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Ritterburgbett

Verfasst: Di 9. Feb 2010, 15:32
von Hans

Hallo Holzwerkergemeinde.
Ich les jetzt schon ein paar Jahre fleissig mit und hab bisher immer nur Theorien von mir gegeben :-) - deshalb möcht ich euch endlich mal ein kleines Projekterl vorstellen.

Mein Sohnemann ist mittlerweile 3 1/2 und somit dem Gitterbett entwachsen (auf das ausserdem der zweite Sohn schon wartet, der ist aber erst 8 Monate :-)) - also braucht er ein Neues.

Weil man für schmale Geldbeutel eigentlich nur den üblichen Pressholz**** zu kaufen kriegt, wollte ich ihm selber eins basteln.
Nach ein paar Meinungsverschiedenheiten mit dem zukünftigen Belieger kam ein Pixi-Buch zu Hilfe, in dem ein kleiner Bub ein Ritterburgbett hat. Mit Zinnen und Türmchen. Sowas solls werden, sagt der Bauherr. Na gut.

Also Pläne schmieden, Holz suchen - wollte eigentlich Kiefer, hab mir aber zu wenig Mühe gemacht einen guten Händler zu finden, und bei den üblichen Verdächtigen (Baumarkt...) gabs nur Fichte.

Hab mich letzendlich dazu durchgerungen, Fichte zu nehmen. War letztendlich wohl nicht die allerschlechteste Wahl, es liess sich recht gut bearbeiten, die Kanthölzer waren schön gerade, es hat sich nichts verzogen usw.

Aufgebaut ist das Bett wie folgt:
- Kopfteil und Fussteil identisch, Rahmenkonstruktion mit Schlitz und Zapfen, Füllung eingenutet
- Seitenteile eine einfache L-Konstruktion, Vierkantholz unter Leimholzbrett geschraubt
- Kofteile/Fussteil mit Seitenteilen über Schlitz/Zapfen und je 6 Spax Holzbauschrauben (die mit den Riesenköpfen) verbunden.

Abmessungen:
- Innen 90cm x 2m, passend für Standard-Lattenroste und -Matratzen
- Höhe 85cm, genau unter die Dachschräge passend

Und latürnich gibts auch ein paar Bilderchens:


Abgelängt hab ich das Meterial auf der Kappsäge. Die Schlitze für die Zapfenverbindungen sind händisch eingestemmt.


Damit die Matratze an den Ecken nicht durch die Eckpfosten eingedrückt wird, habe ich mir gedacht, muss ich diese entsprechend ausnehmen. War ne - entschuldigt - Schweinearbeit, die schräge Fläche so hinzubekommen. Ich habe mit der Handkreissäge und Führungsschiene vorgesägt und den Rest mit Hammer und Meissel - äh - Stemmeisen ausgearbeitet.
Ist auch gleich das erste Ritterburg-Designelement :-)


Ich verfüge nur über zwei lange Schraubzwingen, weshalb in einer Woche nur zwei Kopfteile fertig wurden. Gut nur, daß ein Bett nur zwei solche braucht.
Hier gibts dann auch gleich das zweite Ritterburg-Designelement.


Alles dann mit Hartwachsöl (Hornbach) eingewachst, zwei Schichten, nach dem ersten einziehen (30min) mit 200er Schleifpapier einer ordentlichen Menge Hartwachsöl überschliffen. Hat eine schöne, glatte Oberfläche ergeben. Nur bei den Leimholzplatten hab ichs nicht so schön hingekriegt, war wohl zu eilig. Muss ich mal nochmal drüber...


Die Seitenteile wurden erst nach dem Wachsen verschraubt. Auf dem Kantholz, das Quer montiert wird, liegt innen der Lattenrost auf. Stabilität gegen Durchbiegen erhält das ganze dann durch die aufgeschraubten Seitenteile.


Und so siehts fertig aus, inklusive zufriedenem Kunden :-)

Sodale. Nachdem ich jetzt fertig bin, hätte ich ein paar kleine Fragen.
Ich habe die Zapfenlöcher aus dem Vollen mit Hammer und Stemmeisen ausgestemmt. Das ging eigentlich sehr gut, hab mich vorher am Wasserstein ausgelassen, meiner Meinung waren die Teile recht scharf. Ich habe es aber nicht geschafft, die Holzfasern stirnseitig in den Zapfenlöchern sauber zu trennen, mir hats die ganzen Flächen sozusagen "zusammengedrückt" - war das halbwegs verständlich umschrieben?
Was hab ich da falsch gemacht? Ist Fichte in der Beziehung schwierig? Bei einem Buchenbrettchen hab ich das nicht beobachtet. Oder darf man wirklich nur jeweils wenig wegnehmen beim Stemmen?
Ach ja und noch eine Frage :-) - Wenn man Schwalbenschwanzzinken herstellt, macht man erst die Schlitze oder erst die Schwalben? Ich will mir demnächst ein Wandregal bauen, da will ich mich über Schwalbenschwanzzinken wagen, und meine ersten Versuche haben immer ziemliches Spiel gehabt....

