Hallo Michl,
danke für die Lorbeeren!
Das mit dem ist "nicht so wahnsinnig schwierig" ist natürlich relativ zu deinen Erwartungen an das Ergebnis und deinem Geschick bzw. Erfahrungen. Roman aus Wien hat natürlich vollkommen recht, wenn er sagt, daß sich das Rodelbauen um des rodeln wegen nicht lohnt! Also wenns ums rodeln allein geht, ist kaufen natürlich die billigere (Zeit eingerechnet) und perfektere Methode, was das Ergebnis angeht. Du kannst nicht davon ausgehen, daß dein erster Schlitten die Qualität erreicht, die man von professionellen Schlittenbauern mit viel Erfahrung kaufen kann. Aber bei mir war damals eben das Selbermachen sehr wichtig! Und das Ergebnis ist zwar alles andere als perfekt, aber trotzdem freut es mich und meine Familie jedesmal am Schlittenhügel(, ein Hingucker ist es auch noch).
Zu deinen Fragen:
1) Die Verwindung wie bei Rodeln der Firma Gasser ist bei weitem nicht so groß. Dazu müßte man die Schlitze und Zapfen wahrscheinlich noch optimieren. Wenn ich auf dem Schlitten sitze, kann ich die Kufe vorne etwa 7 cm vom Boden heben. Ich denke, daß zwar die seitliche Führung über die Längsseite des Zapfens wichtig ist, damit die Kufe eine gute Seitenstabilität hat, aber die Schmalseite sollte Spiel haben, damit eine gute Verwindung möglich ist. Vielleicht wäre das Optimung ein Drehgelenk mit der Achse quer zur Kufe, was hier mit dieser "Spezial"-Schlitz-und-Zapfen-Verbindung ereicht werden soll.

2) Zapfenspiel: Wie schon gesagt, für die Spurtreue halte ich die seitliche Führung der Zapfen im Schlitz für sehr wichtig. Hier ist Gummi wohl auch vollkommen fehl am Platz. Für die Verwindung ist Platz nach vorn und hinten nötig. Das kann man durch Spiel oder durch eine konische Form erreichen. Platz nach unten sollte natürlich auch sein. Optimal wäre wohl eine abegerundete Unterseite des Zapfens mit vielleicht 2 mm Spiel zum Schlitzgrund an der engsten Stelle (=Mitte). Bei mir sind die Zapfen (noch) ganz normal.
3) Zur Funkion des Gummis: Ähm, ich habe ihn damals eingebaut, weil mein Musterschlitten auch einen hatte. Ich denke mal das stabilisiert einerseits die Schlitz-und-Zapfen-Verbindung mit Spiel, so daß nicht alles herumwackelt, läßt aber bei Kraftaufwendung die nötige Verformung halt doch zu. Ob bei den Profischlitten diese Gummis unter Spannung eingebaut ist (vorkomprimiert), weiß ich nicht. Auch weiß ich nicht, ob er zur Abdichtung für das Loch ist, ich denke aber mal, daß das nicht der primäre Zweck des Gummis ist, sondern eben wie oben beschrieben. Wie am Bild zu sehen ist bei mir im Zapfenloch kein Gummi mehr. Der Gummi ist etwa 2mm dick.



4) Formverleimungen habe ich auch nicht oft gemacht. Damals waren das meine ersten. Wahrscheinlich ist es hilfreich, sich zuerst woanders schlau zu machen und das nicht genau so durchzuführen, wie ich das damals gemacht habe:
Für die Kufen hatte ich ein relativ steifes Furnier aus Buche, 4mm dick. Deshalb habe ich das frisch geleimte Furnierpaket nur an der geraden Stelle auf einem Tisch gepreßt und die Krümmung frei Auge mit ein paar Klemmen mit Unterlage nach unten gebogen. Zum Trocknen habe ich das Ende mit einem Seil zusätzlich heruntergezogen. Nach dem Trocknen wird der Block in zwei Kufen zersägt.
Schwieriger waren die verwundenen Längshölzer. Die habe ich einzeln auf Maß aus 2mm starkem Eschenfurnier angefertigt. Dazu habe ich die Kufen mit den Böcken zusammengebaut und auf einen Tisch gestellt. Dadurch war die Geometrie schon vorgegeben. Die einzelnen Furnierstreifen habe ich verleimt und fest mit einer Schnur umwickelt, damit die Furniere im Block bleiben, aber in der Form angepaßt werden können. Diese Pakete habe ich dann mit Schnüren, Klemmen und allem Möglichen direkt an den Schlitten angepaßt und dort trocknen lassen. Dadurch sind sie natürlich nicht exakt gleich. Diese Methode auch nach meinem Geschmack sehr fraglich, erstens war das eine riesen Sauerei, d.h. der meiste Leim klebte an mir und nicht am Holz, zum zweiten ist das sicher keine gute Pressung der Furnierschichten (-gehalten hat es aber trotzdem bis heute!). Ein drittes Problem waren die Furnierstreifen: Für diese Methode dürfen die Streifen keinen großen Überstand haben, da das Paket ja keine wesentlich anderen Maße wie die fertige Leiste haben darf (eine Anpassung am Objekt ist ja sonst nicht möglich). Die Furniere hatten aber eine so große innere Spannung, daß beim Schneiden der Streifen mit Lineal diese nachher so krumm waren, daß ich sie mit der Schnurpressung allein nicht mehr ganz ausrichten konnte. Vielleicht ist das auf den Bildern auch zu sehen, daß die Schichten seitlich nicht ganz ausgerichtet sind.

