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Hock-, Clifton-Eisen: lohnt das?

Verfasst: Fr 6. Feb 2009, 10:07
von Philipp

Liebe Hobler,

seid gestern ist meine Rauhbanksammlung um einen alten Stanley # 7 auf fünf Exemplare ausgeweitet worden (meine erste eiserne echte Rauhbank - der LV Flachbettbakhobel gilt nicht ;-).

Nach einer kurzen Aufbereitung (putzen, auf Winkligkeit prüfen, Frosch etwas feilen und Eisen schärfen) habe ich gleich losgelegt und war vom Ergebnis und von der Ergonomie recht angetan (naja, das Einstellrad ist allerdings eine ergonomische Fehlentwicklung).

Ich überlege, den Hobel ggf. durch ein besseres Eisen aufzuwerten, auch wenn das dünne Originaleisen gar nicht mal so schlecht ist. Meine Frage daher:

Hock oder Clifton?

Wenn die Hockeisen gerade mal "17 % dicker als die Standardeisen" (Beschreibung des Hausherrn) sind, dann ist das nicht die Welt, und ich frage mich, ob der Einfluß auf die Eignung dann spürbar ist.

Die Clifton-Eisen sind schön dick, kosten allerdings auch viel und erfordern ggf. Feilarbeit am Hobelmaul (das ich eigentlich nur ungerne erweitern würde).

Wer hat Erfahrung mit diesen "Aufwertungseisen" und kann sie hier berichten?

Danke und viele Grüße

Philipp



Re: Hock-, Clifton-Eisen: lohnt das?

Verfasst: Fr 6. Feb 2009, 12:55
von Tobias Kreitel

Hallo.

Ich habe vor einiger Zeit einen uralten Stanley No4 bekommen. Das Eisen war durch "pitting" d.h. Rostnarben so zerfressen, dass es nicht mehr zu verwenden war. Ich habe ein Hock-Eisen gekauft und bin begeistert. Die Schnitthaltigkeit ist sehr gut, auch das Abrichten der Spiegelseite ging flott. Ich habe mich für ein Hock-Eisen entschieden, weil der Hebel der Spandickeneinstellung bei einem dickeren Eisen nicht mehr in die vorgesehene Aussparung der Klappe greifen würde.
Bei dem jetzigen Eisen funktioniert alles tadellos.

Wenn du aber mit dem aktuellen Eisen keine Probleme hast, würde ich es nicht austauschen. Mit dem Stanley-Eisen in meinem No3 habe ich bis jetzt auch gute Erfahrungen gemacht.

Ich hoffe etwas geholfen zu haben.

Tobias




Re: Hock-, Clifton-Eisen: lohnt das?

Verfasst: Fr 6. Feb 2009, 22:33
von Friedrich Kollenrott

Hallo Philipp,

da würde ich mich Tobias anschließen. Warum willst Du überhaupt ein Hock- oder Clifton- Eisen einbauen? Ich selbst habe für meine Stanleys Originaleisen, Eisen von Hock, LN und Samurai und auch ein ganz exklusives chinesisches - die Unterschiede sind letztlich eher gering, und die Stanley- Eisen sind im Vergleich wirklich nicht schlecht!

Die alten Stanleys (es ist hoffentlich eine alter und keins der letzten Modelle) sind eingentlich typische Weichholzhobel, und das können sie mit ihren Originaleisen sehr gut. Wenn Du häufig sehr schwieriges oder sehr hartes Holz bearbeitest, dann kann ein dickeres und steiferes Eisen nützlich ein; sonst braucht man es eigentlich nicht.

Wenn Du jetzt sagst: Aber ich finde die dickeren Eisen einfach schöner, der Hobel würde mir damit mehr Freude machen! dann ist das m.E. das überzeugendste Argument (wirklich!), und ich kann es hundertprozentig nachempfinden. Dann nimm aber auch ein Clifton, das rechteckige und sehr kurze Hock sieht stummelig und unglücklich aus, auch wenn es funktionell ein wirklich gutes Eisen ist.

Ich wünsche Dir viel Freude mit der Raubank. Irgendwann kaufst Du Dir eine #8, die ist dann noch besser.

Friedrich




Re: Hock-, Clifton-Eisen: lohnt das?

Verfasst: Sa 7. Feb 2009, 15:14
von Roland
[In Antwort auf #123561]
Hallo,

würde nicht auch ein Ersatzeisen für die Veritas Rauhbak Nr. 6 passen (ich meine nicht die Flachwinkel-Rauhbank)?
Die Veritaseisen finde ich hervorragend, sie sind dick, sehr plan (!), schnitthaltig und können gut geschärft werden!Preislich liegen sie zwischen Hock- und Clifton-Eisen.



Re: Veritas in Stanley

Verfasst: Sa 7. Feb 2009, 19:56
von Rolf Richard

Interessante Idee!

