neue Bilderrahmen soll ich fertigen *MIT BILD*

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Franz Kessler
Beiträge: 2302
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

neue Bilderrahmen soll ich fertigen *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Meine Frau äußerte den Wunsch, sie möchte in den renovierten Flur und ins Treppenhaus einige Bilder aufhängen, da schon seid etwa 30 Jahren drei Bilder dort hängen, sollten die neuen den alten angeglichen werden.
Ich ging los, suchte Holz und fand ein Stück Eichebolen, etwa 50cm breit und 1,5m lang, 48mm dick, dieses Stück wollte mir mal ein Holzverkäufer andrehen, als ich ihm sagte, dass der Bolen sehr stark drehwüchsig wäre, bekam ich das Stück fast geschenkt, er meinte wohl, ein Hobbywerker sieht so was nicht.
Also für Bilderrahmen scheint das Holz ja noch zu taugen, 6 Rahmen sollten es werden.

Bild 1

Die Leisten sind schon geschnitten, auf den Leisten hinten eins der drei Bilder, davor noch die Schalen, sie sollten noch die letzte Oberflächenbehandlung erfahren.

Noch eine Bemerkung zu den Schalen, Bekannte, die die Schalen begutachteten wunderten sich wie leicht sie sind, einer vermutete dass es bedruckte Pappe
wäre, also kam die Küchenwaage zum Einsatz, die erste Schale wiegt 200 Gramm, die in Nussbaum 180 Gramm, wunderte mich, wird aber klar wenn man den Rand oben vergleicht, ist bei der Nussbaum wesentlich dünner.



Bild 2

Es dauerte eine Weile, bis ich herausfand wie ich das Profil damals fräste, die entsprechenden Fräsplatten meines Leitzfräsers waren schnell gefunden, auf dem Bild sind die drei Profile plus dem Falsfräser im Fräskopf.



Bild 3

Den Fräsplan hab ich modelliert, eine willkommene Übung in 3D.
Zuerst einem Profilfräser die Tiefe so gewählt, dass noch eine Restauflage gegen den Winkel bestehen bleibt, die zweite Fräsung bis zur gewünschten Tiefe, für einen Arbeitsgang schien mir dieser Schritt zu tief.
Dann mit dem gleichen Profil noch oben ein kleiner Radius .
Dann mit einem zweiten Profil auf der anderen Seite auf 12mm Steg weggefräst.
Mit einem dritten Profil dann jeweils an beiden Seiten des Steges ein 6mm Radius angebracht, wobei die Auflage und Anschlag sich änderten.
Schließlich mit dem Falsfräser die Fals anbringen, in der Bild und Glas zu liegen kommen.



Bild 4

Die fertigen Profile.



Bild 5

Meine altehrwürdige Kitty, den Schutz hab ich wegen dem Foto abmontiert.



Ich werde weiter berichten.

Gruß Franz


Stefan Krieger
Beiträge: 326
Registriert: Mo 19. Feb 2018, 23:08

Re: neue Bilderrahmen soll ich fertigen

Beitrag von Stefan Krieger »


Hallo Franz,

vielen Dank für die Dokumentation. Die CAD-Darstellung macht den Herstellungs- und Entstehungsprozess der Leisten sehr anschaulich, klasse!

Und das Gewicht Deiner Schalen ist wirklich erstaunlich. Wahnsinn, wie leicht die sind bei der Größe. Man kann die extrem geringe Wandstärke wirklich nur erahnen...

Schöne Grüße
Stefan

Joerg Noll
Beiträge: 58
Registriert: Do 11. Feb 2016, 10:41

Re: neue Bilderrahmen soll ich fertigen

Beitrag von Joerg Noll »


Hallo Franz,

Ich hab ihn gleich erkannt. Ich habe vor kurzem zusammen mit einer gebrauchten Kombi so einen Leitz Fräskopf gekauft. Da ich damit noch nie irgentwas gemacht habe frug ich mich, ob man da tatsächlich (obwohl zwei Klemmungen vohanden sind) nur ein Messer einspannt. Der vorhandene Messersatz ist auch nur einfach. Was passiert mit der zweiten Klemmung? bleibt die leer? Oder ist die Idee, daß man da mit einem zweiten unterschiedlichen Profil eine Art Kombischnitt macht?

