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Mein nächstes Intarsienbild entsteht *MIT BILD*
Verfasst: Fr 22. Jan 2016, 23:15
von Uwe Salzmann
Hallo Forumsfreunde,
mein bisher aufwendigstes Bild ist kurz vor der Fertigstellung.
Ich bin mir immer nicht sicher ob es gut ist ein unvollendetes Werk zu zeigen. Andererseits weiß ich , dass so mancher an den Arbeitsschritten bzw. Zwischenstufen bis zur Fertigstellung interessiert ist.
Also hier einige Bilder und Erläuterungen.
Auf der Suche nach neuen Motiven bin ich auf die Künstlerin Eka Peradze gestoßen. Sie malt 3D Bilder. Mir gefallen diese Bilder sehr gut und so habe ich mir von ihr die Genehmigung eingeholt diese als Vorlage für meine Intarsienbider zu benutzen.
Auf dem ersten Bild seht Ihr das original Gemälde meines jetzigen Motives.
Mein Ziel ist es, dieses Bild mit Furnieren so naturgetreu wie irgend möglich nach zu bilden, heißt es soll natürlich und wie gemalt aussehen.
Die Maße sind 70 cm in der Breite und 50 cm in der Höhe. Dafür musste ich den A 4 Ausdruck erst mittels Projektor vergrößern, um dann das Bild wiederum auf Transparentpapier zu übertragen und es mit Kohlepapier auf die des Rückseite Grundfurniers zu bringen. Da ich hauptsächlich nach meinem nachgezeichneten großen Bild arbeite, habe ich es noch coloriert.
Dann geht es los und Stück für Stück oder Teil für Teil wird ausgeschnitten und ein passendes, vorbereitetes Stück Furnier wird eingepasst. Ich habe mal durchgezählt, es sind ca. 200 Einzelteile.
Heutiger Stand ist, ich muss noch einige dieser Mauerrisse mit schwarzem Furnier füllen und im Bereich innerhalb des Fensters die Sträucher nachbilden.
Dann folgt das Aufleimen und das Oberflächenfinish.
Gruß Uwe












Re: Mein nächstes Intarsienbild entsteht
Verfasst: Sa 23. Jan 2016, 00:54
von Ernst Spangenberger
Hallo Uwe, google mal nach Easy Poster Printer. Damit kannst du Bilder größer (auf mehrere DIN A4-Blätter verteilt) ausdrucken.
Meine ehrliche Meinung zu dem Bild und deiner Umsetzung (auch bei den vorangehenden Intarsien):
- Der Schatten der Schwalbe erscheint mir etwas zu lang, es sei denn, er geht von einer punktförmigen Lichtquelle (Deckenlampe?) aus.
- Die fallenden Steine passen nicht ins Bild. So ein Ast bricht nicht mit Krawumm durch eine Mauer sondern - wenn überhaupt - sehr langsam. Die fallenden Steine widersprechen der Ruhe, die dieses Bild ausstrahlen soll.
- Der Fensterrahmen ist zu dünn. Und wo ist der Fenstergriff?
- Ein Fenster, das zugeputzt wurde, und dabei steht der Flügel nach außen offen? Das passt doch nicht zusammen. Lass das gesamte Fenster weg und mache die Mauer dicker. Das sieht glaubwürdiger aus.
- Meiner persönlichen Meinung nach solltest du dich mehr am Holz orientieren, und nicht so strikt an den Farben und Formen der Vorlage. Das Holz sollte stärker sein Leben (seine Maserung) ins Bild einbringen, und dazu sind größere Flächen besser geeignet als diese fitzelige Schnippelei. Mich erinnert deine Vorgehensweise, so hart es auch klingen mag, eher an Malen nach Zahlen.
