woodworking.de

hallo,
ich habe mir vor ein paar jahren einen sehr schönen, alten zahnarztschrank(ca. 1900-1920) aus holz gekauft.
er wurde schon einmal überstrichen.
ich möchte ihn evtl. ablaugen lassen.
mein problem: der schrank riecht total nach zahnarzt.
gibt es eine möglichkeit den geruch zu beseitigen?
es wäre ärgerlich, wenn ich den schrank umsonst ablaugen lassen würde.
über tipps würde ich mich freuen.
gruß andreas

Hallo Andreas,

abgelaugt habe ich noch nicht, aber abgebrannt und -geschliffen und dann geölt mit Halböl. Da blieb von den ursprünglichen Gerüchen nichts nach.

Gruß Pedder

hallo,

was ist halböl?

gruß andreas

Hallo Andreas,

statt eigenen Ausführungen gestatte ich mir einen Verweis auf Reinhold Eges tollem Wiki-Beitrag:

Halböl: Jeweils zur Hälfte aus Leinölfirnis und Balsamterpentinöl gemischt, Halböl kann selbst gemischt werden, das Mischungsverhältnis ist nicht kritisch und kann nach beiden Seiten abweichen. Bitte Balsamterpentinöl nicht mit gewöhnlichem Terpentin oder gar mit Terpentinersatz verwechseln!

mehr gibt's
hier: http://www.woodworking.de/cgi-bin/wiki/wiki.pl?Oberflaechenbehandlung

Die Verwendung von Leinölprodukten im Schrankinnenraum ist nicht unproblematisch. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, den Schrank 2 Monate offen in ein helles Zimmer zu stellen, dann muffelt es nicht.

Liebe Grüße
Pedder

Hallo,

ich sehe keinen Sinn in Halböl. Sowohl meine eigenen Erfahrungen, als auch die vielen Beiträge, die Ottmar im anderen Forum zum Thema Ölen schrieb, zeigen mir, dass es keine Verbesserung gegenüber unverdünntem Leinölfirnis bringt.

Als ich mit Leinölfirnis anfing, habe ich auch mit Halböl grundiert. Ich habe es aber sehr schnell wieder verworfen. Ottmar hat es mal auf chemischer Basis erklärt, warum es keinen Sinn macht:
http://www.woodworker.de/forum/reines-leinoel-trotz-nachteilen-t10365.html

Ich selbst habe es praktisch ausprobiert, keinen Unterschied festgestellt und lasse es seither bleiben.

Gruß

Heiko

[In Antwort auf #37347]
am besten einen sack katzensteu und einen halben kilo kaffee kaufen
und in den schrank stellen

lg aus kärnten

Hallo Heiko,

das klingt alles ganz einleuchtend, was dort geschrieben wird. Ob es die ganze Wahrheit ist, möchte ich aber nicht beurteilen. Insbesondere die These, dass das Leinöl durch das Holz vom Lösungsmittel getrennt wird, kann man wohl hinterfragen. Dann müsste ja eigentlich das Öl an der Oberfläche beleiben oder? Vielleicht wird das Öl ja doch "mitgespült" in größer Tiefen.

Bisher habe ich aber einfach das genommen, was es gibt. Wenn ich mir aber demnächst preiswertes Walnuss- oder Leinöl über den Weg läuft, werde ich zuschlagen.

Bei Andreas' Schrank kann es ja nicht schaden, ein wenig Lösungsmittel einzusetzen, vielleicht wird der Geruch ja mit gelöst.

Liebe Grüße
Pedder

kommt der geruch später nicht wieder zur geltung?

gruß andreas

Hallo Andreas,
nicht unbedingt. Ich finde den Vorschlag von Erich interessant und erfolgversprechend. Allerdings würde ich empfehlen, den Schrank nach dem entlacken (egal womit),mit Essigwasser 1:10 -20 auszuwaschen. Das neutralisiert Abbeizer, desinfiziert und bringt Frische ins Holz. Wichtig ist aber gutes Trocknen vor der Oberflächenbehandlung.

Es grüßt Johannes

[In Antwort auf #37489]
Hallo Pedder,

ich denke bei der Oberflächenbehandlung entwickelt jeder mit der Zeit seine ganz eigene Technik, gemäß seinen Vorlieben. Ich bin mit meinen derzeitigen Oberflächen sehr zufrieden und das ist es doch, was zählt.

Ich selbst mochte den Geruch von Balsamterpentin überhaupt nicht. Daher habe ich auch kein Problem damit, auf das Zeug zu verzichten :-)

Der Vollständigkeit halber hier einmal meine Vorgehensweise beim Ölen hochwertiger Oberflächen:

1. Das Holz schleife ich zum Schluss mit Stahlwolle 0000
2. Ich mische das Leinöl im Warmen Zustand mit Orangenöl (1Liter Leinöl, 100 Tropfen Orangenöl aus der Apotheke) Das Orangenöl mindert den Geruch des Leinöls etwas ab.
3. Das warme Öl trage ich auf, wische den Überstand nach ca. 20 Minuten ab und lasse es 24 Stunden trocknen
4. Ich schleife die getrocknete Fläche mit Stahlwolle 0000 an und mache den zweiten Auftrag genau wie den ersten. Ein Dritter Auftrag in gleicher Weise bildet die letzte Schicht Öl.
5. Bei nicht direkt sichtbaren Teilen (z.B. Schrankinnenseiten) bürste ich noch einmal mit der Beizbürste (die mit den Lederstreifen) nach dem trocknen nach. Dort ist dann die Oberfläche fertig.
6. Bei sichtbaren Teilen mache ich nach ca. 2 Wochen Trockenzeit einen abschließenden, sehr dünnnen Auftrag aus Bienenwachs, den ich in Terpentinersatz gelöst habe und der ebenfalls mit Orangenöl etwas parfümiert ist. Diesen letzten Auftrag poliere ich nach 24 Stunden Trocknung mit einem weichen Tuch auf.

Gruß

Heiko