Seite 1 von 1

Holz richtig beizen?

Verfasst: Fr 17. Nov 2006, 15:46
von Marc Scherwinski

Hallo zusammen,

ich möchte meinem aktuellen Projekt einen etwas anderen Farbton verleihen und es daher mit entsprechender Holzbeize behandeln. Im Web habe ich die folgende Vorgehensweise gefunden und ich wollte nur kurz anfragen, ob noch etwas hinzuzufügen ist oder weggelassen werden kann:

- Holz schleifen (Körnung 100-120)
- Anfeuchten mit warmem Wassser, trocknen lassen
- Erneut schleifen (Körnung 100-120)
- Beize auftragen, 1. Gang in Richtung der Maserung, 2. Gang quer zur Maserung
- Kurz einziehen lassen, überflüssige Beize abwischen

Ist das soweit ein erfolgversprechendes Vorgehen?

Besten Dank im Voraus und

gruß,
marc




Re: Holz richtig beizen?

Verfasst: Fr 17. Nov 2006, 18:39
von Franz Kessler

Hallo Marc

Mit welcher Beize willst Du arbeiten, Wasserbeize oder Lösungsmittelhaltiger Beize?
Die Anwendung ist stark unterschiedlich, den Weg den Du beschreibst wäre für Wasserbeize gültig, bei der zweiten Variante könntest Du Dir das wässern und ein erheblich geminderter Schleifbedarf sparen ( nur nach dem antrocknen mit der Hand prüfen ob Fremdpartikel sich auf Oberfläche verirrt haben und gegebenen falls mit ganz leichtem Druck schleifen).
Egal wie Du vorgehst,ich würde an Deiner Stelle auf jeden Fall eine Brobebeizung vornehmen, mit dem gleichen Holz und mit genau den Schritten die Du am Original vorhast und dabei das Finish nicht vergessen, erst nach dem Finish kommt der Beizvorgang zu einem guten Abschluss (ich habe vor kurzem berichtet, dass ich mein Tisch aus Nussbaum mit Wachs endbehandelt habe, ich würde das wohl nicht mehr tun, die Oberfläche ist ganz stumpf mit grauem Schimmer).
Ich kann es nicht genau sagen aber ich habe den Verdacht, ich hätte nach dem Beizen mit feinerer Körnung gearbeitet, ich hab ein schlechtes Gedächtnis.
Beim schleifen ist es wichtig nur mit leichtem Druck, ohne Klotz, nur mit den Fingern oder der ganzen Hand, da sonst am Klotz sich Farbpartikel ansammeln und Spuren hinterlassen, schleifen unbedingt nur in Faserrichtung.
Noch ein Hinweis, solltest Du mit Lösungsmittelbeize arbeiten und Du erkennst Flecken, also unterschiedliche Farbdichte, so kannst Du mit einem mit Beize getränkten Lappen zuviel Beize wieder wegreiben (auch noch nach dem antrocknen, am besten das auch versuchen).
Ich hab beide Varianten schon probiert, beide bringen, richtig angewendet, gute Ergebnisse, der Einfachheitshalber arbeite ich aber öfter mit lösungsmittelhaltiger Beize.

Gruß Franz




Re: Holz richtig beizen?

Verfasst: Fr 17. Nov 2006, 23:26
von Marc Scherwinski

Hallo Franz,

danke erstmal für Deine Antwort. Es handelt sich tatsächlich um Wasserbeize. Lese ich aus Deinem Beitrag richtig heraus, daß ich auch *nach* dem Beizen die Oberfläche nochmal vorsichtig schleifen sollte? Ich dachte, das wäre nur *vorher* nötig?

Danke und

gruß,
marc




Re: Holz richtig beizen?

Verfasst: Sa 18. Nov 2006, 09:39
von Franz Kessler

Hallo Marc

Das Problem ist, wenn Holz mit Wasser in Berührung kommt, quillt es, dieser Quellvorgang drückt die Fasern hoch und beim trocknen bleiben sie halt oben, sie gehen nicht mehr zurück.
Dieser Vorgang tritt bei Wasserbeize auf und um zu verhindern, dass aus der Oberfläche eine Kratzbürste wird, stellt man das wässern vorweg, je nach Holz ist die Wiederholbarkeit dieses Vorganges begrenzt, d. h. dem Holz gehen die Fasern aus, so das beim Beizvorgang nichts mehr passiert oder besser gesagt nicht mehr soviel passiert, wie gesagt je nach Holz.
Ob nun tatsächlich nach dem Beizen ein nochmaliges schleifen erforderlich ist, musst Du vor Ort entscheiden, es hängt stark von Deiner Vorarbeit des Wässerns ab.
Die Notwendigkeit erkennst du schnell, mit der Hand rüberfahren und Du weist Bescheid.
Keine übertrieben Angst, wenn Du den von mir empfohlenen Brobedurchgang machst, sind Dein Unsicherheiten schon stark minimiert.
Wenn Du schleifen musst, dann beachte, nur mit minimalem Druck in Faserrichtung über das Holz wischen und ich hab nachgesehen mit feinerem Korn, so um 180- 200 (ich nehme dazu das Nassschleifpapier, dieses schwarze, allerding trocken geschliffen).
Wenn ich sage es hängt vom Holz ab, Nadelhölzer neigen wesentlich stärker zum quellen als z.B. Eiche.
Noch ein Tip, beim Wässern einen ausgdrückten Schwamm benutzen, nicht das ganze Teil unter Wasser stellen, die Feuchtigkeit sollte leiglich in die Oberfläche ziehen.

Keine Angst, ist halb so schlimm.

Gruß Franz




Re: Holz richtig beizen? *MIT BILD*

Verfasst: Sa 18. Nov 2006, 13:06
von Franz Kessler

Hallo Marc

Um Dir Deine eventuelle Scheu vor dem beizen etwas zu nehmen, hier eine Arbeit die mit Wasserbeize behandelt habe.
Eine Kassettendecke mit 40 Kassetten in Nadelholz, es war meine erste Arbeit mit Beize überhaupt, damals wusste ich noch nichts von der Existenz von Lösungsmittelbeize.
Was man auf dem Bild nicht erkennen kann, an dem umlaufenden Rahmen sind die tiefer liegenden Hölzer mit einer dunkleren Beize behandelt, ich hatte mir damals drei verschiedenfarbige Beizflüssigkeiten gekauft und fast den Fehler gemacht den mittleren Farbton für die Kassetten zu nehmen, im letzten Moment hab ich dann doch für den hellen Ton entschieden, es macht einen gewaltigen Unterschied ob ein Teil unter der Lampe auf der Werkbank liegt oder es an der Decke ist.
Marc, eines kann ich Dir versichern, bevor ich damals anfing an den Teilen zu beizen, hatte ich mich in einigen Versuchen schlau gemacht.
Mit dem Ergebnis bin ich auch nach über 20 Jahren sehr zufrieden, ein schöner warmer Ton mit einer sehr guten Farbbeständigkeit (ich denke an Wenge).
Übrigens, ich hab damals zweimal gewässert.

Entschuldigung, ich merkte zu spät, dass das Bild schlechte Qualität hat.

Gruß Franz




Re: Holz richtig beizen?

Verfasst: Sa 18. Nov 2006, 20:13
von Marc Scherwinski

Hallo Franz,

besten Dank für die Tips! Ich werde auf jeden Fall einen Probelauf machen und dann schau'n wir mal. Wenn es was wird, werde ich über das Ergebnis hier berichten ;-).

Danke und

gruß,
marc