Hallo liebe Holzwerkergemeinde,
ich bin noch immer dabei, alte Bestände an Holzresten, insbesondere Baumarktleimholz zu verwerten.
Anfang der vergangenen Woche wurden meine Frau und ich zu einer Abendveranstaltung in die Schule eingeladen,
wo es um die Verbesserung der Lernmethodik zur Aufbereitung des Unterrichtsstoffen durch die Schüler ging.
U.a. war systematisches Wiederholen ein Thema. Empfohlen wurde von der Dozentin ein Lernkarteikartensystem.
Mehr Infos dazu gibt es z.B. hier https://www.youtube.com/watch?v=-uITHYR8HTE .
Das Thema hat mich nun holzwerkerisch gereizt. Also habe ich mich rangemacht, einen Karteikartenkasten
für diesen Zweck zu bauen.
Zunächst habe ich zwei Leimholzstücke 80 x 20 cm genommen und längs mit der Gestellsäge aufgeschnitten. Ein Brett
habe ich zu Testzwecken in 20 cm Breite belassen, das andere auf 15 cm verschmälert und sie danach aufgetrennt.
Nebenbei bemerkt, scheint sich meine Theorie zur Längsschnittbezahnug dahingehend zu bestätigen, dass die Zahnteilung,
je breiter das aufzutrennende Holz ist desto größer sollte die Zahnteilung werden. Für das 20 cm - Brett habe ich ungefähr
doppelt so lange gebraucht, wie für das 15-cm Stück. Es werden deutlich mehr Späne produziert, die die Zahnzwischenräume
zusetzen und ab ca. 10 cm scheinen die Zwischenräume so gefüllt zu sein, dass die Säge ab da überproportional langsamer sägt.
Steht bei mir doch der Bau einer Rahmensäge an, die wohl mindestens ein 10 mm Teilung erhalten und dann ab Holzstärken
von > 10 cm eingesetzt wird.
Aber zurück zum Karteikasten, Hier sind ein paar Bilder vom Bau.






Der Kasten ist traditionell mit Schwalbenschwazverbindungen
ausgeführt. Boden- und Deckelbrett sollten in einer Gehrungsnut verschwinden. Das hatte zur Folge, dass Schwalben und Zinken
für Boden- und Deckelteil ungleichmäßig ausgeführt werden mußten. Hier hat wieder die "Opferholzmethode" von Paul Sellers
ausgezeichnete Dienste geleistet. Die Schwalbenschwanzverbindungen habe ich so ausgeführt, dass ich den Kasten nach der
Verleimung aufgetrennen konnte, um ein separates Kasten- und Deckelteil zu erhalten, die dann optimal aufeinanderpassen.



Danach habe ich aus den 5 mm starken Abschnitten vom Auftrennen der Leimholzbretter die Unterteilungen für die Karten und
die Führung zum sicheren Schließen des Deckels hergestellt.




Meine Lehre aus dem Projektchen - Kästchen bauen macht wirklich Spaß, obgleich Fichte, weil sie leider so weich ist, auch dafür
vermutlich nicht erste Wahl sein sollte. Aber Kästchen sind schnell herzustellende Objekte, bei denen man wichtige Techniken
trainieren kann, die zudem einen Gebrauchswert besitzen und an denen man seine handwerklichen Fortschritte gut beobachten kann.
Während mir die Schwalbenschwanzverbindungen immer besser gelingen, werde ich wohl oder übel für die
Gehrungen noch einiges an Lehrgeld zahlen müssen.
LG Micha