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In Antwort auf #155095]
Aufgrund verschiedener Anfragen hier meine Schärfmethode:
1.
Aufarbeiten der Ziehklinge ist nur nötig bei stark abgenutzten und bei neuen Klingen.
Die Ziehklinge wird mit Kupferschonbacken in den Schraubstock gespannt, sodass sie ca 1 cm übersteht. Dann mit einer Feile die Schmalkante sauber und rechtwinklig zurichten. Die Feile wird dabei im rechten Winkel zur Klinge gehalten und gezogen. (Sorry, ich kenne keinen deutschen Ausdruck dafür, auf Englisch heißt das draw filing, unter diesem Stichwort gibt es jede Menge Anleitungen im Internet).
Die Schmalseiten der Ziehklinge werden im Normalfall weder behandelt noch benutzt.
Den entstandenen Grat auf einem 1000er Schleifstein abschleifen und auf einem 2000-4000er Stein die Fläche und die Kante fein abziehen.
2. Das
Verdichten der Ziehklinge ist der nächste Schritt und beim normalen Nachschärfen der erste Schritt.
Dazu lege ich die Ziehklinge flach auf die Werkbank, sodass die lange Kante ungefähr mit der Tischkante übereinstimmt. Ich gebe einen kleinen Tropfen Öl (Ballistol) auf die Klinge und fahre 2-3 Mal mit flach gehaltenem Ziehklingenstahl (runder Querschnitt, ca 20 cm lang) und ordentlichem Druck über die Fläche in der Nähe der Schneide. Das mache ich an jeder Schneidkante, also vier Mal. Dadurch wird das Material der Ziehklinge verdichtet.
Und bei benutzten Ziehklingen wird der Grat entfernt bzw. zurückgebogen.
3. Das
Anziehen des Grates macht die Ziehklinge zum Schneidewerkzeug.
Dazu wird die Klinge wieder hochkant und mit Kupferbacken in den Schraubstock gespannt.
Sie soll ca ½ bis höchstens 1 cm überstehen. Mit dem Ziehklingenstahl fahre ich mit ordentlichem Druck zweimal genau waagrecht über die Schneidekante. Dann halte ich den Stahl ca 10 Grad nach unten geneigt und fahre erst links, dann rechts einmal hin und wieder her über die Schneidekante und drücke damit den erforderlichen beidseitigen Grat an. Für feinere Arbeiten reicht das oft schon.
Wenn ich eine aggressivere Schneide brauche, dann fahre ich noch zweimal drüber und halte dabei den Stahl um ca 20 Grad geneigt. Für Grobarbeiten und zum Entfernen alter Lackschichten neige ich den Stahl beim dritten Durchgang ca 30 Grad.
Jetzt habe ich 2 scharfe Schneidekanten. Ich drehe die Ziehklinge um (untere Seite nach oben) und wiederhole den Vorgang. Das wars. Dauert keine 5 Minuten, und mit vorherigem Feilen maximal 10 Minuten.
Man braucht keine Lehren und Vorrichtungen und statt des Ziehklingenstahls kann man auch eine 3/8'' bzw.10 mm Drechselröhre nehmen oder einen dicken Werkstatt-Schraubenzieher.
Man braucht eine gute, feine Flachfeile mit nur einem Hieb und ca 20 cm lang.
Mit einer Feile mit Kreuzhieb geht es nicht.
Das Schärfen der Ziehklinge ist Übungssache. Die ersten paar Mal werden sicher schiefgehen. Dann nicht aufgeben. Übung macht auch hier den Meister und die Ergebnisse werden von Mal zu Mal besser. Die Mühe lohnt sich, denn eine Ziehklinge ist ein wunderbares Werkzeug.