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Hobelbank reparieren? *MIT BILD*

Verfasst: Do 20. Jun 2013, 18:00
von Johannes S

Hallo Leute,

möchte um euren Rat zu einer gebrauchten Hobelbank bitten.

Diese Woche bin ich relativ günstig zu einer Hobelbank gekommen.
Der Zustand ist zwar eher schlecht, und ich denke, dass es keine sehr teure Bank ist.
Rundum klebten überall dicke Leimtropfen auf der Platte und den Wangen.

Ich habe bereits die Zangen abgeschraubt und dabei festgestellt, dass die bewegliche Backe der Hinterzange ziemlich desolat ist.



Die Schraubenlöcher für die Zangenführung sind tw. schon unbrauchbar.


Außerdem löst sich die vordere Bankhakenleiste schon leicht ab und steht weit aus dem rechten Winkel zur Platte.




Weiters fehlt noch die feste Backe der Hinterzange und die Klemmflächen (nennt man das so??) derselben sind stark beschädigt.

Zahlt sich das Reparieren bei dieser Bank überhaupt noch aus?

Ich stelle im Moment zwar keine hohen Ansprüche an eine Hobelbank, brauche aber einen vernünftigen Arbeitsplatz, da ich im Moment nur eine Platte auf zwei Böcken habe.
Andererseits ist die Bank schon so schlecht, dass man nicht einmal mehr richtig einspannen kann.

Wie ließe sich die Hinterzange reparieren?
Oder ist es besser, gleich eine neue zu bauen?

Freue mich schon auf eure Tipps und Ratschläge!

Frohes Schaffen
wünscht

Johannes




Re: Hobelbank reparieren?

Verfasst: Do 20. Jun 2013, 18:44
von reinhold

hallo Johannes,

mit alten Hobelbänken ist es wie mit alten Häusern. Man kauft eine ganze Menge Geschichte mit und eine ganze Menge von Nicht-Perfekten-Zuständen. Aber genau diese sind es, die bei alten Häusern den Reiz ausmachen. Wenn man dann anfängt, das alte Haus in einen neubau-artigen Zustand zu versetzen, dann wird es extrem teuer. Meist teurer als ein Neubau und das Alt-Gefühl ist auch weg.

Und genau so ist es mit der alten Hobelbank.

Ich würde sie gründlich saubermachen, mit M12 - Gewindestangen stabilisieren - dabei sicherst Du auch gleich die Bankhakenleiste. Die ausgeleierten Schraublöcher entweder mit dickeren und längeren Schrauben wieder revitalisieren oder gleich ausbohren und ausfüttern. Dass die Vorderseite nicht rechtwinklig zur Fläche ist, stört nicht wesentlich. Risse ausspänen.
Die Spannflächen kann man aufdoppeln, ich hab da schon Hartfaserplatten gesehen, die gut funktionieren und sich, wenn sie ausgelutscht sind, leicht ersetzen lassen.

Wichtig ist, dass das Untergestell nicht wackelt. Da kann man eventuell Traversen einziehen oder die Zargen aufdoppeln.

Am Schluss die Arbeitsfläche von Hand abhobeln (mühsam) oder bei einem befreundeten Schreiner durch den Flächenschleifer schieben.

Und alles mehrfach mit Leinölfirnis tränken.

Die Bank wird dann immer noch ihr antikes Aussehen haben, aber sicher noch jahrelang gute Dienste leisten.

viel Erfolg!
reinhold


Re: Hobelbank reparieren?

Verfasst: Do 20. Jun 2013, 20:37
von Christoph M.

Hallo Johannes,

was meinst du mit:

Weiters fehlt noch die feste Backe der Hinterzange und die Klemmflächen (nennt man das so??) derselben sind stark beschädigt.


Die klassische Hinterzange arbeitet direkt auf die Bankplatte zu, was fehlt da? Den beweglichen Teil hast du ja ausgebaut.

Wichtig wäre mir, dass die Mechanik der Vorder- und Hinterzange noch gut funktioniert. Sind die Spindeln in Ordnung, wenn ja, hast du schon eine gut Basis. Wie Reinhold schon schrieb, würde ich auch versuche die Hinterzange zu reparieren. Wenn du die Hinterzange neu fertigst, solltest du darauf achten die Löcher für die eckigen Bankhaken nicht senkrecht laufen zu lassen. Die sollten ca 2° Neigung haben. Auf der Seite von Dietrich ist das gut beschrieben, hier ein Link http://www.holz-seite.de/projekte/projekt-hobelbank/2/.

Hast du noch ein Bild mit der Gesamtansicht?

