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schärfen lernen
Verfasst: Fr 6. Apr 2012, 19:41
von Flo Schmuck
Seit mehr als einem Monat mache ich (fast) nichts anderes, als zu lernen, wie man Stechbeitel schärft. Messer aller Art kommen erst später dran - wenn ich mir die Grundkenntnisse erarbeitet habe.
Dazu steht mir eine Nassschleifmaschine (Scheibe Körnung 80), ein Belgischer Brocken (gelb), ein Arkansasstein, eine Lederscheibe und ein Lederstreifen auf ein Stück Holz geklebt zur Verfügung. Ausserdem verwende ich eine Glasscheibe mit aufgetragener Polierpaste zum Spiegel schleifen.
Als Poliermittel habe ich mich nach vielen Versuchen für die Polierpaste Elsterglanz und Unipol entschieden.
...eine gute Grundausstattung, wie ich meine.
Nun zum eigentlichen Problem: so richtig scharf werden meine Stecheisen eigentlich nicht :-(((
Rasieren der Unterarmhaare geht zwar (eher mühsam), aber mit einem "Schnipp" fliegen die nicht davon.
In Holz - auch Hirnholz - sind die Schneiden gut.
Papier kann ich gut durchschneiden.
Ich bin ein wenig frustriert. Alle verfügbaren Berichte gelesen, die Theorie hab ich intus, aber das letzte Quäntchen fehlt einfach.
Vielleicht habt ihr den entscheidenden Tipp, um mir weiterzuhelfen.
LG
Flo
Re: schärfen lernen
Verfasst: Fr 6. Apr 2012, 21:16
von Friedrich Kollenrott
Hallo Flo,
mit einer guten Lupe (10x) kannst Du die Schneide gut sehen und auch erkennen, woran ggf. die unbefriedigende Schärfe liegt. Spiegelseite und Fase müssen dort, wo sie zusammentreffen und die Schneide bilden, gleichsam poliert sein, ohne Riefen, ohne Verrundungsradius. Dann ist die Schneide wirklich scharf (und rasiert auch). Natürlich braucht man die Rasierschärfe nicht immer. Aber man sollte sie zuverlässig erreichen können.
Mein übliches Angebot: Ich zeige Dir gern wie ich schärfe, wie schnell das geht und wie scharf die Eisen werden. Leider wirst vermutlich auch Du abwinken wegen zu großer Entfernung (ich wohne zwischen Goslar und Wolfenbüttel).
Du kannst mir aber gern auch ein Eisen schicken, ich schärfe es, schicke es zurück und Du kannst dann vergleichen.
Viel Erfolg
Friedrich.
Re: schärfen lernen
Verfasst: Fr 6. Apr 2012, 21:36
von Pedder
Hallo Flo,
willst Du Holz bearbeiten oder dich rasieren? Nach dem zweiten Zinken kannst Du das Rasieren vergessen. Aber immer noch 20 Zinken stemmen.
Liebe Grüße
Pedder
Re: schärfen lernen
Verfasst: Fr 6. Apr 2012, 22:27
von Flo Schmuck
Lieber Friedrich,
ich habe eine Lupe aus einem Schülermikroskop - die dürfte ca. 20 - 30fache Vergrößerung bieten (der Blick da hinein macht es ja so frustrierend).
Mangels Masse ist es mir nicht möglich, auf Reisen zu gehen, aber dein Angebot, dir ein Stecheisen zu schicken, nehme ich gerne und dankend an. Ich schärfe eines, so gut ich kann und du siehst dann, wie weit ich fortgeschritten bin.
Natürlich habe ich den Ehrgeiz, nahezu perfekte Schneiden zu erzeugen.
Schön, dass du mir da mit Rat und Tat zur Seite stehst.
LG
Flo
Re: schärfen lernen
Verfasst: Fr 6. Apr 2012, 22:30
von Heiko Rech
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In Antwort auf #131610]
Hallo Flo,
du schreibst "In Holz - auch Hirnholz - sind die Schneiden gut. "
Wo also liegt das genaue Problem?
Gruß
Heiko
Re: schärfen lernen
Verfasst: Fr 6. Apr 2012, 22:39
von Flo Schmuck
[
In Antwort auf #131612]
Hallo Pedder,
du hast recht - eigentlich brauche ich die Schärfe "nur" zur Holzbearbeitung, aber der Werkzeugmacher in mir kommt da zum Vorschein und fordert Präzision.
Ich arbeite schon mehrere Jahrzehnte (bin Jahrgang 1950) mit Holz und habe mich immer vor der Werkzeugschärferei gedrückt. Jetzt habe ich Freude daran gefunden und will es einfach perfekt machen - sozusagen l'art pour l'art.
Auf meinem Weg zur Schärferei baue ich gerade eine "Tormek" aus einer einfachen Nass-Trockenschleifmaschine von Einhell - ein wüstes Bastlermaschinchen mit grauenvollen Toleranzen und Plastiklagern.....