Staubige Grüße,
Hans




Re: Ritterburgbett

Verfasst: Di 9. Feb 2010, 18:27
von Heiko Rech

Hallo,

schönes Bett, nette Idee mit der Gestaltung. Die Aussparung in den Pfosten hast du mit sehr viel Aufwand gemacht. Ich hätte mir da ahrlich gesagt nicht so viel Mühe gemacht, sondern die Konstruktion einfach anders ausgführt :-)

Zur Bearbeitung von Nadelholz:
Um Nadelholz sauber zu bearbeiten bedarf es sehr scharfer Werkzeuge. Wie scharf deine Stemmeisen waren kann außer dir aber keiner beurteilen. Generell kann man aber sagen, dass Fichte sich nicht so besonders gut stemmen lässt. Je weiter die Jahresringe, desto schlechter geht es mit dem Stemmen. Eng gewachsene Fischte wirst du aber im Baumarkt nicht bekommen.

Bei Stemmarbeiten mache ich es meist so, dass ich noch ein wenig Holz stehen lasse und erst am Schluss mit einem sehr scharfen Eisen den letzten Rest nachsteche, ohne Klüpfel, nur mit der Hand. Also Schneiden, nicht Stemmen. Das mache ich auch sehr gerne mit schrägbeiteln, die seit einiger Zeit zu meinen liebsten Handwerkzeugen gehören.

Kiefer lässt sich wesentlich besser verarbeiten, vor allem, wenn es eng gewachsen ist. Vielleicht als Idee für kommende Projekte.

Was die Zinken betrifft:
Da ist es denke ich egal, ob du mit den Schwalben oder den Zinken beginnst. Ich selbst beginne mit den Zinken. Da gibt es halt mehrere Methoden. Jeder macht es ein wenig anders.

Gruß

Heiko



Re: Ritterburgbett

Verfasst: Di 9. Feb 2010, 21:40
von Thomas Hansen

Hallo Hans,

ich kann Heiko nur zustimmen was die "stemmbarkeit" von grobjährigem Weichholz betrifft. Übrigens bekommt man durchaus feinjährige Fichte im Baumarkt, in meinem Dachgeschossausbau habe ich wohl einige hundert Meter Dachlatte und Kanthölzer verbaut und es waren schätzungsweise viel laufende Meter feinjährig ;-) Was man dort auch bekommt, und hier schreibe ich wieder ernst gemeint, ist feinjährige aber total krumme (wegen der Äste) Fichte als Glattkantbrett. Du solltest dir testweise mal so eins mitnehmen und daran versuchen mit den Stechbeiteln zu arbeiten. Fühlt sich total anders an und wird dir hoffentlich deinen Mut zu aufwendigen Verbindungen bei weiteren Projekten erhalten.

Gruß
Thomas




Re: Ritterburgbett

Verfasst: Mi 10. Feb 2010, 07:16
von Dirk Boehmer
[In Antwort auf #56399]
Hallo Hans,

schön, dass Du uns auch mal von Deinen Projekten etwas zeigst. Bilder
sind immer gern gesehen. Das Bett ist wirklich gut gelungen, kein Wunder,
dass Dein "Kunde" zufrieden ist. Schön, dass Du ihn auch an der Planung mit
einbezogen hast.

Wenn ich mit Stemmeisen Hirnholz bearbeite, ist das meist, um
Irgendetwas nachzuarbeiten. Zum einen muss das Eisen wirklich
scharf sein und die Spandicke sollte sehr dünn sein, also sicher nicht
über 1mm Stärke, eher dünner. Also fast mehr Richtung Hobelspandicke.

Treibst Du das Eisen ins volle Holz, drücken sich die Fasern, gerade bei
weichem Holz, eher zusammen. Das Schnittbild ist mäßig. Also immer noch
etwas Material stehen lassen, um dann in kleinen Schritten bis zum Ziel
zu kommen.

Die Schärfe kannst Du gut an einem Buchenbrett kontrollieren. Schneide
mit dem Eisen ganz dünne Späne aus dem Hirnholz heraus. Die Schnittfläche
sollte sich fast poliert zeigen, eine eher dunkle Färbung haben, der Span
sollte durchgängig sein. Je schärfer das Eisen ist, desto leichter geht es.
Selbst am Geräusch beim Schneiden erkennst Du schon ein scharfes Messer.

