Schärfe halten

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Rolf Richard
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Schärfe halten

Beitrag von Rolf Richard »


Aktuell baue ich mal wieder Schubladen und wie gewohnt werden die Fronten mit 5 mm starkem Buchensperrholz in Möbelqualität belegt. Sozusagen ein überdickes Furnier.

Die Sperrholzteile müssen natürlich an diue darunter liegenden Fronten aus billigem Baunadelholz angeglichen werden. Dazu verwende ich regelmässig einen Veritas No. 4 Hobel (Bei FWB 307913)

Wie ja bekannt sein dürfte hat mir meine Lady vor ca. 8 Monaten einen Nassschleifmaschine ins Haus gebracht. Daraufhin habe ich alle Banksteine verkauft, weil die Ergebnisse damit nie sonderlich gut waren. Ich kann also nicht mehr zurückvergleichen.

Mir fällt aber auf, dass die Schärfe des Eisens jetzt wesentlich länger hält als ich das früher von den Banksteinschärfungen gewohnt war. Das Eisen ist gleich, der Hobel ist gleich, der Kerl der hobelt ebenso. Nur die Schärfmethode hat sich geändert. Natürlich bin ich über das Ergenis froh, frage mich aber, warum das so ist? Mir fehlen Erklärungen.

Gruss
Rolf

Klaus Kretschmar
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Re: Schärfe halten

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Rolf,

vielleicht hängt es damit zusammen, dass Du mit den Banksteinen nie sonderlich gut zurecht kamst. Wenn schon die Anfangsschärfe nicht 100 %ig stimmt, dauert es naturgemäss nicht lange, bis Du das Gefühl hast, nachschärfen zu müssen. Auf der Tormek stimmt die Anfangsschärfe von vorneherein sehr ordentlich. Gerade wegen der (noch deutlich) besseren Schneidhaltigkeit wird bei mir nach der Tormek noch von Hand abgezogen (4 Körnungen bis ca. 15.000). Die brachiale Erstschärfe ist zwar nach 4 oder 5 Hobelstrichen wieder weg, aber dann hält das Eisen die Schärfe sehr lange auf sehr hohem Niveau. Allerdings habe ich keinen Japanstein (mehr) für die Tormek. Ich hatte einen, den ich wieder verkauft habe, weil er mit D2-Eisen nicht sehr gut konnte. Außerdem war mir der Steinwechsel lästig.

Klaus

Rafael
Beiträge: 848
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Re: Schärfe halten

Beitrag von Rafael »


Hallo Rolf

Entweder hast Du das Eisen mit den Steinen nicht so scharf bekommen wie nun mit dieser Maschine (es war mir nicht bekannt, dass Du sowas bekommen hast), oder Du hast einen anderen Winkel gehabt.
Ich halte es schier für unmöglich, dass es noch anderen Grund für das Verhalten geben kann. Das ganze unter der Annahme, dass es sich tatsächlich so verhält, wie Du es beschreibst, und es nicht bloß ein Gefühl ist.

Gruß,
Rafael

Reinhold

Re: Schärfe halten

Beitrag von Reinhold »

[In Antwort auf #146249]
hallo Rolf,
vielleicht liegt es auch daran, dass Du mehr und intensiver mit diesen Werkzeugen gearbeitet hast. Werkzeug und Handwerker verbessern sich gegenseitig.
Anders ausgedrückt: je mehr man mit einem Werkzeug arbeitet, desto besser wird es.

Ein Symptom dafür: es hält die Schärfe länger.

viele Grüss und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr
reinhold

Friedrich Kollenrott
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Re: Schärfe halten

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #146249]
Hallo Rolf,

wenn wir nicht ins Eso... abgleiten wollen (und das wollen wir doch nicht), kann man nur feststellen: Ein Hobeleisen weiss nicht, wie es geschärft wurde. Wenn die Schneidengeometrie die Gleiche ist, die Anfangsschärfe die gleiche ist, hält es die Schärfe gleich lange, egal wie das Schärfen vonstatten ging; minimale Unterschiede in der Oberflächenstruktur werden sehr schnell vom Verschleiss angeglichen. Aber vielleicht ist Deine Anfangsschärfe auf der Tormek ja wirklich besser (ohne dass Du es merkst). Vielleicht waren Deine Schärfergebnisse auf Banksteinen einfach schlecht, Du hast es nur (mangels Vergleichsmöglichkeiten) nicht gemerkt.

Generell ist es ja sehr schwierig, aus der täglichen Holzarbeit heraus Aussagen über die Standzeit von Eisen zu machen, weil man ja nie mit dem gleichen Werkzeug das gleiche Holz in gleicher Weise vielfach wiederholt bearbeitet. Und die Empfindung, wie scharf das Hobeleisen noch ist, ist ja auch sehr subjektiv.