Ich werde dieses Projekt vorstellen, sobald es fertig ist.
LG
Flo
Re: schärfen lernen
Verfasst: Fr 6. Apr 2012, 22:42
von Flo Schmuck
Hallo Heiko,
um mit einem 12er Beitel Hirnholz anzuschneiden ist der Kraftaufwand doch erheblich. Es sind zwar schöne "Holzschneckerl" (bayrisch!) dabei, aber auch einiges an Holzstaub.
Das will ich ändern.
LG
Flo
Re: schärfen lernen- rasierscharf nötig?
Verfasst: Sa 7. Apr 2012, 01:58
von Friedrich Kollenrott
[
In Antwort auf #131610]
Also, um das mal zurechtzurücken. Bei einem Stecheisen wo man womöglich noch mit dem Hammer raufschlägt kommt es natürlich in aller Regel nicht auf allerletzte Schärfe an. Nur, das Schärfverfahren sollte so sein, dass Rasierschärfe möglich ist und bei Bedarf auch erreicht wird. Für einen Putzhobel muss man das können wenn es wirklich gut werden soll. Und wenn Flo trotz aller Bemühungen diese Schärfe nicht hinbekommt, ist in seinem Schärfverfahren irgendwas deutlich suboptimal. Es geht darum, das Verfahren zu verbessern. Anschließend kann er je nach Laune oder Notwendigkeit mehr oder weniger Aufwand betreiben.
So wie ich schärfe, ist die rasierfähige Schärfe sozusagen automatisch und ohne besonderen Aufwand da (bei Schärfzeiten von etwa 2 Minuten für ein Stechbeitel). Rasiert es nicht, dann zeigt das dass ich irgendwas ganz falsch gemacht habe; meist zeigt dann die Lupe dass ich zu früh mit dem Schleifen aufgehört habe.
Ich vermute bei Flo, dass der Sprung von einem 80er Stein zu einem Belgischen Brocken einfach zu groß ist. Bei Banksteinen wäre es sicher so.
Friedrich
Re: schärfen lernen- rasierscharf nötig?
Verfasst: Sa 7. Apr 2012, 06:27
von Klaus Kretschmar
Hallo Flo,
es ist richtig und wichtig, einen Weg zur Herstellung wirklich scharfer Schneiden zu finden. Mit Friedrichs Weg kannst du nichts falsch machen, den gehen sehr viele Holzwerker.
Es gibt auch durchaus Arbeiten, wo man die größtmögliche Schärfe einfach braucht, um nichts kaputt zu machen. Bei mir ist das Abstechen von Wangenfasen an Sägegriffen so ein Ding. Bevor ich da rangehe, geht der Beitel über den Abziehstein und das Leder, egal wie scharf er sich anfühlt.
http://4.bp.blogspot.com/-88bJrMf9X6k/T3-_tnnkXWI/AAAAAAAACEc/8M0VTSt7rPc/s1600/P1020441.JPGFür Stemmarbeiten braucht man diese Schärfe nicht und kann sie auch nicht lange erhalten.
Gruß
Klaus
Re: schärfen lernen
Verfasst: Sa 7. Apr 2012, 11:05
von Heiko Rech
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In Antwort auf #131617]
Hallo,
naja, das hörte sich in deinem ursprünglichen Posting anders an.
Ich habe einiges ausprobiert und bin immer wieder zu einer sehr einfachen Methode zurückgekeht, die eigentlich auch immer funktioniert. Es ist wie Friedrich in seiner anleitung schreibt nicht viel spezielles notwendig. Mit zwei oder drei Steinen und ein wenig Zubehör kommt man gut hin.
Ich habe derzeit drei Steine im Einsatz:
Schruppstein Korn 120 (Shapton)
Schleifstein Korn 800 (oder 1000, ich weiß es nicht mehr genau) von King
Abziehstein Korn 6000 von King.
Zum Abrichten der Steine habe ich eine Granitplatte und Schleifpapier.
Ich arbeite gerne mit der Veritas MK2 Schleifführung. Diese wid zwar von einigen hier strikt abgelehnt, aber ich komme damit gut zurecht.
Der Schlüssel zu einer schnell zu erreichenden Schärfe ist nach meiner Meining nach eine plane Spiegelseite. Es reicht, wenn dise im vorderen Bereich plan ist, die ganze Fläche muss es nicht unbedingt sein. Das erleichtert das Schärfen enorm. Desweiteren müsssen die verwendeten Steine plan sein. Besonders der Abziehhstein.
Die Anleitung von Friedrich kennst du sicher schon. Zur Ergänzung dazu kannst du dir mal ansehen, wie ich es mit der Schleifführung mache:
http://heiko-rech.de/grundlagen/schaerfen.phpGruß
Heiko