Frösche im Hobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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reinhold
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Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Frösche im Hobel

Beitrag von reinhold »


hallo,
ich habe mir gerade den neuen Kunz angeschaut und bin über den Gedanken gestolpert, warum eigentlich eine Neukonstruktion ein derartiges Bauteil wie den Frosch enthält?
Bitte korrigiert mich, wenn ich falsch denke. Der Frosch ist doch das "dreieckige" , keilförmige Teil, auf dem das Hobeleisen aufliegt und auch festgehalten wird. Wenn ich meine Eisenhobel anschaue, dann ist es ein sehr komplexes Teil. Es muss verschiebbar sein, damit man das Hobelmaul fein einstellen kann, und es darf nicht wackeln. Die ganzen Klimmzüge in der Konstruktion des Frosches werden doch nur gemacht, um diese Verschiebbarkeit zu gewährleisten. Hätte man dieses Problem nicht, könnte man den Frosch massiv mit dem Hobelkörper aus einem Stück machen und aus diesem die Eisenauflage herausfräsen. Nichts wackelt, nichts vibriert. Einverstanden?
Wäre es da nicht einfacher, zu einem festen Auflager ein bewegliches Hobelmaul zu bauen, wie manche Blockhobel oder die alten Reformputzhobel?

Grübel !

reinhold



Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Frösche im Hobel

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Reinhold,

so ganz allein bist du mit deiner Meinung nicht. Der neue Stanley Nr. 4 ist genau nach dem von dir vorgeschlagenen Konzept gebaut.

Viele Grüsse
Klaus



Pedder
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Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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Guss *MIT BILD*

Beitrag von Pedder »


Hallo Reinhold,

bleibt doch nur die Frage, warum das nicht immer schon so gemacht wurde, oder? ;o) Wenn ich das richtig verstanden habe, neigen starke Gussteile eher dazu, sich zu verziehen, als dünnwandige. Vielleicht hat man das mit neuen Verfahren einfach besser in den Griff bekommen.

Übrigens haben auch die Veritas Bankhobel keinen herkömlichen Frosch. Das Teil, auf dem das Eisen ruht, ist ein Teil der Sohle und des Griffes. Hat diese Hobel eigentlich irgendjemand?

Liebe Grüße
Pedder



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3190
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

nein, nicht einverstanden.

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #125401]
Hallo Reinhold,

ich habe den Kunz ja konstruiert. Es gibt zwei Möglichkeiten, das bei "besseren" Eisenhobeln geforderte verstellbare Maul zu realisieren. Entweder ein verschiebbarer Frosch oder eine verschiebbare Platte in der Sohle. Für den verschiebbaren Frosch spricht einfach, dass der Frosch (in einen Baukastensystem) mehrfach einsetzbar ist (beispielsweise in einem #4 und in einem #5) und dass der eigentliche Hobelkörper sehr einfach bleibt und nicht von unten gefräst werden muss für die Führung der Platte. Der Aufwand für Platte und Führung dazu ist auch nicht unerheblich. Außerdem lässt sich die beim Kunz gewählte Lösung als "verbesserter Bedrock" darstellen, das hat auch was.

Es wurde für den Kunz + entschieden: Soll einen Frosch haben.

Der eigentliche Nachteil der verschiebbaren Frösche, nämlich der Fummelkram wenn man denn wirklich verstellen will, ist beim Kunz behoben, die Mauleinstellung ist viel einfacher als bei den klassischen Baileys und Bedrocks (lässt sich so realisieren weil man heute eben genauer fertigt).

Also, mein Widerspruch zu Anfang bezieht sich einfach auf Deine Aussage, dass eine froschlose Konstruktion mit Schiebeplatte eindeutig vorteilhaft sei. Das ist nicht so. Beides geht, und keins ist eindeutig die bessere Lösung. Und bei Steilwinkelhobeln ist beides machbar. Flachwinkelhobel sind nur ohne Frosch möglich.

Friedrich



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: nein, nicht einverstanden.

Beitrag von reinhold »


hallo Friedrich,

danke für Deine Antwort. Für den Frosch sprechen also Gründe, die sich überwiegend aus der Herstellung des Hobels ableiten.
Das Problem, dass das Hobeleisen im vorderen Bereich nicht so gut unterstützt wird, nimmt man offensichtlich in Kauf. Ist dieses Problem auch in der Praxis relevant? Flattert das Eisen dadurch mehr?

Der von Pedder gezeigte Veritas-Hobel unterstützt dagegen das Eisen bis an die Fase.

viele Grüsse
reinhold



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3190
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Abstützung des Hobeleisens- kein Problem

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Reinhold,

nein, da siehst Du ein Problem das es nicht gibt. Auch der Frosch des Kunz + unterstützt das Eisen bis zur Fase. Das ist schon deswegen sehr einfach zu erreichen, weil das Eisen ziemlich dick ist. Nur ein dünnes Eisen auf einem ungeschickt konstruierten Frosch hängt unten frei.

Friedrich


Rafael
Beiträge: 841
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: nein, nicht einverstanden.

Beitrag von Rafael »


Hallo,

zu diesem Thema habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Vor allem, als ich mir meine 60 1/2 und 9 1/2 Blockhobel vorgenommen habe.
Die Führung der verschiebbaren Platte vor dem Maul muss bei diesen Hobeln absolut parallell zu der Hobelsole gearbeitet sein. Ist es nicht der Fall, dann kann sich beim Verschieben der Platte in eine andere Position eine kleine Kante zwischen der Platte und der Sole ergeben. Würde man die Hobelsole mit der Platte in dieser Position wieder plan schleifen, ergibt sich die Kante wieder in einer anderen Position.

Es ist nicht grundsätzlich unmöglich die verschiebbare Platte und deren Führung genau herzustellen, nur eben etwas aufwändiger. Sollte sich irgendwann mal der Hobelkörper verziehen, dann ist man gezwungen so zu schleifen, daß die vordere Fläche um die Platte entweder gar nicht, oder nur parallell zu den Führungen geschliffen wird.
Bei der Konstruktion mit einem Frosch kann man die Sole auch schief (übertrieben gesagt) schleifen und mit der Eiseneinstellung dann ausgleichen. Sollte dann bei richtig eingestelltem Eisen die Vorderkante des Mauls nicht Parallell zur Schneide sein, so kann man diese immer noch mit Hausmitteln passend Feilen.

Gruß, Rafael



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