Kleine Küchengeräte *MIT BILD*
Verfasst: Sa 10. Okt 2020, 00:58
Ich mache manchmal, wenn es beschaulich sein soll in der Werkstatt, kleine Küchenutensilien, z.B. Kochlöffel. Sowas ist nützlich und kommt als kleines Geschenk immer gut.
Vor ungefähr einem Jahr hatte ich im Forum zwei Schüttenschaufeln (passen in eine übliche Schütte für Reis, Haferflocken u.Ä.) aus Kirsche gezeigt, jetzt will ich zeigen wie so ein Ding entsteht.

Bild 1: Neuere Produktion.
Hinten: Kochlöffel und Rührer, vorn links: Schüttenschaufel, vorn rechts: Zucker- oder Salzlöffel (die beliebten Grillzangen sind z.Zt. aus und darum nicht auf dem Bild). Die Teile sind alle aus Weissbuche, das ist ein Holz das ich in letzter Zeit (auch zum Drechseln) gern verwende. Es gefällt mir sehr gut, ist aber zum Schnitzen eigentlich zu hart...

Bild 2: Die Schüttenschaufel aus Weissbuche

Bild 3: Herstellung von Brettchen aus Weissbuche
Ausgang waren zwei kleine Weissbuchenstämme, die ich vor Jahren halbiert und zum Trocknen weggelegt hatte. Das Bild zeigt ein Reststück eines solchen Stammes. Die Brettchen dahinter wurden hergestellt, indem an einem kürzeren Stück mit Schrupphobel und Raubank die Trennfläche plangemacht und seitlich eine gerade Kante angehobelt wurde. Diese Kante dient zur Führung am Anschlag der Tischkreissäge, mit der dann das Stück auf zu Brettern aufgeschnitten wird.
Ein solches Brettchen wird glatt und auf Dicke gehobelt und der Löffel angezeichen. Dann wird die Laffe ausgehöhlt, erst ganz grob mit einem geraden Hohleisen auf der Hobelbank, dann un der Hand mit gebogenen Hohleisen und gebogenen Ziehklingen. Den so erreichten Zustand zeigt

Bild 4: Schaufel angezeichnet, Laffe ausgehöhlt und schleifertig
Die Schaufel hat eine Taille am Übergang zwischen Laffe und Stiel, damit sie dort sehr bequem ganz kurz zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten werden kann. Die Taille entsteht durch zwei 20mm-Bohrungen, auf der Säulenbohrmaschine. Dann wird (mit dem Fuchsschwanz) der Stiel ausgesägt:

Bild 5: gebohrt und gesägt
Die überflüssigen Teile neben dem Stiel werden mit der Laubsäge abgetrennt, die viertelkreisförmige Außenkontur der Laffe mit einem Stecheisen nachgestochen. Dann wird der Stiel auf exakt quadratischen Querschnitt nachgearbeitet, anschliessend wird aus den Quadrat ein Achteck gemacht. (mit Feile, Ziehklingenschaber und Ziehklinge). Die kleine Vorrichtung mit Libelle dient dazu, den Löffel im Tischlerschraubstock genau um 45° gedreht einspannen zu können

Bild 6: Der achtkantige Stiel bekommt seine Form
Jetzt wird die konvexe Außenform der Laffe bearbeitet. Zuerst wird, eingespannt im Schraubstock mit einem geraden Hohleisen ganz grob überschüssiges Material entfernt. Dann weiter in der Hand mit meinen Schnitzbeiteln mit bogenförmiger Schneide. Um eine symmetrische Form zu erhalten, mache ich zuerst eine einseitig gekrümmte Fläche, dann an deren beiden Seiten gleich breite Fasen,

Bild 7: Vorbearbeitung der Außenform
dann an den geknickten Übergängen winkelhalbierende Fasen usw. Schliesslich werden die letzten Knicke in der Fläche entfernt und die ganze Form mit den Beiteln einigermaßen egalisiert.Dann weiteres Glätten mit einer Feile Feile und schliesslich mit einer (geraden) Ziehklinge, damit lassen sich Ungleichmäßigkeiten, verbliebene Knicke und Narben von den vorherigen Bearbeitungen sehr schön beseitigen. Extrem wichtig bei diesem Arbeitsgang ist gutes Licht, ich mache das vor dem großen Außenfenster (vor dem auch die Hobelbank steht). Am Ende ist die Laffe außen schon sehr gleichmäßig, es fehlt nur noch (wenig) Schleifen.

Bild 8: Laffe fertig zum Schleifen
Jetzt werden ein paar Kleinigkeiten gemacht, vor allem der Überganz vom achtkantigen Stiel zur gekrümmten Laffe und zur gebohrten Taille und eine dünne Vorderkante der Schaufel. Scharfe Kanten werden gebrochen.. Werkzeuge: Mora- Schnitzmesser, Schnitzbeitel.
Dann wird geschliffen. Die Laffe innen und außen kurz mit 120er, dann die ganze Schaufel mit 240er und zuletzt mit 400er Papier. Aus dem Papier mache ich mir rechteckige Pads: Zwei Stücke Schleifpapier werden rückseitig mit Pattex zusammengeklebt und daraus Stücke geschnitten: Schmale Streifen für die konkave Innenform, breitere rechteckige Stücke für plane und konvexe Formen. Die Pads werden mit dem Daumen geschoben.

Bild 9: Fertig geschliffene Schaufel und Schleifpads (die ganz schmalen für die konkave Fläche sind nicht auf dem Bild!)
Abschließend wird die Schaufel mit Walnussöl eingepinselt und abgewischt.
Wieviel Arbeit in den Teilen steckt? Für eine Schüttenschaufel brauche ich ungefähr einen Arbeitstag in der Werkstatt, für einen Kochlöffel die Hälfte. Ab und zu mache ich sowas gern. Und, doch, ich weiss dass es hölzerne Kochlöffel für 1,98 gibt ;-)
Grüsse, Friedrich