Vor- & Nachteile von Hobelkonzepten

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Tom B.
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Registriert: Mi 20. Mär 2019, 14:18

Vor- & Nachteile von Hobelkonzepten

Beitrag von Tom B. »


Hallo in die Runde,

in einem anderen Tread sind wir auf ein Thema gestossen, dass besser in einem neuen Tread aufgehoben ist:

ich bin eben auf FWW auf ein Video von Garrett Hack gestoßen - als ob er hier mitgelesen hätte (:-)). Ich verlinke das Video mal, in der Hoffnung, dass ich das auch darf - wenn nicht, bitte den Link löschen:
http://www.finewoodworking.com/tool-guide/video/bevel-up-jack-planes-are-a-workshop-workhorse.aspx

Garrett bestätigt hier das, was ich schon mal bei mir im Blog gesagt habe. Einer seiner "Lieblingshobel" ist der Flachwinkel Schlichthobel Nr. 62. In seinem Buch über die Hobel (das ist allerdings schon ein wenig älter, aber dennoch bereits jetzt schon in meinen Augen ein "Klassiker") nimmt er noch einen Norris Nr. 4 zum Verputzen. Ich lass das jetzt einfach mal so dahin gestellt stehen. In meinen Augen zeigt es zweierlei.

- Zum einen verwendet ein anerkannter Fachmann, was Hobel angeht, beides Systeme im Einsatz. Dann tue ich mir schon schwer zu sagen "was ist besser, als das andere"?
- Zum anderen heißt es aber auch, dass sich Vorlieben oder auch Techniken entwickeln können - bis hin zu ändern. Er wird den Norris sicherlich auch immer noch nutzen. Mittlerweile nutzt er aber offenbar sehr häufig einen Flachwinkler. Das geht auch konform mit meinen Erinnerungen, als ich bei ihm im Kurs war.

Ich denke, es gibt nicht "den" richtigen Hobel. Ich bin aber überzeugt, dass es einen Hobel gibt, den man am meisten für bestimmte Arbeiten in die Hand nimmt. Ein wenig schmunzeln musste ich beim Ansehen von dem Video, dass er - ausgerechnet - genau die beiden Hobel (LN 7 1/2 und 62) an diesem Punkt nennt, die auch bei mir ganz weit vorne im Regal stehen. Zusammen mit dem kleinen Einhandhobel Nr. 102 sind das die drei Hobel, die ich mit Abstand am meisten in der Hand habe.

Warum das so ist? Wirklich wissen tue ich das nicht. Ich habe auch keine Zahlen, wie etwa aktuelle Verkaufszahlen. Mir fällt aber schon auf, dass die Flachwinkel Hobel in den letzten 1 - 2 Jahren sehr häufig beworben werden, in Sortimente aufgenommen werden und in Foren diskutiert werden. Das ist mit dem, was hier zum Thema "Schwierigkeiten, bei der Herstellung" gesagt worden ist durchaus einleuchtend; auch, wenn - mir, als "Nicht Techniker", das in der Form bisher nicht bewußt war. Offenbar haben die größeren Hersteller es mittlerweile raus, wie's geht. Wenn das aber so ist, verwundert es mich überhaupt nicht, dass sich dies Art von Hobeln - erst jetzt - anfängt, am Markt richtig zu etablieren. Vielleicht liegt es eben an der erst jetzt erreichten Fertigungsqualität. Dann kann ich aber auch nicht erwarten, dass mit diesem Hobeltyp schon übe 100 Jahre Erfahrungen gesammelt worden sind. Ein Verweis auf "bisherige Schreinergenerationen" und das die diesen Hobel nicht verwenden zieht dann in meinen Augen nicht. Offenbar waren die Dinger vor 100 Jahren einfach noch nicht so weit.

Ich habe für mich aus dieser Diskussion an Hintergrundwissen mitgenommen, dass es bei einem Fase unten Hobel - tatsächlich - nicht entscheidend ist, welcher konkrete Winkel an der Fase ist. Das war - mir - bis dahin in dieser eindeutigen Form - nicht bewusst. Das, was Friedrich zum Freiwinkel, der Standfestigkeit der Fase und der Mikrofase gesagt hat, war das, was mir noch gefehlt hat.

Euch einen guten Start ins Wochenende.

Herzliche Grüße

Tom

Thomas Matuschak
Beiträge: 251
Registriert: Di 4. Jun 2013, 22:44

Re: Vor- & Nachteile von Hobelkonzepten

Beitrag von Thomas Matuschak »


Das ist wie sooft latürnich Geschmackssache. Ich persönlich bevorzuge mehrere Hobel, jeder mit seiner Anwendung - sodass ich sie aus dem Regal nehmen kann, arbeiten, wieder zurückstellen. Einen Hobel vorher auf ein anderes Messer umzurüsten oder neu einzustellen, ist nicht mein Fall. Das mache ich einmal, solange bis es paßt und dann hat der Hobel bei mir seine Aufgabe. Ich habe auch relativ preiswerte Hobel, meist gebraucht aber teilweise mit neuen Messern.