--
Dirk




Re: Ritterburgbett

Verfasst: Do 11. Feb 2010, 21:25
von Veronika Zenz
[In Antwort auf #56399]
Hallo Hans,

Dein Bett gefällt mir ausgesprochen gut. Du schreibst in deinem Beitrag dass die Idee aus einem Pixi-Buch stammt - mich würde interessieren wie du von dieser Idee dann zum endgültigen Entwurf gekommen bist. Verwendest du Programme wie Sketchup, oder einfach Blatt und Papier? Hast du alles im vorhinein durchdacht oder ergaben sich gewisse Entscheidungen erst während der Arbeit am Projekt? Wie viel Zeit hat die Planung im Vergleich zur Ausführung selbst in Anspruch genommen?

Vielen Dank übrigens auch für deine Frage bezgl dem sauberen Stemmen von Fichte. Ich hatte hier bisher ähnliche Probleme wie du und die Tipps von Heiko und Dirk helfen mir auch wieter!

Liebe Grüße,
Veronika




Re: Ritterburgbett

Verfasst: Fr 12. Feb 2010, 13:53
von Hans

Hallo Veronika,
es freut mich, daß mein Bett solchen Zuspruch findet :-)
Ich selber - aber das geht glaub ich jedem so - sehe die ganzen Unsauberheiten, die mir unterwegs passiert sind, viel deutlicher...

Die Sache mit dem Pixi Buch. Also - zuerst wollte ich ein Autobett bauen, aus Plattenmaterial, mit Motorhaube, die als Buchablage etc. dient, und "Rädern" als Beine, quasi. Als ich dann endlich loslegen wollte, hab ich mich mit meinem Sohnemann hingesetzt und angefangen, mit Papier und Bleistift eine Skizze zu erstellen. Nach einer kurzen Schmollphase hat sich dann herausgestellt, daß er ein Ritterburgbett will, wie eben der Bub in dem Pixi Buch.
Das hab ich mir dann zeigen lassen, und hab mir überlegt wie ich das machen kann.
Zuerst wollte ich Sketchup bemühen, habe es aber mangels Windows-Rechner nicht zum laufen gebracht und mich auf Bleistift und Papier beschränkt.
Die Bauform - Kopf- und Fussteil in Rahmenbauweise mit Füllung - ergab sich aus dem Bild im Buch, die Zinnen waren eine logische Schlussfolgerung aus "Ritterburgbett", und die Ausnehmung hat sich aus der Überlegung "wie krieg ich einen Standardlattenrost da rein, wenn der wirklich 2m lang ist" ergeben... Die tatsächliche Form ergab sich während der Bauphase (die Schräge), daß es ein bisserl Burgturmmässig geworden ist, ist ein erfreulicher Nebeneffekt.
Dann gings um die Abmessungen; die Matratze sollte 90x200 sein, somit war grob schon mal fixiert, in welchen Dimensionen ich unterwegs sein musste. Unters Bett sollten Bettkästen passen, die beim IKEA haben knapp über 20cm höhe, also wurdens 22cm (PI mal Daumen :-)). Die Höhe der Bettpfosten wurde durch die Dachschräge mit knapp 90cm vorgegeben. Die Querschnitte ebenfalls wieder PI mal Daumen, so daß es nicht zu wuchig, aber auch nicht zu "spillerich" ausschaut.
Dann hab ich mir über die Eckverbindungen Gedanken gemacht, habe aber nur festgelegt, daß es Zapfen werden sollten, und die Füllung eingenutet wird. Die Größe der Zapfen war dann wieder eine Augenmassgeschichte, daraus ergaben sich dann die Zapfenlöcher. Die Füllungen von Kopf/Fussteil wurden oben und unten auf voller Stärke (18mm Leimholzplatte) eingenutet, seitlich konnte ich das nicht, da die ausgenommene Ecke mit der Füllung fluchtet. Daher wurde dort die Füllung auf 10mm abgeplattet (heisst das in dem Fall so?) und eine schmälere Nut gemacht.

Das Meiste an Planung hat sich eigentlich während der Bauphase so ergeben (war mein erstes Selbstbau-Bett) - daher tu ich mir schwer, Planung und Bau zeitlich auseinanderzuhalten. Wenn ich jetzt nochmal eins machen würde, würde ich schätzen, 1/3 Planung, 2/3 Bau. Bauzeit kann ich auch recht schwer beziffern, ich war jeweils abends, aber nicht täglich, über 4 Wochen am werkeln. Konzentriert am Stück würd ich ca. eine Woche rechnen...

