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Dänisches Fenster
Verfasst: So 26. Okt 2008, 20:48
von Martin B.
Hallo,
nachdem mich das Forum bei diesem Projekt, genauer den Beschlägen, unterstützt hat, möchte ich nun das Ergebnis vorstellen. Mein besonderer Dank gilt Hennig Fischer der mir die Beschläge in Dänemark besorgt hat.

In Bild0 ist die Ausgangssituation zu sehen: 2 Kunststofffenster die vor 30 Jahren die originalen Holzfenster ersetzten. Der Ständerbalken befand sich zwischen den beiden Fenstern. Die Fensterscheiben haben eine Breite von nur noch 7cm!!! Die einfallende Lichtmenge war also nicht ganz optimal für ein Jugendzimmer unter dem Dach.

In Bild1 ist das Resultat von außen zu sehen. Das Material ist Eiche.
Hinweis: An den Schindeln muss noch was getan werden.

Nach dem Ausbau der Kunststofffenster konnte man erkennen, dass die ursprünglichen Fenster nach außen auf gingen und der Ständerbalken Teil des Fensterrahmens war. Um maximale Scheibengröße zu erreichen, wurde ein 2-flügliches Fenster hinter dem Balken geplant, das sich nach außen öffnen lässt. Solche Fenster werden auch Dänische Fenster genannt. Im Bild2 ist zu erkennen, dass ein normaler Fensterverschluß aufgrund des Balken in der Mitte nicht in Frage kam. Daher diese Verschlüsse aus Dänemark.

Der Außenrahmen ist Fingerverzinkt. Die Fensterrahmen sind auch verzinkt, jedoch wurde hier gemogelt: Der Fensterrahmen ist aus 3 separaten Rähmen zusammengeleimt. Bild3
Von der Profilgeometrie habe ich mich etwas an die von Frovin orientiert, die detaillierte Zeichnungen im Netz haben.

