Hobelbank Eigenbau - Endlich fertig! BILDER!
Verfasst: Mo 21. Dez 2009, 09:50
Liebe Forumsbewohner,
So, meine Hobelbank ist nunmehr soweit fertig gestellt, dass ich sie hier einmal vorstellen möchte. Ich stelle sie hier ins Handwerkzeugsforum, da wichtige Elemente (v.a. die Holzverbindungen) mit Handwerkzeugen erstellt wurden und bei zahlreichen maschinenunterstützten Arbeiten mit Handwerkzeugen nachgearbeitet (Abrichten der Pfosten) oder parallel mitgearbeitet wurde (Bankhakenlöcher mit Maschine und Winde). Außerdem dient sie später fast ausschließlich als Basis für Arbeiten mit Handwerkzeugen.
Vorgaben:
- begrenzte Räumlichkeiten ließen nur eine Länge bis ca. 170 cm zu. Eine temporär anzubringende Verlängerung von ungefähr 45 cm wurde aber von Beginn an in die Planung mit einbezogen und wird auch noch angebaut. Die geeignete Verbindungstechnik ist mir allerdings noch unklar.
- mit begrenzten Mitteln und ebensolchem Maschinenaufwand zu fertigen (damit schied die Verwendung von (Buchen)blockware aus, die einfach zu viel Zurichtarbeit gekostet hätte.
- Beine mit Plattenkante in einer Flucht, um dadurch wesentlich bessere Spannmöglichkeiten zu haben (Hobelbänke mit zurückgesetztem Gestell, wie es bei den meisten klassischen deutschen Hobelbänken der Fall ist, empfinde ich als Fehlkonstruktion).
- einfache und kostengünstige Beschläge und Zangen
- breite Doppelspindelzange an der Front, die das Einspannen von kleinen bis mittleren Schubladen erlaubt.
- Verzicht auf klassische Hinterzange und Ersatz durch zwei einzelne Hinterzangen auf voller Breite der Platte.
- demontierbar.
- kostengünstig, da das Projekt ja leicht hätte scheitern oder vermurkst werden können.
Material:
Kiefer. Im Hornbach-Baumarkt in MA kann man Pfosten aus sog. Märkischer Kiefer in recht ordentlicher Qualität bekommen: gerade, wenige Äste, hoher Kernanteil, enge Jahresringe, allerdings noch nicht auf die Restfeuchte heruntergetrocknet.
Im Baumarkt ging ich so vor, dass ich mir zunächst eine Alurichtlatte aus dem Ständer mitnahm, und damit die Pfosten kontrollierte und entsprechend aussortierte. Da wurde schon mal der ganze Vorrat durchforstet
Ein 2-m-Pfosten, 88 x 88 mm, kostete 10 Euro, 68 x 68 mm 6 Euro.
Die Pfosten wurden mit der Hobelmaschine bei meinem Bruder winklig abgerichtet und erst einmal liegengelassen, weil ich nicht zur Weiterverarbeitung kam. In dieser Zeit trocknete das Holz noch ein Stückchen, verlor die Winkligkeit und musste erneut abgerichtet werden :-(. Es blieben damit Dicken von 82 mm und 62 mm.
Platte:
Die Platte hat zwei unterschiedliche Dicken. Vorne besteht sie aus 3 dicken (82 mm) Pfosten, also ca. 24 cm breit, die restliche Tiefe (ca. 40 cm) ist aus 62 mm Pfosten verleimt. Mit dieser Bauweise sollte eine von mir als Einzelperson noch während des Baus zu bewegende Platte ermöglicht und gleichzeitig die Holzkosten noch ein wenig gesenkt werden (möglicherwesise habe ich eine Tendenz, am falschen Ende zu sparen). Die spätere Benutzung wird mir erweisen, ob ich diese Extravaganz bereue oder nicht.
Vor dem Verleimen wurden die Balken größtenteils noch von Hand mit der Rauhbank nachgearbeitet, verleimt wurde mit D3-Weißleim.
