Planläppen von Klinkern - Ein Abschlussbericht *MIT BILD*
Verfasst: Do 1. Mär 2018, 22:20
Hallo liebes Forum,
seit es Friedrichs Anleitung gibt, (und wahrscheinlich auch schon dafür) haben sich ja schon viele an der 3-Klinker-Methode versucht, um plane Referenzflächen für's Abrichten von Schleifsteinen herzustellen. Wenn man sich hier um Forum umschaut, so gibt es ein paar Leute, die darauf schwören, allerdings habe ich bei der Forensuche auch ein paar Leute gefunden, die es nie ganz genau hinbekommen haben. Auf meine eigenen Versuche folgten auch immer nur bescheidene Ergebnisse, und die Lichtspaltprobe mit einem Stahllineal haben die Klinker bei mir nie überstanden.
Ich hatte auch eine Zeit lang Dachziegeln verwendet, hier waren die Resultate ähnlich. Friedrichs Theorie damals war, dass sich die Dachziegeln zu sehr durchbiegen.
Tatsächlich biegt sich so eine Dachziegel, wenn man sich mit ganzem Gewicht auf eine Kante stützt, die 4 cm übersteht, bis zu einem Zehntel Millimeter durch (gemessen mit einer Granitplatte und einer Messuhr), wenn man sie verwendet, sollte man also gleichmäßigen Druck ausüben.
Auch der Wechsel von Dachziegeln zu den Steinen, die Friedrich mir zuschickte, brachte mich allerdings nicht wirklich weiter. Immernoch Lichtspalte - es wäre für Holzwerker wahrscheinlich ausreichend, das konnte ich da nicht beurteilen. In der Schärfanleitung stand ja etwas von absoluter Planheit und ein wenig besessen davon war ich schon, die auch wirklich zu erreichen. Die Optiker hatten es ja vor 200 Jahren auch schon geschafft!
Ich hab mich dann Ende des Jahres an eine systematische Untersuchung des Themas gemacht, hab nochmal neu die andere (unverbrauchte) Seite der Ziegelsteine genutet, und nochmal von vorne angefangen. Diesmal hab ich allerdings genau aufgeschrieben, was ich tue, und vor allem genau nachgemessen, was auf den Steinen eigentlich passiert, und was man eventuell tun muss. Weiter unten folgt eine detaillierte Beschreibung meiner Ausführungen und Beobachtungen. Für alle, die auf der Jagd nach messbarer Planheit sind, hier jedoch erstmal das Wichtigste, was ich glaube, herausgefunden zu haben:
Für die Planheit der Steine ist am Ende nicht nur das Verfahren, nach dem geläppt wird, entscheidend, sondern auch die Korngröße. Ich hatte die ganze Zeit mit Korund Körnung 80 geläppt, das nach FEPA Norm eine maximale Korngröße von 0.18 mm hat. Wenn man erwartet, mit diesem Korn plane Flächen zu erzeugen, dann geht man davon aus, dass sich die Körner gleichmäßig auf dem gesamten Stein verteilen, und sich nicht in Vertiefungen sammeln. Ich glaube, das letzteres der Fall ist, denn ich hatte bei meinen Versuchen bis zuletzt Ebenheitsabweichungen von bis zu 0.15 mm. Ein Wechsel auf feineres Schleifkorn (ich hab dann gleich das 400er genommen, viel hilft viel) hatte ich keine Ebenheitsabweichungen mehr, nach nur einem weiteren Läppdurchgang. 400er Korn hat nach der FEPA Norm eine Korngröße von 17.3 micrometern, mein Messgerät, um die Planheit zu prüfen, war eine Fühlerlehre mit einer Dicke von 40 Micrometern.
Also an alle, die schon Probleme mit dem Läppen haben, oder es ganz genau wissen wollen: Wenn eure Klinker nicht plan werden, könnte es an dem Korn liegen, was ihr verwendet! 400er ist wahrscheinlich schon Overkill, da muss man jetzt wieder probieren, ab wann es wie ausreichend ist.
Nun aber zu meinem Versuchsbericht: Geläppt habe ich mit 3 vorher unbehandelten Klinkerflächen, gemessen mit einem Stahllineal von Veritas, und einer Fühlerlehre: Ich hab das Stahllineal mehrmals Längs und Quer auf den Ziegelstein gelegt, und an definierten Punkten gemessen, wie groß der Spalt ist. Aus diesen Messungen hab ich dann ausgerechnet, wie groß die Abweichung von einer Ebene sein müsste. Das ganze hab ich nach jedem Durchgang für alle 3 Steine gemacht.
Eigene Beurteilung meiner Messmethoden:
Zu meiner Schande muss ich sagen, dass ich einen Fehler gemacht habe: Ich habe das Lineal immer nur Quer und Längs aufgelegt, jedoch nie Diagonal. Dementsprechend habe ich nicht die Abweichung von einer Ebene ausgerechnet, sondern von einer Fläche, die jeweils genau in Quer und genau in Längs-Richtung nicht gekrümmt ist. Ich bin aber mal so dreist und behaupte, wenn ich in in Längs- und Quer-Richtung keine Abweichungen habe, wären Abweichungen in diagonaler Richtung eine sehr unwahrscheinliche Sache. Abgesehen davon: Meine dünnste Fühlerlehre hat eine Dicke von 40 Micrometern, ich war also so dreist, zu sagen, alles, wo die nicht drunterpasst, sind automatisch 0 Micrometer. Laut Messung kann ich am Ende eigentlich nur sagen, dass meine Flächen weniger als 40 Micrometer Abweichung haben.
Durchführung und Ergebnisse (nicht wundern, ich lade die Bilder erst hoch, wenn der Beitrag da ist, da ich nicht weiß, wie's sonst geht):
Hier ist zunächst ein Bild der unbehandelten Steinoberflächen. Die Angaben in der Grafik sind cm Angaben, die Angaben an dem Legenden-Balken sind Abweichungen von der Referenzfläche in 100stel Millimetern:


