Oberfläche Hobeln bei Leimholzplatten

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Hans
Beiträge: 156
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Oberfläche Hobeln bei Leimholzplatten

Beitrag von Hans »


Hallo Forum!
Ich hätt da mal ne Frage (no na :-) )...
Ich habe gestern für eine Bekannte ein Brotschneidbrett aus einer alten Buchenleimholzplatte hergestellt. Nichts grossartiges, einfach ein flaches Brett, 40x25cm, 2,5cm stark, runde Ecken und abgerundete Kanten (wobei ich zugeben muß, für die Kanten die OF verwendet zu haben :-) macht man das händisch eigentlich mit einem "Radiushobel"?).
Da die Tischplatte ein ziemlich verzogenes Stück war, hab ichs erstmal planieren müssen. Das hab ich - mangels eines ADH - mit dem Handhobel gemacht, konkret mit einem Rali 220 Pro (der mit dem Lamellenboden), weil ich sonst keinen habe.
Hat auch erstaunlich gut funktioniert, die Oberfläche wird grösstenteils wirklich sehr schön, viel schöner als beim Schleifen - es glänzt und schimmert... aber eben nur grösstenteils.
Mein Problem:
Die verwendete Platte ist eine Buchenleimholzplatte aus einer sehr tiefen Preisregion (erstanden im bekannten schwedischen Einrichtungshaus), und daher aus sehr kleinen Einzelteilchen zusammengeleimt, wo keiner drauf geschaut hat, daß die Maserung ungefär in die selbe Richtung verläuft.
Konkret heisst das, daß sich mitten in der ansonsten sehr glatten Fläche nach dem Hobeln ein paar Stellen aufgetan haben, die äusserst unsauber geworden sind (fast wie ausgerissen). Ich tippe da auf schlicht und ergreifend den falschen Faserverlauf, da es in Gegenrichtung gehobelt genau andersrum ausschaut (ganze Fläche schiach, nur die drei Riemchen sauber).
Ich versuch jetzt herauszufinden an was das liegt und es gibt drei Möglichkeiten:
1.) Ich hab zuwenig Übung und hab mich einfach zu blöd angestellt
2.) Der Rali ist halt doch nur ein Baustellenhobel und für den Zweck ungeeignet
3.) Das geht dar nicht anders
Punkt 2 inkludiert, daß es einen Hobel gegeben hätte, mit dem das Problem nicht aufgetreten wäre.
Ich würd gern eure Meinungen dazu hören. Habt ihr solche Probleme auch hin und wieder? was macht ihr dann? Oder ist es mit Leimholzplatten wie mit Statistiken - trau keiner, die du nicht selber zusammengeleimt hast?
Freu mich schon auf die Antworten.

Schönen Gruß
Hans


Friedrich Kollenrott
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Re: Oberfläche Hobeln bei Leimholzplatten

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Hans,

um Holz mit ungünstigem Faserverlauf (wie es für preiswertes Leimholz typisch ist) ausrissfrei zu hobeln, braucht man einen Hobel der

1. richtig scharf ist
2. so eingestellt ist, dass der Span nur wenige hundertstel mm dick ist
3. ein sehr eng eingestelltes Maul hat.

Außerdem hilft auf jeden Fall ein großer Schnittwinkel, also möglichst 50°oder noch mehr. Ob der Spanbrecher (so der Hobel einen hat) hilft, ist etwas umstritten.

Wenn man für optimale Bedingungen sorgt, kann man jeden, wirklich jeden Faserverlauf beherrschen ohne Ausrisse, schlimmstenfalls erhält man eine matte Oberfläche. Führ ich (mit meinem Flachwinkel- Putzhobel)gern vor, es ist wirklich so. Voraussetzung ist natürlich, dass die Stoßstellen der Lamellen (Stäbchen!) fugenlos verleimt sind; andernfalls gehts mit keinem Hobel.

