Säge Modell "Nessie" *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Joachim Thiel
Beiträge: 188
Registriert: Di 25. Okt 2016, 14:52

Säge Modell "Nessie" *MIT BILD*

Beitrag von Joachim Thiel »


Hallo Handwerker
Komischer Titel, erinnert mich die Säge doch an das Monster,
aber er könnte auch sein " wie mache ich aus Schrott Handschmeichler"
Zuerst stell ich mal die Säge vor
Aus dem Müll in der Bananenkiste schaute wirklich nur der Griff raus
und der ist doch einem Kopf einer Schlange nicht unähnlich.
Preis war ein Euro, der Zustand brauchbar und nicht verbastelt.
Interessant die eine, wahrscheinlich original ,Schraube und Mutter.
Vielleicht kann einer was dazu sagen.
D etwa 6 mm, Flanken gerollt 60 grad ,Steigung 16 tpi =>Grobgewinde? => Baujahr?




Aufgearbeitet durch Reinigung mit Stahlwolle und Spiritus.
Jetzt kommt's ,kennt ihr die Dreckbeitze
Bei so altem Kram gibt es immer Schadstellen die nachher unsichtbar sein sollen
Hier war es ein Riss und ein großer Splittert der am Anschlag fehlte
So Fehlstellen lassen sich nur durch großzügiges Schleifen beseitigen,
dadurch kommt " frisches" Holz zum Vorschein .
Natürlich könnte man alles in 10 Minuten an Band und Tellerschleifer abschleifen,
aber einem alten Teil nimmt man nicht seine Geschichte.
Werden diese Stellen zuerst beseitig, kann man die mit der Pampe die durch
den Abrieb mit Stahlwolle und Spiritus entsteht gut überdecken.
Eben Dreckbeitze !!
Danach wird noch zwei mal mit Leinöl beschichtet

Gleiche Behandlung bekam auch der klein Hobel
Vorher




Die Sohle hätte ich gerne entfernt ,aber solche Schrauben sind meistens mit dem Holz verwachsen und viermal abgebrochene Reste ausschleifen wollte ich nicht.




Messer brauch noch Zuwendung, einmal Öl fehlt auch noch, aber ist jetzt schon ein schöner Handschmeichler
gruss joachim (Werkzeugputzer)


Andreas Winkler
Beiträge: 1139
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Säge Modell "Nessie"

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo joachim,

bei der Säge handelt es sich um eine Gratsäge. Und zwar offensichtlich um eine, mit soetwas wie einem verstellbarem Tiefenanschlag.

Wie der Name schon sagt, wird die Säge dazu benutzt, um Gratnuten zu sägen. Natürlich kann man damit auch sämtliche andere Nuten und Ausparungen sägen, im Normalfall quer zu Faser.
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte:

http://www.holzwerken.de/werkzeug/gratsaege.phtml

Mir hat man das Gratsägen mit Hilfe eines dem Winkel des Grates entsprechend schräg geschnittenen Brett"anschlages" beigebracht. Der Anschalg wurde entlang des Risses gespannt, er war zur einfacheren Führung der Säge gedacht. Mit etwas Übung geht es aber sicher auch ohne.

Noch ein Link zu Gratverbindung:

http://www.holzwerken.de/techniken/gratverbindung.phtml

Solche Sägen werden auch heute noch hergestellt:

http://www.feinewerkzeuge.de/gratsaege.html

Die Gratverbindung ist in angloamerikansichen Ländern eher wenig verbreitet, entsprechend wenig präsent ist sie im Internet und deswegen manchem Holzwerker eher unbekannt bzw. ungewöhnlich vorkommend.

Beim Hobel handelt es sich um einen Wagnerhobel.
Er ist hauptsächlich im Wagner-/Stellmacherhandwerk verwendet worden, wo oft kurze und geschweifte oder gebogene Werkstücke vorgekommen sind. Die kurze Sohle war da kein Nachteil, sondern erwünscht bzw. notwendig. Deiner schaut selbstgebaut aus, die Art wurde aber auch fabrikmäßig hergestellt.

http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kataloge/ott2_47.phtml

Gruß, Andreas

P.S.: Dank an Wolfgang für das Bereitstellen der Informationen!



Joachim Thiel
Beiträge: 188
Registriert: Di 25. Okt 2016, 14:52

Re: Säge Modell "Nessie"

Beitrag von Joachim Thiel »


hallo Andreas
danke für deine ausführliche info
holzwerken de besuche ich auch gerne
Gratnutsäge war mir schon ein Begriff, allerdings war mir ihre Handhabung noch etwas fremd.
Das Blatt wurde auch zum entrosten ausgebaut und wenn bei dem kleinen Hobel nicht auch noch eine Handsäge dabei gewesen währe,
hätte ich es auch ungeschärft wieder eingebaut . Ist doch nur deco.
So kam ich doch auf die Idee die Säge zu schärfen, schärfen ist mit Sicherheit übertrieben, es war eigentlich nur ein gedankenloses feilen gewesen.
Allerdings war ich vom Ergebnis so beeindruckt ,so das ich auch die Gratsäge gefeilt hatte.
Ohne das sowas jetzt bei mit zur Gewohnheit werden sollte, kann ich die Anwender von Handsägen jetzt sehr gut verstehen.
Den Hobel hätte ich jetzt so in der ecke“ Kunsttischlerei“vermutet,obwohl die Eisensohle eher für gröbere arbeiten spricht.
Allerdings verbinde ich mit Stellmacher oder Wagner auch nur landwirtschaftliche Geräte.
ob Handarbeit oder industriell gefertigt kann ich leider auch nicht sagen,
auf der einen Seite ein sehr sauber gearbeitetes Spanloch, auf der anderen Bearbeitungsspuren vom aussägen und schiefe Schrauben.
gruss joachim



Johannes Thiele
Beiträge: 69
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Säge Modell "Nessie"

Beitrag von Johannes Thiele »

[In Antwort auf #137677]
Hallo Joachim,
die Säge ist, wie bereits beschrieben, eine Gratsäge.
Der kleine Wagnerhobel ist sehr schön und schön alt!
Es handelt sich definitiv nicht um ein Fabrik- oder Manufakturprodukt.
Der wurde vom Handwerker selbst hergestellt, ein absolutes Unikat.
Sowas ist immer ein kleines Schätzchen.
Genau richtig, wie du ihn schonend aufgearbeitet hast!
Gefällt mir gut.
Viele Grüße
Johannes

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