Liegestuhl-Projekt

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Dirk Vogel
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Liegestuhl-Projekt

Beitrag von Dirk Vogel »


Hallo allerseits,

nach längerer Zeit melde ich mich auch mal wieder zurück. Ich sitze gerade an einem Liegestuhl-Projekt für meinen Bruder. Dieser sitzt ziemlich aufrecht, wie auf dem ersten Bild schematisch angedeutet :


Der Liegestuhl soll komplett zerlegbar sein, und wie üblich möchte ich auf Metall (Schrauben o. Ä.) verzichten. Daher wird der Stuhl wohl aus zwei L-förmigen Seitenbrettern bestehen, die über Querstäbe zusammengehalten werden. Oben im Bild sieht man meine erste Idee dazu, die aber sehr aufwendig herzustellen sein dürfte, da ich die Verbindung als abgesetzte, verjüngte Gratnut konzipiert habe. Dabei würde ich wie folgt vorgehen : erst müßten die Querstäbe an ihren Enden mit einem verjüngenden Schwalbenschwanz zurechtgesägt werden, und dann würde ich für die Zwischenräume kleine "Würfel" anpassen, die fest mit dem Seitenbrett zu verleimen wären.

Eine weitere Idee besteht darin, an die Seitenbretter (in der folgenden Zeichnung 1 genannt) zwei Leisten zu leimen, die für die Querhölzer (2a, 2b usw. – hier mit seitlichen Abstandshaltern, also aufgeleimten Holzwürfeln) eine durchgehende Nutverbindung ermöglichen würden. Damit der Stuhl nicht seitlich auseinanderfällt, dachte ich an eine Konstruktion mit Abschlußhölzern (3), die mit ihrer verjüngten Gratnutverbindung am Fußende, in der Mitte und am Kopfende für einen feststehenden Abstand der Seitenbretter sorgen würde :


Ich hoffe, daß diese Abschlußhölzer im Verein mit den eingelegten Querhölzern dem Stuhl entsprechende Stabilität verleihen. Was meint Ihr ? Und welche Mindeststärke haltet Ihr bei den Querhölzern für notwendig ?

Viele Grüße von Dirk



TorstenKüpper
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Re: Liegestuhl-Projekt

Beitrag von TorstenKüpper »


Hallo Dirk,

was spricht denn gegen eine Schlitz- und Zapfenverbindung, welche mit einem oder zwei durchgehenden Holzdübeln gesichert wird? Das ist doch eine relativ einfache und haltbare Methode.

Oder eine verkeilte Zapfenverbindung (evtl. verdeckt)?

Grüße
Torsten



Heiko Rech
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Re: Liegestuhl-Projekt

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Dirk,

ist die Leige für den Außenbereich, wenn ja, ist sie der Witterung ausgesetzt? Welche Holzart soll verwendet werden? Könntest du einige Querschnittsmaße der Holzteile angeben?

Gruß

Heiko


Dirk Vogel
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Beitrag von Dirk Vogel »

[In Antwort auf #120991]
Hallo Torsten und Heiko,

hier noch ein paar Informationen : der Liegestuhl soll in der Tat draußen stehen, und er wird bestimmt nicht bei jedem Sommerregen im Schuppen verschwinden, höchstens unter einem Vordach. Er muß also durchaus auch naß werden können. Das eingeplante Holz ist (Plantagen-)Teak, von dem es hieß, als Außenholz geeignet zu sein. Alle meine Bretter sind gut 3 cm stark. Die Seitenbretter werden etwa 8 cm breit, bei den Querhölzern ist es unterschiedlich (3 – 5 cm).

Zur Verbindung : wie man eine verkeilte Zapfenverbindung verdeckt, weiß ich nicht. Aber eine Schlitz- und Zapfenverbindung hielt ich deshalb für bedenklich, weil meine Seitenbretter ja in relativ regelmäßigen Abständen immer auf gleicher Höhe Löcher bekämen, entlang derer sie längs einreißen könnten :



Oder ist diese Sorge übertrieben ?

