Hallo Forumsfreunde,
heute möchte ich Euch zeigen, was ich die letzten 3 Monate gemacht habe. Da die Restaurierung eines Möbelstückes ja Handarbeit ist und ich sowieso nur mit Handwerkzeug arbeite, tue ich das wieder hier im Forum.
Ich habe mich an eine Aufgabenstellung getraut, wo mir bestimmt der eine oder andere langjährig erfahrene Restaurator davon abgeraten hätte. Da ich mich aber schon lange mit diesem Thema beschäftige und ich schon immer so was machen wollte, habe ich mich getraut und bin auch nicht leichtsinnig an die Arbeit herangegangen. Arbeitszeit ca. 100 Stunden.
Der Sekretär sollte wieder in neuem Glanz erscheinen, also Schellackhandpolitur und vorher alle Defekte beseitigen, welche da wären:
- abgelöstes und gerissenes Furnier, teilweise durch das Blindholz
- die Pulttüre hält nicht mehr, da das Massivholz gesplittert ist und die
Metallbeschläge verbogen und ausgeleiert sind
- manche Teile, wie oben am Kranz haben sich gelöst sind aber noch vor-
handen
- die Schubkästen klemmen
- die Füße fehlen und müssen neu gebaut werden
- die Schubladenknöpfe und Schlüssellocheinfassungen sind größtenteils
kaputt
Es hat sich herausgestellt, dass der gesamte Sekretär irgendwann mit einem braunen Lack gestrichen wurde, der sich mit nichts anlösen lies. Also alles mit der Ziehklinge entfernen und Neuaufbau der Schellackpolitur.
Hier erstmal vorher nachher



Arbeit mit der Ziehklinge, langwierig aber lohnt sich.

Mit Wasser befeuchtet, um einen Eindruck über das spätere Aussehen zu bekommen

Einige Defekte in der Nahaufnahme. Man sieht an manchen Stellen, dass schon mal jemand am Werk war.




Das Furnier an den Traversen war so kaputt, dass ich es auswechseln mußte.
Da ich Kirschbaumfurnier in der notwendigen Stärke nicht auftreiben konnte, habe ich 0,6 mm Furnier 3fach verleimt und so die entsprechende Stärke erhalten. Erst habe ich flächig verleimt und dann Streifen davon abgeschnitten.




Reparatur der Pulttüre. Ich habe das Furnier teilweise gelöst, um an das Massivholz zu gelangen und es zu verleimen. Geleimt wurde übrigens alles mit Knochenleim der in Tafelform aus meines Vaters und Großvaters Zeiten noch ausreichend vorhanden ist.

Pulttüre mit überarbeiteten Metallbeschlägen wieder eingepasst. Die Metallarbeiten hat ein Freund gemacht.


Jetzt sind die Füße dran, aber erst muß diese ausgebrochene Stelle noch repariert werden. Die Füße bestehen aus Kiefernholz das ich furniert habe.
Nachdem ich mir im Netz so ein paar Dutzend Biedermeiersekretäre angesehen hatte, habe ich mich entschlossen die Füße in dieser Form herzustellen.
Zu diesem Zweck habe ich zu erst den Kiefernklotz an die vordere Rundung angepasst und bin dann beim furnieren folgendermaßen vorgegangen.
Auf einer Warmhalteplatte wie sie in der Gastronomie auch verwendet werden, habe ich Holz und vorbereitetes Furnier angewärmt und dann beides dünn mit dem Knochenleim eingestrichen und trocknen lassen. Aber nur so lange bis es gerade nicht mehr klebt. Dann das Furnier auf das Holz auflegen, mit dem Bügeleisen wieder anwärmen und andrücken. Da die Fläche zu klein für den Furnierhammer ist habe ich es mit der Handfläche gemacht.
Die Füße werden durch ein 24 mm Rundholz mit dem Korpus verleimt und durch 4 Holzdübel zusätzlich gegen verdrehen gesichert.




Für die neuen Laufflächen an den Schubkästen habe ich erst mit Simshobel und Absatzsimshobel 3-4 mm abgehobelt und dann Leisten aus Buchenholz aufgeleimt und wieder glatt gehobelt. Die Laufleisten im Korpus konnte ich nicht ausbauen und habe sie deshalb mit Holzpaste aufgefüllt, glattgeschliffen und mit Kerzenwachs eingerieben.

Jetzt noch einige Bilder von der Fertigstellung.
Unterste Schublade schon poliert
Zweite von unten, unbehandelt
dritte von unten, porengefüllt
Oberste Schublade grundiert


Den Schreibpulteinsatz habe ich nur greinigt und aufpoliert.



So jetzt bin ich erst mal vom verfassen diese Beitrages geschafft und stehe allen Anregungen und Kritiken offen gegenüber. Ich habe noch jede Menge mehr an Arbeit gehabt als ich hier darstellen konnte und auch noch mehr Bilder.
Viele Grüße
Uwe