Hier meine Hobel in der Reihenfolge der häufigsten Benutzung
- Stanley #7 mit Messer von Gerd (Fügen und Verputzen)
- Dick Flachwinkel Block-Simshobel (Hirnholz, Kanten brechen und Stoßlade)
- Kunz 102 kleiner Flachwinkel Blockhobel (Hirnholz, Kanten brechen)
- Record #5 mit Ron Hock A2 Eisen (Verputzen und Stoßlade)
- Stanley 220 (Neuzugang, Messer auf 8 Grad Sekundärfase, Hauptfase 30 Grd - für schwierige Maserungen)
- Record #80 mit Messer von Gerd und Stanley #80 (Verputzen, schwierige Maserungen)
- KUNZ Kompasshobel (einstellbarer Schiffshobel, für große Radien)
- Ulmia Grathobel (Grate)
- ECE Schrupphobel (Vorbereitung rauher Bohlen für die Abrichte)
- Veritas Bullnose Simshobel (Nachbearbeitung von Zapfen etc.)
- Dick und Kunz Schweifhobel gerade und runde Sohle.

(Mein Gott, mir war nicht bewußt, dass es schon so viele geworden sind)

Das Einzige, was mir noch fehlt, wäre ein größerer Flachwinkler für die Stoßlade. Aber diesen mach ich mir u.U. selbst. Hab schon ein schönes Stück Pockholz dafür hier liegen.

Gruß,
Thomas



Bernhard
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Vor- & Nachteile von Hobelkonzepten

Beitrag von Bernhard »


Hallo Thomas,

nett, dass Du den Faden neu startest, dann schieb ich meinen Teil hintendran.

Ich hatte das auch gesehen und finde den Beitrag sehr interessant. Der 7 1/2 ist da sicherlich irrtümlich ins Video geschlichen.

Bemerkenswert seine Nonchalance zu dem Schärfwinkel: "Man weiß erst ob er richtig ist, wenn man hobelt."

Da er in den letzten Monaten einige Filme für FWW gedreht hat, sieht man im Hintergrund den Fortschritt seiner Aktivität und erkennt, dass er noch "praktiziert". In seinen kurzen Lehrfilmen bringt er sehr gut das dazugehörige Schleifen unter. Andere benötigen dafür Stunden. Hilfreich ist auch ein Blick auf seine Hobelbank und wie er in die Vorderzange ein Unterstützungsholz spannt oder das breitere Brett beim Hobeln sichert. Komprimierte Information eines Fachmanns und Könners.

Neben dem jetzt vorgeführten #62 (übrigens das Wort LN viel kein einziges mal - wenn ich richtig zugehört habe), der beim Einpassen einer Tür mit Stirn - und Langholzhobeln effektiv ist, sind seine kurzen Beiträge über den #4 und 4 1/2 lehrreich. Das bestätigt, man benötigt mehrere Hobel.

Was mir negativ aufgefallen ist, die Längsfriesen sind nicht aus stehendem Holz gemacht. Entweder, er hat die Tür nur als Demonstrationsobjekt gebaut oder ein wenig geschludert. Für ein Demonstrationsobjekt spricht, dass er ziemlich hemmungslos drauflos gehobelt hat ohne Überprüfung der Maße.

Ich habe zwar längere Zeit nicht mit korrespondiert, aber diese Frage habe ich ihm jetzt gestellt.

Grüße
Bernhard

Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Antwort von FWW

Beitrag von Bernhard »


Liebe Holzfreunde,

Hier die Antwort von FWW - Ed Pirnik. Er hat mir die Erlaubnis erteilt, diese hier zu veröffentlichen. Der LN 7 1/2 wurde stellvertretend für einen Flachwinkler und die Tür war ein Demoobjekt. Deshalb hat Garrett nicht auf stehende Jahresringe geachtet.

"quote"
Dear Bernhard,

You have a very good eye! Indeed, the photo used in the eletter depicts a low angle, bevel up jack plane, and not the exact model Garrett is using in the video. Since the video focused more on the low angle and bevel-up elements of the plane - and not necessarily the particular model number--and since I only had a low angle, bevel up jack at my disposal for a still photo--that's what I used in the eletter.

Regarding your question concerning the door in the video -- although I did not produce this video, it is my understanding that the door used was nothing more than a prop built from some scraps.

I hope that answers your questions!

Many thanks for your kind words and kudos to your sharp eye! I hope your plane irons as sharp.

Best regards,

-Ed Pirnik

Senior Web Producer
"unquote"

Und dann noch ein Nachtrag von Ed, der die LN Flachwinkler sehr mag:

"quote"

Hi Bernhard:

Sure, you can quote me.

Regarding low-angle, bevel-up planes--I had my first experience with this beast when I purchased a "smoother" in that configuration. I've found that it works great for end grain (as would be expected) but quite frankly, it's also excellent at smoothing face grain as well. I've smoothed plenty of cherry and walnut boards with my Lie Nielsen Low Angle Smoothing Plane and have had excellent results.

Additionally, I use mine in conjunction with my shooting board. It's a versatile style of handplane, as Garrett states in his video, and one I couldn't live without at this point.

Cheers from across the ocean,

-Ed

"unquote"

Ich finde die prompte Reaktion von FWW vorbildlich.

Viele Grüße
Bernhard

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