Rostfluch

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Martin Sprandel
Beiträge: 276
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Rostfluch

Beitrag von Martin Sprandel »


Hallo alle zusammen,

ich habe inzwischen ein mittleres Problem mit Rost an meinen Werkzeugen.
Zuerst hatte ich nur etwas Flugrost an meinen Stemmeisen, die ehrlich gesagt von minderer Qualität sind - daher hielt sich meine Verwunderung in Grenzen. Inzwischen wird aus dem Flugrost pö a pö richtiger Rost. Aber nich nur am den Stemmeisen, inzwischen zeigt teilweise sich auch Flugrost an den Schraubziehern von Wiha, die bei weitem ja nicht als billig bezeichnet werden können und einige andere Werkzeuge auch. Ich will natürlich vermeiden, dass das so weitergeht und v.a. auch mein Maschinenpark der weitgehndst in Systainern geparkt ist Schaden nimmt - das wäre richtig übel.

Meine Werkstattsituation ist wie folgt:

Kleiner Raum (2,20m x 2,70m) in nem Nachkriegs 50er-Jahre Bau. Sehr einfache Fenster mit einfachem Klemmriegel (nicht Dicht), keine Heizung (nur Elektroheizlüfter) und keine richtige Tür zu den Nachbar-Kellerräumen (Sproßengerüst). Letztere hab ich vergangenen Winter mit Styropor und ner 5mm Faserplatte etwas dichter bekommen und habe unten wie oben eine etwas festere Dampfsperrenfolie eingearbeitet, die zum Boden/Decke übersteht um Staub und warme Luft besser drinnen zu halten.
Somit eigentlich klar (zwar noch nicht gemessen) ein Luftfeuchtigkeitsproblem - sonst fällt mir nix ein was es sein könnte.

Ich habe nun in der Vergangenheit immer mal wieder einfaches Universalöl zum konservieren verwendet. Nun habe ich ein "Sprüh-Öl" aus der Dose genommen.

Ich habe nun einige Maßnahmen vor, von denen ich mal abklären wollte was Ihr davon haltet bzw. wissen will, wie die ein oder anderen von Euch mit dem Thema umgegangen sind.

1.) Fenster mit nem selbstgebauten Einsatz für den Winter besser abdichten - Sollte evtl. Feuchtigkeit auch besser draußen halten.

2.) Kellertür nochmals versuchen dichter zu bekommen, mit einem Rahmen und einer besseren Verriegelung.

3.) Habe im i-net gesehen, dass es auch nichtelektrische Luftentfeuchter gibt, die etwas großzügiger dimensioniert sind (für ca. 70Kubikmeter Luft). Sie funktionieren mit einem hydrophilen Gemisch und entzieht somit der Umgebungsluft die Feuchtigkeit - noch dazu relativ günstig. Hat da noch jmd. ne Idee? Sinn/Unsinn?

4.) Rost gründlich entfernen: Einfachen Flugrost konnte ich bisher mit dem Universalöl einigermaßen wegreiben, aber wie bekomm ichs ganz weg besonders wenns schon etwas mehr als Flugrost ist? Schliefpapier, Bürsten (normal oder Messing?), Chemiekeule oder Kombinationen?

5.) Bessere Mittel verwenden: Was ist besser WD40 oder Ballistol? Oder gibts noch was besseres?

6.) Kann ich meine Maschinen in den Systainern noch irgendwie extra schützen? Hat hier evtl noch jmd. eine Idee?

Wie Ihr ja meinem Profil entnehmen könnt bin ich noch ned so lang dabei, daher muss ich leider nach diesen Basics fragen, die Ihr evtl. auch schon alle durchlebt/-litten habt. Ich habe nun einfach Sorge um meinen Werkzeugpark, da ich mir angewöhnt hab lieber weniger dafür besseres Material zu kaufen.

Bin für jeden nützlichen Tip zu haben.

Vielen Dank schon mal.

Servus Martin



Helle

Re: Rostfluch

Beitrag von Helle »


Hallo Martin,

hol dir nen halben Liter Balistol vom Hausherrn - bei mir steht's Auto in der Werkstatt neben den Maschinen und zusätzlich alles wichtige an den Maschinen mit Silbergleit einschmieren (an die anderen, ich werde mich noch wegen meiner Anfrage melden, Dank mal vorab an alle, vor allem Justus).

Zu den Systainern: Zur Not mit Gaffa-Band zukleben oder Dichtung Basteln

Gruß, Helle


Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Rostfluch

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Martin,

das Problem ist mir leider allzu bekannt. Meine Werkstatt im UG ist zwar beheizt aber dennoch habe ich im Sommer ein Rostproblem bedingt durch zu hohe Luftfeuchtigkeit.