Die Enden tragen Querhölzer, die auf Federn aufgeschoben und mit der Platte noch verschraubt sind (hinten Langloch um Reißen der Platte zu verhindern). Die saubere Herstellung von Nut und Feder gestaltete sich sowohl mit Handwerkzeugen (Sägen, Badger Plane, Nut- und Grundhobel) als auch mit den mir zur Verfügung stehenden E-Werkzeugen (Sch kreissäge von Vatter, Hobbyoberfräse von Bosch) sehr schwierig. Die Nuten der Hirnleisten mussten sogar noch einmal verfüllt und wieder neu geschnitten werden. Auch danach sind sie nicht perfekt geworden, erfüllen aber ihren Zweck und ermahnen mich zu stetiger Verbesserung meiner Fähigkeiten ;-)
Die Bankplatte wurde mittels Rauhbank von Hand geebnet, was insgesamt sehr gut ging, stellenweise jedoch Ausrisse hervorgerufen hat (Kiefer kann schon mal bei entsprechendem Faserverlauf problematisch zu hobeln sein aber kaum ein Holz duftet so wunderherrlich beim Hobeln wie eben Kiefer!).


Gestell:
Beine aus 82 mm Kiefernpfosten, Streben aus 62 mm Kiefernpfosten, teilweise noch um 2-3 cm aufgedickt. Die Querstreben zwischen den vorderen und hinteren Beinen sind mittels handgefertigten Doppelzapfen verbunden und zusätzlich mit Holzdübeln gesichert.
Die Längsstreben sind mit den Beinpaaren über Gewindeschrauben verbunden. In Aussparungen liegen Querlatten aus Abfallmaterial, die später einen Teil meines Holzvorrats tragen werden, was der Bank willkommene zusätzliche Masse verleiht.

Zangen:
Für die Zangen wurden einfache Hobelbankspindeln mit 28 mm Durchmesser verwendet, die ich einst günstig in Englang beschafft hatte. Jede wiegt ungefähr 3 kg, was der Bank 12 kg an weiterer Masse zufügt.
Die Gestaltung und Ausführung der Vorderzange (aus 62 mm-Balken) gestaltete sich wenig kompliziert. Da es mir unmöglich erscheint, in der geforderten Genauigkeit Löcher zu setzen und zu bohren, wurde sie in der Höhe etwas auf Übermaß gefertigt und anschließend mit der Bank bündig gehobelt.
Lästig und zeitraubend war die Versenkung der Spindelsockel in den Querhölzern (aus 82 mm-Balken). Zuerst vermaß ich die konischen Schraubensockel, bohrte dann zunächst mit einem Forstnerbohrer des Spindeldurchmessers einmal vollständig durch um die Lage festzulegen und bohrte dann mit unterschiedlichen Fortnerbohrern (bis max. 50 mm Durchmesser) die Aushöhlung so weit es ging aus. Dann arbeitete ich mit einem Rundbeitel solange nach bis die Sockel in ihren Löchern verschwanden gerade und mittig in ihrer Position saßen.

Das Problem einer Hinterzange, die über die ganze Tischbreite geht und nur mittels einer Spindel gespannt wird, ist, dass sie sich bei einseitiger randlicher Belastung (also dem Normalzustand bei Nutzung der vordersten Bankhakenreihe) sofort verzieht und kein gutes Einspannen mehr zulässt. Deshalb habe ich die Hinterzange zweiteilig ausgeführt. So kann ich einerseits große Werkstücke einspannen, indem ich beide Zangen benutze, und andererseits ausschließlich die vordere Bankhakenreihe benutzen, ohne unter dem oben erwähnten Verzug der Zange zu leiden. Die Hinterzangen zu fertigen war wesentlich schwieriger als dies bei der Vorderzange der Fall war, weil zu der Zangenspindel jeweils noch drei weitere Führungselemente (2 Kantstähle 20 mm und ein Buchenrundstab 25 mm) hinzukamen. Damit Spindel und Rundstab spiel- und spannungsfrei laufen, müssen sie absolut parallel zueinander liegen. Dies erfordert äußerst präzise gebohrte Löcher, die idealerweise auf einmal durch Führungsholz und Zange gebohrt werden müssen. Ohne spezielle Verlängerung für Forstnerbohrer ist das nicht möglich, sondern die Löcher in dem einem Element müssen auf das andere übertragen und dort separat gebohrt werden. Hierbei schleicht sich schon eine, wenn auch kleine, Ungenauigkeit ein, die zum Verklemmen der Zange führt. Um das Verklemmen zu lösen, mußte das Führungsloch für den Rundstab etwas erweitert werden, was dann in leichtem Spiel endete. Die Montage von Vierkantstählen, die in eigens angebrachten Führungen laufen, erwies sich als wesentlich unproblematischer. Wieder etwas gelernt.