Grüße von Dirk



Thomas Schuermann
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Re: Weitere Daten

Beitrag von Thomas Schuermann »


Hallo Dirk,

das hört sich wieder nach einem sehr interessanten und außergewöhnlichen Projekt an, was Du schreibst!

Das Problem bei der ganzen Konstuktion dürfte sein, fein passende lösbare Verbinundungen zu konstruieren, die zerlegbar bleiben, obwohl das Holz arbeitet. In die Seitenteile würde ich bei dem angedachten Querschnitt nicht so viele Löcher machen.

Wie wäre es denn, wenn Du die Seitenteile als L-Form ausführst, und die Auflage wird einfach darübergerollt. Dazu müßte man die Auflagebretter mit einem Gurtband oder ähnlichem miteinander verbinden. Die Verbindung der L-Teile untereinander könnte ja an einigen Stellen in der von Torsten beschriebenen Form erfolgen. Ich persönlich würde das Gurtband dann an die Leisten annageln - ja ich weiß - Du wolltest ohne Metall arbeiten.

Dies als Idee!

Beste Grüße aus Cronenberg

Thomas


Dirk Vogel
Beiträge: 510
Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

Stabilität des Gestells

Beitrag von Dirk Vogel »


Hallo Thomas,

wenn die durch ein Band zusammengehaltenen Querleisten auf ein Gestell aufgelegt werden sollen, tragen sie nichts mehr zu dessen Stabilität bei. Das bedeutet, daß der "Liegestuhlrahmen" (also Seitenbretter samt einer Querstruktur und Beinen) bereits bombenfest stehen muß. Ob ich das nur durch Zapfen-Schlitz-Verbindungen und ohne Verleimen hinbekomme, weiß ich halt nicht so recht. Der Stuhl soll ja zerlegbar sein, um von Würzburg nach Essen transportiert werden zu können, ohne die Möbelpacker zu engagieren.

Daher meine Idee der Steckverbindung in Schwalbenschwanzform, die vor Ort ineinandergeschoben werden kann, aber sicherlich nicht so paßgenau sein wird, als daß sie eine Verschiebung des Rahmens in Richtung Parallelepiped völlig verhindern könnte. So kam ich halt auf die "einnutbaren" Querleisten, mit denen die Seitenbretter gefüllt würden und die den rechten Winkel verstärken sollten.

Im übrigen widerstrebt mir die sicher sehr gute Idee eines verbindenden Gurtes deshalb, weil der Stuhl dann nicht nur aus Holz wäre. Da auch der Gurt Regen aushalten muß, kommt bestimmt nur ein (Kunst-)Stoff dafür in Frage, etwa wie bei den Gurten, mit denen man schlecht schließende Koffer verstärkt. Das fände ich nicht so schön ...

Grüße von Dirk



Heiko Rech
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Weitere Daten

Beitrag von Heiko Rech »

[In Antwort auf #120994]
Hallo Dirk,

ich bin sehr skeptisch, was die Haltbarkeit der Liege angeht. Zum einen hast du durch die vielen Verbindungen, Klötzchen etc. viele potentielle Wassernester, zum Anderen hätte ich starke Bedenken, was die Haltbarkeit der lösbaren Verbindungen angeht. Ich fürchte die werden schon nach kurzer Zeit im Freien ausgeleiert sein. Alles in allem finde ich die ganzen gezeigten Verbindungen zu filligran, für ein solches Möbel.

Mach mal eine Probe:
Nimm ein Stück Holz, mach eine Verbindung dran, leg diese Verbindung zunächst einmal in die pralle Sonne, dann, einen Tag später mach sie Naß, lass sie langsam wieder trocknen und leg sie den Tag darauf wieder in die pralle Sonne.

Erst nach einem solchen Test, würde ich diese Verbindung dann auch an der Liege umsetzen, hätte aber immer noch Bedenken.

Möbel für den Außenbereich, noch dazu bewittert stellen ganz andere Ansprüche, als Möbel für den Wohnbereich.

Was hast du für einen Leim vorgesehen, welche Oberflächenbehandlung?

