Ein bairischer Hobel *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Wolfgang Jordan
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Ein bairischer Hobel *MIT BILD*

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo,

wer weiß denn, was ein Fotzenhobel ist?

(Bitte weiterlesen, der Beitrag ist jugendfrei!)

Jeder Dialekt hat so seine Besonderheiten, die für den Außenstehenden zuweilen auch etwas schockierend sein können. Als ich vor knapp 20 Jahren in die Münchner Gegend gezogen bin, habe ich mühsam lernen müssen, daß "die Fotzn" für den Bayern einfach "der Mund" ist oder auch "Ohrfeige" bedeuten kann. Wer will, kann hier genaueres finden und sich zu dem genannten Stichwort weiterklicken:

http://de.wiktionary.org/wiki/Ohrfeige

Ein Fotzenhobel ist dann recht anschaulich eine Mundharmonika. So weit, so gut. Vor einiger Zeit ist jedoch in einer lokalen Zeitung ein Bild erschienen, wo ein mit diesem Namen bezeichnetes Instrument gezeigt wird. Wie man sieht, wurde hier anscheinend ein echter Hobel zu einem Musikinstrument umgebaut. Ich wüßte jetzt gerne, ob jemand so etwas schon mal gesehen hat oder weiß, wie es funktioniert.

Gruß, Wolfgang



Josef Scheitl
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Re: Ein bairischer Hobel

Beitrag von Josef Scheitl »


Entschuldigung, wenn ich hier sprachlich korrigierend eingreife! Es heißt im Bairischen (mit "i", denn es geht um die Sprache) nicht "Fotzenhobel" sondern Fotzhobel!

Beste Grüße!
Josef


reinhold
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Re: Ein bairischer Hobel

Beitrag von reinhold »


hallo,
Fotzhobel kann nicht nur Mundharmonika bedeuten, sondern bezeichnet auch die Maultrommel.
Und hier scheint einer diese Bedeutung wörtlich umgesetzt zu haben.
Diese quergelegte Feder könnte die schwingende Zunge enthalten.
Die Stimmwirbel geben mir allerdings Rätsel auf. Erinnert mich an die Wolpertinger, die man in manchen Touristengeschäften kaufen kann.

Gruss
und gutes Neues Jahr
reinhold (Schwabe)



Wolfgang Jordan
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Re: Ein bairischer Hobel

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Reinhold,

da hast du wahrscheinlich recht mit dem Wolpertinger. Ich habe auf dem Bild auch Saiten gesucht und keine gefunden.

Josef: Ich habe den Namen so angegeben, wie er in der Bildunterschrift der Zeitung stand. Deine Version habe ich auch gelesen, aber ich kann nicht beurteilen, wie das Teil richtig heißt.

Mittlerweile glaube ich, daß der Besitzer dieses Instruments seine Phantasie hat spielen lassen und etwas Einzigartiges erschaffen hat. Vielleicht sollte ich zur nächsten A94-Demo gehen und hoffen, daß er wieder dort auftaucht.

Gruß, Wolfgang



Heid K.G.

Re: Ein bairischer Hobel

Beitrag von Heid K.G. »


Hallo Wolfgang
über die Zeitung (Archiv) ist bestimmt über den Besitzer usw. mehr zu erfahren, versuch's doch.
Gruß Kurt


Wolfgang Jordan
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Re: Ein bairischer Hobel

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Danke für den Tip, Kurt. Aber das Foto ist schon anderthalb Jahre alt und stammt von einer Demo mit hundert anderen Leuten drauf. Höchstens, daß jemand in der Redaktion den Hobler zufällig kennt. Probieren könnt ich's vielleicht.

Gruß, Wolfgang


Gottfried K. -F
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Re: Ein bairischer Hobel

Beitrag von Gottfried K. -F »


Hallo beinander,

der Fotz (das o wird langgesprochen wie bei Boot) ist der Mund. Die Mundharmonika wird also wie ein Hobel übers Holz, über den Mund gehobelt, daher der Fotzhobel, oder die Fotzhobler (mehra vo de Fotzhobla auf oan Fleg beinounda).
Auch in Teilen von Österreich (Waldviertel, Mühlviertel) kennt man diesen Ausdruck. Allerdings für die Maultrommel kenne ich diese Bezeichnung nicht. Der Fotzenhobel ist ein (nicht ganz jugendfreies) Teil, das, äh, nun also, äh.......

Herzlichst Gottfried


martin

Re: Ein bairischer Hobel

Beitrag von martin »

[In Antwort auf #126199]
Hallo,
hier kann ich vielleicht als alter Bob Dylan Fan was beitragen. Bei der "Feder" handelt es sich schlicht um eine Halterung, in die die Mundharmonica eingeklemmt wird, um die Hände für die Gitarre frei zu haben
Gruß
martin



Wolfgang Jordan
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Re: Ein bairischer Hobel

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Danke, Gottfried, für die "Aufklärung". Dann ist die Bezeichnung hier im Randgebiet zwischen Ober- und Niederbayern entweder etwas anders, oder der Herr, der die Bildunterschrift verfasst hat, war mit seinen Gedanken gaaanz woanders.

Gruß, Wolfgang


Josef Scheitl
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Re: Ein bairischer Hobel

Beitrag von Josef Scheitl »


Wenn ich mich noch einmal einmischen darf...

Nein, lieber Wolfgang, diese Bezeichnung ist in Ober- und Niederbayern gleich. Aber: In den Redaktionen der Regionalzeitungen sitzen immer häufiger Leute, die gewissermaßen einen "Migrationshintergrund" haben. Sie sind der bairischen Sprache nicht mächtig, wollen aber partout ab und zu was "Bairisches" von sich geben. Na ja, dann schreiben sie das halt so, wie sie meinen, dass es richtig ist. Ich erlebe das in der hiesigen Zeitung (OVB, Rosenheim) immer wieder. Manchmal wirkt es richtig peinlich!

Beste Grüße!
Josef



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