Die fehlende vierte Schraube in den Führungen für die Vierkantstähle ergab sich aus der Position der Spindelmutter, die keinen Platz mehr für eine weitere Schraube erlaubte.

Die Zangenschlüssel sind aus Eibenästen herausgehobelt (leider habe ich keine Drechselbank) und noch auf Passung geschliffen. Ich mag dieses schön gefärbte und unglaublich zähe Holz sehr gerne.

Bankhakenlöcher:
Die Positionierung der Löcher wird unter anderem von der Lage des Gestelles und den Zangenspindeln samt den Befestigungsschrauben für ihre Sockel bestimmt und ist daher nicht in einem durchgängigen Raster möglich gewesen. Stört mich aber nicht. Ich habe mich aus folgenden Gründen für drei Lochreihen entschieden:
Die geteilte Hinterzange ist nur sinnvoll bei mindestens zwei Lochreihen. Allerdings wollte ich die vorderste Reihe möglichst nahe am Plattenrand, um auch schmale Leisten überstehend bearbeiten zu können (notwendig bei Hobeln mit Seitenanschlag). Der Abstand zur hinteren Hinterzange ist dann aber so groß, dass eine zweite Lochreihe nur bei Werkstücksbreiten ab ca. 30-35 cm einsetzbar wäre. So breite Bretter sind aber eher schon die Ausnahme.
Also bekam die vordere Hinterzange nahe an ihren Außenkanten jeweils eine Lochreihe, die hintere Hinterzange nur eine Reihe fast mittig zugeordnet. So kann ich schmale Teile, mittelbreite Bretter und große Werkstücke (z.B. zusammengesetzte Rahmen) gleichermaßen einspannen. Inwieweit sich die Hobelbank mit den beiden Hinterzangen sogar zum flächigen Verleimen eigenen wird, wird sich zeigen.
Wenn es bei uns heutzutage noch Sklavenarbeit gäbe, dann gehörte das Bohren von Bankhakenlöchern wohl dazu. Wie sich das zeitlich hinzieht, fällt schwer zu akzeptieren es sind doch nur ein paar Löcher!
Die Bankhakenlöcher sind 20 mm im Durchmesser und nehmen später Bankhaken aus Hartholz in entsprechender Dicke auf. Auf das zöllige Zubehör, das oftmals gerne zur Festlegung des Bohrlochdurchmessers herangezogen wird, habe ich u.a. aus Kostengründen verzichtet.
Nach dem Festlegen der Lochpositionen baute ich mir eine Bohrschablone aus Hartholz mit Führungslöchern im Bohrlochmesser 20 mm und zusätzlich 14 mm. Mein Billig-Forstnerbohrer ist zum einen nicht gerade leistungsfähig, weshalb ich Löcher meistens mit der Winde und einem Schlangenbohrer etwas geringeren Durchmessers vorbohre. Zum anderen reicht die Länge der Forstnerbohrer nicht fürs Bohren von Bankhakenlöchern aus, was entweder die Bohrerverlängerung erfordert, oder das Durchbohren der angesenkten Löcher mit einem anderen Bohrer nötig macht. Die Bohrerverlängerung war mir zum einem etwas teuer, zum anderen kann ich die eher zurückhaltenden Einschätzungen mancher Forumsbewohner zum Wirkungsprinzip (Festhalten des runden Bohrerschaftes mittels Madenschrauben --> das kann nicht gut gehen) unterstützen. Ich habe mir also so beholfen, dass ich mit Schlangen- und Flachfräsbohrer nachgebohrt habe (wobei letzterer die Wandung des vorgebohrten Lochs manchmal stärker in Mitleidenschaft zog, als der Schlagenbohrer). Für beide Varianten musste ein Gegenholz angezwungen werden, um die Ausrisse auf der Plattenunterseite einzudämmen (ganz vermeiden ließen sie sich aber nicht).
