte wie sicher er mit seinen Seilen und Sicherungen umging, so nutzte er schon mal eine Schwingung aus um seine Position zu ändern, er lies sich auch mal um den Ast pendeln um seine Position zu ändern, es war für mich sehr beachtlich, ich hätte dabei jedes Mal die Orientierung verloren.
Nun ging Oliver daran die verblieben Hauptäste zu kürzen, wobei er in kurzen Stücken vorging, er band das Seil auch wieder an den Ast, sägte dann aber zügig den Ast von zwei Seiten durch, aber so, dass er stehen blieb, Oliver hing dann seine Motorsäge an seinen Gürtel und brach den Ast mit einem kurzen Ruck ab, band das Seil ab und warf das Aststück dann gezielt zu Boden.
Heike sicherte während des Schnittes mit dem Seil.
Bild 6

So ging es immer tiefer, die Äste wurden immer dicker und Oliver ging dann dazu über den Ast wieder am Seil nach unten zu lassen, wobei Heike beim Brechen des Astes sofort Seil geben musste, um dafür zu sorgen, dass der Ast beim zurückschwingen Oliver nicht gefährden konnte.
Bild 7

Oliver musste dann drei mal wieder hoch bis auch der letzte Ast an die Reihe kam, da war nun die Absicherung schwierig, da er sich nur noch am stehenden Ast sichern konnte, geschickt nahm er aber auch diese Hürde.
Bild 8

Nun noch einige Bilder der Ausrüstung
Da wäre einmal die Seilbremse, wie mir Heike sagte hätten sie keine zufriedenstellendes Teil auf dem Markt gefunden und sich diese Ausführung nach ihren Angaben haben fertigen lassen.
Wie der Homepage zu entnehmen ist, führen Heike und Oliver in dem kleinen beschaulichen Blieskastel einen Laden, in dem diese Utensilien zum Verkauf angeboten werden.
Bild 9

Die sorgfältige Befestigung mittels zweier starker Spannbänder.
Bild 10

Der Flaschenzug, mit dem die Äste sehr stark angespannt werden konnten.
Bild 11

Die Befestigung am Nachbarbaum, an den beiden Hörnern wurde das hochgehende Seil vorgespannt, bevor es dann mit einer Art Seilklemme Zug auf das hochgehende Seil gebracht wurde.
Bild 12

Heikes Rücken kann auch entzücken.
Wie mir beide sagten, verdienen sie ihr Geld nicht mit Baumfällarbeiten, ihre Haupttätigkeit sind Schulungen die sie bundesweit anbieten.
Dabei geht es nicht nur ums Baumfällen, alle Arbeiten die in luftiger Höhe getan werden müssen decken sie ab.
Oliver hat sich seine ersten Erfahrungen in den USA beigebracht, dort wären diese Techniken größtenteils entstanden.
Bild 13

Dann verschiedene Werkzeuge, die Seilschlinge auf dem Bild diente Oliver zur zweiten Sicherung, es ist aus Stahl, sollte Oliver mal unvorsichtig mit der Kettensäge das Seil berühren, soll es zumindest kurzfristig Widerstand leisten.
Bild 14

Als Oliver seine Pause nahm, schärfte Heike mittels Feile die Kette.
Was mir an dieser Aktion besonders gefiel, war wie Heike und Oliver ihre doch sehr schwierige Arbeit geräuschlos abspulten, das Verständnis unter einander war beeindruckend, so ähnlich hat man uns in der Firma Teamarbeit im Idealfall geschildert.
Auch wie Heike die Kettensäge führte war sehenswert.
Bild 15

Unter den vielen Dingen die Oliver an seinem Gürtel führte war auch ein kleines Klappmesser, das er im Falle eines ungeplanten Hängens am Seil zur Durchtrennung benutzt hätte.
Wie er sagte, er hat es Gott sei Dank noch nicht gebraucht.
Bild 16

Noch ein Blick an die Kletterhilfe die Oliver benutzt, zwei einfache Sporne geben ihm den Notwendigen Halt, wie er sagte müssten beide Sporne unbedingt neu geschärft werden, man konnte ihn beobachten wie er einige Male kräftig den Fuß Richtung Ast oder Stamm stieß, mir erschienen beide Sporne als sehr spitz, aber Oliver weiß es bestimmt besser.
Bild 17

Noch ein Bild, auf dem Heike mit Hilfe zweier Helfer den Seilzug betätigten, es waren schon große Kräfte die da auf die Äste gebracht wurde, als ich Oliver fragte, er könne doch nicht bei jeder Baumart so vorgehen, sagte er, das wäre richtig, Nussbäume wären für ihn ein relativ sicheres Holz, bei Pappeln oder auch Rosskastanien müsste man viel vorsichtiger vorgehen, da z.B. diese Hölzer wesentlich schneller brechen.
Bild 18

Der Eigentümer wollte ein Teil des Stammes stehen lassen, Oliver meinte Austreiben würde der Stamm nicht mehr, ich bin gespannt ob er recht hat, den Stamm hat dann Oliver auf eine recht ungewöhnliche Weise gefällt, auf meine Frage weshalb erklärte er mir den Vorgang, er sagte bei stehenden Stämmen, wo nur statische Last auf dem Stamm ruht, wäre es sinnvoll so vorzugehen, er setzte die Kerbe bis über die Mitte des Stammes, um dann den Fällschnitt schräg von oben anzusetzen, es war am Ende eines interessanten Tages, ich hab so viele neuen Dinge erfahren, das mit dem besonderen Fällschnitt hab ich nicht mehr so richtig verstanden.
Entschuldigt, dass ich mir erlaubt habe beide Aktivisten mit dem Vorname zu nennen, es ist halt einfacher als jedes mal Frau oder Herr zu schreiben.
Bild 19

Ein schöner Tag für mich, sogar meine Tomaten mussten heute Durst erleiden, diese Arbeit war halt so interessant.
Gruß Franz