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Bau eines Krenov-Hobels mit Gerd Fritsche *BILDER*

Verfasst: Mo 1. Nov 2010, 16:12
von Klaus Kretschmar

Hallo Neandertaler,

vor einer Woche war ich bei Gerd Fritsche eingeladen, um bei und mit ihm einen Hobelbaukurs zu machen. Vorneweg eines: es war ein toller Tag, den ich bei Gerd und seiner Frau Hanne verbrachte. Vielen Dank Hanne und Gerd für die überwältigende Gastfreundschaft, die ich erfahren habe!

Nachdem ich gegen 9.00h eintraf, gab es zuerst einen Kaffee und dann ging es in Gerds Werkstatt. Gerd hatte schon alles vorbereitet, es sollte ein Krenov Hobel gebaut werden, den ich nach meinen Wünschen konfigurieren durfte. Es sollte ein relativ kompakter Putzhobel mit der Eisenbreite von 37 mm und einem 45° Bett werden. Gerd hatte ein schönes Stück Esche für den Hobelkörper parat, welches zunächst entsprechend markiert wurde.



Danach ging es an die Bandsäge.





Dann wurde das Bett sauber mit dem Blockhobel verputzt. Gerd hat einen alten Stanley mit "Knucklehead", der wunderbar bequem in der Hand liegt und sehr präzise arbeitet. Ein Genuss. Beim Verputzen muss sorgfältig darauf geachtet werden, dass das Bett im Winkel bleibt, daher immer wieder mit dem Winkel prüfen.



Die gegenüberliegende Seite de Hobelmauls wollte ich gerne etwas gerundet machen, damit etwas mehr Platz für die Späne da ist. Diese Seite wurde mit einer kleinen Schleifwalze verputzt, die in die Tischbohrmaschine eingespannt wurde.



Jetzt bekam die Sohle eine Pockholzeinlage spendiert, wo sie am meisten beansprucht wird, direkt vor dem Maul.



Dann bekam das Bett die Vertiefung für die Eisenschraube. Gerd stellte sie mit der Oberfräse her.



Nach dem Abbinden der Pockholzeinlage wurden die Teile lose zusammengestellt und das zwischenzeitlich geschärfte Eisen probehalber eingelegt. So wird die Position der Teile bestimmt und markiert. Das Hobelmaul soll schliesslich keinesfalls zu gross werden.



Während ich den von Gerd vorgedrehten Bolzen mit dem Blockhobel formte,



fertigte Gerd die Bohrungen für das Widerlager in den Seiten des Hobels an.



Jetzt war es soweit, der Hobelkörper konnte verleimt werden.



Bis zum Abbinden des PU-Leims war es recht kurzweilig. Es kam noch ein anderer Forianer zu Besuch, der einen neuen Hobel bei Gerd abholte. Habe aber versprechen müssen, hiervon keine Bilder zu posten, weil der Holzwerkerfreund einen eigenen Beitrag hierzu machen möchte. Wir probierten ein paar Sägen aus, die ich mitgebracht hatte und hatten auch sonst viel Spass.

Aber weiter zum Hobelbau: Der Körper war zwischenzeitlich trocken und konnte von den Zwingen befreit werden. Jetzt musste er mit der Bandsäge in grobe Form gebracht werden. Gerd hat eine sehr präzise langsam laufende Bandsäge. Er kann mit der geradezu erstaunlich präzise umgehen. Ich weniger ... Mir gelang es tatsächlich, 2 Bänder reissen zu lassen :-( Entschuldige, Gerd. Aber Gerd hat nicht nur eine Eselsgeduld sondern auch eine Sägebandschweissmaschine. Es war deswegen nicht so schlimm.



Irgendwann hatte der Hobel aber seine Grobform.



In diesem Zustand wollte ich den Hobel mit nach Hause nehmen, weil die restlichen Arbeiten keine besonderen Schwierigkeiten mehr boten aber zeitintensiv waren.

Ein Wort noch zu Gerds Methode, Eisen zu schärfen. Er schärft komplett von Hand, hat sich aber eine Schleifhilfe entwickelt, die ich bemerkenswert finde. Da kippelt nichts und der Schleifwinkel und die Winkligkeit des Eisens werden bombenfest eingehalten. Einmal eingestellt, kann man nichts mehr falsch machen. Aufgrund der stabilen Bauweise kann dem Eisen viel Druck gegeben werden, was das Schärfen natürlich beschleunigt. Hier ein Bild der Vorrichtung:



Am jetzigen langen Wochenende fand ich die Zeit, den Hobel fertig zu machen. Das Maul wurde passend gefeilt und der Körper geformt, verschliffen und gefinisht. Hier ein paar Bilder:









Der Hobel gleitet über das Werkstück, dass es eine Freude ist. So arbeitet er:



Was mir jetzt noch bleibt: Nochmals vielen Dank für den schönen Tag und das wunderbare Werkzeug, Gerd!

Viele Grüsse
Klaus




Re: Bau eines Krenov-Hobels mit Gerd Fritsche *BIL

Verfasst: Mo 1. Nov 2010, 17:14
von Bernhard

Glückwunsch Klaus,

ein wunderschönes Teil, auch wenn ich bei meinen Bedrocks bleibe.