Bei den Scharnieren habe ich mich schwer getan etwas zu finden, das sich einstellen lässt. Da ich nichts fand habe ich mir gedacht: Genau arbeiten und ggf. lässt sich auch das Scharnier noch etwas nachbiegen. Bild4.
Das Scharnier ist aus dem Baumarkt.
Als Glas wurde 24mm Isolierglasscheiben eingesetzt.
Das Fenster wurde mit 8 Metalllaschen an den Balken befestigt. Um es Luftdicht zu machen wurde vor dem Einbau eine Dampfsperre an den Außenrahmen geklebt, der dann mit der Dampfsperre der Wand verklebt wurde. Zusätzlich ist der Rahmen außen mit Kompriband abgedichtet.
Der Fensterausschnitt wurde zum Schluß noch mit Kieferbrettern innen verkleidet, die mit Lamellos (unverklebt) mit dem Fensterrahmen verbunden sind.
Die Planung des Fensters hat sehr lange gedauert (eigentlich wollte ich ein fertiges Fenster kaufen). Ein kompletter Tag hat das Zusägen und Fräsen der Einzelteile gekostet, ein weiterer Tag das Zusammenkleben. Innen- u. Außenseite ist mit Hartwachsöl behandelt. Das Fenster befindet sich auf der Ostseite. Normalerweise kommt hier nur Regen bei sehr starken Stürmen hin.
Nun bin ich offen für Kritik.
Grüße
Martin B.
Re: Dänisches Fenster
Verfasst: Mo 27. Okt 2008, 09:00
von Klaus Kretschmar
Hallo Martin,
mein Respekt! Du hast eine nicht gerade leichte Ausgangssituation glänzend gemeistert. Aussehen und handwerkliche Verarbeitung überzeugen mich. Glückwunsch!
Grüsse Klaus
Re: Dänisches Fenster
Verfasst: Mo 27. Okt 2008, 10:16
von Michael Hoffmann
Alle Achtung Martin,
sieht toll aus.
Kritik habe ich nur an diesen schwarzen "Kunststoff Schießscharten" Wahnsinn wie man auf sowas nur kommen kann ...
Ob sich der Schutz mit Hartwachsöl bewährt wirst du ja noch sehen. die Oberfläche ist sicher schöner so. Ich hätte dafür eventuell Textrol verwendet.
Grüße aus Heidelberg Michael
Re: Dänisches Fenster
Verfasst: Mo 27. Okt 2008, 10:22
von Andreas Winkler
Hallo Martin,
anspruchsvolles Projekt und schöne Arbeit !
Fensterbau ist ja nicht ganz ohne ... einige - keinesfalls böse gemeinte - Anmerkungen.
Würde Dir dringend raten, an den unteren Rahmenteilen der Flügel eine Wassernut, ca. 6-8 mm breit und ca. 5 mm tief einzufräsen, idealerweise auf die Flügel noch einen Wetterschenkel, ebenfalls mit Wasernut aufzuleimen. Ziel ist es immer (auch bei Eichenholz), Wasser möglichst schnell vom Fenster wegzuleiten. Bringt man Wasser nicht zum Abtropfen kann, es verblüffend weit wandern, noch dazu bei Schlagregen und Wind. Ähnlich ist es beim unteren Rahmen-/Zargenteil am Stock. Wie schaut der Anschluß zum Kupferblech aus ? Hoffe, er ist nicht als Silikonfuge ausgeführt. Idealerweise hättest Du hier eine Art Stufe mit kleiner senkrechter Aufkantung am Fensterblech, die in das untere Zargenteil eingreift, am Zargenteil wieder eine Tropfkante.
Am seitlichen Abschluß sieht man eine Fuge zwischen Blech und Fenster, hier könnte man sich trotz Kompriband auch noch Gedanken machen.
Der Fräserhersteller Stark hat in seinem Katalog viele verschiedene Standardprofile abgebildet (auch für nach außen öffnende), den Katalog kannst Du auf der Internetseite herunterladen.
Finde aber trotzdem, daß Du durch die eigene Konstruktion eine optimales Maß an Lichtausbeute herausgeholt hast. Kein Vergleich zu den popligen Kunststoffenstern.
Gruß, Andreas
Re: Dänisches Fenster
Verfasst: Di 28. Okt 2008, 08:38
von Helle
[
In Antwort auf #47032]
Hallo Martin,
ein sehr schönes Fenster. Die Kunststoffteile vorher waren ein Verbrechen an der Fensterinnung ...
Stecke auf jeden Fall bald den Ziegel nach (hoffentlich schon gemacht - nichts schlimmeres als Wasser im Bauwerk). Unter diesem Aspekt verstehe ich auch nicht ganz, das du auf einen ordenlichen Holzschutz (halt mit Chemie ;^>) auf der Aussenseite verzichtest.
Was sich mir aber irgendwo im Kopf "rumwindet" - warum war das damals kein ganzes Fenster nach außen ? Geht so etwas nicht ? Griff auf der dann "Aussenseite" montiert - also durchgebohrt --- natürlich ist deine Lösung jetzt viel schönner ...
Zum Abschluß: Also mich hätte da meine "Kettensäge" gejuckt, wär aber schade, hat schon was der Balken, und wahrscheinlich hebt der auch einiges ...