Was den Rali angeht: Ich denke, der kann es nicht, er ist aber auch nicht dafür gemacht und es wäre unfair, es von ihm zu verlangen.

Zum "Radiushobel": wenn Du den meinst, den der Hausherr im Angebot hat: Meine Erfahrungen damit sind schlecht, genau wegen der Neigung zu bösen Ausrissen. Ich habe an Schneidbrettern für die Küche die Radien an der Kante im Hüllschnittverfahren mit einem kleinen Einhandhobel hergestellt. Geht eigentlich ganz gut, ist ausrissfrei und fühlt sich sehr gut an. Das Abrunden der Ecken ist dann Schnitzarbeit.

Friedrich



Johannes Peschek

Re: Oberfläche Hobeln bei Leimholzplatten

Beitrag von Johannes Peschek »

[In Antwort auf #121334]
Hallo Hans!

Auch wenn man selbst eine Platte verleimt, ist gegenläufiger Faserverlauf aus diversen Gründen so gut wie immer unvermeidlich. D. h., man muss, wenn man nicht schleifen will, durchaus in der Lage sein, das mit dem Hobel zu bewältigen. Und das geht auch. Allerdings ist die Frage, wie das genau geht, schon ein eher weites Feld ... Unter den Stichworten "Spanbrecher", "Schnittwinkel", "Maulöffnung", um nur einige zu nennen, wirst du mittels der Suchfunktion unzählige Beiträge zu diesem Thema finden.
Du kannst auch versuchen, mit bogen- bzw. kreisförmigen Putzbewegungen eine Verbesserung des Hobelbildes an den kritischen Stellen zu erzielen. - Allerdings wird aus dem Rali, der durchaus seine Qualitäten hat, auch bei heißestem Bemühen nie und nimmer ein Putzhobel. Das ist wie mit dem Ackergaul und dem Rennpferd ...

Herzliche Grüße
Johannes



Hans
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Oberfläche Hobeln bei Leimholzplatten *MIT BILD*

Beitrag von Hans »


Hallo Friedrich,
danke, das hilft :-)
Mit dem Rali hast Du vermutlich recht. Ich kann zwar das Maul verstellen - allerdings ist ein Rali wohl ein weiblicher Hobel, weil ganz zu gehts nie :-) bzw. was heisst "sehr eng"? wenige mm, nur einer oder sogar weniger?
Richtig scharf war er glaub ich schon, hab zum Test extra das Messer gedreht (erstmals). Ich glaub die nagelneuen Schneiden der Rali Wegwerfmesser würden vermutlich auch Deinen Ansprüchen halbwegs gerecht werden :-)
Für den Zweck (Brotschneidbrett) hats allemal genügt. Nach dem dritten mal benutzen wird die Oberfläche eh wieder grauslich ausschaun. Aber vielleicht kommt ja später mal was auf mich zu, wo es besser sein MUSS, deshalb spiel ich gern an den Projekten rum, bei denen ich besser sein DARF... Aber dann muss ich mir wohl mal nen Putzhobel zulegen. Typen werden ja hier zu Hauf diskutiert.

Zu den Radieschen äh Radien:
Ich meinte noch gar keinen, hab grad mal nachgeschaut, welchen DU gemeint hast - ist das der im verlinkten Bild? Sieht zumindest lustig aus :-) erscheint mir aber auch nicht gerade Vertrauenerweckend, da hätt ich gefühlsmässig glaub ich zuwenig in der Hand.
Mit Hüllschnittverfahren meinst Du wahrscheinlich sowas wie "zuerst mal 45°, dann 22,5° von links und rechts, dann die Ecken nochmal verdoppeln" usw. - also aus 1Eck mach Sovielwiemöglicheck und damit in guter Näherung Rund? so hab ichs auch mal versucht, war auch echt nicht schlecht, das Ergebnis, aber aus demselben Grund wie die Fläche hab ichs nicht sauber hinbekommen (teilweise ausgerissen). Bei Stahlplatten hab ich das in der Schule machen "dürfen" - ziemlich am Anfang, Sommer, Werkstatt mit wenig Fenster, dafür Dachfenstern... Soviel geschwitzt hab ich nicht mal zur Matura :-)