Gruß
Jörg

Joerg Noll
Beiträge: 58
Registriert: Do 11. Feb 2016, 10:41

Re: neue Bilderrahmen soll ich fertigen

Beitrag von Joerg Noll »

[In Antwort auf #70198]
Hi Franz,

die Rahmenprofile sind ja sehr hübsch geworden. Ich fürchte, wenn ich das dem Chef zeige, habe ich postwendend einen neuen Auftrag!

Johannes M
Beiträge: 1638
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Messerkopf

Beitrag von Johannes M »


Hallo Jörg,

in so einen Messerkopf gehören immer 2 gleiche Messer mit den dazugehörigen Abweisern.

Es grüßt Johannes

Franz Kessler
Beiträge: 2302
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Gehrungen fräsen *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Stefan
Das geringe Gewicht ist für neue Betrachter überraschend, der Vergleich mit Pappe ist noch einmal gefallen, meine Frau hat anstatt Blumen den Nussbaumteller auf dem Tisch stehen, ist echt ein Hingucker.

Jörg

Dir möchte ich den Rat geben, bevor Du mit dem Fräsen anfängst, dich hier im Forum erst gut zu informieren, z.B. den Fräser nur mit einem Messer laufen zu lassen, kann gefährlich werden, die Unwucht ist dann schon beachtlich.

Nun zu meinem Thema, heute wurden die Profile erst mal verputzt, meine Fingerkuppen werden so langsam dünn, wenn ich nun nochmal schleifen muss, ich glaube ich ziehe Gummihandschuhe an.
Der Drehwuchs bringt einige Unanehmlichkeiten mit sich, die man auf den ersten Blick nicht erkennt, ist man gewohnt Schwundrisse nur an den Enden zu erleben, muss man bei drehwüchsigem Holz auf der ganzem Länge damit rechnen, die Fasern liegen halt schräg und enden dann an der Seite,

Bild1

Man erkennt dass ich an zwei Stellen kleine Risse versucht hab verschwinden zu lassen, ich hab den letzten Splitter abgeschnitten und die Lücke mit Holzpaste ausgefüllt, lässt der Splitter sich anheben, brachte ich ein wenig Leim dazwischen.



Bild 2

Der nächste Schritt, Sichtung aller Profile und einteilen der Längen, da es einige Fehlstellen gab, musste ich aufpassen dass ich die gewünschte Zahl zusammenbekam, auf meinem Frästisch markierte ich beide Längen, um schneller mit dem Einteilen fertig zu werden.



Bild 3

Zuerst wollte ich auf der Kreissäge ablängen, der erste Schnitt ging schon daneben, am kleinen Steg riss mir das Sägeplatt einen Splitter weg, musste wieder angeleimt werden.
Ich hatte Glück, meine Bandsäge lies die 405mm gerade noch durch.
Dann auch auf der Bandsäge die Gehrung geschnitten.



Bild 3a

In solchen Fällen finde ich es wichtig, immer wieder die Vollzähligkeit zu prüfen, legt man mal zufällig ein Teil an eine andere Stelle, wird es schnell vergessen.



Bild 4

Nun zum Gehrungfräsen, ich hab nachgesehen, ich besitze meinen Frästisch seid 2005, es ist heute das erste Mal, dass ich damit Gehrungen fräse, die Anschlagleiste aus Alu 40x20mm ist mit zwei M6 Schrauben und zwei 8mm Passstifte auf dem Tisch befestigt, um nun auf 45° zu kommen hab ich eine zusätzliche Bohrung für einen 8mm Stift eingebracht, die Koordinaten entsprechend gewählt, wenn ich mich recht erinnere das Gleiche auch für 22,5 °, man erkennt ja auf dem Bild einige Bohrungen, jede hat eine solche Funktion.



Bild 5

Die Leiste hat nun die 45°-Position, der Anschlag von Kitty kommt als Verlängerung zum Zuge, es gab Probleme, der eine Passstift setzte auf dem Tisch auf, das war ein Maßfehler von mir, ich musste den Stift kürzen.



