Überlegungen zu einer Vorderzange

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christian Otto
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Überlegungen zu einer Vorderzange

Beitrag von Christian Otto »


Hallo zusammen,

angeregt durch einige Links im Forum stosse ich hin und wieder auf die Vorderzange der Firma "Benchcrafted". Ich möchte eine solche Zange an meinen neuen Werktisch bauen, der bislang auch nur auf dem Papier existiert. Die knapp 400 Euro für die Hardware der Zange sprengen absolut den Rahmen, daher frage ich mich, ob man das nicht auch mit den Spindeln von Dieter zusammenbauen kann. Ein Handrad wird sich schon finden. Hat jemand Erfahrungen hiermit? Ist die Genauigkeit dieser Spindeln (spielfrei)ebenfalls gut? Hier der Link aus Dieters Shop:

http://www.feinewerkzeuge.de/spindel.htm

Danke für Eure Einschätzung und Erfahrungen!

Chris



Pedder
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Eine Beinzange?

Beitrag von Pedder »


Hallo Chris,

warum? Ich verstehe diesen Hype um die legvise nicht. Was soll der vorteil ggü einer doppelt geführten Vorderzange sein?

Aber wenigstens nicht mit diesen durchgestemmten Zapfen, oder?

Leider kenne ich die einzelnen Zangen von Dieter nicht. Aber wahrscheinlich unterscheiden die sich nicht nur im Preis...

liebe Grüße
Pedder



Christian Otto
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Re: Eine Beinzange?

Beitrag von Christian Otto »


Hallo Pedder!

Die Konstruktionsweise und die Zangenform (schmal) scheinen mir optimal für meine Ansprüche zu sein. Derzeit nutze ich eine etwa 50 Jahre alte Hobelbank mit franz. Vorderzange. Die Breite der Zange habe ich nie benötigt. Einen höheren Anpressdruck aber schon oft vermisst. Diese Vorteile der anderen konstruktion verspreche ich mir.
Außerdem schreinert das Auge ja auch mit :-) Ist das nicht toll, wie die Zange einer Tresortür gleich schließt???

Vielleicht kann Dieter aufklären. Oder jemand nennt andere Bezigsquellen für solch präzise Spindeln. Danke nochmal,

CO



Pedder
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Re: Eine Beinzange?

Beitrag von Pedder »


Hallo Chris,

wie kommst Du auf den höheren Anpressdruck? Bei gleicher Werkstückgröße? Oder willst du Große Werkstücke nur teilweise einklemmen?

Mal abgesehen davon, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass etwas besseren Druck macht oder braucht, als meine Ulmia Zange.

Liebe Grüße
Pedder



Klaus Kretschmar
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Re: Überlegungen zu einer Vorderzange

Beitrag von Klaus Kretschmar »

[In Antwort auf #130629]
Hallo Christian,

mir geht's ähnlich, wie Pedder. Die neue Vorderzange wird überschätzt. Der einzige -für mich kleine- Vorteil ist die etwas grössere Klemmtiefe, weil die Spindel tiefer sitzt. Das wird aber mit dem Nachteil erkauft, dass die Zange unten 20 cm über dem Boden jeder Werkstückdicke angepasst werden muss. Mit einer anachronistischen Vorrichtung. Das hätte ich schon mit gesunden Beinen nicht haben wollen, viel weniger mit einem ziemlich kaputten Knie. Da lobe ich mir wahrhaftig eine französische oder deutsche Vorderzange. Letztere ist zwar nicht mehr sehr verbreitet, ist aber unter dem Strich für mich die beste Konstruktion. Sie erlaubt das Einspannen auch sehr tiefer Werkstücke wie keine andere. Wenn meine Ulmia mal weichen müsste, dann nur für eine Bank mit deutscher Vorderzange (manche nennen sie auch skandinavische Zange).

Grüsse
Klaus



TimoB.
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Re: Überlegungen zu einer Vorderzange

Beitrag von TimoB. »


Hallo zusammen,

ich versuche mich mal sachdienlich einzuschalten.

Ein für mich erkennbarer Vorteil der "alten" Leg Vise ist die Belastbarkeit von oben. Bei eingespanntem Werkstück wird die Kraft in den Zapfen hinabgeleitet, die Spindelmechanik bekommt weniger ab als bei der franz. Vorderzange.
Durch die Erfahrung mit dem Bau der Sägekluppen bin ich sehr von diesem Spannprinzip begeistert. Der mechanische Hebel baut eine Menge Kraft auf.
Ich traue der Leg Vise höhere Spannkräfte zu.

