Stamm trocknen oder auftrennen?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Antworten
Thomas Hansen
Beiträge: 105
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Stamm trocknen oder auftrennen?

Beitrag von Thomas Hansen »


Hallo zusammen,

ich habe eben 2 wunderschöne etwa 15 cm dicke und 50 bzw. 60 cm lange Stücke Kirschholz bei einem Spaziergang gefunden. Ist abgesägt worden, weil da ein Gehweg entstand und einfach liegen gelassen worden. Hab mir die oben beschriebenen Stücke rausgesucht, weil kein Ast drin war und sie völlig gerade sind. Ich schätze, die liegen da so seit einem halben Jahr im Regen.

Meine Frage ist nun, ob ich die erst trocknen lasse und dann aufschneide oder ungekehrt. Ich dachte daran, wegen der schönen Maserung, die Stücke im Fladerschnitt per Hand aufzuschneiden. Der Gefahr des Verzeihens bin ich mir bewusst, finde aber dass Leimholz aus Kirsche Verschwendung ist. Dass die Bretter zunächst recht dick geschnitten werden müssen, um sie nachher planhobeln zu können, habe ich anhand eines früheren Versuchs mit einem dünneren Stück Kirsche gelernt.

Auch frage ich mich, ob ich die Schnittstellen irgendwie versiegeln sollte, um eine gleichmäßígere Trocknung zu erreichen. Hab ich irgendwo mal gelesen oder gesehen, kann mich aber nicht mehr erinnern.

Ich bin für alle Hinweise dankbar, da ich ehrlich gesagt keinerlei formelle Ausbildung habe, noch jemand Erfahrenem jemals zuschauen konnte. Alles was ich weis, habe ich aus Büchern oder Foren.

Danke im voraus
Thomas


Jürgen zur Horst

Re: Stamm trocknen oder auftrennen?

Beitrag von Jürgen zur Horst »


Hallo Thomas,

15cm im Durchmesser ist zu wenig. Der Baum dürfte noch keinen Kern gebildet haben, sondern nur aus Splintolz bestehen. Ein Drechsler könnt vielleciht etwas damit anfangen. Falls Du es trotzdem versuchen möchtest und das Holz bislang nicht gerissen ist, solltest Du es einmal halbieren und die Enden mit Holzleim versiegeln. Trocken, schattig und gut belüftet lagern.

Ein halbes Jahr Lagerzeit könnte schon etwas spät sein. Ohne das Halbieren dürfte das Holz unweigerlich reissen.

Probier es aus. Du hast das Holz kostenlos bekommen und Du kannst an den Stücken zumindest die Vorgehensweise erlernen. Vielleicht hast Du Glück und erntest sogar ein brauchbares Stück.

Tschüß Jürgen


Thomas Hansen
Beiträge: 105
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Stamm trocknen oder auftrennen?

Beitrag von Thomas Hansen »


Danke für die präzise Antwort! Genau deshalb bin ich schließlich bei diesem Forum hängen geblieben. Ich werde das so versuchen, wie du vorgeschlagen hast Jürgen. Wenn nur die Erfahrung dabei rauskommt, hats ja schon was gebracht.

Aber eine Frage hab ich dann doch noch: Welche Handsäge hat man in Europa für solche Auftrenn-Arbeiten benutzt? Die japanischen Auftrennsägen gibts ja nur in "von Jungfrauen bei Vollmond poliert".

Thomas


helmut hess
Beiträge: 339
Registriert: So 10. Mai 2015, 09:48
Kontaktdaten:

Re: Stamm trocknen oder auftrennen?