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Hüllschnitte

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Hans,

ja, mit dem Radiushobel meine ich genau das Ding das Du da zeigst. Schneidet eigentlich einen ordentlichen Radius. Leider ist es aber kein Hobel, hat also keine Sohle und kein enges Maul, und so ist es fast unvermeidlich, dass irgendwann doch mal der Schnitt in die Tiefe einreißt. Und was dann? Man hat ja schon den Radius geschnitten den man haben will. Da hilft dann nur wieder anleimen- und irgendwann ist das Dinge entsorgt worden (nein, nicht in die Bucht, sondern in den Schrott). Lehrgeld.
Hüllschnitt: Genau was du schreibst. 45°, dann zweimal auf ungefähr den halben Winkel. Und dann mit vielen ganz feinen Schnitten einmal um die Kante herum. Wird völlig ausrissfrei, wenn man auch dafür einen guten scharfen Hobel nimmt, Span dünn und Maul eng. Bei mir ein Flachwinkel- Einhandhobel.

Ich hatte noch ein Argument für einen "richtigen" Putzhobel vergessen: Das Eisen kann man minimal bogenförmig schärfen, dann gibts auch keine Stufen zwischen den Hobelstrichen.

Friedrich


Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Oberfläche Hobeln bei Leimholzplatten

Beitrag von Marc Waldbillig »

[In Antwort auf #121334]
Hallo Hans,

Erinnere ich mich richtig, so hast du eine LN Flachwinkelraubank gekauft. In dem Hobel steckt eine Menge drin. Für den Zweck, den du beschrieben hast, kannst du eine Mikrofase an die Hauptfase anziehen. D.h. du machst auf deinem Abziehstein etwa 4 Striche mit eingestellten 48°. Daraus erfolgt ein effektiver Schnittwinkel von 60°. Fein eingestellt, Maul weit unter einem mm zu. D.h. so dass gerade einmal ein Span durchpasst. Sollten bei 2/100 mm Spandicke immer noch Ausrisse auftreten, so kannst du die Mikrofase auch noch erhöhen, z.B. um 10° auf 58°.

Ansonsten kannst du dir einen Schabhobel kaufen, auch genannt Ziehklingenhobel, Modell #80 (Veritas oder alt) #212 (LN) oder #112 (LN oder Veritas), um die Ausrisse auszumerzen. Eine einfache Ziehklinge tut es natürlich auch. Da ist der Preis unschlagbar.

Gruß ;-)

Marc



Hans Bos
Beiträge: 153
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Oberfläche Hobeln bei Leimholzplatten

Beitrag von Hans Bos »


Hallo Marc,

Das Brotschneidebrett ist nicht meins. Der LN 7-1/2 habe ich aber neulich gekauft. Verwirrst du zwei Hänse?
Me würde der LN 164 Flachwinkel rasierenklingen scharf oder sogar der LN 112 Schabhobel gefolgt von leichtem Schleifen, das Problem mühelos losen.

Schöne Grüsse aus Holland,

Hans Bos



Hans
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Re: Oberfläche Hobeln bei Leimholzplatten

Beitrag von Hans »


Hallo Marc,
hallo Namensvetter :-) ,
ich glaub Du hast Dich wirklich im Hans geirrt :-)
Konnt mich bisweilen leider noch nicht durchringen, einen ordentlichen Hobel zu kaufen. Bin zurzeit noch am ausprobieren, wie ich mir mit der reinen Handarbeit überhaupt tue, und das mach ich halt mangels Auswahl mit meinem Rali. Daß ich damit in manchen Bereichen schnell an die Grenzen stoße, ist mir inzwischen klar - so ein Hobel hats halt doch in sich. aber nachdem ich ja jetzt weiss, daß die Grenze eher vom Hobel als von was anderem herrührt, sinkt die Hemmschwelle des Hobelkaufs wieder ein gutes Stückerl :-)
Weihnachten kommt ja auch "bald"... und so ein nettes Hobelchen wär schon was. Sitzt schon auf der Wunschliste.