Nachteilig sehe ich auch das Einstellen mit dem Stift, eine französische oder deutsche Vorderzange ist dabei schon komfortabler.

Viele Grüße
Timo


Frank K.
Beiträge: 155
Registriert: Di 6. Nov 2012, 23:45

Re: Eine Beinzange?

Beitrag von Frank K. »

[In Antwort auf #130631]
ich gehe mal davon aus, dass du eine bank ähnlich einer roubo-bank bauen willst, wie sie derzeit extrem angesagt in den usa sind.

ich stehe auch vor der überlegung, so etwas ähnliches zu machen. meine empfehlung zu dem thema ist das buch workbenches von christopher schwarz, der dort alternativen zu der unverschämt teuren, aber extrem präzisen benchcraftet spindel zeigt. vielleicht wirst du dort schlauer und die 20 euro sind mit sicherheit besser investiert, als 400, von denen du nicht weisst, ob sie das bringen, was du erwartest.

ich werde, wenn ich die bank baue, eine klassische doppelvorderzange einsetzen, das erscheint mir besser und ich spare mir die bückerei nach dem pin, der die zange beim spannen parallel hält. da gibt es bei dieter eine schöne von veritas.

benchcraftet baut tolle zangen, zweifelsohne, aber meiner ansicht nach, definitiv zu teuer. wenns denn unbedingt etwas gleichwertiges sein muss, frag doch mal bei einem werkzeugbauer nach. wenn du auf das schicke handrad verzichten kannst, bekommst du bestimmt für relativ wenig geld eine vernünftige spindel samt halterung gedrehtund das aus vernünftigen material.



Pedder
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Re: Überlegungen zu einer Vorderzange

Beitrag von Pedder »


Hallo Timo,

mals vorausgesetzt, das stimmt, was ich nicht prüfen kann, weil ich keine BC habe: Wofür braucht man denn mehr Kraft, als die Ulmia Zangen einem bieten? Irgendwann beschädigt man ja das Werkstück.

Liebe Grüße
Pedder


Pedder
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Re: Eine Beinzange?

Beitrag von Pedder »


Hallo Frank,

ich denke dieses große Handrad macht einen großen Teil der Funktionalität der Legvise aus. Nur der Schwung dieser großen Masse ermöglich das leichte Drehen.

Und solche großen Handräder sind nicht ganz billig, aber bezahlbar. Bei Ganter Griff kostet ein Handrad mit 315mm Durchmesser aus Guss 62€. 400mm = 112€.

Liebe Grüße
Pedder


Helle

Re: Überlegungen zu einer Vorderzange

Beitrag von Helle »


Hallo Leute,

bevor man(n) oder Frau einem Trend folgt, sollte erst einmal abwägen werden, was man vor hat.

Die alte deutsche oder skandinavische Vorderzange bietet viele Einspannmöglichkeiten in der Vertikalen, durch ihren schwenkbaren Teller auch für konische Werkstücke.

Die meistverbauteste Variante der französischen Vorderzange mit den zwei Führungsstangen und der etwas tiefer liegenden Spindel ist wohl für das horizontale Einspannen von Brettern und Kanthölzer am besten. Wählt man jedoch eine Version, wie sie unter anderem auch bei schweren ULMIA's zu finden ist, mit einer Führungsstange links und rechts die Spindel, so kann man rechts sehr viel Kraft aufbringen und auch schräg das Werkstück gut und sicher spannen. Hier gibt es jedoch auch Mechaniken mit Kettenübersetzung, welche die Kraft auf beiden Seiten gleichmäßig verteilen.

In Dieter's Shop sieht man ja viele der beschriebenen Vorderzangen; ich habe übrigens die kleine tschechische in eine Werkbank eingebaut und bin erstaunt über die Verarbeitung - steht der deutschen großen von Dieter (in meiner Bank, Bilder siehe Profil) in nichts nach naja etwas kleiner und leichter halt ...

http://www.feinewerkzeuge.de/spindel.htm

Eine Alternative sind Tischlerschraubstöcke. Mein Favorit, auf den ich noch etwas sparen muß, ist ein Nachbau der Emmert Vise.

http://www.feinewerkzeuge.de/G-rotatingvise.html

Gruß, Helle



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