Die Bankplatte wird aussehen wie neu, wenn die abgerichtet ist. Das geht wie beschrieben mit dem Handhobel oder beim Tischler mit dem Breitbandschleifer. Es gab hier auch noch mal ein Bericht die Bankplatte mit der Oberfräse abzurichten, hier auch noch ein Link dazu.
http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/md/read/id/44946

Wenn ich mir so ein altes Schätzchen gekauft hätte, würde ich versuchen was draus zu machen.

Grüße
Christoph




Re: Hobelbank reparieren? *MIT BILD*

Verfasst: So 23. Jun 2013, 14:21
von Gerd Fritsche
[In Antwort auf #134836]
Hallo Johannes,
ich habe auch eine alte Hobelbank bekommen in der nicht nur Tewle fehlten sondern auch der Wurm in der Hinterzange steckte. Von der ganzen Hobelbank habe ich nur die Platte verwendet und Untergestell und die beiden Zangen, nach den Massen der alten Teilen, neu angefertigt. Die Holzspindel ist auch mit verwendet worden. Ich kann gut daran arbeiten.
Gruss Gerd.




Re: Hobelbank reparieren?

Verfasst: Di 25. Jun 2013, 22:29
von Horst Entenmann

Hallo Johannes,

Meine Hobelbank war auch in schlechtem Zustand. Das Untergestell war kaum noch als Brennholz zu gebrauchen. Und die Arbeitsplatte war vorne fast 2cm tiefer als hinten und verrundet.
Ich wollte sie, weil sie eine für meine Zwecke günstige Größe hatte und sie gefiel mir einfach.

In die Arbeitsplatte mußte ich vorne einen großen Falz einfräsen (mit einer Universalfräsmaschine!) und dort einen Streifen einer Küchenarbeitsplatte einsetzen sonst hätte ich die im Leben nicht eben bekommen.

Die Hinterzange habe ich auch so belegt und dabei die alten Bankhakenlöcher aufgebohrt und Rundhölzer eingeleimt, danach 19mm-Löcher gebohrt.
Das ganze wäre als Eigenbau aus neuen Materialien wesentlich einfacher geworden aber wohl auch nicht besser. Im Nachhinein bin ich froh.
- Ich habe dabei was gelernt.
- Die Arbeitsplatte hat jetzt eine für mich wirklich günstige Höhe und das Untergestell ist auch viel stabiler geworden.
- Durch das neue Untergestell habe ich gleich einen Unterschrank mit Schubladen eingebaut.
- Ich habe ohne Mehraufwand auf runde Bankhaken umgestellt.
- Die alten Holzspindeln funktionieren bestens und mit der deutschen Vorderzange komme ich besser zurecht als ich gehofft hatte.

Mit einer gekauften Hobelbank wäre ich wahrscheinlich nicht so glücklich.

Gruß Horst

Ich freue mich heute noch wenn ich in meine Werkstatt komme und die Hobelbank sehe.

Gruß Horst


Re: Hobelbank reparieren?

Verfasst: Mi 26. Jun 2013, 07:33
von Georg

Wir sind hier zwar im leisen Forum, aber was bitteschön ist eine Universalfräsmaschine? Ich kannte bisher nur Oberfräsen und Tischfräsmaschinen.


Re: Hobelbank reparieren?

Verfasst: Mi 26. Jun 2013, 14:38
von Horst Entenmann

Hallo Georg,

Das ist so ein Ding von etwa 1to Gewicht mit dem man normalerweise Metalle bearbeitet.
Eigentlich gar nicht für Holz gedacht. Hatte aber den Vorteil daß man die Arbeitsplatte mit der Unterseite nach unten auf den Tisch spannen und ausrichten konnte.
So wurde die Oberfläche automatisch parallel zur Unterseite.

Gruß Horst


Re: Hobelbank reparieren? *MIT BILD*

Verfasst: Di 2. Jul 2013, 22:48
von Johannes S
[In Antwort auf #134903]
Hallo Leute,

erstmal ein Dankeschön für die ganzen Tipps!

@ reinhold:

da hast du natürlich recht, die Hobelbank muss ja auch nicht ausschauen wie neu...
aber wie hast du das mit den Gewindestangen gemeint?
Soll ich diese von der Bankhakenleiste bis zur Beilade durchbohren?

Bei den Schraubenlöchern habe ich deinen Rat befolgt und ausgebohrt und ausgefüttert, hält recht gut.
Wie genau funktioniert das Ausspänen der Risse?

Ich denke, dass die Spannflächen der Hinterzange nicht ganz sooo stark beschädigt sind, wie bei der ersten Begutachtung angenommen, daher werde ich nur das obere Brett der Zange austauschen.