Kurz nochmal ein anderes Thema: Wie macht ihr eigentlich Ecken rund? Kanten weiss ich ja jetzt (Hüllschnittmethode) - aber Ecken? ich hab eine Art Hüllschnitt mit Säge versucht, und danach auch mit Hobel immer weiter die Ecken vervielfältigt, und zum Schluss hab ich doch glatt Schmirgelpapier verwendet... Wie machts denn der Profi?


Hans Bos
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Oberfläche Hobeln bei Leimholzplatten

Beitrag von Hans Bos »


Hallo Hans,

Bitte, überleg dir ganz genau was du mit "so ein nettes Hobelchen" machen würdest. Es ist einfach unmöglich mit einem Hobel alle verschiedene Bedürfnisse zu erfüllen in höchster Qualität.
Willst du einen einzigen Hobel, ein "Werkpferd" das zu die meiste Zwecke eingesetzt werden kann, dann hat sich bei mir den Nr 5 viele Jahre bewährt. Das Flachwinkelequivalent (bevel up Jack) wäre auch zu empfehlen. Es ist aber kein Putzhobel, kein Rauhbank, kein Schabhobel. Auf jedem Fall, kauf dir etwas gutes. Ein guter Hobel kann man mehrere Generationen verwenden. Ein Preiunterschied von EUR 100 oder eben 200 ist mE schnell vergessen. Der Frust, das verlorene Material, die Unfriede mit nur halb gelungene Ergebnisse von einem nicht so guten Hobel bleibt.

Schöne Grüsse aus Holland.

Hans Bos

PS Wie Profis runde Ecken machen möchte ich anderen überlassen. Amatöre verwenden wohl die Werkzeuge die man hat (Hobel, Hand- Stich- Bandsäge, Stemmeisen, Taschenmesser ...).



Hans
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Re: Oberfläche Hobeln bei Leimholzplatten

Beitrag von Hans »


Hallo Hans,
danke für die Hinweise.
Bis Weihnachten hab ich ja noch ein weilchen Zeit, draufzukommen, was ich will. Bis dahin werd ich weiterexperimentieren, bis wohin mein Rali reicht.
Ich bin (bisher) noch nicht im Möbelbau oder so unterwegs, mal ein Regal, eine Treppenüberdachung, eine Sandkiste, ein Spielhaus - was halt so als Heimwerker anfällt. Dennoch brauchts halt hin und wieder eine Fläche, die ebener ist als die gekaufte Leimholzplatte, oder eine Kante, die im genauen rechten Winkel ist, oder eine schöne Oberfläche (und wenn man halt mal gesehen hat, wie eine gehobelte im Gegensatz zu einer geschliffenen Fläche aussieht, ist man infiziert...). Dafür möcht ich halt auch nicht 700 oder mehr Euro fürs Werkzeug ausgeben (sprich Rauhbank, Schlichthobel, Putzhobel z.B. - wenn man des Hausherrn Shop anschaut, kommt man schon ins schwärmen :-) ) - sicher sind die Werkzeuge nicht umsonst so teuer - nicht billig, aber preiswert, sag ich mal. Die große Kunst des Heimwerkens ist es, von der Finanzministerin das Budget bewilligt zu bekommen :-)
Ich denk halt mal, bzw, meiner bisherigen bescheidenen Erfahrung nach ist der Rali eh ein ganz gutes Arbeitspferd, das heisst ich kann mich quasi auf Spezialisten beschränken (zum Beispiel einen Putzhobel fürs Feine).
Na mal sehen.
Wenns soweit ist, werd ich euch wahrscheinlich eh wieder nerven :-)

Schönen Gruß vom östlichen zum westlichen Nachbarn Deutschlands :-)
Hans


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