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"Schinder" schärfen *MIT BILD*

Verfasst: So 13. Apr 2014, 13:08
von Udo N.

Hallo liebe Leute,

im Moment stehe ich ein wenig auf den Schlauch, denn ich bin dabei einen alten Zughobel, Schinder, Ziehmesser (wie immer man so'n Ding auch nennt) aufzuarbeiten. Ich bin nur etwas ratlos, weil ich nicht weiß, wie ich das Messer schärfen soll. Ich habe zwar die ganze Tormek-Geschichte in der Werkstatt stehen, finde aber keine passende Vorrichtung um das Messer auch vernünftig zu schärfen. Freihändig traue ich mir das nicht zu! Vielleicht hat einder der Experten (Friedrich?) einen Rat?

Liebe Grüße aus HH
Udo


Re: "Schinder" schärfen

Verfasst: So 13. Apr 2014, 13:21
von Claus Keller

Servus Udo,

man nehme einen Stab/ein Holz im Radius des Eisens und beklebt es mit Schleifpapier (Körnung je nach Schäfnotwendigkeit) und ab geht's. Oder freihändig mit feiner Feile (halbrund/rund), so würde ich es machen.

Viel Erfolg

Claus Keller aus dem Neandertal


Re: "Schinder" schärfen

Verfasst: So 13. Apr 2014, 13:36
von Pedder

Hallo Udo und Claus,

Zum wiederherrichten der Fase nehme ich als erstes Diamantfeilen und dann
Holz mit Schleifpapier. Dafür ist es wirklich sinnvoll, mit zwei Fasen zu arbeiten.

Liebe Grüße
Pedder


Re: "Schinder" schärfen

Verfasst: So 13. Apr 2014, 17:38
von Friedrich Kollenrott
[In Antwort auf #138081]
Hallo Udo,

ich habe so ein Ding nicht, aber immerhin schon Ähnliches geschärft.

Erstmal die Spiegelseite. Das ist die auf dem Bild nicht sichtbare, die muss in Ordnung sein, also sauber geschliffen und abgezogen im Bereich der Schneide. Die Fase schleifst Du, wie bereits vorgeschlagen wurde, mit einem Stück Holz, mit passendem Radius, und Schleifpapier. Mit der Feile geht das vermutlich nicht, und wenn doch, ist das Eisen schlecht gehärtet. Es kann günstig sein, das Holz mit aufgeklebtem Schleifpapier wie eine Feile zu benutzen, Eisen also fest eingespannt. Mit sehr feinem Schleifpapier auf dem gleichen Holzklotz kannst Du dann eine Mikrofase anbringen (von der Fasenseite), anschliessend Spiegelseite zur Gratbeseitigung nochmal über den Abziehstein.

Beim Schleifen darauf achten, dass die Schneide im eingebauten Zustand mit ihrem Radius zur Hobelsohle passen muss (etwa gleichmäßige Spandicke über die Breite), sonst funktioniert das Werkzeug nicht mehr gut. Am besten hältst Du beim Schleifen der Fase ab und zu das Eisen auf sein Bett und überprüfst ob es passt (Blick flach über die Sohle). Vermutlich ist es optimal, wenn der Überstand der Schneide über die Sohle in der Mitte etwas größer ist als an den Seiten.

Ich wünsche viel Erfolg.

Friedrich

(das mühsame Schärfen hat mich bisher davon abgehalten, mir einen solchen Schabhobel mit konkaver Sohle zuzulegen)




"Schinder" schärfen

Verfasst: So 13. Apr 2014, 19:05
von Gerd Fritsche
[In Antwort auf #138081]
Hallo Udo,
da deine Schneide nach viel Arbeit aussieht, erst wie Friedrich schreibt die Spiegelseite polieren und dann mit dem Schleifzylinder vom Hausherrn
http://www.feinewerkzeuge.de/schleifzylinder.html
vorschleifen-Vorsicht nicht überhitzen- und dann mit Holz und feinen Schleifleinen polieren.
Viele Grüsse
Gerd.