Ich vermute mal, es spielt auch herein, dass Du Dich jedesmal freust über das Schärfen auf der Tormek, das offenbar Deinen Gewohnheiten und Bedürfnissen besser entspricht als das auf Banksteinen. Und diese positive Grundstimmung überträgt sich auch auf das Hobeln selbst.

Ich wünsche erfolgreiches Hobeln auch im nächsten Jahr!

Grüße, Friedrich

Ulrich Leimer
Beiträge: 476
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Schärfe halten

Beitrag von Ulrich Leimer »


Hallo Rolf,

wir hatten hier ja schon Berichte darüber, dass Eisen bei den ersten Millimetern gern Ausbrüche hatten, also die erste Fläche erst weggeschliffen werden musste, um dann
die echte Qualität des Eisens zu bekommen. Kann das damit zusammenhängen?

Gruß Uli

Rafael
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Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Schärfe halten

Beitrag von Rafael »

[In Antwort auf #146249]
Genauso wie Friedrich ist mir der Begriff mit der "Eso..." auch in den Sinn gekommen.

Werkzeug und Handwerker verbessern sich gegenseitig.
Anders ausgedrückt: je mehr man mit einem Werkzeug arbeitet, desto besser wird es.

Das ist schon recht weit her geholt.

AAAAAAber
Es ist durchaus möglich, dass man in dem Umgang mit dem Werkzeug besser wird und es mit der Zeit schonender einsetzt bzw. so manches unterlässt, was z.B. der Schneide eines Hobeleisens schaden würde.
Eventuell bist Du jetzt in der Materialwahl etwas besser und es ist sauberer oder hat weniger Äste?

Auf jeden Fall ist es schön, dass Du einen Weg gefunden hast, welcher zu mehr Freude am Holzwerken führt.

Gruß,
Rafael

Christoph Schmitz
Beiträge: 341
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Re: Schärfe halten

Beitrag von Christoph Schmitz »

[In Antwort auf #146249]
Hallo,

ein Punkt könnte vielleicht noch sein, dass man mit der Tormek, wenn man sie "bestimmungsgemäß" verwendet, mit einem weichen Poliermedium (Leder) und Polierpaste abzieht. Das dürfte einerseits das Eisen etwas verrunden und hinterlässt andererseits vielleicht noch eine andere Oberfläche als ein Wasserstein.

Nur so eine Idee...

Christoph

Rolf Richard
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Re: Schärfe halten

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #146256]
Ein Hobeleisen weiss nicht, wie es geschärft wurde.


Generell ist es ja sehr schwierig, aus der täglichen Holzarbeit heraus Aussagen über die Standzeit von Eisen zu machen, weil man ja nie mit dem gleichen Werkzeug das gleiche Holz in gleicher Weise vielfach wiederholt bearbeitet. Und die Empfindung, wie scharf das Hobeleisen noch ist, ist ja auch sehr subjektiv.

Ich vermute mal, es spielt auch herein, dass Du Dich jedesmal freust über das Schärfen auf der Tormek, das offenbar Deinen Gewohnheiten und Bedürfnissen besser entspricht als das auf Banksteinen. Und diese positive Grundstimmung überträgt sich auch auf das Hobeln selbst.


Hallo Friedrich - 100% Zustimmung! Beim Letzteren ziehe ich einen Vergleich zum Auto. Wenn man ein Modell mag, hält es sehr viel länger. (Das könnte ich vielleicht mit meinen alten Italienern belegen!)

Gerade wegen der (noch deutlich) besseren Schneidhaltigkeit wird bei mir nach der Tormek noch von Hand abgezogen (4 Körnungen bis ca. 15.000). Die brachiale Erstschärfe ist zwar nach 4 oder 5 Hobelstrichen wieder weg, aber dann hält das Eisen die Schärfe sehr lange auf sehr hohem Niveau. Allerdings habe ich keinen Japanstein (mehr) für die Tormek. Ich hatte einen, den ich wieder verkauft habe, weil er mit D2-Eisen nicht sehr gut konnte.


Hallo Klaus,
bei mir gehen die Eisen alle über den SJ-Stein. Sicher, der Wechsel bedeuet einen gewissen Aufwand, aber das Ergebnis scheint das zu rechtfertigen.

Entweder hast Du das Eisen mit den Steinen nicht so scharf bekommen wie nun mit dieser Maschine (es war mir nicht bekannt, dass Du sowas bekommen hast), oder Du hast einen anderen Winkel gehabt.
Ich halte es schier für unmöglich, dass es noch anderen Grund für das Verhalten geben kann. Das ganze unter der Annahme, dass es sich tatsächlich so verhält, wie Du es beschreibst, und es nicht bloß ein Gefühl ist.


