Massivholzdielen und Fußbodenheizung

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Gero Meyhoefer
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Massivholzdielen und Fußbodenheizung

Beitrag von Gero Meyhoefer »


Hallo Gemeinde,

kennt sich irgendjemand mit der Thematik aus? Vielleicht sogar aus eigener Erfahrung? Im Netz habe ich durchaus widersprüchliches in Erfahrung bringen können, ob Massivholzdielen und Fußbodenheizung nun vernünftig kombinierbar sind.

Konkret habe ich vor in den nächsten zwei Jahren unser komplettes Haus (bis auf das vom Vorbesitzer perfekt geflieste Bad) mit einem Eiche-Massivholzboden zu versehen. Das Holz ist bereits da und trocknet vor sich hin.

Da ich ja nun ohnehin den gesamten Teppichboden und PVC-Belag rausreißen und eine Unterkonstruktion mit Dämmung einziehen werde UND wir in den nächsten Jahren eine neue Heizung brauchen, kam ich auf die Idee mit der Fusßbodenheizung.

Für Tipps und Erfahrungsberichte bin ich dankbar. Eine Bekannte die Heizungs- und Lüftungssysteme projektiert, wird uns damnächst mal in Sachen Heizungsanlage beraten. Da würde ich vorher gerne wissen ob sich das so wie ich mitr das denke überhaupt realisieren läßt.

Beste Grüße

Gero


reinhold
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Re: Massivholzdielen und Fußbodenheizung

Beitrag von reinhold »


hallo,
ich bin Architekt und Holzwerker und in beiden Eigenschaften sage ich ein lautes und klares : NEIN!
Nichts gegen eine Fussbodenheizung, nichts gegen Eicheholz.
Aber beides zusammen : NEIN.

Zum Einen : Holz ist wärmedämmend (ich drücke mich mal volkstümlich aus). Zwar ist es als Fussboden nicht sehr dick, aber es dämmt trotzdem. Einige der Auswirkungen sind höherer Wärmeverbrauch und "träge" Heizung.

Zum Anderen : steck mal ein sorgfältig vermessenes Stück von Deinem Eicheholz 2 Tage lang in den Backofen bei 50 Grad und mess es dann nach. Weiterer Kommentar erübrigt sich dann.

viele Grüsse
reinhold


Jochen
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Massivholzdielen und Fußbodenheizung

Beitrag von Jochen »


Hallo, ich bin Gas-und Wasserinstallateurmeister, Heizungsbaumeister und ebenfalls Holzwerker und schließe mich der Meinung des Architekten an.


Gero Meyhoefer
Beiträge: 983
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Massivholzdielen und Fußbodenheizung

Beitrag von Gero Meyhoefer »


Hallo Reinhold,

vielen Dank für Deinen Tipp. Aber da hab ich auch gleich mal eine Nachfrage: Oft werden ja keramische Fliesen, Steinzeug o. ä über Fußbodenheizungen verlegt. Sind DIESE Materialien denn wirklich viel weniger wärmeedämmend als Holz?

Und auch noch eine Frage zu dem zweiten Einwand: Ich nehme an Du spielst damit auf das Schwinden des Holzes bei hohen Temperaturen an. Ist das wirklich so kritisch zu sehen bei Eichte die ich auf ca. 8 % runtertrocknen will? Wird der Boden über der Heizung wirklich SO heiß? Ich hab irgendwo was von 28° Celsius gelesen.

Ich frage nur nach weil ich da eben eher Laie bin, ich will das jetzt nicht unbedingt durchsetzen.

Beste Grüße

Gero



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Massivholzdielen und Fußbodenheizung

Beitrag von reinhold »


hallo,
einfacher Test: leg eine Hand auf ein trockenes Stück Holz und die andere auf eine Fliese. Was fühlt sich kälter an ? Antwort : die Fliese. Weil sie die Wärme der Hand besser ableitet als das Holz.