Ich habe einen Stanley No. 4 und einen Veritas No. 4. Das Veritas-Eisen passt tatsächlich in den Stanley, der Frosch muss ggf. leicht justiert werden. Das Veritas-Eisen hat mit 3,2 mm Dicke natürlich einen erheblichen Vorteil gegenüber dem Stanley mit lediglich 2,1 mm.

Allerdings hat mich in der Vergangenheit die Schnitthaltigkeit auch nicht vom Hocker gerissen. Die Eisen sind gut, müssen aber genauso häufig geschärft werden wie die Stanley.

Gruss

Rolf




Re: Hock-, Clifton-Eisen: lohnt das?

Verfasst: Sa 7. Feb 2009, 23:27
von Hans Bos
[In Antwort auf #123561]
Hallo Philipp,

Anschliessend würde ich sagen dass es vom Holz abhängt was die beste Investierung ist. In meinem älteren Stanley no 5 funktioniert das Originaleisen befriedigend im weichen geradfasigeren Holz. Für härteres Holz und Holz mit unregelmäsiges Faserverlauf kommt ein dickeres LN Eisen mit Gegenfase darin. Damit wird gleichzeitig die Maulöffnung verkleinert. Auch für die andere meist verwende Hobel (Flachwinkel-Puthobel und 7 1/2 Flachwinkel Raubank) benutze ich ein zweites Eisen mit angepasste Fase für schwierigeres Holz. Hier sind die Eisen aber gleich dick, kein Punkt weil eine bequeme Maulverstellung vorhanden ist.

Schöne Grüsse aus Holland,

Hans Bos




Re: Hock-, Clifton-Eisen: lohnt das?

Verfasst: So 8. Feb 2009, 13:15
von David Goritschnig

Hallo,
bin ganz neu hier und möchte mich gleich mal ordentlich blamieren: Ich besitze eine kurze Rauhbank von Anant (indischer Hersteller) und hab bei härteren Hölzern das Problem, dass das Eisen flattert und außerdem die Schärfe schnell verliert. Ist es sinnvoll, ein hochwertiges Eisen nachzukaufen, oder würde das bei diesem billigen Hobel am Ende gar nichts bringen?
Grüße aus Salzburg.



Re: Hock-, Clifton-Eisen: lohnt das?

Verfasst: So 8. Feb 2009, 16:36
von Marc Waldbillig

Hallo David,

Willkommen im Forum.

Prinzipiell lohnt sich das Einsetzen eines dicken Eisens, wenn du zuerst den Hobel getunt hast, sprich die groben Ungenauigkeiten ausgemerzt hast. Die plane Auflage des Eisens auf dem Frosch ist wichtig, genauso wie der Sitz des Froschs auf dem Hobelkörper.

Sollte das Eisen dennoch flattern, was gut sein kann, dann ist das Aufrüsten eine effektive Verbesserung. Empfehlen würde ich ein dickes Eisen von Lie-Nielsen etwa, aber nicht die, die man zum Einsatz in alte Stanleys anbietet. Die sind nämlich deutlich dünner. Schwierigkeiten kannst du dann dann aber bekommen. Erstens könnte der Mitnehmer nicht mehr den Spanbrecher erreichen. Das kann vorkommen. Du müsstest den Mitnehmer verlängern. Zweitens kann das Hobelmaul jetzt zu eng werden, auch wenn der Frosch ganz nach hinten geschoben eingestellt wurde. Gegebenenfalls muss die Öffnung größer gefeilt werden.

Sicher ist, dass der Hobel nicht mehr rattern wird. Vielleicht hat ja jemand hier die Erfahrung mit Anant und LN-Eisen und kann berichten... ich habe nur einen alten Stanley... könnte aber einen Anant #3 ausleihen und ein reguläres LN-Eisen mal probieren - falls Bedarf besteht.

Gruß ;-)

Marc

p.s. Das hört sich jetzt an, als ob ich Friedrich widersprechen möchte, stimmt aber nicht ganz. Ein dickes Eisen macht sicher Sinn bei harten Hölzern und dicker Spanabnahme, wobei ein altes Stanley-Eisen sicher sinnvoll bleibt bei weichen Hölzern und/oder geringer Spanabnahme.




Re: Hock-, Clifton-Eisen: lohnt das?

Verfasst: Mo 9. Feb 2009, 09:14
von Philipp
[In Antwort auf #123564]
Hallo Friedrich und alle anderen,

danke für Eure Einschätzungen und Hinweise!

Nachdem ich nun schon einiges gehobelt habe, muß ich sagen, daß ich mit dem Originaleisen eigentlich recht zufrieden bin. Der Vorbesitzer hatte es leicht gerundet geschliffen, so daß man damit hervorragend zurichten kann ohne diese lästigen Hobelriefen, die mein Flachbetthobel konstruktionsgemäß hinterläßt (die anzuschleifende Rundung am Eisen ist deutlich größer als bei der klassischen Konstruktion).