Hallo Rafael,
natürlich sind meine Feststellungen nicht messbar, auch weil es das ganze Bankstein-Sortiment längst nicht mehr gibt. Dass ich die Eisen mit den Banksteinen nicht mal näherungsweise so scharf wie auf der Maschine bekommen habe ist absolut sicher.

Hallo Reinhold,

ich werde über Deine Theorie nachdenken! ;-)

wir hatten hier ja schon Berichte darüber, dass Eisen bei den ersten Millimetern gern Ausbrüche hatten, also die erste Fläche erst weggeschliffen werden musste, um dann
die echte Qualität des Eisens zu bekommen. Kann das damit zusammenhängen?


Hallo Uli,
das scheint mit persönlich nicht so wahrscheinlich, weil mit den Wassersteinen vermutlich sehr viel mehr abgetragen wurde, da die Eisen sehr viel häufiger geschärft werden mussten.

Nochmal Rafael:

Eventuell bist Du jetzt in der Materialwahl etwas besser und es ist sauberer oder hat weniger Äste?

Auf jeden Fall ist es schön, dass Du einen Weg gefunden hast, welcher zu mehr Freude am Holzwerken führt.


Das Material ist das Gleiche - Sperrholz der Güteklasse AA/AB, also astfrei. Gleicher Hersteller. Allerdings ist Sperrholz wohl von Haus aus nicht besonders nett zu Schneiden. Beim letzten Satz kann ich 100% zustimmen.


ein Punkt könnte vielleicht noch sein, dass man mit der Tormek, wenn man sie "bestimmungsgemäß" verwendet, mit einem weichen Poliermedium (Leder) und Polierpaste abzieht. Das dürfte einerseits das Eisen etwas verrunden und hinterlässt andererseits vielleicht noch eine andere Oberfläche als ein Wasserstein.


Hallo Christoph,
Polierpaste und Leder verwende ich praktisch nie. Da ist mir die Schmiererei zu gross und es scheint leicht Verrundung zu geben. Der SJ-Stein ist meine Wahl.

Meine eigenen Überlegungen gehen dahin, dass ich mit den Banksteinen keine guten Schneiden hinbekommen habe. Erstens dauerte mir das zu lange - da bin ich ungeduldig -, zweitens kam ich mit keiner Schleifführung wirklich gut zurecht.

Wenn ich jetzt keine wirklich gute, saubere Schneide erzeugt hatte, vielleicht eine mit mehr kleinen Scharten(?), dann dürfte die Schneide von der Maschine erstens von vornherein schärfer und zweitens auch weniger anfällig sein? Es ist ja nicht so, dass mein Gefühl mir sagt, die Schneide hielte - als Beispiel - 20% länger, das ist schon sehr viel mehr. Dafür gibts noch ein Indiz, ich schneide mich deutlich öfters.

Eine Hobelschneide von der Maschine:


Gruss
und allen einen guten Rutsch!
Rolf

Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
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Re: Schärfe halten - Nachtrag

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #146249]
Die letzten Tage war Zeit sich nochmal mit dem Thema auseinanderzusetzen:

Auf den zweiten Blick fanden sich dann doch Hinweise auf Veränderungen der Schneide - mit dem blossen Auge aber (für mich) nicht abschätzbar.

Also das Eisen mit viel Licht unter die grosse Lupe. Die Schneide zeigte mittig, dort wo das Eisen am meisten beansprucht wurde, kleine dellenförmige Beschädigungen, sehr gering, aber da! (Mea culpa - keine Photos!)

Nächste Frage: Wie krieg ich die mit geringsten Aufwand wieder weg? Wegen solchen kleinen Dingen gleich neu schärfen? Schien mir nicht angebracht, der Hobel arbeitete ja auch immer noch für meine Verhältnisse sehr gut. Aber irgendwie gings ums Prinzip!

Also die Maschine angeworfen, das Eisen unter dem richtigen Schneidenwinkel eingespannt und nur auf dem Japanischen Stein (SJ-Stein) bearbeitet. Nochmal kontrolliert und den Winkel marginal nachgestellt. Die Dellen waren sehr schnell weg, vermutlich weniger als 1 Minute. Ok, mit Eisen einspannen, Stein ins Wasser bringen, Winkel einstellen doch etwas mehr. Aber immer noch flott.

Als nächstes möchte ich jetzt mal sehen, wie sich ein Eisen bei einiger Verwendung auf normalem Holz verändert. Dazu brauch ich dann aber ein entsprechendes Projekt.

Gruss
Rolf

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