Gestellsaege Chinesischer Art

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Chris Scholz
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Gestellsaege Chinesischer Art

Beitrag von Chris Scholz »


Da gibs einen chinesischen Handwerker der seit eininger Zeit (fuer Ihn) traditionalle Arbeitsmethoden auf Youku (Chinesisches aequvalent zu Youtube) aufstellt.
Sein Name ist Meister Xin (Xin Shifu, 辛师傅). So wie ich das verstehe hat er mit 17 eine traditionelle Lehre gemacht und verdient seinen Lebensunterhalt
als Handwerker (plus seine website, QQ Gruppe, usw.), Er hat for kurzem eine Professur an einer regionalen Universitaet (so zwischen Berufsschule und Fachhochschule)
angenommen, sodass wir ihn jetzt auch als 老師 (Laushi) anreden koennten.

In diesen drei Vidoes baut er eine traditionelle Chinesische Gestellsaege. Alle Chinesischen Gestellsaegen haben eine bestimmte Form, keine Hoernchen (Ich
denke das is der technische Begriff fuer die gedrechselten Griffe der Deutschen/Europaeischen(?) Gestellsaegen). Wenn man Xin Shifu so bei der Arbeit zusieht
fragt man sich warum die Europaeischen Gestellsaegen ueberhaupt Hoernchen haben.

Videos sind leider nur in Chinesisch. Gelegentlich kann ich meine Frau (Amerkanerin, in China geboren) dazu ueberreden ein paar
Dinge zu uebersetzen. Das is recht schwierig weil 辛老師 einen schwer verstaendlichen Dialekt spricht.

Bauen des Getells (30 min)
http://v.youku.com/v_show/id_XNTQ2MDQ1MTUy.html
(Ihr seht da warscheinlich einen countdown. Wartet einfach bis er countdown fetig ist, das Video sollte dann autmatisch anfangen)
In der Mitte des Videos beklagt sich Xin Sifu das es keine Raspeln mehr zu kaufen gibt, deswegen benutzt er eine grobe Eisenfeile.
Er sag auch dass er eigentlich eine Bandsaw (sorry folks, no idea how you call this machine in German) nehmen koennte aber weil er
ja nur eine einzige Saege baut, ist es viel einfacher das von hand zu machen.

Installing des Saegeblatts und fertigstellen des Gestells (30min)
http://v.youku.com/v_show/id_XNTQ2MDQ1MTky.html
Es ist kritisch dass das Blatt fest sitzt und sich nicht dreht, sonst funktioniert die Saege nicht.

Schaerfen und ausprobieren (30 min)
http://v.youku.com/v_show/id_XNTQ1OTkwNzky.html
Er sage dass die Saege nicht gut ist wenn alle Zaehne genau gleich sind (zumindest verstand ich das so).
Die Schraenkung ist auch interssant: ein Zahn links, ein Zahn mitte, ein Zahn rechts, ein Zahn mitte und dann wiederholt es sich, also
sehr anders als wir das gewoehnlich mache.

Ich habe gehoert das die Videos in manchen Browsern nicht funktionert. Internet explorer scheint zu gehen, Firefox nicht so richtig auf meinem
iPad geht es nach in paar Minuten in eine unendliche Schleife...

(Entschuldigung fuer mein schlechtes Deusch und Unlaute habe ich leider auf meiner Tastatur auch nicht), und wenn es nicht erlaubt ist das hier
zu posten, bitte loeschen.

Enjoy!

Chris

Pedder
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Re: Gestellsaege Chinesischer Art

Beitrag von Pedder »


Hallo Chris,

vielen Dank für diesen Einblick in Chinesisches Holzwerken, der mir ohne Deine links sicher verschlossen gewesen wäre.
Zwei der Videos habe ich angesehen (mit häufigem vorwärts klicken). Lustig, dass es in China keine Raspeln gibt, ich habe
ein handbehauene Raspel aus China von Dick und die ist zwar etwas grob, aber ansonsten gut und besser als die italienische,
die ich auch habe.

Liebe Grüße
Pedder

Friedrich Kollenrott
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Re: Gestellsaege Chinesischer Art

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Chris,

ich bin noch dabei, mich mit den Videos zu beschäftigen, aber bei mir (mit firefox) scheint es gut zu funktionieren, nur der download dauert sehr lange.

Die gezeigte Arbeit ist hochinteressant, ein Kontrast zu europäisch/ amerikanischen und auch japanischen Arbeitsmethoden. Wenn ich so etwas sehe geniere ich mich ein wenig wegen meiner so gut ausgestatteten Werkstatt.