Re: Mein nächstes Intarsienbild entsteht
Verfasst: Sa 23. Jan 2016, 09:19
von Kurt Heid
Hallo Uwe
Wenn die Künstlerin das Bild so gemalt hat dann sollte deine Intarsie als Kopie genau so aussehen. Ob der Schatten kurz lang oder sonst wie ist!!! Da ich manche Werkzeuge nachbaue und von dem Original in seiner Funktion Mängel erkenne, mache ich dieses genau so. Sonst ist es kein Replikat. Deine Ideen und Bilder hauen mich fast immer um. Ich wollte ich könnte das auch!!!
Du bist für mich ein Künstler, Punktum.
Gruß, Kurt
Re: Mein nächstes Intarsienbild entsteht
Verfasst: Sa 23. Jan 2016, 10:05
von Elmar
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In Antwort auf #143432]
Hallo Uwe,
wenn ich mir diese Arbeit ansehe, dann kann ich die unzähligen Stunden
akribischen Arbeitens nur erahnen.
Es ist schon bewundernswert auf welche Ebene (der Arbeit mit Furnieren) Du Dich
vorgearbeitet hast. Davon hätte ich gerne ein Stück für mich selbst.
Die Vorstellung von Zwischenetappen einer entstehenden Arbeit finde ich persönlich
besonders interessant und das sollte auch weiterhin so bleiben. Auch misslungene
Schritte gehören zum Tun und dürfen/sollten in meinen Augen geschildert werden (?).
Beim Betrachten der Originalvorlage hat mich - bei aller künstlerischer Freiheit -
die Unterschiedlichkeit der Schattenwürfe gestört. Diese sehen so aus, als ob sie zu
unterschiedlichen Zeiten einer wandernden Lichtquelle in das Bild eingebracht wurden.
Den Schatten der Schwalbe empfinde ich als "leicht verunglückt".
Aber diese Worte müssten an die Künstlerin gehen!
Gerne sehe ich weitere Arbeiten von Dir!
Grüße
Elmar
Re: Mein nächstes Intarsienbild entsteht
Verfasst: Sa 23. Jan 2016, 12:49
von Michael_M
[
In Antwort auf #143432]
Hallo Uwe,
Hut ab, hohe Schule, diese - und auch deine anderen Intarsien-Arbeiten. Sehr, sehr schön, in einer Liga mit Silas Kopf und Patrick Edwards.
Ich habe einige Fragen zur technischen Ausführung:
Sägst du die Teile mit einem Chevalet de Marquetry oder per Hand mit Laubsäge oder einer Scroll Saw á la Hegner, und welche Sägeblätter nimmst du?
Sägst du die Teile auch in einem Winkel aus, damit die Sägefuge (saw kerf) der eingelegten Teile und dem Hintergrund minimiert wird bzw. verschwindet?
Nimmst du nur Natur-Furniere oder auch gefärbte Furniere?
Nochmals super schön, ich freue mich immer wieder wenn du ein neues Bild vorstellst.
Gruß Michael
Re: Mein nächstes Intarsienbild entsteht
Verfasst: Sa 23. Jan 2016, 15:31
von Bernd Kraft
[
In Antwort auf #143432]
Lieber Uwe,
ich fühle mich erstmals bemüßigt, auf Kommentare zu antworten. Ich habe das Gefühl, daß hier ganz unberufene Ansichten geäußert werden. Laß mich etwas ausholen. Wenn ich einen Dokumentarfilm sehe, der Tatsachen unzutreffend darstellt, dann ist das ein Mangel. Wenn ich, um zu einem extremen Beispiel zu greifen, einem Film von David Lynch vorwerfe, daß die Regeln von Logik, räumlicher Darstellung, Chronologie oder Plausibilität verletzt sind, dann habe ich die Intention grundsätzlich verfehlt. Das Werk folgt einer anderen Wahrheit als der der nüchternen Realität.
Ich würde auch nicht so einfach unterstellen, ein Werk wolle Ruhe darstellen. Fast im Gegenteil, die meisten guten Werke sind nicht eindimensional, und ihre Wirkung ändert sich, wenn man ihm mehr als einige Minuten gönnt. Ich würde aus genau diesen Erwägungen auch nicht einen einzigen Vorschlag machen, einige Noten bei Bach, ein Wort bei Rilke oder Celan oder eine Holmdimensionierung bei Tage Frid zu verbessern. (Setzt da bitte jeweils Künstler ein, deren Werk ihr für gut oder sogar hervorragend haltet).
