Liebe Holzwerker,
mit zwei meiner Holzhobel war ich bisher nicht so zufrieden, denn sie arbeiteten nicht so, wie ich es von meinen anderen hölzernen Hobeln gewohnt bin. Es geht um einen Schlichthobel und um einen kleinen Einhandhobel beide von ECE.
Zuerst zum Schlichthobel.
Den habe ich vor kurzem neu gekauft, d. h. er lag schon ein paar Jahre bei jemandem herum, war aber noch nie benutzt worden das Eisen war sogar noch in seiner fest verschlossenen Kunststofftüte verpackt.
Auch bei diesem Eisen von ECE war ich wieder mal recht angetan, von seinem Ausgangszustand. Die Spiegelseite ist leicht konkav, so dass diese in wenigen Minuten auf dem Wasserstein in einem für mich ausreichenden Zustand gebracht werden konnte. Die Fase habe ich auf etwa 30° geschliffen und abgezogen. Insgesamt lässt sich der Stahl sehr gut schleifen, d. h. es gibt spürbaren Abtrag, die Oberflächen sind schnell spiegelnd poliert und die Schneide rasiermesserscharf.
Hier zwei Fotos vom Eisen:


Nach den ersten Hobelzügen hatte ich das Gefühl, dass das Eisen flattert und sich diese Vibrationen auch stark auf den Keil übertragen das geht besser!
Auf der Suche nach den Ursachen, sind mir zwei Dinge aufgefallen.
Einmal liegt das Eisen nicht ordentlich auf dem Bett auf. Um das zu überprüfen, habe ich die Spiegelseite mit einem weichen Bleistift behandelt...

und das Eisen auf dem Bett unter Druck hin und her bewegt. Die erhabenen Stellen zeichnen sich deutlich ab ...

und werden mit dem Stecheisen vorsichtig abgetragen:

Die zweite Ursache für das Flattern des Eisen ergibt sich meiner Meinung nach daraus, dass der Keil nur knapp über das Keilwiderlager hinaus ragt, d. h. das Eisen wird im Bereich der Schneide nicht ordentlich gegen das Bett gedrückt. Das sieht man auf dem folgenden Foto recht gut:

Um dies zu beheben, sollen vom Keil ein paar Späne abgenommen werden. Wenn er dünner wird, dann kann er weiter eingeschoben werden. Um einen Anhaltspunkt zu haben, habe ich zuerst zwei Bleistiftmarkierungen auf dem Keil angebracht:

Dann wurde vorsichtig die Dicke angepasst:

Der Keil wurde immer wieder eingelegt und der Fortschritt überprüft. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Oberfläche des Keils eben bleibt. Trägt man z. B. rechts zu viel ab, dann klemmt der Keil nur auf seiner linken Seite im Widerlager und die rechte Seite des Eisens wird nur unzureichend auf das Bett gedrückt.
Gegen Ende sah es dann ungefähr so aus:

Ein erster Test auf einem kleinen Fichtenbrett zeigt, dass sich der (überschaubare) Aufwand gelohnt hat. Es lassen sich ordentlich dicke Späne abtragen und der Hobel bleibt ruhig. Das Flattern ist weg! Die dicksten Späne sind etwa 0,5 mm dick.
Wenn ich das Eisen noch weiter heraus stehen lasse, dann beginnt der Hobel zu stopfen. Einerseits ist dann vermutlich das Hobelmaul zu klein und andererseits steht dann der Keil doch etwas zu weit vorne, so dass sich die Späne dort aufstauen. Wer also sehr dicke Späne hobeln möchte, der darf den Keil nicht zu weit vorstehen lassen. Hier einer der dickeren Späne:

Meiner Meinung nach wird der Schlichthobel ja eher unterschätzt. Dabei kann man mit ihm in kurzer Zeit viel Material abtragen und trotzdem (im Vergleich zum Schrupphobel) schon eine sehr gute Oberfläche erzielen, wie hier zu erkennen ist:

Er ist aber nicht nur ein Arbeitstier, er kann auch ganz feine Späne, wie hier rechts zu sehen ist:

Einen weiteren Vorteil beim Gebrauch des Schlichthobels sehe ich darin, dass sich sein Einfacheisen sehr schnell schärfen lässt. Es kann direkt aus dem Hobel auf den Schleifstein und es muss nicht erst der Spanbrecher demontiert und später wieder justiert werden.
Beim Bearbeiten sägerauher Bretter geht daher bei mir kein Weg an diesem Hobel vorbei: erst grob eingestellt, dann etwas feiner. Die nachfolgenden Hobel müssen dann nur noch wenig Material abnehmen. Das spart Zeit und Kraft, die Eisen der feineren Hobel werden geschont und können sich auf die Qualität der Oberfläche konzentrieren.
Mich würde interessieren, was Ihr für Tricks einsetzt, um Eure Holzhobel weiter zu optimieren.
Gruß,
Martin
PS: der zweite Teil folgt gleich...