Warum Europäische Sopannsägen Hörnchen haben? Frage ich mich auch, zum Sägen braucht man sie nicht und zum Drehen des Sägeblattes könnten sie viel kürzer sein (wie ein gerändelter Knopf, beispielsweise).

Ich danke Dir für den Hinweis auf diese Videos und die Erläuterungen, man versteht es dann doch besser.

Dein Deutsch finde ich übrigens bemerkenswert gut, vielen Dank für die Mühe die Du Dir damit machst.

Grüße

Friedrich

Pedder
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Schränken Chinesischer Art

Beitrag von Pedder »


Moin,

Spektaktulär ist die Art zu schränken. Sehe ich das richtig, dass er einen Dreierschritt schränkt?
Also rechts, links nicht? Wobei das beim Schärfen wieder anders aussieht. Vielleicht macht er das auch wahllos.

Der Dialekt nervt wirklich.

Liebe Grüße
Pedder

Friedrich Kollenrott
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Re: Schränken Chinesischer Art

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Peder,

ich glaube, er schränkt links- nix - rechts usw. , so wie das auch von Chris beschrieben ist. so bei etwa 11:18 kann man die Richtung der Zähne auch sehen. Der Schränkvorgang ist sehr unübersichtlich für den Zuschauer weil er of zu bereits geschränkten Zähnen zurückgeht und sie korrigiert.
Feilen tut er Längsschnitt (rip), oder? Auch beim Feilen springt er oft hin und her, feilt also keineswegs Zahn für Zahn durch. Wahrscheinlich schon höhere Schule.. Aber er zeigt dann als Sägeprobe einen Querschnitt.

Merkwürdig auch dei Haltung der Säge: Er winkelt siei beim Sägen fast um 90° ab, obwohl das nicht nötig wäre.

Rätsel über Rätsel, aber sehr interessant. Da werd ich noch länger vor sitzen, das hat was.

Und der Dialekt. Wenns doch Mandarin wäre ;-)) Aber es hört sich schon nervig an, wahrscheilich genauso nervig wie norddeutsch für ihn.

Grüße

Friedrich

MarkusB
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Re: Schränken Chinesischer Art

Beitrag von MarkusB »


Hallo zusammen,

danke an Chris für die Links.
Toll, wie der Mann mit minimaler Ausrüstung erst einen schönen Griff aus einem Stückholz heraus holt und dann weiter eine ganze Säge baut.
Was wir mit dem Starret Kombinationswinkel machen, macht er größten Teils freihändig mit dem Maurerbleistift.
Da kann man schon demütig werden.
Keine schwere Werkbank, ein kleiner Schraubstock, der ständig wackelt, ein paar Handwerkzeuge, mehr braucht der Mann nicht. Toll.
Da wird mal die Axt genommen, um etwas Holz abzunehmen, danach das Zieheisen, dann wird mitten drin geschliffen, Wahnsinn.

Man merkt aber, der weiß genau was er macht, kein Handgriff ist überflüssig.

Mehr lustig als nervig finde ich den Dialekt, der für mich keinen Unterschied zum Japanischen, Chinesischen o. ä. macht. Ich versteh es sowieso nicht.
Lustig auch deshalb, weil der Mann wirklich durchgehend am reden ist, ohne Punkt und Komma, auch eine Leistung.

Was mich wundert: die traditionelle chinesische Gestellsäge ist keine Zugsäge???

Viele Grüße

Markus

Andreas Winkler
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Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Schränken Chinesischer Art

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Chris,

schöne und interessante Videos, danke dafür.
Macht Freude, dem Mann bei seiner Arbeit zuzuschauen. Die Arbeitsweise und sein Werkzeug sind interessant, besonders ist mir sein Streichmaß aufgefallen.
Etwas merkwürdig finde ich die Haltung des Sägegestelles beim Sägen, es funktioniert aber anscheindend auch so.

Ja, "Hörnchen" ist der richtige Ausdruck für den "Fortsatz" am Sägegestell, habe dafür auch schon "Sägenhorn" oder "Sägenknopf" gelesen.
Persönlich finde ich die Hörnchen praktisch und gut, weil ich beim Sägen das Gestell mit dem Hörnchen am Handgelenk bzw. am Unterarm abstützen und so irgendwie "stabiler" sägen kann. Das hilft, den Schnitt dahin gehen zu lassen, wo er soll, insbesondere beim Ansetzen. Zumindest mir.
Ich glaube, daß französische Gestellsägen, wie die im Video gezeigte, ebenfalls auf ein Hörnchen verzichten.