Weil ich wissen wollte, wie das Raumklima ist, habe ich zuerst einmal ein Hygrometer installiert. Das hat mir reichlich Aufschluss gegeben. In den Wintermonaten liegt die rel. Luftfeuchtigkeit konstant unter 40%, da kann nichts rosten. Im Sommer habe ich tageweise 80% gemessen, das ist schon fast tropisch, da muss Werkzeugstahl rosten.

Zuerst bin ich der Luftfeuchtigkeit mit einem Luftentfeuchter entgegen getreten, der hygroskopisch arbeitet. Das war für die Katze. Der hat zwar im Sommer täglich ca. 1/2 Liter Wasser gesammelt, aber das reicht bei weitem nicht. Die rel. Luftfeuchtigkeit war immer über 70% und damit im gefährlichen Bereich. Schlussendlich habe ich einen elektrischen Luftentfeuchter angeschafft, der tatsächlich funktioniert. Innerhalb kurzer Zeit fährt der die rel. Luftfeuchtigkeit auf 60% zurück und kann dann abgeschaltet werden. Glücklich bin ich damit aber auch nicht wirklich. 1. frisst der ordentlich Strom und 2. ist er auch noch laut. Aber solange sich nichts besseres findet, wird es wohl dabei bleiben.

Parallel reibe ich alle wertvollen Werkzeuge nach Gebrauch mit Kamelienöl ein. Das klebt nicht und ist -im Gegensatz zu Ballistol- auch für Messingteile unschädlich.

Klaus



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Andreas S.
Beiträge: 306
Registriert: So 1. Feb 2015, 15:46

Re: Rostfluch

Beitrag von Andreas S. »

[In Antwort auf #127814]
Moin Martin,

da kann ich auch ein Lied von singen - ich hatte ähnliche Probleme mit meinen Veritas Hobeln. Guckst Du hier: http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/noframes/read/47752.

Seit dem pflege ich die empfindlichen Werkzeuge konsequent mit Ballistol (außer Werkzeuge mit Messing dran), Kamelienöl (z.B. die Veritas) oder WD40 (alles andere).

Zu Deinen diversen Fragen:

zu 1 und 2) der Winter dürfte nicht Dein Problem sein, da die absolute Luftfeuchtigkeit gering ist. Die relative Feuchte ist dann auch beachtlich, aufgrund der geringen Temperatur ist der Taupunkt aber auch "im Keller". Wie warm/kalt ist's denn in deiner Werkstatt?
Im Sommer sind's bei mir auch schon mal 70% - aktuell eher 50 - 55%. Kein Problem.
Vorschlag: Besorg Dir ein Hygrometer (z.B. http://www.feinewerkzeuge.de/hygrometer.html), um zunächst festzustellen, "wann" Du überhaupt ein Problem hast.

Zu 2 und 3) halte ich mich raus. Da würd' ich eher vernünftig dämmen - aber für den Sommer. Da dürftest Du nämlich eine Wandoberflächentemperatur unter Taupunkt (16°C) haben und entsprechende rel. Feuchte (>70%). Frage ist, ob dämmen wirtschaftlich vertretbar ist. Achtung: nicht einfach von innen dämmen, sonst kriegst Du ein bauphysikalisches Probem.

Zu 4) Je nach Werkzeug alle beschriebenen Optionen.

Zu 5) siehe oben bzw. Helle

Zu 6) ist das tatsächlich ein Problem? Da habe ich - trotz diverser Systainer - bisher keine negativen Erfahrungen.

Ansonsten viel Erfolg bei Deinem Rostfluch und viel Glück, ihn in die Flucht zu schlagen.

Gruß aus HH

Andreas



Heid K.

Re: Rostfluch

Beitrag von Heid K. »

[In Antwort auf #127814]
Hallo Martin
ein link
http://www.verbraucher.de/bauen_wohnen_energie/presse/10_077.pdf
Es gilt im Sommer für Keller und andere kühle Nebenräume (z.B. Speisekammern), am
besten nachts lüften, dann ist die Außenluftfeuchte am geringsten. Keine Dauerlüftung.
z.B. mein Waschraum mit Trockner habe ich mit Hydrostatsteuerung + Ventilator ausgeführt.
Gruß Kurt


justus

Re: Rostfluch

Beitrag von justus »


guude,

entweder heizen oder/und die luft entfeuchten.
ölen halte ich für eine notlösung da nicht ursachenbekämpfend. an einem schraubendreher, hammer etc ist öl kontraproduktiv und von schneiden,zwingen etc werden leicht ölflecke ins holz engebracht.

gut holz! justus.