Re: "Schinder" schärfen

Verfasst: So 13. Apr 2014, 19:30
von Rafael
[In Antwort auf #138081]
Hallo,

zu den Ausführungen der Vorschreiber möchte ich nur noch ergänzend hinzufügen, dass der Holzstab nicht kreisrund sein darf. Damit würde man das Eisen entweder so schleifen, dass man keinen Freiwinkel hat, oder man schleift die Ecken zu sehr ab, sodass man keine gleichmäßige Spandicke hat.

Gruß,
Rafael


Re: "Schinder" schärfen

Verfasst: So 13. Apr 2014, 22:24
von Jens Peter Pauly

Das ist jetzt ein wenig kompliziert. Ich habe ähnliche Probleme mit meinen Profilhobeleisen. Ich werde dir erklären, wie ich es mache. Erst einmal stellst du fest, welchen Radius du benötigst. Dazu wirst du ein Stück Fichte/Tanne mit dem Schinder bearbeiten so lange, bis es die Rundung komplett ausfüllt. Nun hast du einen Anhaltspunkt, was den Radius betrifft. Den kannst du messen. Du brauchst einen Körper, der etwa 1,5 mm schwächer im Radius ist. Wenn du nichts findest, musst du einen Drechseln. Den Drechselkörper beklebst du mit Sandpapier. Ich benutze übrigens zum Schleifen solcher Rundungen eine Drechselbank. Als Nächstes baust du dir eine Halterung für das Eisen. Sie sollte es ermöglichen, das Eisen wie bei einem Schleifstein ohne Freiwinkel auf dem Schleifkörper zu fixieren. Zum Schleifen drehst du jetzt den Schleifkörper nach rechts und links. Sei vorsichtig Sandpapier, hält nicht so viel aus. Ich benutze zum Schleifen die Drechselbank. Es geht aber auch mit anderen ähnlichen Geräten. Du kannst auch den Schleifkörper senkrecht in die Hobelbank einspannen und dir eine Zuführung aus Holz bauen mit der du das Eisen im richtigen Winkel fixierst. Du musst dann die Zuführung bewegen.


Re: "Schinder" schärfen

Verfasst: Mo 14. Apr 2014, 11:00
von Kurt Heid

Mann oh Mann wie kompliziert
Mathelösung Kreisabschnitt!!


hat sich erledigt....! *MIT BILD*

Verfasst: Mo 14. Apr 2014, 12:09
von Udo N.
[In Antwort auf #138081]
Hallo und herzlichen Dank für die vielen fachmännischen und hilfreichen Ratschläge. Mit eben diesen Tipps ausgerüstet wollte ich nun frisch ans Werk gehen und es hätte sicherlich auch geklappt, wenn ich nicht das Eisen mit ein wenig zu viel Kraft im Schrubstock eingespannt hätte. "Knack" sagte es und das Eisen war im Ar..... und ich könnte mich in den selbigen beißen, aber seht selbst. Ja, und nun ist alles zu spät und der Zughobel kann in die Tonne. Ein Jammer......

Vielen Dank für die Hilfe und es hätte alles gut werden können, wenn nicht.......

Trotzdem liebe Grüße aus HH
Udo



Re: "Schinder" schärfen

Verfasst: Mo 14. Apr 2014, 13:24
von Rafael

Hallo Kurt,

wenn der Hobel als Profil einen Kreisabschnitt herstellen soll, dann kann man das Eisen nicht mit einem kreisrunden Profil schleifen (sofern man die komplette Kontur beim Schleifen abdecken möchte, und darum geht es hier wohl).
Ich hatte das nur erwähnt, damit man nicht versehentlich mit einem Kreisrunden Holzstück viel zu viel Material am Eisen, an den falschen Stellen, wegnimmt um nachher festzustellen, dass die so entstandene Kurve am Hobel nicht passt.

Gruß,
Rafael