Es ist auf jeden Fall ein schönes Erlebnis, einen Hobel bei Gerd zu bauen. Seine Frau und er sind außerordentlich gastfreundlich. Zudem ist Gerd ein sehr erfahrener Metallarbeiter, der genau weiß was er macht und nie (wirklich nie) müde wird, einem sein Wissen zu vermitteln.

Außerdem sind Gerds Eisen die besten, mit denen ich gehobelt habe.

Viele Spaß mit dem Hobel

Bernhard




Re: Bau eines Krenov-Hobels mit Gerd Fritsche *BIL

Verfasst: Mo 1. Nov 2010, 19:44
von Batman

Hallo,
sehr ästhetischer Hobel, saubere Arbeit. Was ist das für ein Hobeleisen GF (von Gerd Fritsche ?).

Grüße
Esat




Re: Bau eines Krenov-Hobels mit Gerd Fritsche *BIL

Verfasst: Mo 1. Nov 2010, 20:44
von Klaus Kretschmar

Hallo Esat,

Gerd Fritsche ist der einzige Hersteller von Infill-Hobeln in Deutschland
http://www.traditional-handplanes.com/index_de.php
Seine Werkzeuge sind eine Augenweide.

Er fertigt die Bauteile selbst. Auch die Messer seiner Hobel sind von ihm gemacht und haben aussergewöhnlich gute Qualität. Für meinen Stanley #5 hat mir Gerd ein Eisen + Spanbrecher gemacht, das dem Hobel ganz neue Qualität verleiht.

Viele Grüsse
Klaus




... wie ein Kanu ...

Verfasst: Di 2. Nov 2010, 00:36
von Hutmacher Beat
[In Antwort auf #127912]
Guten Tag Klaus und alle Andern,

Gratuliere Dir, Klaus, ein umwerfend schöner Hobel !

Eigentlich bin ich ja ein Freund der Eisenhobel. Aber dieser wunderschönen Form kann ich mich jetzt nicht verschliessen. Ich mag schöne, geschweifte Rundungen. Auf einem der Bilder erinnert mich der Hobel an ein Indianer-Kanu. Doofer Vergleich, ich weiss, aber ich stelle mir vor, wie Dein Hobel über's Holz gleitet, genau so wie ein Kanu über's Wasser, ruhig und bedächtig, Zug um Zug, ... äh, Stoss um Stoss.

Wünsche Dir viel Spass mit dem schönen Hobel !

Beste Grüsse aus der Schweiz,
Beat




Re: Bau eines Krenov-Hobels mit Gerd Fritsche *BIL

Verfasst: Di 2. Nov 2010, 05:25
von Pedder
[In Antwort auf #127912]
Hallo Klaus,

vielen Dank für den Bericht. Es ist ein wunderschöner Hobel geworden. Wie drüben jemand auf woodnet fühle ich mich an das Heck eines alten Porsche erinnert.

Liebe Grüße
Pedder



Re: Bau eines Krenov-Hobels mit Gerd Fritsche *BIL

Verfasst: Di 2. Nov 2010, 07:04
von Klaus Kretschmar
[In Antwort auf #127912]
Danke euch allen!

Das Kompliment wegen der Form des Werkzeugs muss ich auf direktem Weg an Gerd weiter geben. Es ist sein Entwurf, nach welchem er schon mehrere Krenovs gebaut hat.

Klaus




Nachtrag

Verfasst: Di 2. Nov 2010, 07:14
von Klaus Kretschmar
[In Antwort auf #127912]
Hier wie im Woodnet -Forum unterlief mir der gleiche Fehler :-(.

Beim Schreiben des Berichtes habe ich mich an den Bildern orientiert und darüber ganz vergessen, dass ich vom 1. Schritt de Hobelbaus versehentlich kein Bild machte. Deswegen blieb der unerwähnt, nämlich: Bevor die beiden Innenteile auf der Bandsäge zugeschnitten werden, müssen natürlich zuerst die beiden Seiten auf der Bandsäge vom Rohling abgeschnitten werden. Die werden später wieder drangeleimt und zwar so, dass die ursprüngliche Maserung des Holzes erhalten bleibt. Sorry wegen des Fehlers.

Klaus




Re: Nachtrag

Verfasst: Di 2. Nov 2010, 08:27
von Felix

Hallo Klaus,

einen wunderschönen Hobel hast Du gebaut!
Danke für die Dokumentation!

Grüsse
Felix



Re: Bau eines Krenov-Hobels mit Gerd Fritsche *BIL

Verfasst: Di 2. Nov 2010, 11:19
von Marc Waldbillig
[In Antwort auf #127912]
Hallo Klaus,

Schöner Hobel, schöne Dokumentation, danke.

Hast du mehr Informationen zu dem Eisen? Wie dick ist es - es sieht mächtig aus, das kann aber auch täuschen auf den Fotos? Um welchen Stahl handelt es sich?

Gruß ;-)

Marc