Knochenleim und Ölen
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Knochenleim und Ölen
Hallo zusammen,
arbeite gerade an einer Eichenkommode.
Bei der Gelegenheit will ich mal Knochenleim kennenlernen und will den zum Auffüllen von kleinen Rissen oder Gehrungsfugen nutzen.
Wenn ich die Kommode nun öle/wachse, harmoniert das (auf Dauer) mit dem Knochenleim?
Der Leim ist ja wasserlöslich ... kann man die dennoch Wischen?
Gruss,
Jens
Re: Knochenleim und Ölen
hallo Jens,
schönes Thema !
Also :
Zum Leimen ist das kein Problem, auch bei Eiche funktioniert der Knochenleim gut. Bitte nur darauf achten, dass die Hölzer nicht eiskalt sind, sonst geliert der Leim zu schnell. Vorwärmen war früher üblich, aber da waren die Werkstätten im Winter nicht so gut geheizt, wie die heutigen Hobby-Werkstätten. Es geht aber auch mit zimmerwarmem Holz.
und will den zum Auffüllen von kleinen Rissen oder Gehrungsfugen nutzen.
da habe ich meine Zweifel... Wenn es nur darum geht, alte Risse dicht zu schmieren, dann kann das gehen. Aber irgendwelche seitlichen Kräfte hält ein zugeschmierter Riss nicht aus. Beim Knochenleim gilt, was bei jedem Leim gilt : je enger, also besser, die Passung, desto besser hält der Leim. Leim-Schmierereien sind kein Ersatz für gutes Handwerk - besonders bei Gehrungen.
Über Knochenleim kann man hinwegölen. Da gibt es keine Probleme.
Ich habe auch noch nie etwas bemerkt, dass feucht wischen den Leim anlöst. Unser Brotschneidebrett ist aus Birnbaum und mit Knochenleim verleimt, das wird regelmässig unter dem Warmwasserhahn abgewaschen und mit Essig desinfiziert. Die Leimfugen halten seit rund 30 Jahren.
Kennst Du den Trick mit dem Reiben der Fuge?
Beide Seiten der zu verleimenden Teile dünn und gleichmässig einleimen, die Teile aufeinander legen und dann ein paarmal seitlich hin- und herschieben. Eine dünne Schnur Leim quillt aus der Fuge. Ganz plötzlich kommt ein Punkt, wo der Leim festhält. Dann schnell nochmals ausrichten und massvoll spannen: die Fuge hält. Nach einer halben oder ganzen Stunde kann die Leimschnur mühelos entfernt werden.
Wie immer bei Knochenleim: erst am nächsten Tag belasten.
viel Erfolg!
reinhold
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Re: Knochenleim und Ölen
Hallo Reinhold,
herzlichen Dank für Deine Antwort.
Die Tips haben mich weitergebracht, mit dem Knochenleim und der Eiche weiterzumachen.
Auf die Empfindlichkeit bzgl. Wasser kam ich gleich, als ich mit dem feuchten Finger auf eine getrocknete Stelle getippt habe.
Der Leim wurde binnen Sekunden wieder angelöst. Hier trifft wohl Dein weiterer Tip zu, die Fuge klein zu machen, dann kommt einfach weniger Wasser dran :-)
Ansonsten nutze ich den Leim auch als Füllmittel für kleinste Astlöcher und ausgeschlagene Stellen. Die Farbe ähnelt doch gut der Eiche, also warum Spachten, wenn´s auch so geht?
Einen schönen Sonntag noch,
Jens
Re: Knochenleim und Ölen
hallo Jens,
noch eine kleine Geschichte. Ich habe eine Waldhütte (selbst gebaut), in der ich auch gelegentlich schreinere. Einmal stand auf dem Ofen der Leimtopf zum Warmhalten, während ich ein paar Hölzer vorbereitete. Wie es so geht, stiess ich gegen den Leimtopf. Der fiel runter und der Leim ergoss sich auf den Boden. So ein halber Liter. Kräftiges Fluchen, dann habe ich versucht, mit allen erreichbaren Tüchern, den Leim aufzuputzen, bevor er hart wurde. Den letzten Rest, bereits geliert, habe ich mit der Spachtel aufgenommen. Auf dem Fussboden (Fichte/Tanne-Bretter) blieb ein grosser brauner Fleck, ca 1 m Durchmesser, direkt vor dem Ofen, da, wo man immer hin- und hergeht.
Die Pointe: nach 4 Jahren ist der Fleck immer noch da. An dieser Stelle ist der Boden unempfindlich gegen feuchten Schmutz! Lässt sich leichter fegen. Scheint sich weniger abzunutzen.
Ich habe allen Ernstes überlegt, ob ich nicht den ganzen Boden mit Leim behandle, aber meine bessere Hälfte war dagegen.
viele Grüsse
reinhold