Früher hab ich auch viel mit Sketchup gemalt, aber ich komm aus dem Maschinenbau (ein bisserl zumindest) und bin 1/10 mm gewohnt :-), da haben sich dann solche Planereien mörder in die Länge gezogen.
Für den Sandkasten, den ich meinem Junior vor 2 Jahren in den Garten gestellt habe, hab ich für die Planung glaub ich 5 mal soviel Zeit verbraucht wie für den Bau, Punktfundamente giessen und Sand schaufeln mitgerechnet... Ich finds inzwischen zielführender, die Genauigkeit den Erfordernissen anzupassen und mach sehr viel nach Gefühl.

Ich hoffe, ich konnte Deine Fragen beantworten :-)

Gruß
Hans



Re: Ritterburgbett

Verfasst: Fr 12. Feb 2010, 14:05
von Hans
[In Antwort auf #56414]
Hallo Thomas,
hallo Heiko,
danke für die Komplimente :-)
Das war eigentlich mein 4 Möbelprojekt (wenn man einen Sandkasten als Möbel bezeichnen will :-)...
Du hast Recht, Thomas, solche Korkenzieher hab ich auch bei uns im Baumarkt schon gefunden, wollt ich dann aber eigenartigerweise doch nicht fürs Bett verwenden :-) - aber zum Üben werd ich mir so eins wirklich mal besorgen.
Die Bretter im Baumarkt fallen schon alleine durchs unterschiedliche Gewicht auf; da gibts sauschwere, vermutlich noch nicht ganz so trockene, feinjährige und harzige Fichtenlatten direkt neben federleichten, furztrockenen (entschuldigt bitte die Ausdrucksweise :-)) im gleichen Regal.
Ich muss mir jetzt mal einen gescheiden Fachmarkt suchen.
Und keine Angst, auch wenns mit Fichte schwierig ging, werd ich den Mut für aufwendige Verbindungen nicht verlieren, schon alleine deshalb, weil mich dieselben faszinieren. Meine nächsten zwei Projekte sind ein Hängeregal überm Computertisch, und ein Badezimmer-Waschtischunterschrank, für den ich noch ein bisserl mehr Erfahrung sammeln muß, bevor ich anfang. Das Hängeregal ist nur für mich, der Badezimmerkasten muss auch meiner Frau gefallen :-) - deshalb will ich mich vorab en ersterem mit Schwalbenschwanzzinkungen versuchen, da ich selbige am Badezimmerkasten für Schubladen im Kopf habe.
Bin mal gespannt.
Danke Heiko in diesem Zusammenhang für die bebilderte Zinkenaleitung auf deiner Seite.

Wünsche allen ein geruhsames (oder geschäftiges, je nach Facon) Wochenende!

Eingeschneite Grüße aus Wien
Hans



Re: Ritterburgbett

Verfasst: Fr 12. Feb 2010, 14:08
von Hans
[In Antwort auf #56420]
Hallo Dirk,
Dir auch Danke für die Blumen :-).
Noch eine Frage zu dem Stemmeisen: Welche Fasenwinkel sollten die denn so haben? Macht es sinn, sich für Weichholz Eisen mit spitzeren Winkeln zuzulegen, oder müssen die einfach nur ASAP (as sharp as possible :-) ) sein?

Am Wochenende will ich nochmal einen Versuch starten. Mal sehen wie groß der Spalt bleibt :-)

Gruß
Hans



Re: Ritterburgbett

Verfasst: Fr 12. Feb 2010, 16:19
von Dirk Boehmer

Hallo Hans,

folge doch einfach der Schärfanleitung von Friedrich
Kollenrott, oder frag ihn einmal direkt.
Ich schärfe meine Eisen meist mit 25 Grad plus 30 Grad
Mikrofase. Eisen fürs Grobe eher 30/35 Grad.

--
Dirk




Re: Ritterburgbett

Verfasst: So 14. Feb 2010, 11:30
von Veronika Zenz
[In Antwort auf #56455]
Vielen herzlichen Dank für die Beschreibung. Ich finds sehr interessant, wie du an die Sache herangegangen bist. Ich selbst tendiere zur Zeit noch dazu, alles im Vorhinein fix fertig durchplanen zu wollen, versuche aber auch ein wenig davon los zu kommen.

Und die Unsauberheiten - ja das fällt einem selbst wohl am meisten auf. Direkt nach der Fertigstellung eines Projekts seh ich meistens nur die Fehler. Nach ein paar Monaten kommt dann aber immer mehr auch der Stolz auf das selbst geschaffte duch, ist zumindest bei mir so. Und auf ein Bett wie deines wäre ich verdammt stolz :-)

Liebe Grüße,
Veronika