Pedder
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Re: Rostfluch

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #127814]
Hallo Martin,

der Aufenthaltsraum muss trockener. Bei meinem Keller, der auch nicht dicht gegenüber den anderen ist, hat ein Schild an der Hauptüt wunder gewirkt, die Leute mögen doch bitte im Sommer die Fenster schließen. In diesem Sommer hatte ich keine Probleme mit Rost (also bei Werkzeugen aus meiner Werkstatt.)

Da Heizen oder Entfeuchten bei Deinem Kellerraum ausscheiden, würde ich mir einen kleineren Raum also einen dichten Schrank für die Handwerkzeuge bauen und in diesen einen Entfeuchter oder so einen Rostverhinderer (VCI) einbauen. Vieleicht auch so ein Din in jeden Container?

Unabhängig davon öle bzw. wachse ich alle Oberflächen, bei denen das wegen der Oberflächenbehandlung oder der Verwendung nicht kritisch ist. Metallhobelsohlen und Sägeblätter sollten aus meiner Sicht immer leicht gewachst oder geölt sein. Glitscht besser.

Was ich bei Sägen feststelle, die ich zum Renovieren in der Werkstatt habe: alte Sägen aus England haben fast immer ein schwarze Schicht, die sich mit Alkohol oder anderen Fettlösern sehr gut entfernen lässt. Ich denke, es handelt sich um Talg. Jedenfalls schildert St. Roy in einem seiner Videos über den Bau so einer Talgdose, dass das schwarz wird. Wenn es das ist, ist das als Beschichtung super, denn es hält gut. Das Blatt, das ich gerade in Mangel habe ist dort, wo es nicht getalgt wurde, nämlich im Griff! ziemlich angegriffen, außerhalb sind es nur hamrlose Spuren. Aber eine Dunkle Beschichtung ist natürlich doof, weil man die Refelxionen des Sägeblattes nicht ausnutzen kann, um das Blatt auszurichten.

Trotzdem würde ich im Netz nicht noch einmal eine Säge kaufen, deren Blatt nicht reflektiert, weil man sonst wirklich die Katzer im Sack kauft. Es sei denn, man brauch nur Schrauben und Rücken.

Ok, ich schweife ab...

liebe Grüße
Pedder


Martin Sprandel
Beiträge: 276
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Rostfluch - Ergänzung

Beitrag von Martin Sprandel »

[In Antwort auf #127814]
Auf Andreas Anregung habe ich ein Hygrometer besorgt.

Der gemessene Wert schwankt in etwa zwischen 75% - 85%, bei ca. 15°C.
Also wie ich vermutet hatte relativ hoch.


Michael K.
Beiträge: 393
Registriert: So 3. Mär 2013, 22:19

Re: Rostfluch - Ergänzung

Beitrag von Michael K. »


Hallo Martin,

was funktionieren wird ist ein elektrischer Luftentfeuchter (habe ich, kann ich empfehlen), die hygroskopischen Päckchen können nicht genug Wasser speichern, ausserdem muss die Luft umgewälzt werden, damit die Entfeuchtung klappt. Dein Kellerraum muss dann natürlich einigermassen dicht sein, sonst entfeuchtest Du den ganzen Keller und der Entfeuchter arbeitet die ganze Zeit.

Neben der Korrosion ist bei dieser hohen Luftfeuchtigkeit die Gefahr von Schimmelbefall erhöht, dann wird es auch noch ungesund.
Oder mal nach räumlichen Alternativen suchen?

Gruss,

Michael K.



manfred
Beiträge: 126
Registriert: Di 21. Jan 2014, 22:45

Re: Rostfluch - Ergänzung

Beitrag von manfred »


Hallo,

obs hilft weiss ich nicht; aber bei mir geht's seid 2 Jahren viel besser.

Das Problem war gleich
habe auch hier schon mal drüber nachgefragt.
Meine Werkstatt liegt draussen und war früher ein Flachsilo. Der Boden hing natürlich nach allen Seiten damit die Brühe ablaufen konnte. Die Wände sind 25cm Vollbeton, da drauf wurden 20cm dicke Dallen gelegt und fertig.
Klar im Sommer schön kühl und ehe feucht .....

Um den Boden plus minus gerade zu bekommen habe ich Lavakies niveliert und dadrauf schwimmend Pressspanplatten mit Nut und Feder verlegt.
Der Effekt das mein Boden jetzt angenehmer und gerade war hatte noch einen Nebeneffekt : Im Sommer fast kein Schitzwasser mehr und damit war die Feuchtigkeit und der ROst weg vom Fenster.

Vielleich kannst du aus dieser Erfahrung was mitnehmen

Gruss Manfred



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