Bild 6

Zum spannen hab ich einen Holzklotz mit einem 5mm Gewindestift befestigt, von einer Höhenverstellung eines Küchenschrankes hab ich eine 10mm Spindel mit einem Druckteller, in der Gewindespindel ein 6mm Innensechskant. ein primitive aber ausreichende Spannmöglichkeit, da ich nicht mehr über die Ressourcen verfüge wie früher, muss ich mit den Mitteln auskommen, die ich habe.



Bild 7

Ein Blick auf den Fräser, es geht mit dem langen Nutfräser recht gut, er hat zum Glück die notwendige Länge.



Einige neue Forumsmitglieder werden meine etwas anderen Frästisch noch nicht kennen, unter meinem Benutzerprofil sind dazu entsprechende Links.

So, übermorgen geht es weiter.

Gruß Franz



justus

Re: neue Bilderrahmen soll ich fertigen

Beitrag von justus »

[In Antwort auf #70202]
guude,

zwei unterschiedliche messer ist fast genau so ein absoluter gefährlicher unfug wie das fräsen mit nur einem messer!

viel glück! justus.

Franz Kessler
Beiträge: 2302
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: neue Bilderrahmen soll ich fertigen *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »

[In Antwort auf #70202]
Hallo Jörg

Dein Beitrag beschäftigt mich noch, es zeigt mir wie breit der unterschiedliche Kenntnisstand ist, so wie bei Dir, eine Gebrauchte Maschine, dazu ein unvollkommener Messersatz, hätte man es so nicht für möglich gehalten.
Ich gab Dir den Rat dich zu informieren, ich will gleich damit anfangen, ich will mich dabei nur auf den Umgang mit dem Messerkopf beziehen:

Das immer zwei gleiche Messer und die dazugehörigen Niederhalter benutzt werden dürfte ja schon klar sein.

Dieser Messerkopf wird sowohl im Rechtslauf wie im Linkslauf benutzt, allein dieser Umstand birgt große Gefahren in sich, mit denen ich auch immer wieder zu tun habe.
Ich bin ein ausgesprochener Rechtshänder, die Linke setze ich im Normalfall nur unterstützend ein, beim Rechtslauf ist also die rechte Hand die führende, die den Vorschub tätigt, die linke hilft Druck auf den Tisch und Anschlag auszuüben( immer gleichzeitig, keiner darf vernachlässigt werden).
Beim Linkslauf ist es nun umgekehrt, da muss die Linke führen und den Vorschub ausüben, also die Rechte geübt, die Linke ungeübt, vor solchen Fräsungen habe ich immer äußersten Respekt, in solchen Momenten führe ich immer einige "Trockenübungn" durch, also bei stehender Spindel den Vorschub ausführen.
Dabei sind bei allen Fräsungen die Schutzeinrichtungen zu montieren.



Bleiben wir bei dem gezeigten Beispiel, wenn ich mich recht erinnere wurden das Messer in den zwei Schritten unten links im Linkslauf benutzt, wenn ich jezt also schon vier Schritte im Rechtslauf getätigt habe und bin in Ungedanken schalte die Maschine ein, erkenne an der schnell laufenden Spindel nicht die Drehrichtung und führe das Profil von rechts bei, ergreift das Messer plitzschnell das Profil und meine Finger können trotz Schutz im Messer landen, hier also aufpassen.
Gefahrvoll ist auch wenn der Anschlag im Bereich der Messer unterbrochen ist, hier gibt es oft ein kleines aneggen, oder am Schluss besteht die Gefahr dass das Profil in die Lücke gedrückt wird, am besten ist man versucht ein ununterbrochener Anschlag zu nutzen, ist aber oft nicht möglich..
Die ersten Fräsungen würdest Du am besten mit breiten Werkstücken zu tätigen, wie z.B. bei einer Abplattung, da sind die Finger weit von der Gefahr.

So, fürs erste soll es mal reichen, nun hab ich mein Gewissen etwas beruhigt, wenn Du loslegst und bist unsicher, frag lieber noch mal nach.

Gruß Franz

Franz Kessler
Beiträge: 2302
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Gehrungen fräsen *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »

[In Antwort auf #70214]
Hallo, ich hab einen Fehler gemacht, ich hab vorgestern diesen Beitrag irtümlich in meinen Beitrag über Kopieren mit der Oberfräse gestellt, hier nun der Beitrag:

Heute ging es weiter mit dem Gehrungsfräsen, nach dem die erste Seite fertig
war, baute ich den Tisch um, der Anschlag wird spiegelbildlich auf die andere
Seite montiert.