Der Schatten ist überraschend? Weil er nicht parallel zu seinem Urbild gemalt ist, vielleicht? Abgesehen davon, daß ich leicht eine reale dreidimensionale Konstellation aufzeigen könnte, die dieses Ergebnis hätte: vielleicht ist gerade diese Spannung, auf die man bald stößt, gewünscht?
Ich möchte wirklich niemandem zu nahe treten; falls sich jemand angegriffen fühlt, bitte ich um Entschuldigung, ich glaube, wir können dann ein Mißverständnis ausräumen, und darum bitte ich dann.
Was ich möchte, ist dies: Ich möchte eine Lanze brechen für die Künstlerin, deren Bild du als Vorlage einsetzt, und für dein daraus entstehendes Werk. Nicht alles, was ich auf den ersten Blick irritierend finde, wäre korrigierbar. Das meiste hat im Gegenteil gerade darin großen Wert, so sehe jedenfalls ich das. Und daß deine Arbeit technisch faszinierend ist, finde ich auch. Es ist beeindruckend, was ich auf den Fotos sehe, und ich würde die Werke sehr gerne in Wirklichkeit sehen. Ich bin dankbar, sie in diesem Forum sehen zu können, und ich hoffe, daß du mit deinen Arbeiten weitermachst (und mit dem Zeigen hier auch). Vielen Dank!
Herzlich,
Bernd
Re: Mein nächstes Intarsienbild entsteht
Verfasst: Sa 23. Jan 2016, 16:26
von Ernst Spangenberger
Hallo Bernd, so ganz unberufen, wie du es nennst, fühle ich mich nicht. Klicke einfach mal auf meinen Namen, dann gelangst du zu meiner Intarsien-Homepage. Und dann erst kannst du entscheiden, ob ich ganz unberufen bin.
Meiner Meinung nach stimmt Einiges nicht in dem Bild der Künstlerin:
- Wer verkleidet denn eine Wand, in der sich ein Fenster befindet, mit Rigips oder sonstwas, dazu noch mit Abstand zur Wand? Und lässt dabei das Fenster nach außen offen? Logischer wäre ein geschlossenes Fenster (ohne Rigips davor), dessen Scheibe zersprungen ist durch den Ast.
- Der Schatten der Schwalbe ist nur dann logisch, wenn sich oben links eine punktförmige Lichtquelle befindet. Dann passt aber der Schatten der Rigipsplatte (?) unten rechts im Loch nicht.
- Den zu dünnen Fensterflügel und den fehlenden Fenstergriff habe ich bereits angesprochen.
- Die vielen Risse machen das Bild unruhig, ich würde sie reduzieren. Ebenso die fallenden Brocken ganz weglassen.
Re: Mein nächstes Intarsienbild entsteht
Verfasst: Sa 23. Jan 2016, 17:09
von Bernd Kraft
Lieber Ernst,
vielen Dank für deine Antwort. Ich will meine Wortwahl gerne begründen. Ich habe einen Blick auf deine homepage geworfen und will gerne zugeben, daß du dich mit Intarsien schon viel beschäftigt hast und viele Erfahrungen bei der Herstellung sammeln konntest. Da ich in dieser Richtung noch nie gearbeitet habe, kann ich nur erahnen, was alles dazugehört, aber daß es viel ist, erschließt sich auch schon mir.