Fliesen sind über einer Fussbodenheizung genau das richtige.

zu den 28 Grad: möglicherweise soll der Boden über der FBH nicht wärmer werden. Kann sein. Aber das Wasser in den Heizungsröhren hat ca 50 - 70 Grad je nach Heizungssystem und zumindest die Unterseite Deiner Eichenbretter würden ziemlich warm werden.
Die 8% Feuchtigkeit im Holz wirst Du mit Lufttrocknen nicht so leicht erreichen; da muss das Holz in die Kammer und auch die trocknet nicht auf 8 % , sondern eher auf 12%. Ist eine pure Kostenfrage für den Betreiber der Kammer.

Wenn Du dann das Holz verlegst und ein paar Wochen aufheizst, bekommst Du kostenlos aber nicht umsonst eine klassische Lektion im Arbeiten von Holz.

Ein Freund von mir hat sie schon hinter sich : er musste seinen Eschenboden wieder herausreissen und hat nun Cotto-Fliesen im Wohnzimmer.

Gruss
reinhold



Heinz Kremers
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Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Massivholzdielen und Fußbodenheizung

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Gero,

Q Reinhold:
Da sind Dir wohl die Pferdchen mit den Temperaturen im Vorlauf durchgegangen. 50 - 70 Grad im Vorlauf einer Fußbodenheizung wären was für den Tanzschuppen "Zum heißen Stein". Da wären die Füße nämlich mehr in der Luft als auf dem Boden!

Nun zu Gero und zur Fußbodenheizung:
Ich habe selbst Erfahrung mit einer schlechten (elektrischen) Anlage in Brüssel, wo ich bis Anfang 80er öfter zu Sitzungen mußte. Um im Haus einigermaßen wohnliche Temperaturen zu haben mußte diese Anlage mit sehr hoher Temperatur gefahren werden, ich schätze mal so gut 30 Grad, bei extremer Kälte wohl auch noch mehr. Ergebnis: Nach drei Stunden Sitzung darfst du die Schuhe nicht ausziehen, denn du könntest nur noch in Pantoffeln nach Haus fahren, weil die Füße derart geschwollen waren.

Seit 1981 wohne ich in meinem Haus mit einer Warmwasser-Fußbodenheizung. Diese habe ich selbst verlegt, nachdem ich mich wirklich sehr viel informiert hatte, unter anderem auch bei allen Besitzern von Fußbodenheizungen, die ich ausfindig machen konnte. Entsprechend habe ich dann das Haus gebaut. Für damalige Verhältnisse wurde die Isolierung des Hauses für übertrieben gehalten, hat sich aber bewährt und heute würde ich noch mehr reinpacken. Die Heizung und auch die nötigen Isolierdicken hat mir damals ein Ingenieur berechnet. Er ist dabei von einer möglichen Bodentemperatur nicht über 25 Grad ausgegangen.

Also: Erster zu prüfender Punkt für eine FB-heizung ist die Isolierung des Hauses. Meine Außenwand sieht wie folgt aus: 24 cm Bisotherm-Bims mit Leichtmauermörtel verarbeitet; 7 cm Glaswolle; 5 cm Luftschicht; 11 cm Klinker. Isolierung unter Betonestrich zum Keller 12 cm, zum ausbaufähigen Dachboden 7 cm. Fenster mit Wärmedämmglas Wert 1.4 . Reinhold wird Dir sicher sagen können, welchem Wärmedurchgangswert bzw. Wärmebedarf je cbm Raum das entspricht. Hab ich seinerzeit gewußt, müßte aber lange kramen danach.

Die Wohlfühltemperatur für den Fußboden liegt eindeutig unter 25 Grad an der Bodenoberfläche. Mit dem obigen Hausaufbau erreiche ich dies leicht. Jetzt gerade läuft meine Heizung mit knapp 23 Grad Vorlauf, 22 Grad Rücklauf und im Wohnzimmer sind an einer Innenwand in Augenhöhe gut 21 Grad. Auch bei 10 Grad Frost komme ich kaum auf 25 Grad Vorlauftemperatur.

Hast Du ein schlechter isoliertes Haus, kommst Du sehr schnell über die kritische Temperatur von ca. 25 Grad und das gibt dann eben dicke Füße!