Was mich aber beim Hobeln von schwierigen Stellen im Holz an der Konstruktion des Standardeisenhobels etwas stört, ist die Tatsache, daß die Eiseneinstellung in den Spanbrecher und nicht in die Klinge greift. Mir passierte es immer wieder, daß das Eisen bei sehr hohen Hobelwiderständen (z.B. Äste) zurückgeschoben wurde und dann nachjustiert werden mußte. Die Schraube, die es mit dem Spanbrecher verbindet, der vom Justierhebelchen blockiert wird, klemmt nicht immer ausreichend und läßt dieses lästige Verrutschen zu.

Ich werde wohl zunächst einmal auf ein neues Eisen verzichten, ggf. aber mal nachrüsten, auch, um einfach ein zweites zu haben und um seltener schärfen zu müssen (ich schärfe lieber alle Eisen in "Kampagnen", als einzeln bei Bedarf).

Friedrich: es ist ein alter Stanley, angeblich aus der Zeit von '33 bis '41 oder so in etwa (erstaunlich, daß man in diesem Zusammenhang diesen Zeitraum als positiv besetzt empfinden kann...).

Was meinst Du mit: "das rechteckige und sehr kurze Hock sieht stummelig und unglücklich aus" . Iniefern ist es "stummelig"? Es sieht doch auf Dieters Seite ganz normal aus, oder entgeht mir da was?
Ist Dein Samurai-Eisen das japanische, das "Feist" im Programm hat?

Ja, eine No. 8 hätte ich auch gerne, denn die # 7 wirkt auf mich nicht wie eine Rauhbank, eher wie eine Kurzrauhbank. Die tiefergelegte Ergonomie sagt mir sehr zu, denn ich finde, daß sie ein schnelleres und kontrollierteres Arbeiten zuläßt. Werde wohl mal die Griffe meiner hölzernen Rauhbänke auch mal tieferlegen und der Form eines klassichen Eisenhobels anpassen.

Viele Grüße
Philipp (der angesichts der großen Hobelarbeiten, die zur Zeit anstehen, von einer Hobelmaschine träumt...jajaja, jetzt isses raus, wo ist die Peitsche?)




Stanley #7/8 und Hock (mit Bild)

Verfasst: Mo 9. Feb 2009, 14:26
von Friedrich Kollenrott

Hallo Philipp,

ich arbeite mal Deinen Beitrag ab (so von Junkie zu Junkie).

Die Stanley- Konstruktion mit dem sehr kleinen Weg des Einstellmechanismus (am Zähnchen, das von unten in den Schlitz am Spanbrecher greift) erfordert zwingend, dass der Angriffspunkt am Eisen immer am gleichen Ort des Hobels ist. Da das Eisen kürzer wird und dabei allmählich durch den Hobel wandert, der Spanbrecher aber immer am gleichen Platz bleibt, ist es logisch, dort den Angriff zu schaffen. Ich habe noch nie Probleme mit einem Verrutschen der Verschraubung zwischen Spanbrechen und Eisen gehabt. Du bist entweder ein Riesenbär oder Du ziehst das nicht richtig fest. Da reicht eine kleiner Schraubendreher nicht, der zermatscht nur den Schlitz der (leider weichen) Schraube. Auf dem Bild siehst Du vor dem Hobel das hochentwickelte Kombiwerkzeug das ich dafür benutze. Man beachte die gerade gefeilte Vorderkante, damit ziehe ich die Spanbrecherschraube an.

Alter Stanley von 33 bis 42 (so wie mein #8, s. Bild): Ja, werkzeugtechnisch ist diese Zeit positiv belegt. In Amerika (und daher kommt er ja) wohl auch ansonsten. Den Rest wollen wir hier lieber nicht diskutieren.

Stummeliges Eisen? Auf dem Bild siehst Du meinen #8 mit Hock- Eisen. Vielleicht 10mm kürzer als beim Kauf, also noch viel Fleisch. Und so sieht das aus. Ist das kurz und stummelig?

Samurai: Es scheint das gleiche zu sein wie bei Feist, ja, jedenfalls sieht es genau so aus. Die Dickenangabe dort ("ca 2 bis 3 mm") kann eigentlich nur ein Scherz sein. Und in Wirklichkeit ist das Eisen (jedenfalls meines) 2,1 mm dick.

Du brauchst Dich nicht zu schämen, wenn Du von einer Hobelmaschine träumst. Sündigen wir nicht alle im Geiste? - Ich habe übrigens vor einiger Zeit meinen Maschinenbestand durch eine schöne Bandsäge - sagen wir mal- abgerundet. Sie erlaubte mir gerade vorgestern, bei der Neuanfertigung eines Griffes für meinen Veritas- Putzhobel aus einem dicken 120mm breiten Brett aus sehr harter gedämpfter Rotbuche zwei dünne Bretter zu machen. Toll! Damit habe ich jetzt Kreissäge, Säulenbohrmaschine, Bandsäge. Das reicht und mehr würde auch nicht reinpassen.

Friedrich