Die ganze Prozedur sah also folgendermaßen aus:
Schablone zunächst mit den 14 mm-Führungslöchern in Position bringen und an beiden Seiten der Werkbank anzwingen (also immer schön drumherumlaufen :-( )
Mit Bohrwinde bis auf maximale Tiefe des späteren Forstnerlochs vorbohren (nicht viel tiefer, da sonst ggf. der 20 mm-Schlangenbohrer später nicht mehr greift).
Auf diese Weise alle Löcher vorbohren.
Wieder vorne beginnen: Schablone jetzt mit 20 mm-Führungslöchern mit Gegenleiste und von beiden Seiten der Werkbank anzwingen (und wieder schön drumherumlaufen :-( )
Vorgebohrte Löcher mittels Forstnerbohrer und Bohrständer ausbohren.
Bohrmaschine wegstellen und Loch mit Bohrwinde und 20 mm-Bohrer zu Ende bohren (kostet bei diesem Durchmesser ganz schön Kraft!)
Auf diese Weise alle Löcher fertigbohren.
Eine entsetzlich träge Angelegenheit. Die Ankündigung an die Beste Ich geh mal eben noch ein paar Löcher bohren. kann da entweder schnell zu Verstimmung führen, oder aber es bleibt bei jeder Sitzung auch nur bei ein paar Löchern.
Die Lochqualität ist im oberen Bereich aufgrund der Verwendung des Forstnerbohrers gut, darunter leidet sie ein bisschen, was mich aber nicht stört. Im Gegenteil: rauere Lochwandungen halten sicherlich die Bankhaken besser. Eher stören mich die leichten Ausrisse auf der Plattenunterseite (Kiefer hat da eine gewisse Tendenz zu), aber da werde ich später kaum noch hinsehen.
Fazit:
Nach langer Bauzeit mit noch längeren Pausen zwischendrin ist mir trotz mit meinen einfachen Mitteln und meinem beengten Platzangebot gelungen, eine sehr brauchbare Hobelbank zu fertigen, die mich auch ästhetisch anspricht. Natürlich wäre vieles mit besseren Fertigkeiten und dem Zugriff auf die ein oder andere Maschine ordentlicher und v.a. schneller zu bauen gewesen, aber man hat, was man hat und es kommt darauf an, was man daraus macht. Auf alle Fälle habe ich beim Bau eine Menge gelernt und habe nun eine Hobelbank, die meinem Raumangebot und meinen Vorstellungen entspricht.
Was fehlt noch die obern erwähnte optionale Verlängerung um ca. 45 cm. Die will ich für die selten anfallenden Arbeiten an längen Teilen haben, aber auch abnehmbar gestalten, um bei Nichtgebrauch meinen geringen Platz anderweitig nutzen zu können.
Nach der besten Lösung, diese Verlängerung sowohl stabil anzubringen als auch schnell abnehmen zu können, suche ich derzeit noch.
Ach ja, das ganaze Gerümpel, was man uaf den Bildern teilweise sieht, steht da leider immer so rum. Ich muß mir "meine" Werkstatt mit einem Riesenschrank voller Kram, Marmelade, Kindersachen und - ja auch - Werkzeug, mit einem antiken Schrank auch voller wichtigem Kram, zwei Weinregalen, sechs Faltbooten, einem Teil meines Holzvorrats und einer weiteren kleinen Hobelbank teilen. Traurig, ist aber so :-( .
Viele Grüße
Philipp