Denkbar ist auch eine Kombination aus Fußbodenheizung und Heizkörpern. Der Fußboden sollte dann so mit max. 24 Grad Vorlauf betrieben werden und was an Wärme fehlt müßten die Heizkörper liefern.

Fliesen als Belag sind optimal; Teppichboden gibt es fußbodengeeignet und geht auch, Laminat soll gehen; werd ich demnächst in einem Zimmer im Dachboden ausprobieren. Wie die Vorredner sagten wird eine FB-heizung träge, wenn auf dem Estrich isolierende Materialien verlegt werden. Schon meine - ich sage mal - gut ausgelegte Heizung ist sehr träge. Mal grade den Heizkörper aufdrehen um 1/2 Stunde später mollig warm zu haben geht einfach nicht. Wenn ich im Herbst so bei 18 Grad und evtl. noch abkühlendem Wetter die Heizung einschalte dauert es 2 - 3 Tage, ehe im Haus eine wohlige Wärme ist. Soll nicht heißen, daß es in dieser Zeit noch kalt ist, aber so lange brauchen die Mauern Decken usw. um sich zu akklimatisieren. Ich könnte den Vorgang beschleunigen auf ca. 1 Tag, wenn ich die Heizungsautomatik von Hand übersteuere. Entsprechend hält das Haus natürlich auch seine Wärme über Tage, wenn im Winter mal die Heizung ausfällt.

Ich würd also wie folgt vorgehen:

1. Den Wärmebedarf des Hauses ausrechnen lassen.

2. Ausrechnen lassen, mit welcher Fußbodentemperatur der erforderliche Wärmebedarf bei tiefster Außentemperatur erreicht wird. Dabei wird der "Rechner" Dich schon fragen, welchen Fußbodenbelag Du wählen willst.

3. Die Heizung selbst berechnen lassen, d.h. in welchem Abstand Heizschlangen im Boden liegen müssen. (z.B. vor dem großem Terrassenfenster dichter als mitten im Raum)

Bis hierhin ist "Fachwissen" gefragt. Die Gefahr irreparable Fehler in der Berechnung zu machen und danach zu bauen ist einfach zu groß!!!

Das Verlegen der Heizungsrohre ist keine Kunst und wenn Du Dich auf Löten verstehst oder mit den heute üblichen Quetschverbindungen arbeitest sollte auch die Installation der wenigen Verteilstationen im Haus keine Hexerei sein. Ich hab das seinerzeit auch ohne großes Vorwissen gemacht.

Zuletzt zu Deinen Massivholzdielen:
Laß Dich doch mal bei einem Holzhändler (bitte nicht in einem Baumarkt!) beraten. Vielleicht weiß der sogar jemand, bei dem Du das mal in natura sehen kannst möglichst jetzt im Winter. Der Aufbau müßte ähnlich wie mit Laminat gehen, d.h. schwimmende Verlegung sofern Du Zementestrich hast. Die Massivdielen werden aber sicher mehr arbeiten als eine Laminat auf einer Sperrholzplatte. Bei Trockenestrich kenn ich mich nicht so aus.

Wenn Du weitere Fragen hast nur zu. Wenn es konkreter wird kannst Du Dir auch gerne die Sache hier vor Ort mal ansehen (5 km von Bonn).

Gruß

Heinz



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Massivholzdielen und Fußbodenheizung

Beitrag von reinhold »


hallo Heinz,
typischer Fehler , wenn man kurz vor Feierabend in Hektik noch emails schreibt : ich habe natürlich Kesseltemperatur und Vorlauftemperatur verwechselt. Bitte entschuldige !

mit freundlichem Gruss
reinhold


Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Massivholzdielen und Fußbodenheizung

Beitrag von Edi Kottmair »

[In Antwort auf #19950]
Hallo Gero,

Du wirst auch hier nur Widersprüchliches lesen, denn in erster Linie ist es wieder Geschmacksache, ob Fußbodenheizung oder nicht.