Bild 1

Der freie Tisch, man erkennt die 8mm Bohrungen für die Passstifte, es ist so
wie ich im ersten Beitrag sagte, 22.5° kann ich auch einstellen, ich benutze in der Mitte die eine 8mm Bohrung für beide Varianten 45° links und rechts die gleiche Bohrung. Am CAD lassen sich solche Spielchen gut ausführen.



Bild 2

Schon beim Ummontieren ahnte ich böses, drückte der Spandruck bei der ersten
Fräsung gegen den Anschlag, so geht er dieses Mal von Anschlag weg, wie gesagt
ich benutze diese Einstellung zum ersten Mal.
Die Gefahr war erkannt, ich nahm einen Keil und drückte ihn zwischen Profil
und den Spannklotz, beim fräsen führte ich den Vorschub sehr langsam bei,
mit dem Schiebschlitten lässt sich wesentlich gefühlvoller ausführen.



Bild 3

Ein Blick von rechts auf den Tisch.



Bild 4

Nach Fertigstellung der Gehrungen räumte ich den Schiebeschlitten ab, drehte
den Tisch und wechselte den Fräser, mit dem Schrauber mit eingespannter 8er
Nuss kann ich schnell verstellen, daneben liegt eine 8er Nuss mit Schraubgriff
für die Feineinstellung,
Neben dem Fräser liegen zwei Einsatzringe, sie haben verschieden große
Bohrungen und je auf der einen Seite einen Kopierring, ich kann die Ringe
sowohl nach oben wie nach unten einführen mit einem Bajonettverschluss.
In diesem Falle führe ich den Ring ein, bei der die Bohrung so gewählt ist,
dass die Spindel durchgeht, der Kopierring kommt in diesm Fall nach unten.
Einspannen tue ich einen 4mm starken Scheibennutfräser, mit ihm will ich eine
Nuten zum Einlegen einer kleinen Feder in die Profile fräsen.



Bild 5

Als Hilfe wird eine Leiste mit einer Freimachung für die Spindel auf den Tisch
gespannt, dazu eine zweite Leiste, an der entlang ich das Profil zum Fräser
führe.



Bild 6

Das Gleiche für die andere Seite

.

Bild 7

Nun kommt eine fummelige Arbeit, das Schneiden der kleinen Federn oder
Lamellos, ich hab mir mal von allen KA-Rohren Reststücke zurechtgeschnitten,
um wie in diesem Falle Radien anzuzeichnen.



So für heute ist Schluss, morgen werden die ersten Bilderrahmen fertig, bis
jetzt sieht alles gut aus.

Gruß Franz



Joerg Noll
Beiträge: 58
Registriert: Do 11. Feb 2016, 10:41

Re: neue Bilderrahmen soll ich fertigen

Beitrag von Joerg Noll »


Hallo Franz,

erstmal vielen Dank für Deine Warnugen und Tips. Ich hatte an sich nicht vor demnächst die Fräse in Betrieb zu nehmen. Ich habe sie bis jetzt nur nach Reinigen und abschmieren einmal leer anlaufen lassen. Ich hatte mich lediglich gefragt, was ich mit den vorhandenen Fräsmessern anfangen kann (so wie es aussieht wohl garnichts). Mir ist durchaus klar, daß ein unwuchtiger Fräskopf eine gefähliche Angelegenheit ist. Ich gehöre auch nicht zu den abenteuerlustigen Menschen, die alles mal erlebt haben müssen ;)
Justus hat doch neulich ein Treffen zu dem Thema Tischfräse veranstaltet. Das hätte sicher einen Einstieg in das Thema ermöglicht. Nur zu der Zeit hatte ich die Maschine noch nicht. Vielleicht bietet sich mal wieder die Gelegenheit.
Ich schreib jetzt mal dem Vorbesitzer und frag ihn, ob er noch irgendwo die restlichen Messer rumliegen hat.
Achso, von wegen Vorbesitzer: Als ich die Frässpindel auspackte waren zwei verschiedene Messer eingespannt ...

Gruß
Jörg

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