Wie schon gesagt, sehr interessante Videos.
In nachfolgendem baut der Chinese (wie war nochmal sein Name?) offensichtlich einen Hobel:

http://v.youku.com/v_show/id_XNTI2ODc1ODg0.html?from=y1.2-1-87.3.6-2.1-1-1-5

Den zweiten Teil dazu habe ich noch nicht gefunden.

Mach Dir keine Gedanken über Dein Deutsch, es ist klar verständlich, was Du schreibst. Schön, wenn jemand von "außerhalb" das Forum hier verfolgt und etwas dazu beiträgt.

Gruß, Andreas

P.S.: "Bandsaw" ist auf deutsch eine Bandsäge.


Chris Scholz
Beiträge: 38
Registriert: Fr 20. Feb 2015, 04:54

Re: Schränken Chinesischer Art

Beitrag von Chris Scholz »


Ah, die Bandsaege, war ja gar nicht so schwer.

Die anderen Teile wo Meister Xin den einen Hobel baut gibts schon auf Youku.
Die meisten die Videos sind auch auf Youtube. Youtube is in Volksrepublik China gesperrt ist (genauso wie im Augenblick Google, aber
seltsamerweise geht Wikipedia zur Zeit...)

Mal sehen ob ich Zeit finde einen Index seiner videos zusammenzustellen.

Zu den Titeln, ein Handwerksmeister, gelernter Arbeiter (und auch Taxifahrer) ist ein shifu 师傅, ein Professor, also jemand mit akademischer
ausbildung, der auch selber unterrichted, ist ein laushi 老師, der Japanische sensei, heisst auf Chineisch xianshang 先生 wird heute in Sinne von
"Herr" gebraucht.

Chris


Chris Scholz
Beiträge: 38
Registriert: Fr 20. Feb 2015, 04:54

Re: Schränken Chinesischer Art

Beitrag von Chris Scholz »

[In Antwort auf #140468]
Was mich wundert: die traditionelle chinesische Gestellsäge ist keine Zugsäge???


Weil die Japanischen Saegen Zugsaegen sind und viel (die Meisten?) der Japanischen traditionen auf Chinesischen zurueckgehen?

So viel ich weiss gibt es keine Belege dass die in China Zugsaegen/Hobel benutzt haben oder dass Zugsaegen/Hobel eine eigenstaendige
Japanische Entwicklung sind. Meine Chinesischen Freunde sagten mir dass waehrend gewisser Epochen (Tang Dynasty?) das Ziel der Japanischen Architektur
war, so genau wie moeglich die Chinesischen Kaiserpaleaste zu kopieren. Dann wuerde es natuerlich Sinn machen, wenn auch die Handwerkszeuge
kopeirt wurden. Moeglicherweise haben die sich dann in China die Werkzeuge weiterentwickelt und nicht in Japan, oder umgekehrt, wer wiess...
Und welchen Einfluss hatte die Seidenstrasse auf die Entwicklung unserer eigenen Werkzeuge und umgekehrt?

Nein, dieses Thema ist mir zu heiss. Ich lass die Historiker und Politiker sich darueber streiten und konzentriere mich lieber auf die Holzarbeit.

Chris



Rafael
Beiträge: 847
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Schränken Chinesischer Art

Beitrag von Rafael »

[In Antwort auf #140464]
Hallo,

was das Schränken angeht gehe ich davon aus, dass er mehr schränken möchte, als es das Blatt (seine Dicke) bei normalem links-rechts-links-rechts zuließe. Der gerade Zahn nimmt das weg, was die anderen Zähne sonst (bei so starker Schränkung) an Material in der Mitte stehen lassen würden.
Beim feilen sieht es so aus, dass er einfach schnell sein möchte und ab und zu eine Zahnlücke nicht trifft, wenn er das merkt wird da nachgezogen.

Schön anzusehen, die Filme.

Ich habe an einer meiner Gestellsägen, aus Mangel an Originalteilen (die alten Hörnchen konnte ich nicht verwenden) und einer Drechselbank, flache Scheiben größeren Durchmessers, statt Hörnchen, dran gemacht. Nun, man kann sie verwenden um das Blatt zu verdrehen, aber manchmal stören sie, weil sie eben zu groß sind. Verwendet man etwas mit kleinerem Durchmesser, braucht man wiederum mehr Länge für die ganze Hand, da man sonst mit nur zwei Fingern kaum das nötige Drehmoment aufbringen kann. Beim Verstellen des Blattes habe ich lieber etwas mehr Widerstand an den Hörnchen, und da brauche ich etwas wo ich zupacken kann.

Gruß,
Rafael

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