Das Untergestell ist noch sehr stabil, da gibts gottseidank keine Probleme.

Der Arbeitsfläche werde ich mich später mal widmen, muss noch viele Nägel und Klammerl aus derselben herausziehen :(

@ Christoph:

Die Platte ist um einiges dünner als die Hinterzange, daher war an dieser Stelle noch ein Klotz aufgeschraubt.

Wie gesagt, ich werde nur das obere Brett austauschen und die Bankhakenlöcher vom alten übertragen oder ev. gleich auf System 19 rund umstellen, da ich an der Vorderzange bereits 19mm Löcher gebohrt habe.
Trotzdem vielen Dank für den Tipp mit den 2°!

Die Spindeln sind noch relativ gut, nur ein paar Kleinigkeiten waren zu reparieren.

Hier noch ein Bild, wie sie im Moment aussieht:


Habe noch einen provisorischen Zangenschlüssel aus Ahorn gemacht,
muss einen Bekannten fragen, ob er mir zwei neue drechselt.

Zum Abrichten der Platte:
Danke für den Link, die Methode gefällt mir sehr gut!
Ich habe Angst, dass ich einen Nagel übersehe und dann den Hobel oder den Fräser ruiniere.
Wie ist das bei der Breitbandschleife?
Stellen da kleine Stahlteile ein Problem dar?

Ich möchte auch etwas daraus machen, aber es wird noch ein wenig dauern.
Im Moment stehen noch ein paar Baustellen am Bauernhof am Programm...

@ Gerd:
Schöne Hobelbank hast du da, Holzspindeln sieht man auch nicht alle Tage!

@ Horst:
Schön, dass du so viel Freude mit deiner aufgearbeiteten Hobelbank hast!

Wie hoch ist deine Hobelbank?
Meine ist mir jetzt mit 86 cm noch um einiges zu niedrig (bin 184 cm groß)

Frohes Schaffen wünscht

Johannes



Re: Hobelbank reparieren?

Verfasst: Mi 3. Jul 2013, 08:34
von reinhold

hallo Johannes,

Ausspänen ist nur eine kosmetische Massnahme. Denn Du kannst alte Längsrisse im Holz nicht kraftschlüssig schliessen. Also ein passendes Holzstück im Querschnitt keilförmig zurechthobeln, ein paar Mal testen ob's passt, dann Leim in den Riss schmieren (nicht an den Keil!) und den Keil einklopfen. Er darf ruhig ein ordentliches Stück überstehen, denn nach dem Abbinden des Leims wird er auf die Plattenfläche heruntergehobelt. Die nachfolgende Verschraubung (siehe unten) verhindert weiteres Reissen.

So wie ich Dein Bild interpretiere, hast Du von der Vorderzange nach hinten zwei Reihen Bankhakenlöcher gebohrt. Stimmts? Damit kannst Du die Platte ganz leicht auseinanderreissen, wenn Du ordentlich anziehst. Denn die alten Bänke wurden für diese Belastung quer zum Holz nicht gebaut. Du brauchst hier zwingend eine durchgehende Verschraubung, die den Druck aufnehmen kann.

Ich würde tatsächlich von der Bankhakenleiste aus nach hinten in Richtung Beilade durchbohren. Es gibt sogenannte Schalungsbohrer im Baumarkt, die sind vermutlich lang genug.
Du musst sehr langsam bohren, sehr oft entspänen. Am Besten geht es zu zweit: einer bohrt, der andere kontrolliert laufend, ob die Seiten- und Höhenrichtung noch stimmen. Drei bis vier solcher Verschraubungen reichen bei Deiner Bank. Die Schraubenmuttern versenken und die Gewindestangen knapp ablängen. Die Muttern fest, aber nicht tierisch anziehen, sonst kann sich die Bankplatte verformen.

viele Grüsse
reinhold




Re: Hobelbank reparieren?

Verfasst: Mi 3. Jul 2013, 22:50
von Horst Entenmann

Hallo Johannes,

Ich habe damals an meiner alten Werkbank maßgenommen (Höhe des Schraubstocks) und bin auf 99cm gekommen.
Damals hatte ich etwas Skrupel aber ein Freund meinte zu Recht: "Absägen kann man die Beine immer noch."
Die Höhe hat sich bisher bestens bewährt, die Umgewöhnung verlief sehr sehr schnell.

Ich habe ein paar Bilder eingestellt falls es dich interessiert. Meine Hobelbank ist allerdings relativ kompakt.
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/57634/sbj/hobelbank/

Gruß Horst