Danach 3 Zyklen, in jedem Zyklus (1 auf 2, 1 auf 3, 2 auf 3, 2 auf 1, 3 auf 1, 3 auf 2) 100 Kreise. Dauer (mit Einschäumen und Abspühlen) eine halbe Stunde:


Danach 2 Zyklen, in jedem Zyklus (1 auf 2, 1 auf 3, 2 auf 3, 2 auf 1, 3 auf 1, 3 auf 2) 50 Kreise. Dauer (mit Einschäumen und Abspühlen) 15 Minuten:


Danach 3 Zyklen, in jedem Zyklus (1 auf 2, 1 auf 3, 2 auf 3, 2 auf 1, 3 auf 1, 3 auf 2) 100 Kreise. Dauer (mit Einschäumen und Abspühlen) eine halbe Stunde. Hier hab ich die Steine 360° gedreht, nachdem ich das Pluver draufgestreut habe.


Danach 2 Zyklen mit 50 mal Senkrecht reiben, Pulver, 360° der Steine (fürs Verteilen), und dann 50 mal Senkrecht.
Danach 2 Zyklen genau so mit 30 mal Senkrecht / waagerecht.
Danach 1 Zyklus ohne Pulver. Dauer: Halbe Stunde.


Danach 6 Zyklen genau so, wieder nur mit 30 mal senkrecht + 30 mal waagerecht. Dauer: 40 Minuten.


Danach 7 Zyklen, allerdings nur 30 mal waagerechte Bewegungen. Dauer: 20 Minuten.


Danach das selbe, allerdings nur noch mit 4 Zyklen. Dauer: 10 Minuten.


Was während all der Zeit auffällig ist, ist dass die Abweichungen nie ganz verschwinden (die Stellen, an denen sie das tun, sind in den Grafiken grün markiert). Vor allem entsehen auf einmal wieder neue Unebenheiten. Meine Erklärung dafür ist, dass die Schleifkörner von kleinen Vertiefungen angezogen werden, dort verbleiben, und deshalb vorrangig dort neues Material abgetragen wird. Ein Wechsel auf 400er Korn, 8 weitere Zyklen mit jeweils erst 30, dann 15 Kreisen pro Steinkontakt hatte direkt das Ergebnis, dass die Fühlerlehre nirgendwo mehr unter das Stahllineal passte. Hier der Vollständigkeit halber noch ein Bild:


In Zukunft möchte ich Experiment wiederholen, allerdings hierbei nach jedem Läppen 2er Steine aufeinander anschauen, wie sich die Fläche verändert. Das mache ich allerdings wahrscheinlich erst, wenn ich wieder Zugang zu einer Messuhr habe. Ich hoffe, die Erkenntnisse sind für den einen oder anderen wirklich hilfreich! Falls nicht, siehts immerhin schön aus :).
Viele Grüße,
Ansgar
