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Kenyon- Säge *BILDER*
Verfasst: So 29. Nov 2009, 21:07
von Klaus Kretschmar
Hallo Werkzeugfreunde,
heute möchte ich euch eine Säge zeigen, die Pedder und ich ziemlich detailgenau einer historischen Säge aus ca. 1790 nachbauten. Es ist eine Kenyon Zinkensäge aus dem Werkzeugkasten von Benjamin Seaton (1775-1830). Dieser Werkzeugkasten ist einzigartig, weil er fast vollständig erhalten ist und zeitgenössische Werkzeuge (ca. 200!) enthält, die so gut wie nie benutzt wurden und sich daher in perfektem Zustand befinden. Darunter eine Zinkensäge mit der Blattlänge von 21 cm und der Blattiefe von 2,6 cm vorne und 3,4 cm hinten. Sie ist mit ca. 20 tpi bezahnt (Längsschnitt). Hier ein Link zu der Säge.
http://blog.woodworking-magazine.com/blog/Woodworking+In+America+A+Shocking+Saw.aspxDer Autor Chris Schwarz stellte unter anderem eine Schablone des Griffes ins Netz, weil er von dieser Säge sehr begeistert war. Seither ist sie von verschiedenen Sägemachern mehr oder weniger detailgenau nachgebaut worden. Mike Wenzloff bietet einen sehr gelungenen Nachbau zum Verkauf.
Nun, auch Pedder und mich reizte ein Nachbau. Pedder machte ein Blatt, das sich am Original orientiert und ich machte den möglichst originalgetreuen Griff. Zwei Abweichungen haben wir uns erlaubt. Statt Buche nahmen wir für den Griff amerikanische Walnuss. Zum einen hatte ich keine wirklich trockene Buche mit stehenden Jahren und zum anderen bekamen wir von Bert Wallraff ein ausserordentlich schönes Stück amerikanische Walnuss mit stehenden Jahren, das wir für diesen Griff erstmals verwenden wollten.
Die 2. Abweichung liegt im Rücken. Das Original ist gebogen und 16 mm tief. Wir haben keine Möglichkeit, Rücken zu biegen, weswegen wir einen gesägten verwandten.
Das Ergebnis:






Noch ein Bild mit dem Versuch, die Bezahnung zu zeigen. Die ist aber so fein, dass sie mit meiner Kamera nicht vernünftig darstellbar ist.

Die Säge ist prädestiniert für feine und feinste Verbindungen. Ideal ist sie für Holzstärken bis 15 mm. Bis 20 mm macht sie aber auch mit, wenngleich sie dann schon etwas an Geschwindigkeit verliert. Sie sägt wirklich ausgezeichnet und ist ein weiterer Beleg, dass Pedder ein Künstler in der Herstellung von Sägeblättern ist. Es ist eine wahre Freude, wie exakt, gerade, weich und trotzdem schnell diese kleine Säge arbeitet.
Jetzt sucht sie einen Meister. Warum? Nun, ich habe eine kleine 20 tpi-Säge und Pedder passt der Griff nicht, seine Hände sind zu gross. Der Griff ist auch in der Grösse wie das Original und passt daher nur für Menschen, deren Handbreite im Bereich der Knöchel nicht grösser als 90 mm ist.
Viele Grüsse
Klaus
Hört endlich auf!
Verfasst: So 29. Nov 2009, 21:38
von Rafael
Jedes mal, wenn ich etwas über Eure schönen Sägen gelesen und gesehen habe, muss ich fast eine neue Tastatur kaufen, da ich den Sabber kaum zwischen den Tasten rausbekomme.
Der Speichelfluß wird enorm potenziert beim Anblick solch schöner Werkzeuge.
Dabei möchte ich mich demnächst auch darin versuchen, bei solchen Vorlagen fällt es aber schwer anzufangen, da die Erwartungen immer größer werden.
- Ironiemodus AUS
Schönen Gruß,
Rafael
Ergänzung
Verfasst: So 29. Nov 2009, 21:47
von Pedder
ich habe noch ein Abweichung vom Original zu beichten: Das Blatt ist minimal stärker als das Original. Die Original Kenyon hatte irgendwas zwischen 0,4 und 0,45 mm Blattstärke. Der Stahl wäre zwar bei HS-Folien zu ergattern, aber wir bekommen den dünnen Schlitz nicht hin.
Liebe Grüße
Pedder,
der die Säge auch noch nicht in Natura gesehen hat.
Fang an! Oder auch nicht?
Verfasst: So 29. Nov 2009, 22:00
von Pedder
Hallo Rafael,
wir werden sicher nicht aufhören, es macht Spaß. Aber lass Dich bitte nicht abhalten, es selber zu probieren. Neulich habe ich zufällig meinen zweiten Griff im Netz gefunden.
hier kannst Du ihn sehen.