Gruß

Heiko


Daniel Maier
Beiträge: 157
Registriert: So 21. Jun 2015, 10:18

Re: Weitere Daten

Beitrag von Daniel Maier »


Hallo Dirk,

ich möchte mich Heiko anschließen, auch ich habe Bedenken, daß die Vielheit der Einzelglieder und die filigranen Verbindungen für den Außenbereich zu anfällig sind.

Ich verstehe auch nicht ganz warum sie zerlegbar werden soll.
Weil Du sie zu Deinem Bruder bringen mußt und nicht mit einem Leih-Laster rumfahren willst?
Dann wäre es doch eine Möglichkeit, die Liege vorzufertigen und mit wenig Werkzeug und Material bei Deinem Bruder aufzubauen - schenk ihm doch einen Bausatz...

Will aber Dein Bruder eine zerlegbare Liege, damit er ohne Laster mit der Liege an den Baggersee kann (z.B.), dann wird es sehr heikel...
Ich könnte mir denken, daß es dann eine Lösung sein könnte, wenn Du die "Liegeleisten" in der Mitte verjüngst, das quasi schlanke Doppelt-T entstehen, die werden in eine Nut der Seitenbretter gelegt. Die Seitenbretter werden mit loser gekeilter Zapfenverbindung an die Vorder-/Rückbretter gefügt. Auf diesem Weg wäre vielleicht dem Arbeiten des Holzes durch das bewegliche Keilen entgegen zu arbeiten.

Aber auch hier bleibt die Frage, ob die "angeleimt Nut", wie Du sie andachtest, ob die Verleimung wirklich trägt. Wäre da nicht eine aus dem Holz geholte Nut stabiler?

Nun ja, ich hab mir so meine Gedanken gemacht...

Liebe Grüße und viel Erfolg,
Daniel



Rolf Richard
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Re: Liegestuhl-Projekt

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #120991]
Hallo Dirk!

Zu dem Projekt ist ja nun hier schon viel gesagt worden.

Was mich interessieren würde ist, ob Du letztendlich schon die verbaute Holzmasse berechnet hast? Der Entwurf scheint mir recht massiv und damit auch schwer zu sein.

Bei den Holzverbindungen, die immer wieder zusammen- und auseinandergebaut werden sollen, hätte ich auch meine Bedenken hinsichtlich der Dauerhaltbarkeit. Nicht umsonst wurden lösbare Verbindungen in der Vergangenheit regelmässig als verkeilte Durchsteckverbindungen ausgeführt.

Zum gezeichneten Teil mit der Nr. 3 hätte ich direkt eine Anmerkung: Der Schwalbenschwanz hat nur kurzes Holz, wird somit fast unausweichlich sehr schnell wegbrechen.

Ein schönes Wochenende!

Rolf



Dirk Vogel
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Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

Bausatz

Beitrag von Dirk Vogel »

[In Antwort auf #120991]
Hallo allerseits,

vielen Dank für Eure Bemerkungen. Der Liegestuhl soll nur die Reise nach Essen als Bausatz antreten, anschließend wird er nicht mehr transportiert, also auch nicht mehr auseinandergenommen. Daher ist es wahrscheinlich am besten, ich verleime ihn dort vor Ort, wenn Ihr glaubt, Steckverbindungen werden sich bei Wind und Wetter ausleiern ...

Heiko : wie diese anderen Ansprüche an Möbel, die im Freien stehen, sich in der Bauweise niederzuschlagen haben, weiß ich eben nicht, da ich solche Projekte noch nie verwirklicht habe. Da man mir sagte, Teakholz sei auch im Freien witterungsbeständig, hatte ich als Oberflächenbehandlung bisher nur mein Öl-Wachs-Gemisch vorgesehen, womit mein Bruder den Stuhl halt immer mal wieder einpinseln könnte. Beim Leim dachte ich an diese wasserfeste Ponalsorte ...

Rolf : auch ich halte die Holzstreben für zu dick, daher meine Frage, wie stark ich sie wohl auslegen sollte - aber dazu hat mir noch niemand einen Rat erteilt. Was Du zum Teil Nummer 3 schreibst, stimmt selbstverständlich. Ein typischer Anfängerfehler ...

Grüße von Dirk



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