Ich habe ein kleines Appartement mit FBH und Buche Schiffsboden-Parkett darauf. Das Parkett ist massiv (ich glaube, 14 mm dick) und mit dem Estrich verklebt. Es ist nun 10 Jahre alt und sieht aus wie neu, keine Fugen und Risse. Offensichtlich haben die Handwerker gute Arbeit geleistet und ich hatte Glück. Reinhold hat ein anderes Beispiel genannt. Mit Parkett ist die FBH noch träger als mit Fliesen oder Teppichboden.

Meine Familie und ich werden dieses Jahr ein Haus bauen (lassen), natürlich ein Holzhaus mit viel Parkett, und haben uns gegen die FBH einschieden und zwar aus zwei Gründen: erstens der höhere Preis und zweitens die Trägheit. Als Nachteil hat man dann die sichtbaren Heizkörper, die man aber gelegentlich verkleiden kann. In meinem Bauphysik-Buch steht, wenn man große Glasflächen verbaut, braucht man eine schnell reagierende Heizung, um sie schnell ausschalten zu können, wenn Sonne einstrahlt und umgekehrt.

Außerdem sehe ich es so: Für den Preis einer FBH bekomme ich eine "normale" + Kachelofen, und das ist mir jedenfalls lieber.

Viele Grüße von
Edi



Gero Meyhoefer
Beiträge: 983
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Massivholzdielen und Fußbodenheizung

Beitrag von Gero Meyhoefer »


Hallo Edi,

Danke auch für Deinen Erfahrungsbericht.

Nun, wenn es nur eine Entschiedung des Geschmacks ist, hab ich da ja nicht so ein Problem. Aber viel Geld und Zeit versenken um dann festzustellen dass alles nichts taugt, wäre mir dann doch unangenehm.

@Alle: Noch zur Erläuterung: Unser Haus ist recht klein, wir haben (leider) keine großen Fenster UND auch keinen Keller. Der Boden ist also recht kühl, auch im Sommer. Der Boden wurde wohl vom Vorbesitzer ganz ordentlich mit Estrich versehen und dann eben Teppichbodenb oder PVC drauf. die Wände sind im unteren Bereich ca. 60 - 80 cm. stark und aus Feldsteinen gemauert. Innen sind sie mit Dämmstoff (ich nehme an Rockwool) und Gipskartonplatte gedämmt. Das Klima im Haus bleibt ziemlich lange gleich, auch wenn aussen die Temperaturen schwanken. Also im Sommer ist es lange angenehm kühl und im Winter habe ich nicht das Gefühl das viel Wärme verloren geht. Zuguterletzt liegt unsere Wohlfühltemperatur nachgewiesenermaßen deutlich unter der eines Großteils unserer Bekannten, also so um die 20°.

Eins noch, die Sache mit den Wandheizkörpern wäre auch zu beachten, wir haben nämlich so gut wie gar keine Stellfläche an den Wänden, da wären die fehlenden Heizungen schon ein deutlicher Gewinn.

Naja, ich bin mir immer noch unschlüssig, bin dankbar für weitere Berichte und werde die Entscheidung natürlich hier kundtun.

Beste Grüße

Gero

PS: Ich werde wohl, bevor ich anfange den Boden im ersten Raum zu verlegen, wohl mal das Holzwerkertreffen vom letzten Sommer wiederholen müssen und eine breite interessierte Gutachterschar einladen;-)


Christoph Nowag
Beiträge: 838
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Massivholzdielen und Fußbodenheizung

Beitrag von Christoph Nowag »

[In Antwort auf #19950]
Hallo Gero,

ich habe von diesem Thema gar keine Ahnung, beschäftige mich aber gleichwohl auch etwas damit. In der Zeitschrift 'Umbauen & Renovieren' Heft 02_2005 v. 19.10.2005 gibt es u.a. einen Beitrag zu Bodenbelägen und Fußbodenheizung usw. Sollte Dich das brennend interessieren, schick mir eine Email mit Deiner Adresse. Ich schicke Dir dann eine Fotokopie (4 Seiten).

Viele Grüße
Christoph


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