Tja, wie würde ich das heute machen? Genau weiß ich das auch nicht. Vielleicht in der Art, daß man die Kufen mit den Böcken aufbaut, die drei Auflagepunkte (Bock hinten, Bock vorne, Kufe) zweidimensional genau aufmißt und dann dies irgendwo aufträgt oder eine Schablone baut. Dann wie bei den Kufen beide Leisten zweidimensional biegen und nach dem Trocknen erst zu Leisten zersägen. Abrunden für das Ende mit der Lederschlaufe ist sowieso für die ganze Leiste nötig, da man sich daran festhalten soll (liegt besser in der Hand). Und dann beim Einbauen halt hoffen, daß man sich beim Übertragen nicht vermessen hat...!
5) Welcher Leim am besten geeignet ist? Ich persönlich bin immer noch ein Weißleim-Anhänger. Andere hier im Forum würden PU-Leim empfehlen und am dauerhaftesten ist der wohl auch, aber die Sauerei möchte ich mir nicht mal vorstellen, noch dazu ist PU nicht gerade gesund! Und ich habe den Schlitten vor 20 Jahren mit einfachem wasserfestem Ponal geleimt und da hält alles noch. Der Schlitten wird zwar mal naß, aber zwischendrin hat er immer wieder genügend Zeit zum trocknen.
6) Wie gesagt, ich habe keine Formen gemacht und dazu solltest Du vielleicht besser die Literatur oder andere Forumsteilnehmer mit mehr Erfahrung befragen. Im Tage Frid Band 3 ist z.B. auch eine komplizierte 3D-Schablone mit Verwindung drin (vorgebogener Flachstahl), aber für einen einzelnen Schlitten so einen Aufwand zu treiben halte ich für "a bisserl" übertrieben!
Tja, was bleibt noch zu sagen? Ich habe mal deine und Romans Links angesehen. Wenn ich diese Infos damals gehabt hätte, würde mein Rodel vielleicht auch anders aussehen! Damals hatte ich halt kein Internet, sondern eben nur das eine Anschauungsobjekt von einer Freundin. Deshalb hier meine Erfahrungen und der Kommentar zu den Link-Infos:
a) Bespannung: Meine Riemenbespannung ist zwar einfach aber durchaus verbesserungswürdig. Jede Saison muß ich die mehrmals nachspannen. Wahrscheinlich ist so ein "Planensitz", wie es Roman auch empfiehlt, vorteilhaft und auch noch leichter zum Nachspannen.
b) Bei Gasser kann man Schlitten mit verschiedenen Kufenbreiten bestellen. Auf normalen Schlittenhügeln ist der Schnee oft so weich, daß ich heute die Kufen wesentlich breiter machen würde. Jetzt sind sie 3 cm breit, 8 cm wären wahrscheinlich nicht verkehrt. Die Stahlschiene muß ja nicht breiter sein sondern nur als Schutz der Auflagekante bei hartem Schnee und Eis montiert werden. Wenn der Schnee durch die Sonne sulzig wird, fahren die Plastikwannen wesentlich besser runter als mein Renner, der mit den Kufen zu stark einsinkt!
c) Mit das Wichtigst überhaupt: Mach Dir Gedanken über die sog. "Spur". Ein Rodel, bei dem unter Belastung die Kufen vorne einen größeren Abstand haben als hinten ist nicht lenkbar! Der fährt je nach Gewichtsverteilung immer nur nach links oder rechts, aber nie gerade aus (das mußte ich bei meinem Rodel auch erst nochmal anpassen!!). Wie das die Rennrodelbauer halten, weiß ich nicht, aber ich habe "zur Sicherheit" den Kufenabstand vorne ca. 1 cm kleiner als hinten gehalten. Deshalb bin ich mir auch sicher, daß Gummi an der seitlichen Führung der Schlitz-und-Zapfen-Verbindung zwischen Bock und Kufe nichts verloren hat. In dieser Richtung darf kein Spiel sein!
d) Seitliche Griffe, wie bei einem Rodelmodell von Gasser, sind für "Langbeinrodler" zwar sehr vorteilhaft, aber ein Kind mit kurzen Beinen kann man so nicht gut draufsetzen. Vielleicht kann man aber sowas aus steifem Leder machen, das sich runterbiegen läßt. Andere Hersteller montieren Griffe an den Kufen oder hinteren Böcken.
Ansonsten wünsche ich viel Spaß beim Basteln und ausprobieren!!
Viele Grüße
Markus