Klemmender Nuthobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Klemmender Nuthobel

Beitrag von Philipp »


Zur Zeit habe ich einiges zu nuten und habe dafür meinen Ulmia-Nuthobel rausgekramt und losgelegt. Vor allem bei langen Nuten (die Langteile des werdenden Badschrankes sind über 2 m lang) fiel mir unangenehm auf, dass sich der Nuthobel gerne verklemmt und das umso stärker, je tiefer die Nut wird.

Wachse ich die Sohle, den Anschlag und die Seiten des Eisens, so läuft der Hobel besser. Nachdem das Wachs aber nach wenigen Zügen schon wieder abgetragen ist, ist die verbesserte Gleiteigenschaft wieder dahin.

Ich frage mich natürlich, wo der Grund für das Verklemmen liegt. Ähnliches Verhalten kannte ich schon von einem englischen Kombihobel und konnte es da auf den krummen Anschlag zurückführen. Der Anschlag (Metallguß) meines Ulmia-Nuthobels ist aber gerade, ebenso die Sohle, und die Flanken des Eisen sind schwach abgeschrägt, so dass das Eisen sich nicht verklemmen dürfte.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit Nuthobeln gemacht und weiß davon - und von Verbesserungsvorschlägen – zu berichten?

Außerdem: warum ist so ein Hobel eines (ehemaligen) Marktführers eigentlich so unergonomisch? Nuten ist ja schon eine recht anstrengende Arbeit, und das erforderliche sehr fest Halten des kastigen Hobelkörpers wahrlich keine Freude. Es gibt Konstruktionen, die sich mir einfach nicht erschließen wollen...

Viele Grüße

Philipp



Florian Witt
Beiträge: 23
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Klemmender Nuthobel

Beitrag von Florian Witt »


Hallo Philipp,

ist es möglich, dass sich der Teil des Hobelkörpers, der in der Nut läuft, nach unten hin verjüngt? Das kann sich durch Verschleiß so ergeben, die Flanken werden unten schließlich schneller abgenutzt. Einfach mal mit dem Messschieber die Sohlenbreite und die Breite des Körpers ein Stück höher messen. Wenn die Sohle schmaler ist (da reichen Hundertstel), hast Du Dein Problem. Alternativ könnte auch das Eisen einen Tick schmaler als die Sohle sein, dann würde es den Nutgrund nicht breit genug aushobeln. Kann man auch nachmessen.

Waidmannsheil für die Fehlerjagd,
Florian



Marcus Nohr
Beiträge: 300
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Klemmender Nuthobel

Beitrag von Marcus Nohr »


Hallo Florian,

nur zur klärung, Phillip spricht von einem deutschen Nuthobel, mit einem starken Blech als Sohle. Das Eisen steht auf beiden Seiten deutlich über das Blech (ausser bei meinem 2mm Eisen). D.h. die Sohle kann nicht klemmen.

Das Problem hatte ich bisher noch nicht in ausgeprägter Form, ich habe aber noch keine 2m Teile genutet. Ich würde denken, dass es am ehesten durch ein leichtes vekanten zu dem Problem kommt. Evtl. ist auch der Anschlag nicht 100% parallel zur Sohle, das macht sich natürlich erst bei tiefen Nuten bemerkbar.

Ich hatte zwar auch schon ein Klemm-Problem, das kam aber daher, dass sich die Spanstärke durch leichte Druckveränderungen am Hobel dramatisch änderte und das Eisen einhakte. Nach vielem vergeblichen Probieren habe ich dann die beiden Sohlenstücke überfeilt, so dass sie in einer Ebene liegen und schon geht es besser.

Viele Grüße

Marcus


Andreas Winkler
Beiträge: 1137
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Klemmender Nuthobel

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Philipp,

würde mal nachkontrolieren, ob Anschlagund Sohle/Eisen rechtwinklig zueinander stehen. Vieleicht ist das gute Stück mal heruntergefallen und es hat sich etwas verbogen ?
Evtl. liegt es auch an der Durchführung des Hobelns, es könnte sein, daß Du den Hobel nicht ganz senkrecht zum Werkstück bewegst und deswegen irgendetwas "zwickt" ?
Vieleicht mit etwas weniger Eisenzustellung und dünnerem Span ausprobieren.

Zur Unergonomie - im Vergleich zu früheren Modellen erscheint mir der Ulmia-Nuthobel durch die relativ stark abgerundeten Enden bereits verbessert. Ältere Nuthobel haben nur einen leicht abgefasten Kasten. Offensichtlich hat man sich früher einfach mit so etwas abgefunden und gewartet, bis sich nach den Blasen Hornhaut an den entsprechenden Stellen der Hände gebildet hat.
Die Amerikaner haben schon früher Nuthobel mit Griff gebaut.

http://www.jimleamyplanes.com/Ultimate.JPG

Wäre mal interessant, mit einem solchen Hobel zu arbeiten. Könnte mir vorstellen, daß man durch den höheren Ansatzpunkt am Griff evtl. etwas mehr wackelt und weniger Kontrolle hat.

Gruß, Andreas



Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Re: Klemmender Nuthobel

Beitrag von Philipp »


Hallo in die Runde,

vielen Dank für die Einträge und Ideen. Es ist wahr, daß viele Dinge als Ursache für das unkontrollierte Verklemmen herangezogen werden könnten. Allerdings finde ich es immer wieder so ärgerlich, wenn man innerhalb eines (Möbel)bauprojektes immer wieder herausgeworfen wird um Werkzeuge zu kontrollieren, einzustellen und zu überarbeiten. Klar, man lernt eine Menge daraus - aber ich will Möbel bauen und mich nicht aus einem Selbstzweck heraus mit den Werkzeugen beschäftigen. Grrrr.....

Die Nuten sind auf alle Fälle gehobelt und es ging soweit auch recht gut. Beizeiten werde ich mich vielleicht mal an die exakte Überprüfung des Hobels machen...oder auch nicht...

Zur Ergonomie (@ Andreas): in Sachen Griffe haben die Engländer und Amerikaner uns primitiven Deutschen wohl wirklich etwas voraus (Tu felix Britannica/America!).
Hierzulande herrschen unhandliche, im Gebrauch schmerzende Kastenhobel vor, dort drüber besitzen sie schöne Griffe und reiche Verzierungen (man denke nur an die aufwendigen Seitenanschläge an englischen Falzhobeln!). Sind schon sehr unterschiedliche Sichtweisen.

Vor einiger Zeit hatte ich angefangen, eine Plattbank mit Griff zu versehen, weil sie in iherem Originalzustand einfach zu unhandlich war. Noch bin ich nicht fertig damit, aber ich spüre schon jetzt, daß die Kontrolle und Bedienfreundlichkeit stark zunehmen werden. Auch der Nuthobel wird früher oder später ohne Rücksicht auf den Originalzustand einen Griff verpaßt bekommen.

Viele Grüße
Philipp



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