Beitrag von helmut hess »


Hi Thomas,

das kannst du bei diesem durchmesser durchaus mit einer normalen gestellsaege machen. wenn du eine hobelbank hast, kannst du es so einspannen, dass der stamm senkrecht in die hoehe zeigt und dann los. das blatt sollte relativ grob gezahnt sein, gut auf stoss und rechtwinklig zum blatt gefeilt sein.
wenn du es waagerecht, laengs zur vorderkante der hobelbank spannen kannst, so dass gut die haelfte vorn ueber steht, dann kannst du fausten.
das wuerde ich vorziehen, ist bequemer und effektiver.
das geht so:
fuer rechtshaender !!!
blatt senkrecht zum gestell einspannen, rechte huefte an die bank, das werkstueck klemmt vor dir. rechte hand am gnubbel der saege, der das blatt haelt, linke hand am buegelende bei der spannschnur/spanndrat. dann die saege wie ein saegegatter durchs holz jagen. die zaehne sollen auf stoss nach unten zeigen.
so kannst du relativ ermuedungsfrei auch langere schnitte ausfuehren.

gruss
helmut



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
Kontaktdaten:

Re: Stamm trocknen oder auftrennen? *MIT BILD*

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #122576]
Hallo Thomas,

ich würde in Bretter auftrennen. Ich habe das mal mit einem Birnenstämmchen
probiert. Einfach halb aufgesägt. Nach einem halben Jahr sah es so aus...

--
Dirk



Thomas Hansen
Beiträge: 105
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Stamm trocknen oder auftrennen?

Beitrag von Thomas Hansen »


Hallo Dirk,

ich hab jetzt erstmal die Rinde entfernt und die Enden mit Leim versiegelt. Mit der Ryoba kam ich kaum rein, deshalb hab ich angefangen an einer Flohmarkt-Gestellsäge rum zu feilen. Ich vermute die Feile ist zu grob gewesen, weil die Säge schon besser "gebissen" hat als vorher, aber die gefeilten Flächen sehr rauh aussehen. Da dürfte überall ein dicker Grat entstanden sein, der sich bei ersten Gelegenheit umlegen und die Schneiden rund machen wird.

Beruflich bin ich momentan sehr eingespannt, hab nen neuen Job angetreten. Daher hoffe ich jetzt einfach, dass mir nicht zu viele Risse entstehen, ich komme gerade einfach zu spät nach hause um Krach zu machen.

Dein Birmholz sieht wirklich so aus, als könnte man da ein paar Brettchen draus schneiden, glückwunsch. Ich finde das irgendwie faszinierend, aus einem Ast etwas komplett selbst herzustellen.

Gruß
Thomas


Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Stamm trocknen oder auftrennen?

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Thomas,

wenn die Rinde weg ist, muss!! der Stamm aufgetrennt werden sonst reißt er außen.

Gruß, Walter


Thomas Hansen
Beiträge: 105
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Stamm trocknen oder auftrennen?

Beitrag von Thomas Hansen »


ups, das kann ja was werden... Keine Ahnung, ob ich das die nächsten Tage schaffe.

Entrindet werden musster er, weil da einige Käfer ihr Unwesen getrieben haben und ich das Zeug in der Wohnung zusammen mit meinem restlichen Holz habe.

Naja, es war umsonst und ich bin um eine Erfahrung reicher. Hab noch ein zweites Stück, das auf der Terasse liegt. Da bin ich noch zu garnichts gekommen und reingeholt hab ich es nicht wegen der Viecher. Ist leider ein bischen dünner, werde es aber mit Leim versiegeln und draußen lassen. Vielleicht hab ich ja Glück.

Danke auf jeden Fall für den schnellen "Alarm".

Gruß
Thomas


Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Stamm spalten!

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo Thomas,

Auftrennen heißt nicht unbedingt, dass du stundenlang sägen musst. Du kannst das Stämmchen auch einmal aufspalten. Das hast du in 10 Minuten erledigt. Setz einen Keil in einen wahrscheinlich nun schon vorhandenen kleinen Spalt ein und treibe ihn weiter, bis der Stamm reißt. Später kannst du dann immer noch die gespaltenen Flächen glätten - entweder mit einer Dechsel, einem Beil oder einem leicht gekrümmten Ziehmesser.

Gruß ;-)

Marc


Thomas Hansen
Beiträge: 105
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Stamm spalten!

Beitrag von Thomas Hansen »


danke marc,

das ist mal eine Idee nach meinem Geschmack!

Werd ich noch dieses WE machen, mit beiden Stücken.

Gruß
Thomas


Antworten