Viele Grüße aus der Kurpfalz, Helle
... der heute bei den Sauwetter sein Brennholz für den Winter in der trockenen Garage/Werkstatt auf seiner "kleinen" BÄUERLE sägt ...
Re: Dänisches Fenster
Verfasst: Di 28. Okt 2008, 21:38
von Martin B.
Hallo Helle,
ich wohne ca. 12 Jahre in diesem Haus und bis jetzt habe ich noch nie einen Regentropfen auf den Scheiben gesehen. Naja, die Scheiben waren aber auch klein.
Ein Restaurator hat mir mal erzählt, dass er ausschließlich mit Leinöl die alten Fenster behandelt, dies habe ich in Zukunft auch vor, wenn das Holz abwittert.
Ich habe auch überlegt ein einziges Fenster einzubauen. Bin aber wieder davon abgekommen, da das Fenster nach außen geöffnet wird und man sich zum Schließen weit nach außen hätte lehnen müssen. Das war mir zu gefährlich.
Den Balken heraussägen wäre nicht so einfach gegangen, er trägt den First.
Grüße aus Baden
Martin
PS: Das einzige Silikon bei diesem Projekt wurde zum einkleben der Glasscheiben verwendet.
Re: Dänisches Fenster
Verfasst: Mi 29. Okt 2008, 14:45
von Thomas Schuermann
Hallo Martin,
mich würden Deine Erfahrungen interessieren, wie sich das Silikon mit dem aufgetragenen Öl verträgt. Bei Woodworker gab es schon einige Diskussionen darüber, wie nachteilig sich Lacke auf die Fensterhaltbarkeit auswirken. Weshalb einige auschließlich zu öl-basierten Firnissen raten.
Hast Du vor dem Einkleben und Verklotzen der Scheiben den gesamten Rahmen mit Öl behandelt? Wie gut haftete dann das Silikon?
Oder bist Du anders vorgegangen? Wenn man die Fenster im Nachhinein behandeln würde, wäre unter dem Silikon ja keine Imprägnierung, oder?
Schöne Grüße
Thomas
Das Fenster gefällt mir sehr gut!
Re: Dänisches Fenster
Verfasst: Mi 29. Okt 2008, 22:18
von Martin B.
Hallo Thomas,
ich habe den Rahmen zuerst komplett mit Hartwachsöl von Osmo behandelt. Innen wollte ich das Hartwachsölfinisch haben. Meine Überlegung war, dass wenn außen extrem selten Regen ran kommt, müßte das Hartwachsöl hier auch ausreichend sein.
Anschließend wurden die Scheiben verklotzt und die ca. 6mm tiefe und ca. 4mm breite Fugen ausgespritzt. Mit einem Fugengummi habe ich das überschüssige Silikon glattgestrichen bzw. entfernt. Dabei kam mir auch Silikon etwas großflächig auf den Rahmen. Nachdem es ausgehärtet war, konnte die sehr dünne Schicht relativ leicht mit dem Finger abgerubbelt werden. Also das Silikon haftet, aber nicht besonders gut auf dem Hartwachsöl.
Grüße
Martin
Dänisches Fenster - Kitt statt Silikon
Verfasst: Do 30. Okt 2008, 12:39
von Thomas Schuermann
Hallo Martin,
das ist sehr interessant, was Du schreibst. Würde das nicht bedeuten, dass das Silikon in den Fugen ebenso leicht ablösbar ist?
Es ist ja bekannt, dass Wasser sich immer - vor allem durch den hygroskopischen Effekt - einen Weg sucht. Kann es dann nicht sein, dass das Wasser zwischen Silikon und ölbehandeltem Holz kriecht, weil die Verbinung nicht hundertprozentig ist? Ich stelle mal die Frage in den Raum: wäre es nicht besser gewesen Kitt zu nehmen statt Silikon. Wobei in einem anderen Thread, bei Woodworker meine ich, moniert wurde, dass der Kit heuer auch nicht mehr das wäre, was er mal war.
Da ich auch vor der Aufgabe stehe, ein paar alte Fenster durch neue zu ersetzen, würde mich dies einfach sehr interessieren.
Schöne Grüße
Thomas
Re: Dänisches Fenster - Kitt statt Silikon
Verfasst: Do 30. Okt 2008, 19:03
von Andreas Winkler
Hallo Thomas,
Kitt und eine Isolierverglasung harmonieren schlecht. Kitt ist was für Einfachverglasung. Eine Isolierverglasung ist relativ schwer und benötigt deswegen Glashalteleisten. Kitt benötigt eine gewisse "Mächtigkeit" um stabil und dicht zu sein. Dabei entfällt normalerweise die Glassleiste und wird eben durch eine Kitt"leiste" ersetzt. Die Kittleiste einer eingekitteten Isolierverglasung würde durch die Wucht der schweren Scheibe m.M. nach einigen Flügel-in-den-Stock-Schlagen brechen.
Es soll aber schon Holzfensterhersteller geben, die die Verglasung trocken, also mit Gummidichtung anstelle der Silikonabfugung (wie bei Kunststoffenstern) einbauen.
Gruß, Andreas