Ich hatte aber bei meinem Beitrag nicht den technischen Teil des Intarsien-Arbeitens im Blick. Mir ging es nicht um die Frage, wie man das erreicht, was man möchte und wie schwer das ist, sondern um die Frage, was man darstellt und warum. Also nicht die Frage, wie erreiche ich den Eindruck eines Schattens, den das Bild eines Vogels werfen soll, sondern die Frage, wie soll oder darf die Illusion eines Schattens aussehen, oder: wie bringe ich einen Zweig, einen Vogel, ein Fenster oder Rahmen und einen Mauerdurchbruch zusammen, so daß sie meine Idee, meinen Traum, meinen Alptraum oder meine Phantasie am besten wiedergeben? Und die Frage lautet nicht: wie bringe ich die vorgenannten Elemente so zusammen, wie ich sie schon einmal in der Realität vorfand oder wie sie doch problemlos auffindbar sein könnten, irgendwo, irgendwann.
Ich finde es auch interessant, wie du die Maserung der verschiedenen Hölzer einsetzt für die von dir beabsichtigte Wirkung. Die warzige Struktur bei einer Kröte trägt das ihre bei, die geradlinig-parallele Struktur bei einem Käfer stärkt den Eindruck des Langgestrecktseins. Es ist eine gewollte flächige Abstraktion, die ebenso ihren Reiz hat wie der Versuch, durch noch kleinflächigere Bearbeitungen der Holzflächen in Hinsicht auf Schatten eine eher dreidimensionale Wirkung hervorzurufen, was ebenso eine Abstraktion darstellt, aber eben eine andere. Ich würde vielleicht einer von beiden den Vorzug geben, aber eine künstlerische Berechtigung haben beide. Ich würde bei keiner von beiden Vorschläge unterbreiten, wie eine Wirkung, von der ich vermute oder sogar unterstelle, daß sie die beabsichtigte ist, besser zu erreichen wäre. Ich würde eher versuchen, von beiden zu lernen und dann anfangen, selbst eine Version zu versuchen. Die wäre dann, nach längerem Arbeiten irgendwann, eine eigene, dritte Version.
Ich hoffe, ich konnte deutlich machen, inwiefern ich mich dem Werk eines Künstlers zu nähern versuche, indem ich unterstelle, daß es so gewollt ist und mich dieser Entscheidung überlasse, und inwiefern ich nicht erwäge, daß Dinge, die ich anders erwartet hätte, auf Ungeschicklichkeit, Unachtsamkeit oder Unvermögen zurückzuführen sind. Das finde ich produktiver, und ich vermute, daß ich in den meisten Fällen damit auch den Werken am ehesten gerecht werde.
Herzlich,
Bernd
Re: Differenzieren!
Verfasst: Sa 23. Jan 2016, 17:57
von Rolf Richard
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In Antwort auf #143432]
Hallo Uwe,
Warum wird hier so wenig zwischen handwerklicher Leistung und persönlichem Geschmack unterschieden?
Handwerklich würde ich mir das nie zutrauen, habe grossen Respekt vor der Arbeit! Über Geschmack kann man nicht streiten, meiner wärs halt nicht. Ok, trotzdem muss ich die künstlerischen Freiheiten, die sich die Künstlerin nahm, akzeptieren. Sonst wäre so manches Bild, Caspar David Friedrich z.B. mit seinen- idealisierten (Ruinen)landschften - auch zu beanstanden.
Weiterhin viel Erfolg!
Rolf
Bei aller Liebe
Verfasst: Sa 23. Jan 2016, 21:16
von Micha P
[
In Antwort auf #143432]
Bitte laßt die Kirche im Dorf!!!!
Uwe hat hier eine tolle handwerkliche Arbeit vorgestellt. Und das es eine hochwertige handwerkliche Leistung ist, weiß wohl jeder.
Was wollte der Künstler ausdrücken? - Diese Frage, vermag wohl Frau Eka Peradze selbst nur zu beantworten.
@ Ernst - Uwe hat den Schattenwurf kopiert und hervorragend ausgeführt. Wenn dieser aus der Perspektive fällt , frage bitte die Künstlerin warum. Vielleicht ist das ihr wichtgstes Gestaltungsmittel.
@ Uwe, ich kann nur sagen weiter so, das Einzige, was ich nicht erkennen kann, ist ob im letzten Bild die Hand modelliert wurde, oder ob es die Deine ist.?
LG Micha