Hikoza Oire Nomi - ein kleiner Erfahrungsbericht *MIT BILD*
Verfasst: Fr 13. Dez 2013, 12:30
Hallo liebe Holzwerker
Neben den teureren, handgeschmiedeten japanischen Stemmeisen bietet Dieter Schmid unter der Marke Hikoza sogenannte "Standard Stemmeisen" an. Da ich nirgends einen Testbericht über diese Eisen fand, wollte ich das Eisen einmal selbst ausprobieren. Feine Werkzeuge war so freundlich, mir bei meiner letzten Bestellung ein Eisen zum Testen mit zu schicken und ich möchte nun kurz von meinen Erfahrungen berichten.
Das Ergebnis vorweg, für alle, die nur eine schnelle Information wollen: Das Eisen ist sehr gut. Auf 30 Grad Fase / ca 33 Grad Mikrofase geschärft hat es nach dem dritten Schärfen auch bei harten Stemmarbeiten keine Ausbrüche und hält seine Schärfe sehr lange.
Hätte man mir dieses Eisen als Weißpapier-Stahl-Eisen vorgestellt, ich hätte kaum einen Unterschied bemerkt. Es scheint zunächst sogar etwas weniger zu Ausbrüchen als einige teurere Eisen zu neigen. Es mag sein, dass es die Schärfe etwas weniger lange hält, als ein handgeschmiedetes Eisen, sicher bin ich mir da jedoch nicht.
Nun zum Test:
Was wurde verglichen:
Auf meiner Bank lagen folgende Eisen in 12 mm:
Hikoza Oire Nomi
Matsumura
Ioroi, Roteiche Griff
Ioroi, Buchsbaum Griff
Firmer Chisel Hearnshaw Brothers Sheffield (antik)
MHG Lochbeitel
Wie wurde verglichen:
Für den Bau einer kleinen Sägebank aus hartem Buchenholz waren insgesamt 16 Löcher für verkeilte Zapfenverbindungen 5 cm tief auszustemmen. Die Eisen wurde mit einem 500 Gramm Eisenhammer ins Holz getrieben, die empfindlicheren europäischen Hefte mit einem gleich schweren Kunststoff-Schonhammer. Am "Ende" jedes Loches waren die Flanken abzustechen. Dies geschah schabend ohne Hammer, man konnte dabei sehr gut sehen, ob das Eisen noch scharf war. Wenn nicht, wurde es nachgeschärft. Jedes Eisen bekam maximal 3 Chancen.
Das Hikoza Eisen - wie es sich machte:
Das Eisen ist sehr sauber verarbeitet. Den Ring passte ich mit einem Beitel rasch an und bördelte das Griffholz darüber. Die Schneide brauchte nur kurz abgezogen zu werden. Das Eisen war dann nicht nur scharf - beim Rasiertest hüpften die Haare nur so vom Unterarm.
Dann zwei Schläge ins Holz: knack, beide Ecken sind ab. Hm - ab auf den Schruppstein, ordentlich Material abnehmen, Schärfen, abziehen, neuer Versuch. Es geht nun besser voran, nach der Hälfte des Loches schaue ich neugierig auf die Schneide. Von Ferne sieht sie gut aus, bei genauer Betrachtung erinnert sie an ein Brotmesser mit Wellenschliff. Also noch einmal auf den Schruppstein. Diesmal hält die Schneide besser. Das Eisen schafft zwei Löcher, ohne dass ich nachschärfen muss und ist danach immer noch sehr scharf. Es zeigt nicht mehr den Ansatz eines Ausbruches - es arbeitet perfekt.
Ein Wort zu den anderen Japaneisen: Die Eisen aus "Weißpapier"-Stahl zeigten überhaupt keine Ausbrüche - allerdings nur die älteren, gebrauchten. Sie waren gänzlich unbeeindruckt von der Belastung und gingen ins Holz "wie nix".
Eines dieser Eisen jedoch war neu und bröckelte wie ein Weltmeister. Erst nach der vierten oder fünften Behandlung auf dem Schruppstein wurden die Ausbrüche weniger und die Schneide zeigte sich standhafter. Anscheinend muss bei Weißpapierstahl erst eine stärkere Schicht abgeschliffen werden, bevor sich die eigentliche Qualität zeigt. Die ist dann jedoch überzeugend.
Das englische Firmer Chisel brach zwar nicht aus, wurde aber schneller stumpf. Hier waren alle Japaner klar im Vorteil.
Der MHG Lochbeitel war von der Schneidhaltigkeit nicht ganz so gut wie die Japaner, aber deutlich besser als das Firmer Chisel. zwei Löcher ohne Nachschärfen schafft er spielend. Man kann ihn bedenkenlos auch stärker zum Hebeln nutzen. Der Hauptvorteil ist, dass das Eisen sich beim Einschlagen ins Loch nicht verdreht. Bei allen anderen Werkzeugen war dies der Fall. Daher ist der Lochbeitel für mich künftig eindeutig erste Wahl, wenn es um das Ausstemmen von Zapfenlöchern geht.
Zuletzt ein persönliches kleines Fazit zum Hikoza Eisen:
Das Eisen ist von wirklich sehr guter Qualität. Ich würde es auch nicht als Anfänger - oder Einsteigerqualität bezeichnen. Die oberste Schicht des Stahles muss jedoch heruntergeschliffen werden (wie bei den teuren auch). Zwar besitze ich bereits einen kleinen Satz handgeschmiedeter Japaneisen, vielleicht ergänze ich ihn aber in den fehlenden Größen mit den Hikoza - Eisen.
Hier noch ein paar Bilder vom Test:
So kam das Stemmeisen an:

einige Ausbrüche, die aber nach dem dritten Schärfen verschwanden

der Stemmplatz

die fertige Sägebank - hierfür wurden die Löcher gestemmt

Ich hoffe, dieser kleine Erfahrungsbericht ist dem ein oder anderen von Nutzen
Viele Grüße
Wolfgang