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/read/25286Ein andere Blogger hatte ihn abgebildet und bekannt dass er diesen schön fände. Die Zähne an dieser Säge habe ich nach der Ausdruckvorlage von Leif Hanson gemacht. Ich finde das nicht so leicht, wie von Friedrich beschrieben und verwende daher physische Hilfen, in der Regel andere Sägen oder Muster, die ich mir von diesen Sägen gefertigt habe.
Zum Einstieg würde ich den von Roy GRiggs beschriebenen Weg einschlagen: Eine Feinsäge um den runden Griff kürzen und ein neuen Griff dran bauen. Die Pax oder die Wiliam Greaves von Dieter Schmid bieten sich dafür an. Dann noch ein paar Sägeschrauben und für unter 25 Eur hat man was eigenes.
Wenn es damals schon die Veritas Zinkensägen gegeben hätte, hätte ich wohl nie mit den Sägen angefangen. Und hätte womöglich Möbel gebaut....
Liebe Grüße
Pedder
Hoffentlich
Verfasst: So 29. Nov 2009, 22:28
von Rafael
konnte man meinem Text ansehen, daß dieses "Hört endlich auf" nur ironisch gemeint war.
Falls nicht, dann kann ich versichern, daß ich mich an den Bildern solch schöner Werkzeuge nicht sattsehen kann.
Also: immer weiter damit, soll meine Tastatur doch ganz unter Wasser stehen!
Bis dann,
Rafael
Re: Fang an!
Verfasst: So 29. Nov 2009, 22:30
von Andreas S.
Moin Pedder,
auch wenn es sicher schade um die Zeit wäre, die dann für Sägen nicht mehr zur Verfügung stünde,
würde mich das mit den Möbeln doch schon interessieren ;-)
Zumal es mir bei Betrachtung Eurer Werke ähnlich geht, wie Rafael es beschreibt.
Nein im Ernst: Es ist schon Wahnsinn, was Ihr zwei da so macht - und es macht auch für den Nicht-Neandertaler schon Spaß, Eure Berichte dazu zu lesen.
Wenn Ihr mit der gleichen Perfektion daran ginget, Möbel zu bauen .... das denk' ich lieber nicht zu Ende.
Gruß aus HH
Andreas
Re: Kenyon- Säge *BILDER*
Verfasst: Mo 30. Nov 2009, 08:58
von Thomas Heller
[
In Antwort auf #125906]
Guten Tag alle zusammen!
Die Bilder dieser neuen, "alten" Säge lösen auch bei mir wieder Besitzgier aus.
Insbesondere der Griff aus dem schon angesprochenen, wunderschön gewachsenen Stück Nussbaum hat es mir angetan.
Sieht einfach toll aus!
Aber zwei Werkzeuge für annähernd die gleiche Anwendung kann ich mir leider nicht erlauben.
Ich trau mich mal, hier ganz offiziell zu fragen:
Wisst Ihr beiden schon, wann Ihr mit rückenlosen Längsschnittsägen anfangt?
Im Stil der Wenzloff-Sägen?
Viele Grüsse, Thomas
Re: Kenyon- Säge *BILDER*
Verfasst: Mo 30. Nov 2009, 12:34
von Klaus Kretschmar
Hallo Thomas,
nächstes Jahr werden Pedder und ich zunächst einmal 2 grössere Rückensägen in Angriff nehmen, eine Zapfensäge mit voraussichtlich 45 cm Blattlänge und eine Schultersäge mit Querschnittbezahnung und etwa 30 - 35 cm Blattlänge. Vielleicht kommt auch noch versuchsweise eine "Halfback" hinzu, das ist aber noch nicht abschliessend diskutiert.
An einer rückenlosen Säge werden wir uns ganz bestimmt versuchen. Das ist aber ein etwas grösseres Unterfangen und wird voraussichtlich erst 2011 spruchreif (ein Prototyp).
Viele Grüsse
Klaus
Re: Kenyon- Säge *BILDER*
Verfasst: Mo 30. Nov 2009, 17:38
von Bert Wallraff
Hallo Klaus, hallo Pedder,
wie immer eine wunderschöne Säge, nur leider zu schön für mich und danke für die Nennung als Lieferrant, ich könnte mich an die Rolle des Metzgers, der das Filet liefert gewöhnen.
Liebe Grüße Bert
Re: Kenyon- Säge *BILDER*
Verfasst: Mo 30. Nov 2009, 18:45
von Bernhard
[
In Antwort auf #125906]
Hallo Pedder und Klaus,
wieder ein sehr schönes Modell. Es macht Spaß zu sehen, wie Ihr Eure Sägen immer weiter perfektioniert. Der Übergang vom Griff zum Blatt und Rücken ist wirklich perfekt.
Nochmals Glückwunsch
Bernhard